(Minghui.org) Drei Falun-Dafa-Praktizierende gingen am 23. Oktober 2003 um 19 Uhr zum Wasserturm in der Nähe des Bahnhofs Nehe in der Provinz Heilongjiang. Mit Hilfe von Satellitensignalen speisten sie ein fast 50 Minuten langes Video ins Kabelnetzwerk ein. Dieses entlarvte die verleumderische Propaganda der Kommunistischen Partei Chinas gegen Falun Dafa [1], insbesondere den inszenierten Selbstverbrennungsvorfall auf dem Platz des Himmlischen Friedens.
Die Verfolgung von Falun Dafa dauerte zu diesem Zeitpunkt bereits über vier Jahre an. Während die von der Partei kontrollierten Medien die Öffentlichkeit weiterhin in die Irre führten, wurden immer mehr Praktizierende wegen ihres Glaubens verhaftet, eingesperrt und gefoltert. Um über die wahren Umstände aufzuklären, beschlossen die Praktizierenden Wei Changfeng, Xia Xiuwen und Cui Guifeng das Risiko einzugehen und die Öffentlichkeit über die Wahrheit zu informieren.
An diesem Abend bekamen die Bürger im näheren Umkreis von Nehe, einer Kreisstadt mit etwa 700.000 Einwohnern, Zugang zu dem Video. „Die Bewohner in abgelegeneren Gebieten konnten ebenfalls Signale empfangen, aber es gab Schneeflocken auf dem Fernsehbildschirm“, sagte ein Beamter, als die Praktizierenden später verhaftet und ins Untersuchungsgefängnis gebracht wurden.
Dieser Vorfall zog schwere Vergeltungsmaßnahmen nach sich. Luo Gan, der damalige Sekretär des Komitees für Politik und Recht, begab sich zur Untersuchung in die Provinz Heilongjiang. Der Bürgermeister von Nehe, Jin Baoyuan, setzte eine Belohnung von 10.000 Yuan (1.300 Euro) in bar für die Verhaftung der beteiligten Personen aus. Die Polizei aus den über 30 Städten im Umkreis von Nehe und dem benachbarten Banner der Inneren Mongolei Morin Dawa Daur begann mit massiven Verhaftungen. Allein in Nehe wurden über 200 Praktizierende festgenommen. Beamte der Kommunistischen Partei betrachteten dies als eine der größten Aktionen in Bezug auf Falun Dafa.
Miao Yujiu, ehemaliger Agent des Büros 610 in Morin Dawa Daur, berichtete dem Büro 610 in Nehe, dass Wei und zwei weitere Praktizierende in die Einspeisung von Fernsehsignalen verwickelt waren. Fu Libin und Zhu Tianfu, zwei Agenten des Büros 610 in Nehe, und Nehe Polizeichef Sun Degui waren für die Verhaftung der Praktizierenden verantwortlich.
Die Praktizierenden wurden auf der Polizeiwache und im Gefängnis misshandelt und anschließend inhaftiert. Wei wurde zu 13 Jahren Haft verurteilt.
Wei, damals 42 Jahre alt und Landwirt in Aobao, hatte seit Jahren geplant, aufklärende Informationen über das Fernsehen zu verbreiten. Nach vielen Versuchen und Fehlern gelang es ihm schließlich. Xia, damals 40, lebte in Nierji. Cui Guifeng, eine ehemalige Musiklehrerin in Kunmierti, arbeitete für eine lokale Kreditgenossenschaft.
Sechs Tage nach dem Ereignis, am 29. Oktober 2003, wurden die drei verhaftet und in die Kriminalabteilung der Polizeibehörde in Nehe gebracht. Mit ihnen wurden Weis Frau, Cai Fengqin (keine Praktizierende), sowie Liu Mingkang, der ebenfalls an der Aktion beteiligt war, verhaftet. Cai wurde über Nacht verhört und am nächsten Tag wieder freigelassen.
Alle vier Praktizierenden wurden gefoltert. Sie wurden auf der Tigerbank gefoltert, – mit Elektrostöcken geschlagen und gedemütigt. Die Wärter fesselten Wei mit Handschellen an Heizungsrohre, um Einzelheiten zu erfahren.
Gemälde „Tigerbank“(2004) aus der Internationalen Ausstellung „Die Kunst von Zhen Shan Ren
Im Oktober ist es im Nordosten Chinas kalt. Die Wärter zogen Wei aus und öffneten alle Fenster und Türen, um ihn frieren zu lassen. Auch gossen sie kaltes Wasser über ihn. Sie fesselten ihn an Armen und Beinen an die Tiger-Bank. Die Wärter drückten eine Kugel gegen seine Rippen und schockten ihn mit Elektrostöcken auf höchster Stromstärke.
Folter-Nachstellung: Schocken mit Elektrostöcken
Cui schlugen die Wärter mit ihren Stiefeln und verletzten dabei ihren Rücken. Sie schlugen ihr mit Wasserflaschen auf den Kopf und gossen ihr Wasser ins Gesicht und auf den Kopf, während sie auf einem Metallstuhl gefesselt war. Sie wollten wissen, wie sich die Praktizierenden kontaktierten und wer der Taxifahrer gewesen war. Fu Libin und Zhu Tianfu vom Büro 610 in Nehe und Polizeichef Sun Degui hatten die Folter auf dem Metallstuhl befohlen.
Folter-Nachstellung: Gefesselt auf einem Metallstuhl
Nach 24 Stunden körperlicher Misshandlung wurden Wei, Xia, Cui und Liu am Abend des 30. Oktober 2003 ins Untersuchungsgefängnis Nehe gebracht.
Wang Li, Leiter einer Zelle im Untersuchungsgefängnis Nehe, befahl einem Häftling (namens Du Xiaoliang) Wei auszuziehen und ihn mit kaltem Wasser zu übergießen. Liu unterlag derselben Folterung. Du schlug und trat Wei ins Gesicht, bis er blaue Flecken bekam.
Da Xia sich weigerte, Dokumente zu unterschreiben, schlug der Wärter Li Ying sie und nahm ihre Fingerabdrücke. Daraufhin trat Xia 20 Tage lang in den Hungerstreik, um gegen die illegale Festnahme, Inhaftierung und das Verhör zu protestieren. Als Fernsehreporter sie nach der Einspeisung ins Fernsehen befragten, bekräftigte Xia die Unschuld von Falun Dafa. Das Büro 610 und andere Beamte befahlen, sie zu misshandeln.
Wei, Xia und Cui standen am 26. November 2003 vor Gericht. Sie wurden in Handschellen abgeführt. Der Staatsanwalt war Wang Baogui von der Staatsanwaltschaft in Nehe. Wei verteidigte sich selbst. Cui wurde von einem Anwalt vertreten, den ihre Familie beauftragt hatte.
Fu Libing vom Büro 610 in Nehe und Staatsanwalt Wang Baogui verurteilten Wei zu 13 Jahren Gefängnis, sechs für die erste Einspeisung und sieben für die zweite. Xia und Cui wurden zu je vier Jahren verurteilt.
Wei wurde zuerst ins Gefängnis Beian gebracht und dann ins Gefängnis Tailai. Beide Einrichtungen befanden sich in der Provinz Heilongjiang. Xia und Cui wurden am 14. April 2004 ins Frauengefängnis Heilongjiang gebracht.
Liu wurde drei Monate später entlassen. Das Büro 610 erlegte ihm eine Geldstrafe von 80.000 Yuan (7.700 Euro) auf. Die Polizei von Morin Dawa Daur und Mitarbeiter des Büros 610 schikanierten ihn auch nach seiner Freilassung weiter. Dies zwang ihn, sein Geschäft aufzugeben und sein Zuhause zu verlassen. Dadurch erlitt er einen wirtschaftlichen Verlust von über 400.000 Yuan (51.000 Euro).
In der Nacht der Einspeisung wurden allein in Nehe über 200 Falun-Dafa-Praktizierende verhaftet und ihre Wohnungen durchsucht. Sie wurden festgenommen, geschlagen und mit einer Geldstrafe belegt. Eine der Praktizierenden kam aus dem Kreis Suiling in der Provinz Heilongjiang. Sie besuchte gerade einen Verwandten. Sie wurde verhaftet und ihr Baby wurde zu einer Pflegefamilie gegeben.
Wei wurde am 26. März 2004 um 3 Uhr morgens vom Untersuchungsgefängnis Nehe ins Gefängnis Beian verlegt. Ihm wurde befohlen, die Gefängnisregeln zu rezitieren und lange still zu sitzen. Der politische Ausbilder An Dong befahl ihm, seinem Glauben abzuschwören.
Der Häftling Huang Hai schlug Wei so lange auf den Unterkiefer bis dieser ohnmächtig wurde. Der Häftling Pang Guolu zwang Wei lange Zeit mit den Händen hinter dem Rücken in gebückter Haltung zu verharren.
Pang verlangte daraufhin von Wei, eine Erklärung zu schreiben, in der er seinen Glauben aufgibt. Als Wei sich weigerte, befahl Pang mehreren Häftlingen, ihn auf dem Bett festzuhalten und seinen Arm so weit wie möglich nach oben zu heben. Wei biss ins Bettlaken, da der Schmerz so heftig war.
Die Häftlinge mussten direkt nebeneinander schlafen, wie Sardinen in einer Dose. Das Essen bestand aus einem gedünsteten Brötchen und ein wenig Suppe. Der Hunger wurde damit nicht gestillt.
Wei wurde am 30. April 2004 der zehnten Abteilung des Gefängnisses zugewiesen. Die Wärter teilten zwei Häftlinge ein, die ihn rund um die Uhr bewachen sollten. Der Wärter Yue Wenhua schlug ihm ins Gesicht. Später sperrte Yue ihn für 15 Tage in Einzelhaft und verlängerte diese dann um weitere 15 Tage.
2005 wurde Wei in die siebente Abteilung verlegt. Der Aufseher Nie Huasheng sperrte ihn für 15 Tage in Einzelhaft. Im August 2008 machte Wei die Falun-Dafa-Übungen und wurde erneut für 15 Tage in Einzelhaft genommen. Die Zelle hatte kein Fenster und keine Belüftung. Sie war klein, dunkel, feucht und heiß. Er trat in den Hungerstreik, um gegen die unmenschliche Behandlung zu protestieren und wurde acht Tage später ins Gefängniskrankenhaus Beian gebracht.
Einige Jahre später wurde Wei wieder in die erste Abteilung verlegt. Ein Wärter forderte ihn auf, seinen Glauben aufzugeben und sagte, dass sie dann seiner 90-jährigen Mutter erlauben würden, ihn zu besuchen. Da Wei dies ablehnte, belog der Wärter seine Angehörigen, als diese zu Besuch kamen. Er behauptete Wei wolle sie nicht sehen und brachte sie damit gegen ihn auf.
Wang Yangtai und Lu Shuyuan vom Büro 610 in Morin Dawa Daur gingen ebenfalls zum Gefängnis und versuchten, Wei von seinem Glauben abzubringen. Sie scheiterten.
Nach über acht Jahren im Gefängnis Beian wurde Wei am 12. August 2013 ins Gefängnis Tailai verlegt. Auf Anweisung des Büros 610 und der Gefängnisverwaltungsbehörde in Heilongjiang wies der Beamte Liu ihn der sechsten Abteilung zur Zwangsarbeit zu. „Ich habe kein Verbrechen begangen und ich werde nicht wie andere Häftlinge arbeiten“, antwortete Wei.
Liu fuhr fort, Wei zu demütigen und zu bedrohen und beschlagnahmte sein Hab und Gut, wie z.B. die Schriften von Meister Li Hongzhi, dem Begründer von Falun Dafa. Liu verleumdete Falun Dafa bei zahlreichen Gelegenheiten. Später erkrankte er an Urämie, musste zur Dialyse und kündigte seinen Job.
Aufgrund einer Anordnung der Gefängnisverwaltungsbehörde Heilongjiang erließ das Gefängnis Tailai im November 2015 eine Richtlinie. Diese verpflichtet alle Insassen zur Zwangsarbeit und stellt jeden, der sich in einem schlechten Gesundheitszustand befindet, von der Arbeit frei. Außerdem wurden Familienbesuche, Einkäufe, Mahlzeiten, Kommunikation, Unterhaltung und Pausen eingeschränkt oder gestrichen. Diese Richtlinie, auch bekannt als „sechs Stopps und eine Einschränkung“, wurde herausgegeben, um auf entschlossene Falun-Dafa-Praktizierende abzuzielen.
Anfang 2016 berichtete der Häftling Qu Hongyu den Beamten, dass Wei und andere Praktizierende Artikel mit Inhalt über Falun Dafa austauschten. Leiter Liu Jingyu steckte Wei für 15 Tage in Einzelhaft. Es war mitten im Winter und die Zelle war extrem kalt und feucht. Es gab kein Bett und er durfte nur eine einzige Schicht Kleidung tragen. Es gab wenig Essen und die einzige Wasserquelle war die Toilette. Jede Sekunde während dieser 15 Tage fühlte sich wie ein Jahr an.
Im Juli 2016 kam Wei wieder für einen Monat in Einzelhaft, weil er Artikel mit Inhalt über Falun Dafa hatte. Als Wei Widerstand leistete, wies Liu die Wärter an, ihn mit Handschellen und Fußfesseln zu fixieren. Auf diese Weise wurde Wei für einen Monat in Einzelhaft und einen Monat in seiner regulären Zelle festgehalten. Erst danach gab Liu die Anordnung, dass Wei den „sechs Stopps und eine Einschränkung“ unterzogen werden sollte.
Wei hat in diesen 13 Jahren enorm gelitten. Das oben Genannte sind nur einige Beispiele. Wann immer höhere Beamte zu Inspektionen kamen, wurden entschlossene Praktizierende oder unterstützende Häftlinge im Keller versteckt.
Nach 13 Jahren Haft – etwa fünf Monate im Untersuchungsgefängnis, gefolgt von zwölf Jahren und fünf Monaten in den Gefängnissen – wurde Wei am 29. Oktober 2016 entlassen.
Frühere Berichte:
Fernsehsignale ins Kabelfernsehen eingespeist: Ein Rückblick auf den friedlichen Widerstand gegen die Verfolgung
Ms. Xia Xiuwen Imprisoned for Three and a Half Years for Broadcasting Truth Clarification Programs
Ms. Xia Xiuwen from Inner Mongolia Persecuted at Brainwashing Center
Herr Wei Changfeng ist seit über acht Jahren eingesperrt, weil er aufklärende Programme gesendet hat
[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und verbreitete sich rasant. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.