(Minghui.org) Anmerkung der Redaktion: Dies ist der 2. Teil eines Berichtes, den Jiang Guobo, ein ehemaliger Beamter der Kreisregierung, im August 2020 verfasste. Im ersten Teil erfährt der Leser von Jiangs Leben vor seiner Kultivierung im Falun Dafa [1] und wie er sich danach von einem korrupten Beamten zu einem ehrlichen, aufrichtigen Menschen veränderte, der von seinen Kollegen, Vorgesetzten und Dorfbewohnern respektiert wird. Als das kommunistische Regime mit der Unterdrückung von Falun Dafa beginnt, verliert Jiang wegen seines Glaubens seine Arbeit. Er wird festgenommen, inhaftiert und brutal gefoltert. Am 29. April 2021 stirbt er an den Folgen der Verfolgung. Es folgt sein persönlicher Bericht.
Seit Beginn der landesweiten Verfolgung von Falun-Dafa-Praktizierenden im Juli 1999 durch das kommunistische Regime wurde ich 13 Mal verhaftet, drei Mal im Zwangsarbeitslager inhaftiert und zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, weil ich meinem Glauben an „Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht“ [den Prinzipien von Falun Dafa] treu blieb. Das Regime erpresste über 30.000 Yuan (rund 4.000 Euro) Bargeld und Wertgegenstände von mir.
Ich wurde mit 77 grausamen Methoden gefoltert, unter anderen mit elektrischen Schlagstöcken gequält, auf einem Metallstuhl fixiert, mit Handschellen an das „Totenbett“ gefesselt, auf die „Tigerbank“ gebunden. 39 Mal stand ich an der Schwelle des Todes.
Die unvorstellbare Brutalität und die unerträglichen Schmerzen, die ich in einer bestimmten Haftanstalt erlebte, machten mir das Leben zur Hölle. Ich wurde mit Gift und scharfem Chiliwasser zwangsernährt, woraufhin ich grünen Eiter erbrach. Ich war 20 Tage lang in der „Spreizadler-Position“ an ein Kreuz gefesselt. Ein Mitgefangener äußerte, dass noch nie jemand länger als zwei Tage am Kreuz ausgeharrt hätte, ohne um Gnade zu flehen. Als man mich vom Kreuz nahm, konnte ich nicht mehr stehen und musste in meine Zelle kriechen.
Nachdem man mich gegen einen horizontalen Holzblock gequetscht hatte, war meine Wirbelsäule an drei Stellen gebrochen. Durch die Folter verlor ich fast das Sehvermögen auf dem rechten Auge, wovon ich mich lange Zeit nicht erholte. Ich konnte nicht urinieren und brauchte einen Katheder, um mich zu erleichtern. Einmal litt ich 26 Tage unter Verstopfung. Nach 20 Tagen hatte ich über 45 Kilogramm abgenommen und während der Folterungen wurde ich unzählige Male bewusstlos.
Im Folgenden steht, was ich während meiner letzten Festnahme im Jahr 2009 und der anschließenden Haft erdulden musste.
Es ist eine Ironie des Schicksals, dass mir mein Vorgesetzter noch am Tag vor meiner Verhaftung im Februar 2009 sagte: „Herr Jiang, die Arbeit mit Ihnen gehört zu den Dingen, auf die ich mich in diesem Jahr freue. Ich bin so froh, dass Sie in meinem Team sind.“
Am nächsten Morgen kam ich wie üblich gegen 7:50 Uhr zur Arbeit. Als ich mein Motorrad an den Ständern vor dem Bürogebäude anschloss, tauchte hinter mir ein mittelgroßer Lieferwagen auf.
Ich hörte jemanden meinen Namen rufen, drehte mich um und sah sechs junge Männer auf mich zukommen. Der vorderste nahm mich in den Würgegriff, zwei verdrehten meine Arme, zwei hielten meine Beine fest und einer packte meine Hüfte. Sie hoben mich hoch und ließen mich aufs Gesicht fallen. Sie fesselten mir die Hände auf dem Rücken und zohn mir eine schwarze Kapuze über den Kopf. Dann warfen sie mich in ein Fahrzeug, das schnell davonfuhr.
Die ganze Prozedur dauerte weniger als eine Minute. Mir wurde klar, dass ich erneut wegen des Praktizierens von Falun Dafa verhaftet worden war.
Nach etwa 20 Minuten kamen wir in einem Krankenhaus an. Ich wurde aus dem Auto gezerrt, hineingetragen und auf den Boden gestoßen. Jemand hob meinen Fuß hoch und zog mich quer durch die Klinik in verschiedene Abteilungen für eine umfassende Untersuchung. Ich war mir Handschellen gefesselt und mein Kopf war die ganze Zeit verhüllt.
30 Minuten später wurde ich an meinem Fuß zum Auto geschleift. Als wir das Krankenhaus verließen, schlug mein Kopf auf jeder der fünf Treppenstufen auf. Mein Kopf brummte und mir war schwindlig, so als ob sich alles drehen würde. Es war schrecklich.
Folterzeichnung: Herumgezerrt werden
Die jungen Männer jedoch lachten, wenn mein Kopf rhythmisch mit einem lauten „Dong“ auf die Treppen aufschlug. Sie zerrten mich mehr als 30 Meter über den Kiesweg im Hof. Dann wurde ich wieder hochgehoben und ins Auto gestoßen.
Als wir in der Wachstube des Untersuchungsgefängnisses des Kreises Changle ankamen, wurde mir schließlich die schwarze Kapuze abgenommen. Ich erkannte die Beamten, die mich verhaftet hatten. Es waren Beamte der Staatssicherheitsabteilung der Stadt Weifang und des Bezirks Kuiwen. Einer sagte zu mir: „Wir wollten dich schon lange festnehmen, konnten aber nicht genügend Beweise gegen dich sammeln. Einer der Falun-Gong-Praktizierenden namens Cao hat dir diesmal die ganze Schuld zugeschoben – und Junge, du steckst wirklich in der Klemme! Wir wissen genau, dass du keine Verbrechen begangen hast, aber wir werden dafür sorgen, dass du diesmal stirbst.“
Das Untersuchungsgefängnis Changle war für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, sodass die Polizei die grausamsten Foltermethoden bei mir einsetzen konnte. In der Nacht, in der ich ankam, wurde ich an einen Metallstuhl gefesselt. 33 Stunden lang erhielt ich weder zu essen noch zu trinken, ich durfte auch nicht zur Toilette.
Auf Befehl der Staatssicherheitsabteilungen der Stadt und des Bezirks wurde ich die folgenden sechs Monate auf dem Metallstuhl festgehalten. Die Polizei verhörte mich lange Zeit, manchmal die ganze Nacht. Ich musste ständig sitzen und durfte mich nicht hinlegen, um auszuruhen. In diesen sechs Monaten musste ich extreme Kälte und brütende Hitze erdulden. Meine Füße waren geschwollen und schmerzten heftig. Außerdem hatte ich Herzrasen.
Eines Tages übernahm der Polizist Sun die Schicht und fragte mich etwas Unanständiges. Als ich nicht antwortete, sprang er auf und beschimpfte mich wütend. Vollkommen außer sich vor Wut griff Sun nach einer Flasche Desinfektionsmittel, die auf der Fensterbank stand. Er schüttete die hochkonzentrierte Chemikalie in die Plastikhülle einer großen Thermosflasche, steckte sie durch ein großes Loch in dem Drahtzaun, der uns trennte, und spritzte mir alles über Kopf und Gesicht.
Da ich auf dem Metallstuhl fixiert war, konnte ich nicht ausweichen. Sun ließ nicht locker – er benutzte die gleiche Thermosflaschen-Hülle, um kaltes Wasser vom Hof zu holen, und bespritze mich noch ein Dutzend Mal.
Meine Kleidung war vollkommen durchnässt. Das Desinfektionsmittel und das Wasser liefen mir am Körper hinunter, in die Schuhe hinein und bildeten eine Pfütze. Es war Winter. Vor Kälte fror und zitterte ich. Sun ließ mich gefesselt auf dem Stuhl zurück.
Irgendwann trockneten Kleidung, Schuhe und Socken. Meine Haut, die Haare sowie die Kopfhaut waren verbrannt. Innerhalb der nächsten sechs Monate verlor ich 70 Prozent der Haare. Ich litt unter Juckreiz auf der Kopfhaut und unter vermehrter Schuppenbildung.
Das „Totenbett“ war ein großes, selbst gebautes Holzbett mit vier Metallringen an den vier Ecken. In der Mitte des Bettes befand sich ein Loch in der Größe einer Waschschüssel, durch das die Person ihre Notdurft verrichten konnte. Normalerweise wurde das Loch mit einem Holzbrett abgedeckt, das mit Metallbolzen befestigt war. Als ich jedoch an das Bett gefesselt wurde, wurden die Metallbolzen durch Bambusstäbe ersetzt, die nach einem Tag abgenutzt waren und brachen. Mein Gesäß rutschte in das Loch und hing fest.
Folter-Nachstellung: Gefesselt auf dem Totenbett
Auf dem Totenbett gefesselt zu sein, ist ähnlich wie an ein Kreuz gebunden zu sein. Hände und Füße waren ausgestreckt und an die vier Ringe in den Ecken fixiert. Ich konnte die Füße nicht bewegen. Die Metallringe schnitten mir in die Knöchel, sodass es blutete. Nach einer Weile wurde der ganze Körper steif. Die Schmerzen waren unerträglich. Ich biss die Zähne zusammen und zählte die Minuten. Weil ich die Beine über einen längeren Zeitraum nicht bewegen konnte, wurde mein linker Oberschenkel an der Außenseite taub. Es dauerte drei Jahre, bis ich mich davon erholt hatte.
Gefesselt auf das Totenbett fiel es mir schwer, mich täglich zu erleichtern. Ich hielt so lange an, wie ich konnte. Als es nicht mehr ging, beschmutzte ich meine Hose. Weil ich immer versuchte, es zurückzuhalten, wurde ich inkontinent. Manchmal konnte ich nicht urinieren, obwohl ich musste, was dazu führte, dass sich mein Bauch aufblähte. Die Schmerzen waren unbeschreiblich.
Mindestens fünf der sechs Monate, in denen ich verhört wurde, war ich an den Metallstuhl im Verhörraum gefesselt. Die einzigen Ausnahmen bestanden in den drei Wochen, in denen ich auf dem Totenbett gefesselt war; drei Nächte, die ich auf dem Etagenbett in meiner Zelle verbracht hatte, sowie in der Zeit, in der mir Infusionen verabreicht wurden, siebenmal für jeweils etwa zehn Stunden im Krankenhaus.
Folter-Nachstellung: Metallstuhl
Während ich an den Stuhl gefesselt war, schneite es dreimal. Die Temperatur im Verhörraum fiel nachts oft unter Null Grad. Die Polizei nahm mir meine Winterjacke ab und ließ mir nur zwei dünne Hosen. Tagsüber konnte ich es aushalten, aber in den kältesten Nachtstunden fror und zitterte ich unkontrolliert. Mitte März öffnete ein Wärter das Fenster über der Tür hinter mir. Es blieb offen, sodass ständig Durchzug war. Ich war bis auf die Knochen durchgefroren. Wegen der Eiseskälte wurde ich oft ohnmächtig.
Den ganzen Sommer verbrachte ich auf dem Metallstuhl im Verhörraum. Im Sommer ist es unerträglich heiß und jeder versucht, die Mücken zu vertreiben. Alle Zellen im Untersuchungsgefängnis hatten Fliegengitter an Türen und Fenstern – mit Ausnahme des Verhörraums. Die mit meinem Fall betrauten Beamten verbrachten viel Zeit im Hof, um Luft zu schnappen. Oder sie hielten sich in der Wachstube auf, wo Fliegengitter an Türen und Fenstern waren. Selbst für die kurze Zeit, die sie im Verhörraum verbrachten, sprühten sie sich mit Mückenspray ein. Die Tür zum Verhörraum stand jedoch weit offen. Ich saß auf dem Metallstuhl, die Hände hinter dem Rücken am Stuhl gefesselt. Ständig wurde ich von Mücken gestochen.
Aus Protest gegen die unmenschliche Behandlung trat ich in Hungerstreik. Mir wurde ein Schlauch durch die Nase eingeführt, der mit Stoff und Klebeband am Kopf befestigt wurde. Meine Hände waren hinter dem Rücken gefesselt, da die Wärter meinten: „Wenn wir das nicht täten, würdest du den Schlauch herausziehen.“
Folter-Zeichnung: Hände hinter dem Rücken gefesselt
So blieb es rund um die Uhr. Wenn ich einschlief, wachte ich nach ein paar Minuten vor Schmerzen auf. Allmählich dauerte es fünf bis zehn Minuten, bis ich wegen der Schmerzen wach wurde. Während der mehr als fünf Monate, in denen mir die Hände auf dem Rücken gefesselt waren, schlief ich nicht länger als zwei Stunden – bis ich 2010 aus dem Untersuchungsgefängnis weggebracht wurde.
Wenn einem längere Zeit die Hände auf dem Rücken gefesselt sind, werden die Arme in der Regel so taub, dass man sie später nicht mehr bewegen kann. Nach einer Woche in einer solchen Position kann man drei Tage lang die Arme nicht heben. Nach zehn Tagen kann man fünf Tage lang die Arme nicht über Schulterhöhe heben.
Mir waren fünf Monate lang die Hände auf dem Rücken gefesselt. Viele sagten, dass meine Arme dauerhaft beeinträchtigt sein würden.
Von Mitte Mai bis Mitte Juli 2009 wurde mir über 40 Mal gesagt, dass die Beamten der Stadt für meinen Fall eine Richtlinie erlassen hätten: Ich müsste nur sagen, dass ich nicht mehr Falun Dafa praktizieren würde. Wenn ich dies äußern würde, würde ich am nächsten Tag freigelassen und am Folgetag meine Arbeit als Regierungsbeamter auf Kreisebene wiederbekommen. Mir würde mein gesamtes Gehalt gezahlt, das einbehalten wurde, und ich würde eine Wohnung zugeteilt bekommen. Aber ich blieb stumm.
Bevor ich Falun Dafa praktizierte, war ich unheilbar krank und dem Tod nahe gewesen. Ich war moralisch verdorben und auf dem Weg der Selbstzerstörung. Dafa veränderte mich von Grund auf und machte aus mir einen rücksichtsvollen und ehrlichen Menschen sowie einen guten Beamten. Wie könnte ich das Praktizieren von Dafa aufgeben? Wie kann ein Erwachter seinen Glauben an Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht ablegen?
Als die Polizei bemerkte, dass ich mich durch keine der angebotenen Verlockungen beeindrucken ließ, zeigten sie wieder ihre wahre Natur. Der stellvertretende Teamleiter Sun bedrohte mich fünfmal. Seine Worte lauteten:
1. „Glaubst du, dass du immer noch der Chef bist? Immer noch verantwortlich für andere Regierungsbeamte, die immer vor dir gekuscht haben? Lass mich dir eines sagen: Du bist jetzt weniger wert als ein Hundehaufen. Diese Leute können dich für jedes beliebige Verbrechen anklagen und du kannst nichts dagegen tun.“2. „Denk nicht eine Sekunde daran, dass du nicht verurteilt wirst, bloß weil du nicht redest. Lass dir gesagt sein, dass wir leicht Beweise gegen dich erfinden können, solange die mit diesem Fall betrauten Beamten alle unterschreiben. Es wäre ein Kinderspiel, dich für 15 oder 18 Jahre hinter Gitter zu bringen.“ Was er mit „Beweise gegen dich erfinden“ sagte, war genau das, was er tat.3. „Dich zu töten, ist so einfach wie eine Ameise umzubringen. Es wird keinerlei Konsequenzen haben und wir werden vielleicht sogar befördert.“4. „Hast du in all den Jahren nicht bemerkt, dass Falun-Gong-Fälle genauso behandelt werden wie die Ein-Kind-Politik? Es gibt weder eine Rechtsgrundlage noch irgendwelche Konsequenzen. Wir können dich zu 15 Jahren verurteilen – wegen der gleichen Vorwürfe, die dich ins Zwangsarbeitslager gebracht haben. Selbst wenn du zu Unrecht beschuldigt wurdest und zu Unrecht gestorben bist, traut sich niemand, dir zu helfen; es sei denn, sie wollen nicht unter der Kommunistischen Partei Chinas leben.“5. „Glaubst du, du wirst nach ein paar Tagen Haft oder ein paar Tagen Zwangsarbeit freigelassen wie früher? Das ist unmöglich. Vielleicht kommst du nicht einmal lebend aus dem Untersuchungsgefängnis heraus. Selbst wenn du hier lebendig rauskommst, wirst du es nicht aus dem Gefängnis schaffen. Angenommen, du hast das große Glück, dass deine Haftzeit vor deinem Tod endet, dann würden sie dich einfach zu ein paar weiteren Jahren verurteilen und eine beliebige Anklage erfinden. Wenn du dann immer noch lebst, wird deine Haftzeit einfach verlängert. Es ist so einfach, einen Grund zu finden, um die Haftdauer zu verlängern; jeder beliebige Vorwurf genügt. Ich will damit nur sagen, dass du auf keinen Fall lebend hier rauskommst oder jemals wieder ein freier Mensch sein wirst.“
Nachdem ich im Dezember 2009 zu fünf Jahren Haft verurteilt worden war, waren die Verhöre vorbei und die Polizisten zogen sich aus dem Untersuchungsgefängnis zurück. Nach achteinhalb Monaten wurde ich verlegt.
Als ich im Männergefängnis Shandong ankam, war ich wegen der Folter im Untersuchungsgefängnis extrem schwach und wurde sofort ins Krankenhaus eingewiesen. Die Gefängniswärter besuchten und bedrängten mich in der Klinik, damit ich meinen Glauben ablegte. Als ihr Versuch scheiterte, wurde ich zurück ins Gefängnis gebracht.
Im März 2010 brachte man mich ins Gefängnis der Provinz Shandong. In diesem Gefängnis sind seit 2002 zahlreiche männliche Falun-Dafa-Praktizierende verlegt. Hier sind Praktizierende aus der ganzen Provinz inhaftiert.
In den vier Wänden dieser Einrichtungen wurden alle Arten von organisiertem Verbrechen an Falun-Gong-Praktizierenden verübt – ein krasser Widerspruch zu dem, was das Ministerium für Gefängnisse als „modern und zivilisiert“ bezeichnete. Die Verwaltung und die Wärter gingen mit Gewalt und Gehirnwäsche vor, um die Praktizierenden zur Aufgabe ihres Glaubens zu bringen. Bevor ich ankam, waren zwölf Falun-Gong-Praktizierende während der Haft ums Leben gekommen.
Am ersten Tag meiner Ankunft erzählte ich einem Wärter von Dafa. Ich berichtete von meinen Erfahrungen als ich Gefängniswärter gewesen war und erklärte ihm, dass es nicht falsch ist, durch Kultivierung im Dafa ein besserer Mensch zu werden – die Verfolgung hingegen sei falsch. Jeder, der sich an der Verfolgung beteilige, würde eines Tages die Konsequenzen tragen müssen, schilderte ich.
Aber niemand hörte mir zu.
Um mich „umzuerziehen“ und mich zur Abkehr von meinem Glauben zu bringen, nutzten die Wärter eine Vielzahl abscheulicher und bösartiger Methoden wie körperliche Züchtigung, Schläge und sexuelle Misshandlungen.
Der Vize-Direktor Zhang und andere zwangen mich, lange Zeit auf einem kleinen Hocker zu sitzen oder zu stehen. Jeden Tag musste ich regungslos auf einem kleinen Plastikhocker sitzen, wobei die längste Sitzung 17 Stunden ohne Unterbrechung dauerte. Rund um die Uhr waren Kriminelle damit beauftragt, mich zu überwachen. Sobald ich mich nur ein bisschen bewegte, wurde ich geschlagen und manchmal verprügelt. Während meiner Haft wurde ich über 60 Mal geschlagen, gleich am ersten Tag prügelte man mich zu Boden.
Das ständige regungslose Sitzen zehrte an mir. Es bildeten sich äußert schmerzhafte Wunden am Gesäß. Trotzdem wurde ich gezwungen, weiterhin zu sitzen. Das führte dazu, dass das Fleisch am Gesäß an einigen Stellen verfaulte.
Die Wärter zwangen mich auch, lange Zeit neben meinem Bett zu stehen; elf Stunden betrug die längste Periode. Ich durfte nicht wie die anderen Gefangenen abends zu Bett gehen. Wann ich ins Bett gehen durfte, entschied Direktor Zhang.
Meine Füße hatten sich nie ganz von den früheren Verletzungen erholt. Jetzt wurden die Schwellungen und das Taubheitsgefühl stärker. Nach 40 Tagen langen Stehens oder Sitzens liefen meine Füße lila-blau an. Langsam verlor ich das Gefühl in den Füßen. Sie waren geschwollen, sodass ich keine Schuhe mehr tragen konnte. Aber Direktor Zhang ließ nicht locker. Ich musste immer länger sitzen oder stehen.
Als ich eines Abends elf Stunden gestanden hatte, waren meine Füße völlig taub. Ich konnte nicht länger stehen und fiel zu Boden. Aber ins Bett durfte ich nicht. Der Gefangene Liu half mir auf und ließ mich bis 2 Uhr morgens auf einem kleinen Hocker sitzen.
Einen Monat nach meiner Inhaftierung wurde ich von den Häftlingen Liu und Sun beschimpft und verprügelt. Liu schlug mich so heftig, dass ich danach auf dem rechten Ohr nichts mehr hörte. Einen Monat später trat mir der Gefangene Yan in den Schritt und verletzte meine Genitalien. Es dauerte drei Jahre, bis ich mich davon erholt hatte.
Die Wärter der Abteilung Nr. 11 befahlen den kriminellen Gefangenen Wei, Liu und Sun, mich zu demütigen und zu misshandeln. Liu und Sun versuchten, mich mit einer unbekannten Substanz aus einer großen Sprite-Flasche zwangszuernähren. Ich wehrte mich und sie gaben schließlich auf. Liu versuchte, mir die Hose herunterzuziehen und meine Geschlechtsteile zu berühren, wie er es bei anderen Falun-Dafa-Praktizierenden getan hatte. Ich sagte streng zu ihm: „Liu, du bist so alt wie mein Sohn. Ich bin älter als dein Vater. Wenn du mich beleidigst, ist das nicht dasselbe, wie deinen Vater zu beleidigen?“ Erst dann hörte er auf.
Genau in dem Moment, als Liu von mir abließ, verpasst mir Sun eine schallende Ohrfeige, sodass ich auf dem rechten Ohr für immer taub war. Sun und Liu zerrten mich auf das Bett. Während Sun auf meinem Oberkörper saß, setzte sich Liu auf meine Knie, zog mir die Socken aus und benutzte ein zerbrochenes Plastikteil eines Kleiderbügels, um mit viel Kraft meine Füße in der Mitte aufzukratzen. Über 30 Mal wiederholte er die Bewegungen auf und ab, sodass die Füße anschwollen. In den folgenden fünf Tagen konnte ich kaum gehen.
Anfang April 2010 beauftragten die Wärter der Abteilung einen anderen Straftäter, den etwa 36-jährigen Yan. Er sollte mich verprügeln und foltern. Yan war rücksichtslos und schlug mich härter als Liu und Sun es je getan hatten. Durch einen Schlag oder ein Tritt von ihm taumelte ich über drei Meter weit zurück. Innerhalb von zwei Wochen schlug und beschimpfte mich Yan über 40 Mal.
Folter-Zeichnung: Tritte und Schläge
Eines Morgens trat mir Yan aus heiterem Himmel mit den Zehenspitzen in den Schritt. Gekrümmt fiel ich zu Boden und schwitzte vor Schmerz. Als Folge litt ich dreieinhalb Jahre unter Potenzstörung. Meine Genitalien färbten sich blau-lila. Ren, ein Mitgefangener, der mich unter der Dusche sah, prophezeite mir, dass ich nicht mehr lange leben würde. Er hatte schon Geschlechtsteile von Toten mit derselben Farbe gesehen.
Der Insasse Zhang und andere, die mich überwachen sollten, drohten mir wiederholt mit dem Tod. Als Zhang sah, dass meine Füße geschwollen und schwarz-lila angelaufen waren, sagte er mir bei fünf verschiedenen Gelegenheiten:
„Deine Füße können nicht geheilt werden – du kannst nur warten, bis sie amputiert werden. Du kannst sogar froh darüber sein, wenn sie amputiert werden und nur eine Behinderung zurückbleibt. Das Schlimmste, was dir passieren könnte, ist, dass du nicht leben darfst. Ich sage dir, der Staatsanwalt hält eine Schachtel (eine Urne) und ein Stück Papier (Totenschein) für dich bereit, wenn du deinen letzten Atemzug machst. Dann wird im Obduktionsbericht stehen, dass du eines natürlichen Todes gestorben bist. Das Gefängnis wird nichts damit zu tun haben. Niemand trägt die Schuld und niemand wird zur Verantwortung gezogen. Deine Frau und dein Sohn werden kommen, um die Schachtel zu holen, und dein Vater und deine Mutter werden lange Zeit trauern.“
Der Gefangene Teng hat mir immer wieder gesagt: „Bruder, ich werde dir die Wahrheit sagen. Diesmal haben dich die Bullen zum Sterben hergeschickt – sie hatten nie geplant, dass du lebend hier rauskommst. Jedes Gefängnis hat eine Todesquote von 5 zu 1.000. Wenn du hier stirbst, ist die Quote erfüllt und das Gefängnis wird nicht dafür belangt.“
Bis Mai 2012 war ich in einer Abteilung für psychisch kranke Häftlinge untergebracht. Während dieser Zeit bedrohte mich der Häftling Jin, ein über 50-jähriger Schwerverbrecher, der an einer bipolaren Störung litt. Dreimal rempelte Jin mich im Waschraum an, schrie vor allen Leuten herum und schwor, mich umzubringen.
Ende Mai 2012 wurde ich wieder in eine reguläre Abteilung verlegt. Die Wärter und Häftlinge begannen, mir eine unbekannte Substanz ins Wasser und ins Essen zu geben. Ich wurde Opfer der hinterhältigsten und grausamsten Vergiftung.
Am sechsten Tag des chinesischen Neujahrsfestes 2013 wurde ich auf Befehl eines Vollzugsbeamten durch den Gefangenen Fengzi, der mir einen Schlauch in die Nase einführte, zwangsernährt. Für den Rest des Tages nahm ich keine Nahrung und kein Wasser mehr zu mir. Mitten in der Nacht wachte ich mit starken Kopfschmerzen auf. Als ich die Augen öffnete, war mir, als würde sich alles drehen. Sofort schloss ich die Augen wieder und wagte es in den nächsten drei Stunden nicht, sie wieder zu öffnen. Ich litt unter pochenden Kopfschmerzen und mir war übel. Es arbeitete in meinem Magen, sodass ich meinen Kopf aus dem Bett hielt und mich übergab. Um 7:10 Uhr hatte ich mich ein Dutzend Mal übergeben. Sieben Mal zählte ich Blut im Erbrochenen.
Kurz nach 9 Uhr kam der Abteilungsleiter Li herein und fragte: „Was ist los? Sollen wir ihn ins Krankenhaus bringen?“ Ich sagte zu ihm: „Ich glaube, jemand hat mir Gift ins Essen getan. Mir ist schwindlig und ich habe starke Kopfschmerzen. Außerdem habe ich Blut in meinem Erbrochenen gefunden.“
Die nächsten drei Tage war ich bettlägerig und wurde nicht zwangsernährt. Ich ging nur einmal am Tag zur Toilette, wobei ich mich am Bett festhielt. Mein Urin war rot, was darauf hindeutete, dass Blut enthalten war.
Ab dem dritten Tag nach der Vergiftung fand ich neun Tage lang Blut in meinem Stuhl. Mir war extrem schwindlig. Wie ein 80-Jähriger setzte ich mich auf, stand aus dem Bett auf und setzte mich langsam in Bewegung, aber schon nach wenigen Minuten war mir wieder schwindelig.
In den nächsten sechs Monaten kam das etwa einmal im Monat vor und dauerte etwa fünf Tage an. Einer dieser Anfälle ereignete sich am 17. März 2013 gegen 22:30 Uhr. Ich lag im Bett, mir war plötzlich schwindlig und ich musste mich übergeben. Die Häufigkeit der Anfälle nahm ab und trat in den folgenden sechs Monaten alle zwei Monate auf.
Drei Tage nach meiner Entlassung aus dem Gefängnis war mir so schwindlig, dass ich weder aufstehen noch etwas essen konnte. Ich konnte die Augen nicht öffnen. Fünf Tage hielt dieser Zustand an und trat dann alle fünf Tage auf. Einmal war ich zu einer Schulung verreist. Nach zwei Tagen wurde mir extrem schwindlig und ich musste mich im Bad übergeben. Ich legte mich hin, um mich auszuruhen, und war fünf Stunden bewusstlos.
In der letzten Zeit habe ich viele Minghui-Berichte über Fälle gelesen, bei denen Falun-Gong-Praktizierende in der Haft oder im Gefängnis vergiftet wurden. In einem Bericht ging es um eine Praktizierende, die im Gefängnis vergiftet worden war und deren Füße nach ihrer Entlassung schwarz wurden und abfielen. Es ist schwer, sich das vorzustellen oder es zu glauben, wenn man die Fotos nicht gesehen hat. Da ich selbst sehr ähnliche Symptome erlitten habe, weiß ich, dass es wirklich so ist.
Im März 2016 waren meine Beine und Füße geschwollen. Eines Tages bemerkte ich, dass der untere Teil meiner Beine eine gräulich dunkle Farbe annahm, im Gegensatz zur normal blassen Hautfarbe am Rest des Beines.
Was ich hier enthüllt habe, ist nur die Spitze des Eisberges unzähliger Verbrechen, die das chinesische kommunistische Regime an Falun-Dafa-Praktizierenden verübt hat. Die Verfolgung in China dauert bis zum heutigen Tag noch immer an. Ich hoffe, dass die Menschen durch das, was ich erlebt habe, das bösartige Wesen der KPCh erkennen und hoffe, dass sich das chinesische Volk von der bösartigen Partei distanziert.
[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und hat sich rasant verbreitet. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.