(Minghui.org) Die folgenden drei Geschichten erzählen von der Vertrauenswürdigkeit der Menschen im alten China.
Xu Shaoyu lebte in der späten Qing-Dynastie in Qiantang. Es war Anfang August des Jahres Gengyin (1890) unter der Herrschaft des Kaisers Guangxu. Xu lieh sich hundert Silbermünzen von seinem Freund Yi Zhai und unterschrieb dafür keinen Schuldschein. Sie kamen aber mündlich überein, dass das Geld nach einem Jahr zurückgezahlt werden sollte.
Anfang August des Folgejahres wurde Xu jedoch krank. Auf seinem Totenbett murmelte er immer wieder: „Ich muss Yi bald das Geld zurückgeben. Was soll ich tun? Was passiert, wenn ich sterbe?“
Sein Frau sagte zu ihm: „Du hast keinen Schuldschein unterschrieben, daher bist du nicht an dein Wort gebunden. Mach dir darum keine Sorgen.“
„Er hat mir das Geld ohne Schuldschein gegeben, weil er mir vertraut. Wie kann es sein, dass ich mein Versprechen nicht einhalte?“ antwortete Xu.
Er wies seine Frau an, ein Jaderuyi zu verkaufen, dabei handelt es sich um ein gebogenes Kunstobjekt, das als Zeremonienstab im chinesischen Buddhismus verwendet wird. Darüber hinaus sollte sie zwei Mäntel aus Fuchsfell verkaufen. Das brachte ihnen zusammen neunzig Silbermünzen ein. Sie liehen sich weitere zehn Silbermünzen und zahlten dem Freund den Betrag am vereinbarten Tag zurück. Auf wundersame Weise wurde Xu ein paar Tage später wieder vollständig gesund.
Die Moral der Geschichte lautet: Was man verspricht, muss man halten. Das bedeutet, dem Prinzip „Wahrhaftigkeit“ zu folgen. „Wahrhaftigkeit“ ist eine traditionelle – und grundlegende – Tugend. Wenn jemand darauf achtet vertrauenswürdig zu sein und seine Versprechen um jeden Preis einhält, wird er gesegnet.
Wu war ein Königreich in der Zeit der Frühlings- und Herbstannalen und in der Zeit der streitenden Reiche (770 – 221 v. Chr.). Es lag im Osten Chinas, was heute die Provinz Jiangsu ist. Obwohl es damals als Grenzgebiet betrachtet wurde, gibt es über jene Zeit viele Legenden, und viele Hinterlassenschaften haben die Zeit überdauert.
Als Geburtsort von „Die Kunst des Krieges“, einem berühmten Buch über militärische Strategien von Sun Tzu, ist das Königreich Wu auch bekannt für seinen jahrzehntelangen Krieg mit dem Königreich Yue.
Darüber hinaus wurden in Wu erstklassige Waffen hergestellt, zu denen auch Schwerter zählten. Bei der folgenden Geschichte geht es um einen Prinzen, sein Schwert und sein Versprechen.
Jizha war der jüngste Sohn des 19. Königs von Wu, Shoumeng. Er regierte von 585 bis 561 v. Chr. Einmal besuchte Jizha das Königreich Lu (in der heutigen Provinz Shandong). Auf seinem Weg kam er am Königreich Xu vorbei, dass ein Vasallenstaat von Wu war. Dort wurde er herzlich willkommen geheißen. Während seines Aufenthalts fiel ihm auf, dass der König von Xu sein Schwert sehr bewunderte.
Jizha war jedoch auf dem Weg zu einem Staatsbesuch im Königreich Lu und sein Schwert repräsentierte seinen Rang und Status. Daher konnte er dem König von Xu das Schwert nicht überlassen. Nichtsdestotrotz beschloss Jizha dem König das Schwert auf dem Rückweg zu geben. Vor seiner Abreise hatte er dieses Versprechen im Kopf, sagte jedoch nichts.
Ein Jahr später kehrte Jizha ins Königreich Xu zurück und hörte, dass der König schon gestorben war. Er wollte ihm das Schwert aber trotzdem geben. Daher ging er zum Grab des Königs, hängte sein Schwert an einen Baum, der davor stand und ging.
Jizha sagte zu sich: „Als ich das letzte Mal am Königreich Xu vorbei kam, wusste ich, dass der König dieses Schwert sehr bewunderte. Ich kann mein Versprechen nicht brechen, nur weil er gestorben ist.“
In der Qing-Dynastie hielt ein Paar seine Verlobung über Jahrzehnte aufrecht, obwohl sie sich in der Zeit nicht sahen.
Cheng Yunyuan stammte aus einem sehr bekannten Stamm aus dem Huainan-Gebiet. Sein Vater Cheng Xunzhuo war ein Händler, der gesalzene Bohnen zwischen Huainan und Yangzhou verkaufte. Sein Geschäft lief jedoch mit der Zeit immer schlechter. Daher schloss er sein Geschäft und ging zum Studieren nach Peking.
In seinem Hotel traf Cheng Xunzhuo Liu Chengyong aus dem Landkreis Pinggu, der nach Peking gekommen war, um seine Stelle als Beamter des Landkreises anzunehmen. Die beiden unterhielten sich und wurden gute Freunde. Sie sprachen über ihre Kinder und versprachen sich schließlich gegenseitig ihre Kinder zur Ehe, wenn diese erwachsen wären. Auf diese Weise würden sie zu verwandten werden.
Liu Chengyong wurde später zum Leiter von Puzhou (in der heutigen Provinz Shanxi) ernannt. Er hatte keinen Sohn, nur seine Frau, eine Tochter und eine Reihe von Dienern wohnten bei ihm. Kurze Zeit später starb seine Frau und er wurde einsam und traurig. Bald darauf wurde er krank. Vor seinem Tod sagte er zu seiner Tochter: „Cheng Yunyuan in Huainan soll dein Ehemann werden. Du musst dich immer daran erinnern.“ Nach seinem Tod kehrte seine Tochter in ihre Heimatstadt zurück, um ihren Vater zu beerdigen.
Cheng Xunzhuo starb einige Jahre nachdem Liu Chengyong seinen Posten als Leiter von Puzhou angetreten hatte. Sein Sohn Cheng Yunyuan wollte nach dem Ende der Trauerzeit nach Shanxi gehen. Als er hörte, dass sein zukünftiger Schwiegervater gestorben war, reiste er in den Landkreis Pinggu, um nach der ihm versprochenen Braut zu suchen. Die Nachbarn erzählten ihm, dass Liu nach der Beerdigung ihres Vaters abgereist sei und niemand wisse, wohin sie gegangen sei.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Cheng fast sein gesamtes Geld verbraucht. Ein großzügiger Passant bot ihm finanzielle Hilfe an und so konnte er nach Hause in den Süden zurückkehren.
Ohne Ersparnisse musste Liu ihren Lebensunterhalt mit Näharbeiten verdienen. Sie war sanft und freundlich und viele Verehrer machten ihr einen Antrag. Jedes Mal sagte sie ihnen, dass sie bereits verlobt sei, doch niemand glaubte ihr.
Sie hatte eine Tante, die Nonne im Jieyin Tempel in Jinmen war. Um weitere Verehrer zu meiden, zog sie zu ihrer Tante in den Tempel. Ihre Tante versuchte sie zu überreden ihren Kopf zu rasieren und selbst Nonne zu werden, doch sie sagte: „Mein Körper und mein Haar wurden mir von meinen Eltern gegeben, ich traue mich nicht, sie zu beschädigen. Vor dem Tod meines Vaters sagte er mir, dass er mich Cheng versprochen habe. Wie könnte ich sein Arrangement betrügen? Ich bin zu dir gezogen, um mich von Gerüchten fernzuhalten. Was deinen Vorschlag anbetrifft, meinen Kopf zu rasieren und Nonne zu werden, könnte ich ihn niemals annehmen.“
Ihre Tante verstand das, und Liu lebte in einer geheimen Kammer. Niemandem war es erlaubt, sie zu sehen, nicht einmal den Kindern. Sie betete von morgens bis abends und hoffte, dass sie den ihr versprochen Ehemann in diesem Leben würde sehen können, wenigstens einmal. Dann hätte sie nichts zu bereuen.
Nachdem Cheng in seine Heimatstadt zurückgekehrt war, fiel es ihm immer schwerer, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Einige Leute versuchten ihn zu überreden, jemand anderen zu heiraten, sodass er etwas Unterstützung hätte. Schweren Herzens sagte er: „Ich weiß nicht mal, ob Liu noch am Leben ist. Wenn sie tot ist, gilt das Arrangement für uns nicht mehr; wenn sie noch am Leben ist und die ganze Zeit auf mich wartet, sollte ich sie auf keinen Fall aufgeben, obwohl ich keine Ahnung von ihrer Situation habe.“
Cheng lebte fast 30 Jahre lang alleine und als er bereits fast 50 war, hatte er immer noch Schwierigkeiten, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Später fand er eine Anstellung als Lehrer auf einem Schiff und reiste jedes Jahr zwischen Norden und Süden hin und her.
Im April des Jahres Dingyou (1777), in der Regierungszeit des Kaisers Qianlong, hielt das Schiff in Jinmen. Cheng ging mit den Anderen an Land, um Tee zu trinken. Dort hörte er die Leute darüber reden, was Liu zugestoßen war. Er hörte aufmerksam zu und ging in den Tempel, um sie zu treffen.
Lius Tante erzählte ihm die ganze Geschichte und sprach anschließend mit Liu darüber. Doch die sagte: „Pfirsiche und Pflaumen sind kostbar, weil sie zur richtigen Zeit gepflückt werden. Ich bin schon alt. Wenn ich zustimme und ihn heirate, werden mich die Menschen auslachen und denken, dass ich merkwürdig bin. Für Chengs Freundlichkeit und Aufrichtigkeit bin ich dankbar, doch dies ist unser Schicksal. Was kann ich noch sagen?“ Cheng bat sie in paar Mal, es sich noch einmal zu überlegen, doch sie weigerte sich weiterhin, ihn zu heiraten.
Cheng hatte keine andere Wahl, als zur Verwaltung des Landkreises zu gehen und dem Richter des Landkreises Jin Zhizhong seine traurige Geschichte zu erzählen. Der Richter ging zum Tempel, um mit Liu zu sprechen. Er gab sein Bestes, um sie davon zu überzeugen, Cheng zu heiraten. Am folgenden Tag nahmen sie Liu schließlich mit zur Verwaltung des Landkreises. Dort wurden Sie und Cheng verheiratet.
Cheng hatte stets nach hohen moralischen Prinzipien gelebt und nie etwas Ungebührliches getan. Liu war Jungfrau geblieben und hatte nie irgendeinen Groll gegen andere gehegt. Obwohl sie beide bereits 57 Jahre alt waren, sahen sie viel jünger aus und hatten gesunde Zähne und schwarzes Haar. Leute, die ihr Alter nicht kannten, schätzten sie oft auf 40.
Der Richter des Landkreises half ihnen nicht nur zu heiraten, sondern lobte sie auch in der Gemeinde. Weil das Paar kein Geld hatte, machte er sich Sogen, dass sie nicht nach Hause zurückkehren und ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten könnten. Daher spendete er dem Paar sein Gehalt und ermutigte die Händler und den örtlichen Adel ihnen ebenfalls zu helfen. So konnte das Paar ein Boot kaufen, nach Hause in den Süden zurückkehren und ein Haus bauen.
Jahre später erzählten Händler, die aus Huainan zurückkamen, dass das Paar zwei Söhne hätte. Obwohl Liu fast 60 Jahre alt war, konnte sie noch Kinder haben. Das war wirklich ein göttlicher Segen für die Freundlichkeit der beiden und dafür, dass sie standhaft ein Versprechen gehalten hatten.
Im alten China nahmen die Menschen die Vertrauenswürdigkeit sehr ernst und sie behandelten andere freundlich und aufrichtig. Obwohl die beiden viele Schwierigkeiten erleben mussten, hielt ihr Glück über lange Jahre an.