(Minghui.org) Auf meiner Küchenfensterbank liegt eine Abalone-Muschel, in der ich Knoblauchzehen und kleine Ingwerstücke aufbewahre. Jedes Mal, wenn ich sie mir ansehe, erinnert sie mich daran, wie die Kultivierung im Dafa alles in meinem Leben verändert hat.
Mein Bruder ist das jüngste Kind in meiner Familie. Als er klein war, wurde er aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes von meiner Mutter sehr verwöhnt. Er war unruhig, unhöflich, unvernünftig, schwänzte die Schule, rauchte und trank. Um ihn in die Schule zu bringen, gab meine Mutter ihm jeden Tag Taschengeld, während keines ihrer anderen Kinder Taschengeld bekam. Von Kindheit an empfand ich starken Groll gegen meinen Bruder.
Um die Arbeitssuche zu erleichtern, erhielt ich die Erlaubnis, meinen Wohnsitz an einen anderen Ort umzumelden. Ich beschloss, meinem Bruder diese Gelegenheit zu geben. Um die Ummeldung meines Bruders abzuschließen, brachte ich meine Mutter mit dem Fahrrad zum örtlichen Bürgeramt. Auf einer schmalen abschüssigen Straße verlor ich das Gleichgewicht und meine Mutter und ich stürzten hin. Während meine Mutter nicht ernsthaft verletzt war, fiel ich aufs Gesicht und verlor das Bewusstsein. Ich wurde mit einem Dutzend Stichen genäht. Da ich erst 22 Jahre alt war, war ich sehr besorgt, dass mein Gesicht dauerhaft entstellt bleiben würde. Mein Bruder beschuldigte mich mit den Worten: „Ich hätte selbst mit unserer Mutter mitgehen sollen. Niemand hat dich darum gebeten!“ Dieser Vorfall verstärkte nur den Groll, den ich ihm gegenüber empfand.
Nach meiner Heirat half mein Mann meinem Bruder mehrmals bei der Arbeitssuche, doch mein Bruder kündigte jedes Mal nach kurzer Zeit. Auch wenn mir das missfiel, versuchte ich, ihm um meiner Eltern Willen immer wieder zu helfen. Er dagegen konnte sich nicht einmal dafür bedanken.
Seit ich Falun Dafa praktiziere, ließ mein Groll gegenüber meinen Bruder nach. Das war nicht immer einfach. Einmal kam er in unser kleines Restaurant, das mein Mann und ich führten. Er war grundlos wütend und schrie mich vor allen Kunden und Mitarbeitern an. Es war wirklich demütigend und so stieg die Wut wieder in mir auf.
Nachdem ich mich beruhigt hatte, dachte ich: „Ich bin eine Dafa-Praktizierende. Ist das nicht eine Gelegenheit für mich, meine Xinxing zu erhöhen? Hat mein Bruder mir nicht geholfen, mein Ego und meine Selbstzweifel loszuwerden? Warum will ich mich wehren und mich mit einem alltäglichen Menschen gleichstellen?“
Als ich mir diese Fragen stellte, wurde mir bewusst, dass ich falsch lag. Trotzdem war ich nicht in der Lage, mich nicht über ihn zu ärgern.
Ein anderes Mal gingen mein Mann, mein Sohn und ich zum Abendessen aus. Da meine Mutter kurz zuvor verstorben war, beschlossen wir, meinen Bruder einzuladen. Das Restaurant befand sich direkt neben meiner Arbeitsstelle. Da ich oft mit meinen Kollegen dorthin ging, kannte mich das Personal gut. Während des Abendessens wurde mein Bruder wütend. Er zeigte mit dem Finger auf mich, fing an zu schreien und beschuldigte mich für den Tod unserer Mutter. Er ignorierte alle, während alle anderen Gäste im Restaurant uns beobachteten. Mein Mann und mein Sohn waren fassungslos. Mein Bruder schrie: „Wenn dein Sohn nicht hier wäre, würde ich dich verprügeln!“
Diesmal wehrte ich mich nicht. Mit Tränen in den Augen dachte ich: „Wie kann ich diesen Menschen im Restaurant wieder gegenübertreten? Was werden sie von mir denken?“
Einige Zeit später kam es zu einem weiteren Ausbruch. Als meine Tante mich besuchte, luden mein Bruder und seine Frau sie zum Abendessen zu sich nach Hause ein. Ich verhielt mich zurückhaltend, aber meine Tante bestand darauf, dass ich mitkommen sollte. Als wir ankamen, bot ich an, in der Küche zu helfen, aber mein Bruder wies mich ab. Also half ich beim Schälen von Gemüse und setzte mich zu meiner Tante, um mit ihr zu plaudern. Während des Abendessens beschuldigte mich mein Bruder dann, nicht in der Küche geholfen zu haben. Er beschuldigte mich noch für eine Reihe anderer Dinge, die in der Vergangenheit passiert waren. Dabei wurde seine Stimme immer lauter. Ich wusste, dass dies eine weitere Prüfung für mich war, und versuchte, es einfach zu ertragen. Aber irgendwann ging es nicht mehr und ich sagte etwas, das ich nicht hätte sagen sollen. Ich schrie: „Bitte merke dir das: Das war das letzte Mal, dass ich dein Haus betreten habe!“
Meine Tante versuchte, mich zu trösten. Doch mir war klar, dass ich mich wieder wie ein alltäglicher Mensch verhalten hatte. In dieser Nacht erinnerte ich mich an das, was der Meister über Han Xin gesagt hatte. Er hatte die Demütigung ertragen und war zwischen den Beinen eines anderen hindurchgekrochen. Ich fühlte mich schuldig, die Demütigung nicht ertragen zu haben. Meine Situation war nicht einmal so schlimm wie die von Han Xin. Trotzdem hatte ich immer noch Schwierigkeiten, meinen Groll gegenüber meinem Bruder zu kontrollieren. Weil er meine Gefühle ständig verletzte, begann ich darüber nachzudenken, den Kontakt mit ihm abzubrechen.
Durch das Fa-Lernen wurde mir allmählich klar, dass ich im Unrecht war. Er war hier, um mir dabei zu helfen, meine Xinxing zu erhöhen. Warum ging ich ihm immer wieder aus dem Weg? Vielleicht schuldete ich ihm etwas aus früheren Leben?
Der Meister sagt:
„Ihr Ärger kommt wirklich aus dem Herzen, weil sich jeder unwohl fühlt, auf den das Karma fällt.“ (Zhuan Falun 2019, Online-Version, S. 199)
Wie konnte ich nur dieses Problem mit ihm lösen? Als Praktizierende musste ich mich zuerst ändern. Als ich nach innen schaute, erkannte ich meine Schuld. Seit wir jung waren, hatte ich ihn nicht gemocht und war immer eifersüchtig auf ihn gewesen. Ich war zu stolz, eitel und hatte immer Angst vor Gesichtsverlust. Mein Bruder versuchte immer wieder, mir zu helfen, diese Anhaftung loszuwerden. Allerdings ließ ich unzählige Möglichkeiten verstreichen, mich zu verbessern.
Der Meister sagt:
„In Wirklichkeit sind Materie und Geist eins.“ (ebenda, S. 34)
Der Groll gegenüber meinem Bruder war sehr stark und hielt über so lange Zeit an. Das musste er bestimmt gespürt haben!
Der Meister sagt:
„Überall, wo Buddhas Licht erstrahlt, herrschen Schicklichkeit, Redlichkeit, Harmonie und Klarheit“ (ebenda, S. 173)
„Barmherzigkeit lässt Frühling zwischen Himmel und Erde werdenAufrichtige Gedanken erretten Menschen in der Welt“(Fa berichtigt das Universum, 06.04.2002, in: Hong Yin II)
Ich erinnerte mich auch daran, wie uns der Meister gesagt hat, dass wir nicht zur Vollendung kommen können, wenn wir unsere Feinde nicht lieben können. In meinem Fall war es nicht einmal ein Feind, sondern mein eigener Bruder!
Danach begann ich, öfter mit ihm zu telefonieren und an seinem Leben Anteil zu nehmen. Ich lud ihn auch in unsere Villa ein, die mein Mann und ich normalerweise an Touristen vermieteten. Außerdem brachte ich seiner Familie öfter frisches Obst und Gemüse. Am Anfang war es ihm etwas peinlich, hierher zu kommen. Bald darauf freute er sich jedoch vorbeizukommen. Er brachte uns auch jedes Mal Geschenke mit, obwohl mein Mann und ich das höflich ablehnten.
Mein Bruder schien eine andere Person geworden zu sein. Er war höflich und gab oft zu, dass er in der Vergangenheit etwas falsch gemacht hatte. Auch entschuldigte er sich dafür, dass er meine Gefühle so oft verletzt hatte. Ich wusste, all seine Veränderungen hingen damit zusammen, dass ich mich zuerst verändert hatte. Als ich bereit war, bestimmte schlechte Gedanken aufzugeben, veränderte sich meine gesamte Umgebung.
Es war genauso, wie der Meister sagt:
„Kultivieren innen, friedvoll außen“ (Kultivieren innen, friedvoll außen, 05.01.1996, in: Essentielles für weitere Fortschritte I)
Jetzt sind mein Bruder und seine Frau häufige Gäste bei uns. Manchmal hilft mein Bruder uns, wenn es in unserem Geschäft viel zu tun gibt. Wenn mein Bruder kommt, schauen wir während des Essens meist NTDTV. Sowohl mein Bruder als auch seine Frau unterstützen meinen Kultivierungsweg. Mein Bruder weiß, dass ich jeden Tag draußen den Menschen die wahren Umstände erkläre, und unterstützt mich dabei.
Eines Tages schenkte mir mein Bruder eine große Abalone. Er sagte, sein Schwiegervater habe jeder Person in seiner Familie eine Abalone geschenkt. Mein Bruder hatte seine Abalone für mich aufbewahrt. Ich war sehr gerührt.
Ich danke dem Meister, dass er den Groll zwischen meinem Bruder und mir gelöst hat. Ohne Falun Dafa wäre das nicht passiert!