(Minghui.org) In der traditionellen chinesischen Kultur gab es einen bestimmten Verhaltenskodex für den Umgang zwischen Männern und Frauen. Obwohl die Kommunistische Partei Chinas seit ihrer Machtübernahme viele Normen des traditionellen Anstands zerstört hat, sind die Menschen heute immer noch sehr sensibel, was den Grad der Nähe zwischen Angehörigen beiderlei Geschlechts angeht.
Anfang dieses Jahres studierte ich die Lehre von Falun Dafa gemeinsam mit einem männlichen Praktizierenden. Keiner von uns beiden gehörte einer Fa-Lerngruppe an. Doch es gab zufällig einen Ort, zu dem wir beide Zugang hatten, so dass wir dort eine Zeit lang gemeinsam das Fa lernen wollten.
Das Haus, in dem wir lernten, hatte keine festen Bewohner, aber es gab viele Nachbarn in der Nähe. Bald erregte unser Kommen und Gehen Aufmerksamkeit und einige Leute sahen uns mit einem verächtlichen Lächeln an, wenn sie uns sahen.
Schließlich fasste ich mir ein Herz und sagte: „Auch wenn wir uns tagsüber treffen, sieht das für andere Leute immer noch seltsam aus. Sie könnten denken, dass wir nichts Gutes im Schilde führen. Ich werde nicht mehr kommen.“
Der Mitpraktizierende bat mich danach noch mehrmals, das Fa weiterhin gemeinsam zu lernen, aber ich lehnte jedes Mal ab. Von Anfang an hatte ich ein gewisses Unbehagen dabei gehabt, dass wir beide das Fa allein zusammen lasen. Aber weil zwischen uns nichts war, hatte ich es nicht sofort abgelehnt.
Der Praktizierende meinte, die Aufmerksamkeit der Nachbarn könnte durch meine Anhaftung verursacht worden sein. Ich sollte meinen Eigensinn loslassen und das Fa weiter mit ihm lernen. Obwohl ich den Wunsch, das Fa gemeinsam zu lernen, nicht für falsch hielt, hatte ich das Gefühl, dass diese Art, es zu tun, dennoch nicht richtig war.
Menschen haben ihre eigenen Prinzipien und Verhaltensweisen. Wenn man engen Kontakt zu jemandem des anderen Geschlechts hat, der nicht der eigene Ehepartner ist, zieht das Aufmerksamkeit und Kritik auf sich. Es geht nicht darum, dass die Leute neugierig sind. Es geht darum, dass es gegen die traditionelle menschliche Moral verstößt. Als Kultivierende dürfen wir nicht einfach tun, worauf wir Lust haben, nur weil wir denken, dass wir unseren Eigensinn erfolgreich beseitigt hätten.
Die menschlichen Anstandsregeln sollen das menschliche Herz zügeln, um die Moral zu bewahren. Wir dürfen sie unter keinem Vorwand verletzen. Die Menschheit mag korrumpiert sein, aber sie ist nicht völlig unmoralisch und es gibt etablierte Grundsätze für das Menschsein. Wir dürfen diesen Dingen gegenüber nicht gleichgültig sein.
Selbst wenn niemand davon weiß und selbst wenn niemand von uns diese Anhaftungen hat, glaube ich, dass es nicht angemessen ist, die Grenze des Anstands zu überschreiten. Der Grund, warum diese Regel so streng ist, liegt darin, dass das Überschreiten dieser Linie dazu führen kann, dass man Anhaftungen entwickelt und nach unten fällt.
Der Meister sagt:
„Dafa ist das Beste auf jeder Ebene. Auf der menschlichen Ebene dürfen Dafa-Jünger es nur harmonischer werden lassen, aber keinerlei Verluste bringen.“ (Erläuterung des Fa auf der Fa-Konferenz im Westen der USA zur Zeit des chinesischen Laternenfestes 2003, 15.02.2003)
Es gibt also nichts, was wir in unseren Worten und Taten für selbstverständlich halten sollten.
Vielleicht überschreiten die meisten von uns diese Grenzen nicht absichtlich. Es mag Situationen geben, in denen nicht sofort klar ist, was zu tun ist. Vielleicht sind unsere Absichten gut oder zumindest nicht böswillig wie bei dem oben erwähnten männlichen Praktizierenden, der nur das Fa lernen wollte. Aber es ist trotzdem unangemessen, die Normen der Gesellschaft so zu ignorieren, dass die Leute uns missverstehen könnten.
Wir sind Kultivierende. Schließlich wacht der Meister über uns. Er wird uns Hinweise geben und uns erinnern, um uns auf dem rechten Weg zu halten. Die Frage ist, ob wir sie beherzigen können. Wenn wir diese Hinweise als Einmischung betrachten und darauf bestehen, die Dinge auf unsere eigene Weise zu tun, wäre das schrecklich.
Nach diesem Vorfall musste ich auch noch an eine andere Begegnung denken. Einmal war ich mit einigen Mitpraktizierenden auf dem Land unterwegs. Mir flog etwas ins Auge und ich konnte nichts mehr sehen. So bat ich um Hilfe, um dieses Etwas aus meinem Auge herauszuholen.
Ein männlicher Praktizierender rannte auf mich zu und bot an, mir zu helfen. Die Anhaftung an Lust war hinter seinen Worten und Taten offensichtlich. Ich wich ihm mehrere Male aus und bat ihn wegzugehen, aber zu meiner Überraschung lachten die anderen Praktizierenden nur.
„Worüber machst du dir Sorgen? Wir sind doch alle Praktizierende“, sagte einer von ihnen. Schließlich kam eine weibliche Praktizierende und half mir.
„Wir sind doch alle Praktizierende – was gibt es da zu befürchten?“ Das habe ich schon zu oft gehört. Was bedeutet es? Bedeutet es, dass wir alle unfehlbar und absolut rein sind? Bedeutet es, dass Männer und Frauen plötzlich miteinander machen können, was sie wollen, ohne Rücksicht auf den Anstand? Hinter diesem einen Gedanken verbirgt sich eine Fülle von menschlichen Anhaftungen und Irrtümern.
Die Praktizierenden haben neben ihrer göttlichen Seite auch noch eine menschliche Seite und sie haben Anhaftungen, die sie kultivieren müssen. „Wir sind alle Praktizierende“ bedeutet gar nichts. Wir sind alle Praktizierende und reife Erwachsene. Wir können unsere eigene Unwissenheit und Unanständigkeit nicht für harmlos halten. Das Verhalten der Dafa-Schüler muss aufrichtig sein.
Das sind einige meiner persönlichen Erfahrungen bei der Kultivierung sowie mit den grundlegenden Verhaltensregeln eines gewöhnlichen Menschen. Ich habe gezögert, sie aufzuschreiben, aber das, was ich erlebt habe, war kein Einzelfall. Ich hoffe, dass meine Erfahrung den anderen Praktizierenden als Mahnung dienen kann, damit sie keine Fehler machen.