(Minghui.org) Xiao Yang ist Vertriebsleiter in einem großen Einzelhandelsunternehmen. Täglich muss er in einige Supermärkte fahren und dort den Lagerbestand kontrollieren. Nachdem seine Vorgesetzten vorgeschrieben hatten, dass jeder Mitarbeiter die DingTalk-Software herunterladen solle, beschwerte sich Xiao Yang: „Nun werde ich 24 Stunden am Tag verfolgt.“
DingTalk ist eine neue App in China, die mobile Kommunikation und Meetings ermöglichen soll. Sie wurde von der Alibaba Group entwickelt, die gleiche Firma, der auch das bekannte Onlinebezahlsystem Alipay gehört und auch die Seite Taobao, die wie Amazon funktioniert. Die neue App der Alibaba Group wird sehr umfassend von Studenten genutzt. Vor allem während des Corona-Lockdowns war sie sehr beliebt.
Zusätzlich zur Online-Meeting-Funktion verwendet DingTalk GPS, womit der Aufenthaltsort und die Route von ihren Nutzern nachzuverfolgen ist. Viele chinesische Betriebe beginnen nun, diese App zu verwenden, um ihre Mitarbeiter zu kontrollieren.
Seit er die App installiert habe, müsse er ins Telefon lächeln, um sich für den Arbeitsbeginn einzuloggen, so Xiao Yang. Außerdem wurden dem Arbeitgeber plötzlich Informationen zuteil, die er zuvor nicht hatte. So wusste dieser, wann Xiao Yang am Morgen von Zuhause aufbrach, wann er bei den Supermärkten ankam, wie lange er dort verweilte und sogar was er sagte.
Um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, ertrug Xiao Yang die nervenden Verfolgungs- und Gesichtserkennungs-Funktionen von DingTalk. Die App hat jedoch noch weit mehr zu bieten.
So entdeckte Xiao Yang, dass DingTalk völlig automatisch die Kontaktinformationen auf seinem Mobiltelefon abrief und dabei Freunden, ehemaligen Mitschülern und Kollegen eine Einladung zum Installieren der App schickte. Das tat das Programm ohne Zustimmung durch Xiao Yang. Einige seiner Freunde installierten DingTalk in dem Glauben, Xiao Yang hätte sie ihnen empfohlen, wodurch das Programm wiederum automatisch und ohne jegliches Zutun von Außen die Kontaktinformationen der Freunde abrief und weitere Empfehlungen aussendete. So verbreitete sich DingTalk in kürzester Zeit wie ein Virus.
Was Xiao Yang am meisten aufbrachte, war die Tracking-Funktion, auf die die Entwickler am meisten stolz waren. Wenn zum Beispiel sein Vorgesetzter ihn kontaktierte und er nicht antwortete, würde DingTalk den Befehl des Vorgesetzten automatisch in eine Textnachricht umwandeln und an ihn senden. Wenn er dann immer noch nicht reagieren würde, würde die App ihn anrufen. Diese Funktion bleibe sogar außerhalb der vereinbarten Arbeitszeit eingeschaltet, sagte Xiao Yang.
Früher, als Xiao Yang und seine Arbeitskollegen WeChat als Kommunikationswerkzeug für die Arbeit benutzten, konnten Arbeitszeiten eingestellt werden, wodurch das Programm wusste, wann es zu laufen hatte. Außerhalb der Arbeitszeiten konnten ihnen keine Aufträge geschickt werden. Xiao Yang fühlte sich, als ob er niemals Freizeit haben könne, da DingTalk ununterbrochen sieben Tage und Nächte in der Woche läuft.
Während der Pandemie stieg die Nutzerzahl von DingTalk auf knapp drei Millionen. Die Anzahl der täglichen Downloads übertraf sogar die von WeChat, der beliebtesten App unter den Sozialen Medien in China.
Die meisten Chinesen benutzen WeChat mittlerweile als elektronische Geldbörse, als E-Book-Reader, Video-Player, Navigationssystem, Hilfsmittel für Eltern und als Schrittzähler. Während WeChat auf privater Ebene alle nötigen Funktionen zusammenzieht, will DingTalk dasselbe auf beruflicher Ebene: Arbeitsbeginn und -ende registrieren, Finanzen, Meetings, Vertragsgenehmigungen und so weiter.
Vor fünf bis sechs Jahren war es noch üblich, miteinander zu telefonieren. Das war die hauptsächliche Kommunikationsform in China. Weil Mobilfunkanbieter stets einen Haftbefehl oder zumindest eine Vorladung verlangten, damit sie private Mobilfunkdatensätze preisgaben, war es für die Polizei nicht so einfach, Informationen über jemanden zu sammeln.
Mithilfe von WeChat oder DingTalk konnte jetzt totale Transparenz hergestellt werden. Zusammen mit dem massiven Überwachungsnetz fällt es der Polizei heute leicht, individuelle Informationen zu sammeln und Einzelne zu überwachen.
Während die meisten Überwachungskameras auf der Straße installiert sind, ermöglichen Apps wie WeChat oder DingTalk die Überwachung in den eigenen vier Wänden ihrer Nutzer.
Über eine Milliarde Menschen benutzen WeChat und viele von ihnen wissen, dass ihre Informationen überwacht werden. Da aber viele Nutzer, bezogen auf ihre Arbeit oder ihr Privatleben, immer abhängiger von der App werden, ist es sehr schwer, ihre Nutzung zu vermeiden.
Unter der Kontrolle der Kommunistischen Partei Chinas kann kein Technologieunternehmen seine Unabhängigkeit bewahren noch kann es die Informationen und die Privatsphäre seiner Nutzer wirklich schützen.