(Minghui.org) Eine Praktizierende musste extreme Qualen im Gefängnis erleiden, nur weil sie Materialien über Falun Dafa [1] verteilt hatte. Nach einem Jahr brutaler Folter in der Haft wurde sie am 2. März 2021 freigelassen.
Sun Xiaojing lebt in der Stadt Panjin in der Provinz Liaoning. Am 4. März 2020 verteilte sie auf der Straße Informationsmaterialien über Falun Dafa [1]. Eine junge Frau namens Zhang Yu erhielt eine der Broschüren und meldete dies bei ihrem Freund Pei Shuai, einem Beamten der Polizeiwache Xinglong. Zhang wurde gebeten, der Praktizierenden zu folgen.
Kurz danach wurde Sun von Pei und fünf anderen Beamten verhaftet. Später durchsuchten Polizisten ihre Wohnung. Sie beschlagnahmten zwei Computer, obwohl diese defekt waren. Die Beamten brachten Sun zur Polizeiwache Xinglong. Während ihres Verhörs war sie mit Handschellen an einem Metallstuhl gefesselt.
Am Folgetag hatte Sun Fieber. Ungeachtet dessen brachten die Beamten die Praktizierende ins Untersuchungsgefängnis Panjin.
Aus Protest gegen die gesetzwidrige Verhaftung weigerte sich Sun, die Gefängnisuniform zu tragen und trat in Hungerstreik. Am fünften Tag wurden ihr Hände und Füße gefesselt und gegen ihren Willen eine Infusion verabreicht. Einige Tage später führten die Wärter im Quarantäneraum eine Zwangsernährung durch, wobei ihr das Kinn gebrochen wurde. Beinahe wäre Sun erstickt.
Als die Praktizierende während der Zwangsernährung einmal nicht atmen konnte, befahl der stellvertretende Gefängnisdirektor Lin einem Arzt, eine Magensonde einzuführen. Sun wehrte sich. Ein anderer Arzt kam herbei und führte den Befehl aus. Kurz darauf musste Sun husten und erbrach ein Blutgerinnsel in der Größe eines Herzens. Die Gefangenen, die bei der Zwangsernährung assistierten, waren entsetzt und begannen zu weinen. Sie dachten, Sun hätte ihr Herz erbrochen.
Die Haftanstalt zwang die Praktizierende, die Kosten für die Infusion, die Magensonde sowie einen Bluttest von insgesamt 1.700 Yuan (rund 220 Euro) zu erstatten.
Suns Familie zahlte darüber hinaus weitere 2.000 Yuan (rund 260 Euro) auf das Gefängniskonto der Praktizierenden, aber die Polizisten erlaubten ihr nicht, Dinge des täglichen Bedarfs zu kaufen. Sie behaupteten, dass das Konto kein Guthaben ausweisen würde. Sun musste daraufhin andere Gefangene um Toilettenpapier bitten, weil sie selbst keins kaufen konnte. Erst als sie am 9. Mai in eine normale Zelle verlegt wurde, durfte sie Dinge des täglichen Bedarfs erwerben. Zu dieser Zeit betrug ihr Guthaben nur noch die Hälfte. Wer das Geld genommen hatte, wusste Sun nicht.
Später führte die Bezirksstaatsanwaltschaft Xinglongtai eine Video-Anhörung durch. Sun schilderte, wie Beamte der Polizeiwache Xinglong sie mit gefälschten Beweisen belastet hatten. Sie argumentierte, dass Falun Dafa durch kein Gesetz in China unter Strafe gestellt oder als Sekte gezeichnet werde. Zudem wies sie darauf hin, dass das Verbot von Falun-Dafa-Büchern im Jahr 2011 durch das Amt für Presse, Publikationen, Radio, Film und Fernsehen in China aufgehoben wurde.
Die Staatsanwaltschaft erhob schließlich Anklage und übergab Suns Fall am 20. Juli 2020 an das Bezirksgericht Xinglongtai.
Am 2. September 2020 fand der Gerichtsprozess per Videokonferenz statt. Sun weigerte sich, den gerichtlich beigeordneten Anwalt zu akzeptieren, da die Behörden von ihm ein Schuldanerkenntnis forderten. Die Praktizierende verteidigte sich selbst und erklärte sich für unschuldig.
Sun bat den Richter, den Inhalt der von ihr verteilten Falun-Dafa-Materialien vorzulesen. Der Richter lehnte ab mit der Begründung, dass er dies weggeworfen habe.
Polizisten behaupteten, dass sie in Suns Wohnung 89 Falun-Dafa-Broschüren, 11 DVDs, 251 Flyer und zwei Computer gefunden hätten. Sun hingegen argumentierte, dass sie derartige Dinge nicht zu Hause hatte. Hingegen hätten die Beamten einige Briefe mitgenommen, die sie an ihren Vorgesetzten geschrieben hatte, nachdem sie wegen des Praktizierens von Falun Dafa entlassen worden war. Wie die Polizei diese Briefe als 251 Flyer werten konnte, war ihr nicht klar. Sun forderte, dass die Videoaufnahmen der Polizei, die bei der Hausdurchsuchung mit Körperkameras aufgezeichnet wurden, abgespielt werden. Auch das wies der Richter zurück. Er sagte, dass das Video nicht gezeigt werden könne. Man würde es sich später ansehen.
Sun trat nach der Anhörung erneut in Hungerstreik und forderte Freispruch. Der stellvertretende Direktor des Untersuchungsgefängnisses konnte die Praktizierende nicht davon überzeugen, den Streik zu brechen.
Am 2. Oktober 2020 brachten Beamte Sun in Zelle 312, deren Anführerin für Folter und Misshandlungen bekannt war. Sie prügelte kurz nach Ankunft der Praktizierenden gemeinsam mit zehn weiteren Gefangenen auf Sun ein. Der Abteilungsleiter Zhao sagte zu dieser Zellenältesten: „Egal mit welcher Methode, solange ihr sie zum Essen bringt, könnt ihr eure Mahlzeiten bekommen. Ansonsten gibt es auch für euch kein Essen.“
Daher quälten die Gefangenen in der neuen Zelle Sun gemeinsam. Einige schlugen ihr mit Schuhsohlen ins Gesicht, andere trampelten auf ihrem Körper herum. Eine Gefangene packte Sun an den Haaren und schlug ihr den Kopf gegen die Wand. Währenddessen beschimpfte die Zellenälteste Sun: „Lieber würde ich dich zu Tode prügeln, lieber würde ich dein Leben mit meinem bezahlen.“ Nach den Misshandlungen folgte eine zweistündige Zwangsernährung.
Jede Zwangsernährung war für Sun eine Qual. Selbst die Wärter, die das Ganze mit der Überwachungskamera beobachteten, sagten zu den Gefangenen: „Es ist schrecklich, euch bei der Zwangsernährung zuzusehen.“ Suns Kinn war in weniger als zwei Tagen stark zerkratzt.
Beinahe wäre die Praktizierende während der Tortur erstickt. Nachts durfte sie nicht schlafen. Eine Gefangene blieb wach und schubste sie jede halbe Stunde an, um sie aufzuwecken. Suns Augenlider wurden sogar mit Klebestreifen fixiert, sodass sie die Augen tagsüber nicht schließen konnte.
Das Bezirksgericht Xinglong verurteilte Sun schließlich zu einem Jahr Gefängnis. Die dagegen beim Mittleren Volksgericht Panjin eingelegte Berufung wurde zurückgewiesen.
Nach dem Hungerstreik litt die Praktizierende ständig unter starken Brustschmerzen und forderte, ins Krankenhaus gebracht zu werden. Stattdessen schlug der stellvertretende Direktor Lin sie zweimal und befahl den Mitgefangenen, Sun zu foltern. Sie zerrten sie zur Toilette, wo es keine Überwachungskameras gab, und flößten ihr Wasser ein. Sun wehrte sich, sodass ihre ganze Kleidung durchnässt war.
Mitte Dezember 2020 war Sun durch den Hungerstreik erheblich geschwächt. Trotzdem zwangen die Wärter sie, längere Zeit aufrecht zu stehen. Dadurch verschlechterte sich ihr Zustand. Aus Protest gegen die Verfolgung trat sie erneut in Hungerstreik. Sie weigerte sich, die Gefängnisuniform anzuziehen und auf einem kleinen Hocker zu sitzen. Daraufhin beteiligten sich alle Mitgefangenen der Zelle an Suns Folter.
Die Gefangene Gao Haimin misshandelte Sun am schlimmsten. Sie ließ sie im Winter nur mit einer Unterhose bekleidet am offenen Fenster zurück, damit sie friert und sich gedemütigt fühlt. Zudem riss sie Sun Haare aus und kniff sie, sodass sie blaue Flecke bekam.
Sun wurde auch zwangsernährt, wozu ihr Arme und Beine ans Bett gefesselt wurde. Die Wärter ließen dabei das Fenster offenstehen. Mehrere ältere Gefangene erkälteten sich dabei. Nach der Zwangsernährung ließen die Wärter Sun am Bett gefesselt zurück. Der Schlauch von der Zwangsernährung sowie ein Harnkatheder wurden erst nach etwa einer Woche entfernt.
[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und hat sich rasant verbreitet. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.