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Traditionelle Chinesische Kultur: Höflichkeit (Teil II)

10. Oktober 2021 |   Von Liu Yichun

(Minghui.org) 

Teil I

In der traditionellen chinesischen Kultur waren die Erwartungen an die zwischenmenschlichen Beziehungen klar definiert. Eltern sollen ihre Kinder barmherzig behandeln, während die Kinder ihren Eltern gegenüber respektvoll sein sollen. Ältere Geschwister sollten den jüngeren gegenüber gütig sein, während die jüngeren gegenüber den Älteren bescheiden sein sollen. Ein Ehemann sollte seine Frau mit Würde behandeln, während die Ehefrau gegenüber ihrem Mann liebenswürdig sein soll. Die ältere Generation soll die jüngere beschützen und für diese sorgen, während die jüngeren den älteren Respekt zollen und deren Wünschen folgen sollen.

Im Folgenden einige Beispiele dieser traditionellen Beziehungen.

Ein Sohn, anerkannt wegen seines Respekts vor den Eltern

In der späten Shang-Dynastie hatte König Tai von Zhou drei Söhne: der älteste Sohn Taibo, der zweitälteste Zhongyong und der dritte Sohn Jili. Jili hatte einen Sohn namens Jichang, der später König Wen von Zhou wurde.

Als Jichang geboren wurde, hielt ein roter Spatz an der Vordertür, mit einem Brief im Schnabel. Als König Tai dieses glückverheißende Zeichen sah, plante er, den Thron an Jili zu vermachen, der ihn dann an Jichang weitervererben würde. Das war in alten Zeiten nicht üblich, da der Thron normalerweise an den ältesten Sohn übergeben wurde.

Als Taibo von seines Vaters Plan erfuhr, nahm er seinen Bruder Zhongyong und floh mit diesem in eine abgelegene Gegend, um den Entscheid seines Vaters zu unterstützen. Als Zeichen seines Entschlusses sich von der Zivilisation fernzuhalten, schnitt er sich auch die Haare und tätowierte sich. Auf diese Weise übergab König Tai den Thron ohne jegliche Störungen an Jili und der später an Jichang.

Bald nannte Taibo die Region, in die er geflohen war, Staat Wu, welcher in der heutigen Provinz Jiangsu liegt. Um die 1.000 lokale Familien wählten Taibo zum König der Region.

Acht Generationen später wurde der Thron von Wu an Shoumeng, den 19. König von Wu weitergegeben. Shoumeng plante den Thron an seinen vierten Sohn Jizha zu vermachen, aufgrund dessen Ruf. Doch Jizha lehnte den Thron ab, da dies ein Verstoß gegen die ordnungsgemäßen Regeln der Gesellschaft wäre. Shoumeng bat Jizha drei Mal und wurde jedes Mal zurückgewiesen. Das Volk von Wu wollte ebenfalls, dass Jizha König wird. Letzten Endes ging Jizha weg, um Bauer zu werden.

Konfuzius sprach sehr gut von Taibo und lobte seinen Charakter und seine Bescheidenheit.

Die Güte eines älteren Bruders

Laut Jia Fan (Familien Unterweisung) von Sima Guang, hatte der Weise Shun aus uralter Zeit andere immer gut behandelt, auch wenn diese ihm Feindseligkeit entgegen brachten.

Shuns Vater, Stiefmutter und jüngerer Bruder Xiang misshandelten Shun oft. Nachdem Kaiser Yao, Shun zu seinem Nachfolger ernannt hatte, verstärkte sich ihr Neid und sie planten Shun zu ermorden und seine Güter an sich zu nehmen.

Einmal baten sie Shun ihre Scheune zu reparieren. Nachdem er auf das Dach gestiegen war, entfernten sie jedoch die Leiter und setzten die Scheune in Brand. Zum Glück konnte Shun sicher entkommen.

Ein anderes Mal baten sie Shun einen Brunnen zu graben. Während er im Brunnen war, begann seine Familie ihn zu begraben. Nachdem der Brunnen mit Erde gefüllt war, hatte Xiang vor gehabt das Vieh und Getreide von Shun seinen Eltern zu geben, während er den Rest der Besitztümer von Shun für sich selbst behalten wollte. Auch wollte er Shuns Frau.

Wie durch ein Wunder konnte Shun durch ein Seitentunnel aus dem Brunnen entkommen. Als er nach Hause zurückkam, war Xiang schockiert. Aber er behielt ein ernstes Gesicht bei und sagte: „Ich habe dich so sehr vermisst!“

Shun vergab ihm und bat ihn darum bei der Verwaltung des Landes zu helfen.

Shuns Vermächtnis wurde in der gesamten chinesischen Geschichte verehrt. Obwohl er in einer feindseligen Umgebung lebte, war es ihm möglich jeden mit Respekt und Güte zu behandeln. Dem Shang Shu (Buch der Dokumente) zufolge, „stieg Shang zu großen Höhen auf ohne zu klettern und [sein Ruf] verbreitete sich weit, ohne dass er reiste.“

Natürlich suchten ihn die Menschen aufgrund seiner Tugend auf. Der Legende zufolge soll der Ort, wo auch immer Shun hinging, nach einem Jahre zu einem Dorf, nach zwei Jahren zu einem Städtchen und nach drei Jahren zu einer Stadt geworden sein.

Ein bescheidener jüngerer Bruder

In der Jin-Dynastie gab es zwei Brüder. Wang Xiang und Wang Lan. Lans Mutter war Xiangs Stiefmutter. Darum bevorzugte sie Lan gegenüber Xiang.

Als Lan einige Jahre alt war, sah er oft, wie seine Mutter Zhu seinen älteren Stiefbruder mit Ästen schlug. Wann immer dies geschah, umarmte er Xiang, um ihn vor den Schlägen Zhus zu schützen.

Als die Brüder größer wurden, bat Lan seine Mutter oft, Xiang nicht zu schlagen und es wurde etwas besser. Später heirateten beide und Zhu verlangte immer das Xiang und seine Frau Dinge für sie erledigten. Lan half dem Paar wann immer er konnte.

Als der Vater der Brüder starb, wurde Xiang für seine Tugend und seinen guten Charakter berühmt. Zhu wurde eifersüchtig und plante ihren Stiefsohn mit vergiftetem Wein zu töten.

Lan erfuhr von dem Plan und griff nach dem Weinbecher. Auch Xiang bemerkte, dass etwas nicht stimmte und wollte seinen Bruder nicht sterben lassen. Als die Mutter sah, wie die beiden Brüder um den vergifteten Wein kämpften, fürchtete sie, dass Lan ihn trinken könnte, so warf sie den Wein weg.

Danach kostete Lan stets als erster von dem Essen, das Zhu ihrem Stiefsohn Xiang servierte. So ließ die Mutter schließlich von ihrem Plan ab, Xiang zu schaden.

General Li Qin bewunderte Xiangs Charakter, gab ihm ein Schwert und sagte, dass es einzig hohen Beamten erlaubt sei, ein solches Schwert zu schwingen. Nach seinem Tod vererbte Xiang das Schwert Lan – ihm und seinen Nachkommen damit viel Glück wünschend.

Und tatsächlich wurden mehrere Kinder von Lan hohe Beamte. Sein Urenkel Wang Xizhi wurde einer der berühmtesten Kalligraphen der chinesischen Geschichte.

(Fortsetzung folgt)