(Minghui.org) Wie die königlichen Prinzen in der Qing-Dynastie zu erziehen waren, wurde in der Ära von Kaiser Kangxi (1654 -1722) festgelegt. Die Prinzen traten im Alter von sechs Jahren ihre offizielle Schulausbildung an. Jeden Tag mussten sie um fünf Uhr morgens aufstehen und den ganzen Tag über bis sechs oder sieben Uhr abends lernen. Sie hatten nur einen Tag im Jahr frei: am Neujahrstag, und davor zwei halbe Tage. So zog sich der Zeitplan das ganze Jahr über hindurch, im Sommer wie im Winter.
Der Ort, an dem sie ihr Studium absolvierten, befand sich im Changchun-Garten und wurde „Wuyizhai“ („Ort ohne Freizeit“ oder „Haus der Tätigkeit“) genannt. Dieser Name weist darauf hin, wie ernsthaft und streng der Kaiser die Ausbildung seiner Zöglinge betrachtete.
Kaiser Kangxi stellte nicht nur hohe Erwartungen an die königlichen Kinder, sondern ging auch selbst mit gutem Beispiel voran. In den „Tingxun Geyan“ (Richtlinien für Familien) hielt er fest: „Die Bildung des Charakters erfolgt durch gewissenhaftes Bemühen in der täglichen Routine. Selbst in der Hitze des Sommers brauche ich keinen Fächer zu benutzen oder meinen Hut abzunehmen, weil ich mich in meinem täglichen Leben nicht verausgabt habe.“
Ging es um die Erziehung der Prinzen, war Kaiser Kangxi sehr streng. Er kontrollierte oft ihre Hausaufgaben und prüfte ihre Kampfkunstfähigkeiten. In den Historischen Aufzeichnungen sind folgende Einträge für das „Wuyizhai-Studium“ am 10. Juni 1687 zu lesen:
Yin Shi (drei bis fünf Uhr); Selbststudium im Atelier, Vorbereitung auf die Ankunft der Lehrer.
Mao Shi (fünf bis sieben Uhr); die Lehrer prüfen die Hausaufgaben der Prinzen und fordern sie auf, Texte zu rezitieren. Wenn keine Fehler gemacht werden, gehen sie dazu über, neue Texte zu lehren und erteilen weitere Hausaufgaben, die am nächsten Tag überprüft werden. Ihr Mandschu-Lehrer ist Dahata, ihr chinesischer Lehrer Tang Bin.
Chen Shi (sieben bis neun Uhr); nach einer frühmorgendlichen Audienz mit den Höflingen überprüft Kaiser Kangxi die Studien der Schüler. Dabei wird besonderes Augenmerk daraufgelegt, ob die Prinzen in der Lage sind, die erlernten klassischen Stücke zu rezitieren.
Si Shi (neun bis elf Uhr); zu dieser Zeit ist es im Sommer sehr heiß. Die Prinzen dürfen jedoch keinen Ventilator benutzen und müssen aufrecht sitzen. Sie üben Kalligraphie und schreiben dabei jedes Zeichen 100 Mal.
Wu Shi (elf bis dreizehn Uhr); Mittagspause; danach Üben der Kalligrafie im Selbststudium.
Wei Shi (dreizehn bis fünfzehn Uhr); körperliches Training im Hof. Zu den Aktivitäten gehören Bogenschießen, Ringen und Kampfsportarten.
Shen Shi (fünfzehn bis siebzehn Uhr); Kaiser Kangxi prüft seine Zöglinge erneut. Er wählt wahllos Texte aus und fordert sie auf, diese zu rezitieren und die Bedeutung zu erklären. Dabei wird jeder Prinz der Reihe nach einzeln geprüft.
You Shi (siebzehn bis neunzehn Uhr); die Kunst des Bogenschießens im Hof üben. Jeder Schüler wird vom Kaiser aufgefordert, seine Schießkünste zu zeigen, wobei unterschiedliche Ergebnisse erzielt werden. Auch ihr Trainer ist angehalten, seine Schießkünste zu demonstrieren. Zum Schluss schießt der Kaiser selbst eine Reihe von Pfeilen ab, die alle das Ziel treffen.
Nach einem solchen typischen Ausbildungstag wurden die Prinzen entlassen.
Kangxi regierte 61 Jahre lang in der Qing-Dynastie und zeichnete sich als der am längsten herrschende Kaiser in der chinesischen Geschichte aus. Da er die Grenzen erweiterte und weitreichende Vorteile und Wohlstand brachte, wurde er als „Kaiser, der nur einmal in tausend Jahren erscheint“ gefeiert.
Seit Kangxis Regiment hielten die Kaiser der Qing-Dynastie mit seltenen Ausnahmefällen täglich frühmorgens eine Audienz mit den Hofbeamten ab. Selbst als sich im 18. Jahr der Herrschaft von Kangxi in Peking ein schweres Erdbeben ereignete, hielt der Kaiser seine morgendliche Audienz wie üblich ab.
Ursprünglich wurde die morgendliche Audienz im Frühjahr und Sommer um sechs Uhr und im Herbst und Winter um sieben Uhr durchgeführt. Um pünktlich erscheinen zu können, mussten manche ältere Höflinge mitten in der Nacht aufstehen. Mit der Zeit fiel ihnen das immer schwerer, und sie baten den Kaiser wiederholt, einen flexibleren Zeitplan für die Morgenaudienz einzurichten.
Kaiser Kangxi hatte ein offenes Ohr und nahm entsprechende Änderungen vor. Wenn in der Hauptstadt heftiger Regen fiel, ein Schneesturm tobte oder es ungewöhnlich heiß oder extrem kalt war, wurde die Morgenaudienz abgesagt, sofern keine dringenden Probleme vorlagen. Außerdem war es Senioren von über 60 Jahren erlaubt, nur noch alle zwei oder drei Tage der Versammlung beizuwohnen. Kaiser Kangxi stellte seine Anwesenheit jedoch täglich sicher. „Nach über 30 Jahren ist dieser Ablauf für mich zur Routine geworden“, erklärte er. „Ein Treffen zu versäumen, würde Unwohlsein bei mir hervorrufen. Würde ich nur einmal alle drei oder vier Tage zur Audienz erscheinen, könnte ich mit der Zeit nachlassen.“ Deshalb hielt er die Audienz weiterhin jeden Tag ab.
Lag etwas Dringendes vor, arbeitete Kangxi die ganze Nacht hindurch daran und schrieb ohne Verzögerung Kommentare zu den Memoranden. Er lehnte die Meinung vehement ab, dass „der Kaiser sich nur um die wichtigsten Angelegenheiten kümmern muss und die trivialen Dinge anderen überlassen kann“. Er erklärte, dass ein Nachlassen des Kaisers – selbst wenn es sich dabei nur um einen kurzen Moment handelte – der ganzen Nation Schwierigkeiten bereiten und für spätere Generationen Katastrophen auslösen könnte. Mit anderen Worten ausgedrückt: Das Übersehen von Kleinigkeiten, kann später zu großen Problemen führen.
Im 15. Sommer der Kangxi-Ära (1676) kam es aufgrund baufälliger Ufer des Gelben Flusses häufig zu Überschwemmungen. Kangxi besuchte die Region mehrmals, inspizierte sie und machte sich ein ganzheitliches Bild über die Situation, um eine Lösung zu finden. Mit einem Boot fuhr er den Unterlauf des Flusses entlang nach Mengjin, Xuzhou, Suqian, Pizhou, Taoyuan und Qingkou und danach über den Mittellauf nach Shanxi, Shaanxi, in die Innere Mongolei, nach Ningxia sowie andere Orte. Außerdem fuhr er von Hengchengbao (südlich von Yinchuan) den Mittellauf des Gelben Flusses entlang. Seine Inspektionsreise dauerte 22 Tage und umfasste Tausende von Meilen. Wo immer er sich aufhielt, führte der Kaiser eine gründliche Inspektion durch.
Viele Kaiser in der chinesischen Geschichte waren um den Schutz des Wassers besorgt, aber nur sehr wenige so gründlich wie Kangxi. Er begab sich nicht nur persönlich vor Ort, sondern schlug auch solide Lösungen für schwierige Probleme vor.
Kaiser Kangxi ermahnte spätere Generationen wiederholt, fleißig zu arbeiten und zu lernen und nicht nachzulassen. Dabei bezog er sich auf das „I Ging“ (Buch der Wandlungen), welches besagt, dass es eine große Tugend ist, „... jeden Tag neue Fortschritte zu erzielen. Um keine kostbare Zeit zu vergeuden, sollte man täglich einen Schritt nach vorne tun.“
In „Richtlinien für Familien“ schrieb er: „Alle Menschen genießen die Freizeit und mögen keine harte Arbeit. Mein Herz sagt jedoch, dass man die Leichtigkeit nur dann zu schätzen weiß, wenn man hart arbeitet. Gibt man sich nur der Muße hin, wird man ihre Bedeutung nur schwer verstehen und nicht in der Lage sein, Härte zu ertragen. Deshalb heißt es im Buch der Wandlungen: „Der Himmel ist gesund, und ein Edelmann strebt immer nach Selbstvervollkommnung. Deshalb betrachten tugendhafte Menschen harte Arbeit als ein Segen und Muße als Unglück.“
Kaiser Kangxi richtete sich sein ganzes Leben lang nach diesen Grundsätzen. Von seiner Thronbesteigung bis zu seinem Tod nahm er fast täglich an der morgendlichen Audienz teil. Eine Ausnahme bildeten seltene Vorfälle, wie zum Beispiel Krankheit, die drei großen Feste oder bei unvorhergesehenen bedeutenden Ereignissen. Rückblickend auf seine 61-jährige Amtszeit bekundete er, „fleißig und umsichtig gearbeitet und auch nachts nie von seinen Pflichten abgelassen zu haben. Über Jahrzehnte habe er jeden Tag sein Bestes gegeben, und das ohne Ausnahme.“
Getreu seinen Worten und Taten diente Kaiser Kangxi späteren Generationen als gutes Beispiel für die Kultivierung von Tugenden. Der kostbare geistige Reichtum, den er hinterlassen hat, gehört zu den Schätzen der traditionellen chinesischen Kultur.