(Minghui.org) Obwohl ich seit fast 10 Jahren außerhalb Chinas lebe, habe ich es immer noch nicht geschafft, meine chinesischen Denk- und Verhaltensweisen vollständig zu ändern.
Vor kurzem hatte ich zwei Träume. Der eine Traum war eine Mahnung, bei unserer Mission, Menschen zu erretten, nicht selbstgefällig zu sein. Der andere wies mich darauf hin, dass ich eine meiner schlechten Angewohnheiten korrigieren musste.
Im ersten Traum befand ich mich als Fahrgast in einem Bus. Jemand schrie mich an, ich solle nach draußen schauen. Ich war fassungslos! Eine dunkle Flüssigkeit verschlang fast alles in einem Augenblick. An der Oberfläche schäumte diese Flüssigkeit, breitete sich aus und überschwemmte Häuser und die Umgebung. Die Flüssigkeit floss unserem Bus hinterher. Ich hatte Angst, merkte aber bald, dass zwischen unserem Bus und der Flüssigkeit ein ausreichender Abstand bestand.
Traurigkeit überwältigte mich, denn ich erkannte, dass die Apokalypse scheinbar begonnen hatte.
Als ich aus dem Bus stieg, sah ich dort unten jemanden im seichten Wasser. Ich ging hinüber und versuchte, den Kopf der Person aus dem Wasser zu heben. Sobald der Kopf aus dem Wasser kam, spuckte die Person Wasser aus dem Mund aus. Ich war erleichtert: „Gottseidank, er lebt noch!“
Seit vielen Jahren arbeite ich in meiner Freizeit ehrenamtlich bei der Epoch Times und es war nicht ganz einfach. Aber ich wusste tief im Inneren, dass ich nicht aktiv genug war, um Menschen zu retten. Als ich zum Beispiel die Falun-Dafa-Übungen vor dem chinesischen Konsulat machte, sprach ich nicht wie meine Mitpraktizierenden mit den vorbeikommenden Touristen. In meinem Traum spürte ich die Verzweiflung über die Apokalypse. Aber ich war auch erleichtert, da ich wusste, dass jeder Versuch, Menschen zu retten, wie klein er auch sein mag, bedeutsam und geschätzt war.
Mein zweiter Traum war noch deutlicher. Jemand nahm mich auf einen Spaziergang mit. Er demonstrierte mir, wie man im gleichmäßigen Tempo Schritt für Schritt geht. Dann sagte er auch noch zu mir: „Bewege dich nicht so gehetzt!“ Das verwirrte mich. Woher wusste er, dass ich immer zu schnell lief? Dann wurde mir klar, dass es der Meister war, der mir das Laufen beibrachte. In diesem Moment drehte sich der Meister um, lächelte mich an und verschwand.
Das ist eine alte Geschichte. Ich war eine ausgezeichnete Schülerin und promovierte an einer angesehenen Universität in China. Während meines Studiums an einer der besten Hochschulen in meiner Provinz musste ich sehr viele Hausaufgaben und Prüfungen bewältigen. Um diesem Druck standzuhalten, rannte ich gehetzt herum, anstatt normal zu gehen. Diese Gewohnheit hielt ich auch bei, nachdem ich China verlassen hatte. Meine Arbeitskollegen und sogar meine Manager machten zwar manchmal Bemerkungen darüber, aber ich ignorierte ihre Hinweise. In China galt es als Tugend, Zeit einzusparen, und so betrachtete ich es als unproblematisch.
Als ich mich einmal auf einer Fa-Konferenz auf die Bühne begab, um meinen Erfahrungsbericht vorzutragen, sagte danach ein Praktizierender zu mir: „Du scheinst immer mit einer aggressiven Energie vorwärts zu stürmen.“ Er hörte auch, wie der Praktizierende neben ihm negative Bemerkungen über „noch ein dieser erfolgreichen starken Frauen" machte. Damals dachte ich nicht viel darüber nach, denn für mich war schnelles Gehen nicht etwas, worüber man sich hätte Gedanken machen müssen.
Eines Tages, als ich am Schreibtisch meines Vorgesetzten vorbeiraste, sagte er streng: „Halt! Langsam!“ Normalerweise kam ich gut mit ihm aus, doch jetzt wurde mir klar, dass mein Power-Walking ein echtes Problem war. Ich war als Konstrukteurin in die Firma gekommen. Als mir dann mein Vorgesetzter die Zusammenhänge im Projektmanagement beigebracht hatte, war er sehr geduldig mit mir gewesen. Sein plötzlich geänderter Tonfall überraschte und beunruhigte mich. Später sagte er mir noch einmal, dass ich nicht so übereilt gehen sollte. Langsam verstand ich, dass er einen gewissen Standard an Höflichkeit und sozialer Etikette erwartete. Im Haus herumrennen und herumstürmen war einfach nicht akzeptabel.
Eine Zeitlang bewegte ich mich langsamer, aber alte Gewohnheiten sind schwierig aufzugeben. Als ich die Arbeitsstelle verlassen hatte, war ich wieder beim Power Walking. An meinem neuen Arbeitsplatz machte mein freundlicher Chef manchmal Witze über meine Art zu gehen. Ich dachte aber auch hier wieder nicht viel darüber nach.
Durch meinen Traum dachte ich über mein Schritttempo nach. Die Dinge, die wir in der Schule gelernt haben und die Lebensweise in China, haben in uns die Vorstellung hervorgerufen, dass das, was außerhalb Chinas inakzeptabel, in China jedoch eine Tugend ist. Nun erkannte ich, dass ich meine Gewohnheiten ändern und mich anpassen musste.
Dieses Thema hat der Meister in seinen Vorträgen oft angesprochen. Er hat die im Ausland lebenden chinesischen Praktizierenden mehrmals ermahnt, sich von der Parteikultur zu befreien. Ich erkannte, dass das übermäßig schnelle Lauftempo auch eine Manifestation der Parteikultur ist. Hochgebildete Chinesen, die in China ausgebildet werden, verfügen oft über hervorragende technische Fähigkeiten. Aber ihnen fehlen die Sozialkompetenzen, die in jeder zivilisierten Gesellschaft die Norm sind. Da diese inakzeptablen Verhaltensweisen jedoch in China ganz normal sind, sind wir uns dieser Probleme meistens gar nicht bewusst. In China sind wir der Ansicht, dass wir uns auf die großen Probleme konzentrieren und die kleinen ignorieren sollten.
Es ist jedoch kein kleines Problem, wenn sich die Menschen wegen deines „kleinen“ abnormalen Verhaltens von dir distanzieren. Wenn du deine Arbeit gut machen und glaubwürdig sein willst, um die wahren Umstände über Falun Dafa und die Verfolgung effektiv zu erklären, sind nicht nur hervorragende technische Fähigkeiten gefragt, sondern auch entsprechende anständige Umgangsformen, die von der westlichen Gesellschaft akzeptiert werden.
Diese beiden Träume haben mich inspiriert. Ich hoffe, dass meine Erfahrung für Mitpraktizierende mit ähnlichen Problemen hilfreich ist.