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Entscheidungen und Schicksale chinesischer Gelehrter am Scheideweg der Geschichte

24. September 2020 |   Von Shixiang

(Minghui.org) Geschichte bietet immer die Chance, eine Lehre aus ihr zu ziehen. Als sich die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) vor 70 Jahren anschickte, Festlandchina zu unterwerfen, standen die chinesischen Intellektuellen vor einem Dilemma: Unter der Herrschaft der KPCh bleiben oder mit der Kuomintang fliehen und vielleicht nach Taiwan gehen?

Einige entschieden sich, Festlandchina zu verlassen, wie etwa Hu Shi, der von 1938 bis 1942 als Botschafter der Republik China in den USA fungierte. Sie konnten ihre Integrität wahren und den Pfaden freiheitlicher Ideen in der freien Welt folgen. Andere entschieden sich fürs Bleiben, so auch Chen Yinke, einer der seinerzeit größten chinesischen Historiker. Sie litten unter dem Joch immer wiederkehrender politischer Kampagnen und verloren ihre akademischen Freiheiten, ihre Würde und oftmals auch ihr Leben.

Ihre Geschichte ist eine Mahnung, sich im Umgang mit der KPCh besser nicht auf die rosig gemalten Versprechen einzulassen, sondern die eigentliche Absicht dahinter zu durchschauen.

Die Tränen von Hu Shi

Ende 1948 errang die KPCh im Bürgerkrieg die Oberhand gegen die Kuomintang, die bis dato das Land regiert und China im zweiten Weltkrieg sieghaft geführt hatte. Die Kämpfe im nördlichen China verliefen schlecht und die Regierung der Kuomintang sandte drei Flugzeuge nach Peking, um bekannte Intellektuelle zu evakuieren.

Hu Shi war einer der renommiertesten chinesischen Philosophen und Philologen. Er hatte als chinesischer Botschafter in den USA gedient, war Rektor der Peking-Universität und später Präsident der Academia Sinica (Akademie der Wissenschaften von Taiwan). Als die Evakuierungsflüge stattfanden, hielt er sich in Nanjing auf, der Hauptstadt der Kuomintang-Regierung. Die Flugzeuge sollten zunächst Peking ansteuern, danach in Nanjing zwischenlanden, wo weitere Intellektuelle aufgenommen werden sollten und sie dann zusammen nach Taiwan bringen.

Hu Shi ging zu den gelandeten Flugzeugen und wollte sich den aus Peking kommenden Gelehrten anschließen. Als die Tür zum ersten Flugzeug aufging, war er schockiert als er realisierte, dass es leer war. Das zweite Flugzeug war ebenfalls leer. Von den 81 renommierten Intellektuellen, die aus Peking evakuiert werden sollten, hatten lediglich 22 das Angebot angenommen. Zehn von ihnen gingen mit der Kuomintang-Regierung nach Taiwan und zwölf emigrierten in die USA oder nach Europa. Die übrigen 59 entschieden sich, in Peking zu verbleiben.

Auf dem Flugfeld rannen Hu Shi beim Anblick der leeren Flugzeuge die Tränen über das Gesicht, ganz so, als habe er die bedrückenden Schicksale derer, die unter der KPCh-Herrschaft zurückblieben, vorhergesehen.

Die KPCh verlassen

Wegen seines weitreichenden Einflusses in akademischen und politischen Kreisen, hatte die KPCh versucht, Hu Shi zum Bleiben zu bewegen, bevor er nach Nanjing ging. Mao Zedong, der Vorsitzende der KPCh, schickte Hu Shi eine Nachricht, dass er als Präsident der Chinesischen Nationalbibliothek in Peking wirken könne, wenn er in Festlandchina bliebe. Hu Shis Schüler Wu Han, der einen hochrangigen Posten in der KPCh bekleidete, bat ihn ebenfalls nicht zu gehen und schickte hierfür extra einen Boten.

Hu Shis antwortet lautete: „Glaube nicht der KPCh!“

Er bat den Boten, Wu Han folgende Sätze auszurichten: „Die Sowjetunion hat Brot, aber keine Freiheit; die USA haben sowohl Brot als auch Freiheit, aber wenn die KPCh kommt, gibt es hier weder Brot noch Freiheit.“

Bereits 1919 hatte Hu Shi analysiert, dass Marxismus und Sozialismus nichts als selbstbetrügerische Träumereien sind. 1946 schrieb er einen Artikel über die zwei Arten von grundlegend diametral ausgerichteten Parteien. Die eine Art waren die Parteien in Großbritannien, den USA und Westeuropa, die andere Art waren die Kommunistische Partei der Sowjetunion, die Faschistische Partei in Italien sowie die Nationalsozialistische Partei in Deutschland. Diese zwei Arten unterscheiden sich wesentlich an der Demarkationslinie von Freiheit zu Unterdrückung, Unabhängigkeit zu Abhängigkeit und Toleranz zu Intoleranz.

Trotz wiederholter Einladungen durch die KPCh wandte sich Hu Shi von ihr ab und ging nach Taiwan.

Fu Sinian galt als einer der angesehensten Kenner der chinesischen Geschichte und Literatur des 20. Jahrhunderts. Im Juli 1945 besuchte er mit einigen Gelehrten Yan’an, eine Stadt im Nordwesten und Hauptquartier der KPCh. Für eine Nacht hatte er eine private Unterhaltung mit Mao Zedong. Im Gegensatz zu einigen anderen Gelehrten, welche die Reise nach Yan’an anpriesen, befand Fu Sinian das vorgefundene System als reinen Despotismus und als eine Obskurität. Er stellte während des Gesprächs fest, dass Mao alle möglichen Romane gut kannte, insbesondere die geschmacklosen, anhand derer Mao versuchte, die Psychologie der Menschen zu studieren, um sie kontrollieren zu können.

Als die Zeit gekommen war, zögerte Fu Sinian nicht, Festlandchina zu verlassen. Später wurde er Rektor der Universität von Taiwan.

Qian Mu war einer der vier größten modernen chinesischen Historiker und ein weiterer hochgebildeter Intellektueller, der ein klares Bild von der KPCh hatte. Als die Truppen der KPCh den Jangtsekiang im April 1949 überquerten, um die Kuomintang in Südchina anzugreifen, schlug Qian Jibo, ein Gelehrter der klassischen chinesischen Literatur, Qian Mu vor, in Festlandchina zu bleiben.

Dieser fragte Qian Jibo: „Sie haben doch Literatur studiert. Ist für Sie auch nur eine Spur von Großzügigkeit oder Toleranz in der Bekanntmachung der KPCh anlässlich der Überschreitung des Jangtsekiang erkennbar?“

Qian Jibo schwieg.

Mao Zedong hatte die Bekanntmachung verfasst. Aus dieser ging für Qian Mu klar hervor, dass Mao niemanden mit anderen Meinungen tolerieren würde und so stand sein Entschluss fest, Festlandchina zu verlassen. Er unterrichtete später in Hongkong und war für viele Studenten ein Mentor.

Die KPCh nicht verlassen

Qian Jibo entschied sich, der KPCh Vertrauen zu schenken, was tragisch endete. Im Zuge der politischen Kampagne, die insbesondere Intellektuelle zum Ziel hatte, wurden seine unter großer Mühe erstellten Manuskripte 1959 größtenteils verbrannt. Er selber starb 1957.

Chen Yinke, ein überaus berühmter Historiker, Autor und Sprachwissenschaftler, wurde auch als „Professor aller Professoren“ bezeichnet. Gemeinsam mit Hu Shi hatte er Peking verlassen und war nach Nanjing gegangen, entschied sich dann aber, mit der KPCh in Festlandchina zu bleiben. Da er letztlich nicht bereit war, sein Gewissen der Partei zu opfern, musste er viel Leid während der politischen Kampagnen der KPCh ertragen.

Während der Kulturrevolution fror die KPCh sein Gehalt und sein Bankkonto ein. Chen Yinke wurde gefoltert, bis er erblindete, ein Herzleiden und viele andere Erkrankungen entwickelte. Die Roten Garden (Jugendliche, die auf Mao Zedong eingeschworen waren) ließen an seinem Bett über Lautsprecher schrille Töne abspielen, um ihn zu terrorisieren. Selbst in seinen letzten Tagen malträtierten ihn die Roten Garden noch und verlangten, dass er seine „Verbrechen“ gestehe. Chen Yinke beschrieb dies mit den Worten: „Ich lebe wie eingesperrt in einer Todeszelle.“

Auch Funktionäre der KPCh konnten der Folter nicht entkommen.

Wu Han, ein anerkannter Experte über die Zeit der Ming-Dynastie und, wie oben bereits erwähnt, ein Schüler von Hu Shi, stieg zum Rektor der Peking-Universität als auch der Tsinghua-Universität auf. Als aktiver Parteikader wurde er darüber hinaus zum Vize-Bürgermeister von Peking ernannt.

Zu Beginn der Kulturrevolution wurde Wu Han aufgrund eines Bühnenstücks, das auf einem seiner Artikel fußte, zunächst gelobt und dann gestürzt, weil es versteckte feudale und antikommunistische Ideen enthalten haben soll. Er wurde gezwungen, niederzuknien und sich öffentlicher Kritik und Erniedrigung auszusetzen. Man riss ihm die Haare aus und schlug ihn so heftig, dass er innere Blutungen erlitt. Er starb im Oktober 1969, ohne sich von seinen Adoptivkindern verabschieden zu können, und hinterließ nichts außer einer blutbefleckten Hose.

Selbst die Verwandten und Kinder der geflohenen Intellektuellen wurden von der KPCh nicht verschont.

Hu Sidu, der jüngste Sohn von Hu Shi, war aus den USA nach China zurückgekehrt und wollte nicht mit seinem Vater nach Taiwan fliehen.

Als die KPCh in ihren Kampagnen Hu Shi in den 1950er Jahren denunzierte, veröffentlichte Hu Sidu einen Artikel mit der Überschrift „Eine Kritik an meinem Vater Hu Shi“. Er bezeichnete ihn darin als einen imperialistischen Hund und als Feind der Gesellschaft. Aber auch das konnte ihn nicht retten. 1957 wurde Hu Sidu als „Rechter“ betitelt und selbst Ziel politischer Verfolgung, woraufhin er sich erhängte.

Der Neffe von Fu Sinian, Fu Lehuan, beendete 1951 sein Studium in Großbritannien. Er lehnte ein Angebot von Fu Sinian, in Taiwan zu arbeiten, ab und nahm eine Stelle als Professor in Peking an, wo er glaubte frei und glücklich leben zu können. Während der Kulturrevolution wurde er als Spion gebrandmarkt und mehrfach denunziert, inhaftiert und gefoltert. Aus Verzweiflung sprang er in einen Pekinger See, um seinem Leben ein Ende zu setzen.

Diese Fälle sind nur einige Beispiele. Während des chinesischen Bürgerkrieges versprach die KPCh das Blaue vom Himmel und malte die Vision eines freien China, um die Menschen zu verführen, sich ihr anzuschließen. Der Chinesischen Akademie der Wissenschaften zufolge lebten bei der Machtergreifung der KPCh im Jahr 1949 etwa 5.000 chinesische Wissenschaftler im Ausland, von denen bis 1956 über 2.000 nach China zurückkehrten. Aber was hier auf sie wartete, hatte nichts mit dem zu tun, was ihnen versprochen worden war.