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Kein Ende der Menschenrechtsverletzungen in China: Fünf Jahre Folter und Gehirnwäsche – Teil I

22. April 2022 |   Von Chen Jing, einer Falun-Dafa-Praktizierenden in der chinesischen Provinz Heilongjiang

(Minghui.org) 

Anmerkung der Redaktion: Chen Jing, eine begabte Hochschulabsolventin, wurde mit Anfang 20 verfolgt, nur weil sie an ihrem Glauben an Falun Dafa festhielt. Während ihrer Hochschulzeit stellte man sie unter Hausarrest und drohte ihr mit Exmatrikulation und Inhaftierung. Nach ihrem Abschluss wurde sie aus ihrer guten Stelle in einem Krankenhaus entlassen. Sie musste ständig umziehen, um der Verfolgung zu entgehen, und lebte jahrelang in Angst. Als sie 37 Jahre alt war, wurde sie verhaftet und zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. In den Untersuchungshaftanstalten und im Gefängnis war sie brutaler Folter ausgesetzt.

Chen Jing

Chen schildert hier, wie sie physisch und psychisch verfolgt wurde.

***

Heute ist ein kalter Wintertag, der mich an einen anderen Wintertag vor einem Jahr erinnert, als ich aus dem Frauengefängnis von Heilongjiang herauskam und meine fünf Jahre oder 1.828 Tage Haft endeten.

In diesem vergangenen Jahr habe ich versucht, mich von der Folter zu erholen, meine finanziellen Schwierigkeiten zu lösen, meine Familie zu trösten und mit meinen Freunden und Verwandten zu sprechen, die kein Verständnis für mich aufgebracht hatten. Die Polizei schikanierte mich auch. Ich erinnere mich deutlich an jede Minute, jede Sekunde und jede Szene dieser 1.828 Tage. Sie sind tief in mein Gedächtnis eingegraben und werden nie gelöscht werden.

Ich habe das dringende Bedürfnis, meine Erfahrungen festzuhalten, damit die ganze Welt die wahre Situation in China erfährt. Alle sollen erfahren, wie Falun-Dafa-Praktizierende von der Polizei der KPCh, dem Personal in Polizeiwachen, Haftanstalten, der Staatsanwaltschaft, Gerichten und Gefängnissen misshandelt werden.

Mein Name ist Chen Jing. Im Januar 1979 wurde ich in der Stadt Daqing, Provinz Heilongjiang, geboren. Ich war eine intelligente und wohlerzogene Tochter und meine Eltern liebten mich sehr und verwöhnten mich. Von der Grundschule über die Sekundarschule bis hin zur Hochschule wurden meine Leistungen mit Lob und Beifall bedacht. Meine Mitschüler und Freunde hielten mich für eine hübsche, erstklassige Schülerin aus einer guten Familie, die in jeder Hinsicht überlegen war. Niemand konnte sich vorstellen, dass ich eines Tages von der Polizei gejagt werden oder in einem Untersuchungsgefängnis landen würde.

Ich studierte gerade, als 1999 die brutale, landesweite Verfolgung von Falun Dafa begann. Man stellte mich unter Hausarrest, drohte mir mit Suspendierung, Exmatrikulation und Inhaftierung. Kurz nach meinem Abschluss hatte ich eine gute Stelle gefunden, wurde aber gekündigt. Ich wechselte immer wieder meinen Wohnort, um der Verfolgung zu entgehen. Im Alter von 37 Jahren wurde ich zur Zielscheibe der Verfolgung durch die Behörden.

Verhaftung

Mehr als zwölf Polizeibeamte und vier Polizeiautos warteten am Nachmittag des 21. Januar 2016 vor dem Eingang meiner Wohnanlage. Sobald ich herauskam, kam ein Polizist auf mich zu. Bevor ich merkte, was los war, verdrehte er mir die Arme hinter dem Rücken und legte mir Handschellen an. Sie durchsuchten mich schnell und nahmen mir mein Geld, meine Schlüssel und andere Gegenstände ab. Sie zogen mir die Maske ab und sagten: „Glaubst du, wir erkennen dich nicht?“ Das überraschte mich, denn ich trug die Maske nur, um mich warm zu halten.

Mindestens drei Polizeibeamte waren von der Polizei der Provinz Heilongjiang, und einer von ihnen war Yang Bo. Zwei waren von der Polizei der Stadt Jiamusi, darunter Li Zhongyi und Liang Huawei. Vier andere waren von der Polizei des Bezirks Jiao der Stadt Jiamusi, nämlich Li Qiang, der mir die Handschellen anlegte, sowie Zhang Weiming, Wu Bin und Zhang Jia.

Sie brachten mich zur Polizeiwache in der Youyi Straße und da stand ein eiserner Stuhl, an den sich mich mit Handschellen ketteten. In der Zwischenzeit durchsuchten andere Polizeibeamte meine Wohnung. Sie nahmen mein Geld, eine hochwertige Kamera, einen Drucker und einige teure Gegenstände mit. Da während der Hausdurchsuchung niemand zu Hause war, weiß ich nicht, ob noch weitere Gegenstände beschlagnahmt wurden.

Als sie mir später das Protokoll zeigten, stand darin, dass sie meine Wohnung am 22. Januar 2016 von 8:30 bis 9:30 Uhr mit meiner Zustimmung durchsucht hätten. Tatsächlich hatte die Durchsuchung am dem Nachmittag des 21. Januar stattgefunden.

Einige Stunden später kamen Yang Bo und zwei weitere Mitarbeiter der Provinzpolizei von Heilongjiang in den Raum. Sie beglückwünschten sich gegenseitig zu dem Extrazuschuss von 200 Yuan (ca. 28 Euro) pro Tag, den sie für diese Reise erhalten hatten, und zu dem Luxushotel, in dem sie untergebracht waren. Sie besprachen auch, wie sie mit mir verfahren sollten.

Ein Beamter schlug vor, mich wegen Anstiftung zum Staatsstreich zu lebenslanger Haft zu verurteilen. Ein anderer sagte zu mir: „Es war Tee in deinem Kühlschrank. Den kannst du nicht alleine trinken. In der Gefriertruhe waren Lammfleischscheiben. Du musst es zubereitet haben, um es mit anderen zu essen.“ Ich wusste, dass er damit andeuten wollte, dass ich Kontakt zu lokalen Falun-Dafa-Praktizierenden hatte. Aber ich blieb stumm.

Dann sagte der dritte Beamte: „Wenn du nicht gestehst, werden wir dich nach Harbin bringen und dir Bambusstöcke unter die Fingernägel schieben. Unter der Folter wirst du dann alles sagen.“

Der große und kräftige Beamte, der mich zur Polizeiwache gebracht hatte, kam ebenfalls zu mir und sagte: „Wir müssen harte Maßnahmen anwenden, um sie zur Vernunft zu bringen.“

Später brachten sie mich zur Untersuchung ins Zentralkrankenhaus von Jiamusi, bevor sie mich in das Untersuchungsgefängnis brachten. Da ich mich weigerte zu kooperieren, drückten mich die Polizeibeamten Zhang Weiming, Li Yan, Li Yanchun und einige andere von der Polizeibehörde des Bezirks Jiao im Flur auf den Boden und flößten mir mit Gewalt Wasser ein.

Dann wurde ich zur Polizeiwache in der Youyi Straße zurückgebracht. In dieser Nacht schlief ich auf einem Stuhl. Am nächsten Tag versuchten Zhang Weiming, Li Qiang und Wang Wenjing, mich zum Essen zu zwingen, aber ich weigerte mich, weil mir übel war und ich mich übergeben wollte. Das ganze Wasser ergoss sich über mich.

Am Nachmittag brachten sie mich erneut zur Untersuchung ins Krankenhaus, aber ich weigerte mich immer noch, zu kooperieren. Nach der Untersuchung schickten sie mich gegen 16:00 Uhr in das Untersuchungsgefängnis Jiamusi.

Folter durch Aufhängen

Während meiner Inhaftierung im Untersuchungsgefängnis wurde ich vom 23. Januar bis Mitte Mai 2016 fast jeden Tag zum Verhör in die Polizeidienststelle des Bezirks Jiao gebracht.

Am 27. und 28. Januar wurde ich gefoltert. Li Qiang, Zhang Jia und Wu Bin zerrten mich in die Toilette, in der keine Überwachungskamera installiert war. Li Qiang sagte: „Es ist in Ordnung, sie zu Tode zu prügeln, da wir die Befehle unserer Vorgesetzten befolgen.“

Zhang Jia schloss das Fenster und sagte zu mir: „Hier gibt es keine Überwachungskamera. Du kannst so laut schreien, wie du willst. Niemand wird es hören oder davon erfahren. Hängt die Polizei in Jiansanjiang nicht auch Anwälte auf und schlägt sie? Wir können die Leute noch viel besser foltern als sie.“

Sie wickelten ein Bettlaken zu einem langen Streifen zusammen. Wu verschränkte meine Arme hinter dem Rücken, und Li und Zhang fesselten meine Handgelenke mit dem verdrehten Bettlaken. Sie banden das andere Ende des Lakens um das drei Meter hohe Heizungsrohr und zogen mich dann vom Boden hoch, während Zhang mich festhielt. In dem Moment, in dem ich in der Luft baumelte, wurden meine Arme sofort taub. Mein Kopf schmerzte, und ich hatte das Gefühl, zu ersticken. Mein Körper war schweißdurchtränkt. Instinktiv griff ich mit den Füßen nach hinten und stützte mich an der Wand ab, was mir etwas Erleichterung verschaffte, aber Wu Bin bemerkte es und stieß meine Füße weg.

Zhang Weiming und Yu Haiyang kamen hinzu und peinigten mich ebenfalls. Zhang hielt meinen Kopf nach unten, während Yu und Wu meine beiden Beine nach oben zogen und sie hin und her rissen. Mein Körper prallte immer wieder gegen die Wand. Wu sagte: „Das nennt man Flugzeug fliegen.“

Folter-Nachstellung: „Ein Flugzeug gegen eine Wand fliegen“, der gesamte Körper wird hochgehoben, flach gehalten und der Kopf gegen die Wand geschleudert

Wu verdrehte mir mit Gewalt meine Finger, so dass meine Fingernägel bluteten. Um Blutergüsse an meinen Handgelenken zu vermeiden, lösten sie das Laken, zogen die Ärmelbündchen meines Pullovers herunter und banden das Laken wieder über den Pullover. Dann setzten sie die Folterung fort. Zhang flüsterte von Zeit zu Zeit und erinnerte sie daran, zu prüfen, ob ich noch atmete.

Als ich danach auf dem Verhörstuhl zusammenbrach, kam Yang Bo, der Leiter der Staatssicherheit der Provinz Heilongjiang, zu mir. Er sagte: „Wenn ich gewusst hätte, dass die Polizeibeamten dich so behandeln, hätte ich es nicht zugelassen.“ Tatsächlich waren er und Li Zongyi es gewesen, die die Folter angeordnet hatten.

Yang nahm dann meine Arme und schüttelte sie. Der Schmerz war unerträglich. Als er sie schüttelte, sagte er: „Das ist gut. Das ist gut so. Du solltest deine Arme bewegen, sonst werden sie behindert. Warum musst du so leiden? Es gibt keinen Grund, mit ihnen (den Polizeibeamten, die mich gefoltert hatten) uneins zu sein. Wenn du mit ihnen kooperiert hättest, wäre alles viel einfacher gewesen. Wenn wir nicht gekommen wären, kann man nicht wissen, was sie noch mit dir gemacht hätten.“

Angewidert von seiner Heuchelei, nahm ich meine ganze Kraft zusammen und zog meinen Arm zurück.

In dieser Nacht hatte ich so starke Schmerzen, dass ich nicht schlafen konnte. Außerdem hinterließ die Folter blaue Flecken am ganzen Körper und führte zu schweren Schäden an meiner Wirbelsäule.

Am 30. Januar konnte ich mich immer noch kaum bewegen. Als Zhang und Li meine Zelle betraten, zog mich ein anderer männlicher Polizeibeamter gewaltsam hoch. Eine gutherzige Zellengenossin sagte ihnen, dass ich mich nicht bewegen könne. Aber Li schimpfte sie aus: „Das geht dich nichts an!“

Sie brachten mich ins Krankenhaus, um mir eine Infusion geben zu lassen. Sie sagten, wenn ich nicht so unglücklich aussehen würde, würden sie sich an meine Familie wenden und ihnen sagen, sie sollten mich überreden, Falun Dafa aufzugeben.

Da die Infusion zu schnell erfolgte und die Flüssigkeit kalt war, schwollen meine rechte Hand und mein Arm auf das Vier- oder Fünffache ihrer ursprünglichen Größe an. In dieser Nacht weigerte sich der Arzt des Untersuchungsgefängnisses, mich aufzunehmen. Zhang und Li brachten mich zurück auf die Polizeiwache und fesselten mich mit Handschellen an einen eisernen Stuhl. Sie drückten auch fest auf meinen Arm, vielleicht um die Schwellung zu stoppen.

An diesem Abend hörte ich, wie Menschen auf dem Flur herumliefen und wie die Polizei jemanden schlug und beschimpfte. Nachdem ich die Stimme eines Mannes gehört hatte, der verzweifelt schrie, war es plötzlich still. Dann hörte ich, wie die Leute rannten. Jemand sagte: „Wir sollten ihn ins Krankenhaus bringen.“ Jemand anderes sagte: „Es ist alles in Ordnung.“ Eine dritte Person sagte: „Wenn er stirbt, können wir einfach sagen, er hatte einen Herzinfarkt.“ Möglicherweise wurde ein Falun-Dafa-Praktizierender zu Tode gefoltert.

Kurz darauf brachte man eine Drogensüchtige in mein Zimmer, deren Hände auf dem Rücken gefesselt waren. Li Qiang beschimpfte mich: „Ich habe gehört, du bist nicht verheiratet? Wir sollten euch zwei Männer suchen...“ Er und Zhang Weiming blieben auch neben mir. Als die Schwellung in meinem Arm um 3:00 Uhr nachts zurückging, brachten sie mich zurück in das Untersuchungsgefängnis. Die Drogenabhängige wurde ebenfalls in ein anderes Zimmer gebracht.

Überredungstrick

Am nächsten Tag wurde ich wieder ins Krankenhaus gebracht und in einer Isolierstation untergebracht. Die Polizisten schlossen die Tür und zogen den Vorhang zu, obwohl ich sie bat, ihn offen zu lassen, weil ich mich schwach und erstickt fühlte. Ich wollte das Sonnenlicht sehen. Ich bat sie auch darum, mein Bett höher zu stellen, aber sie ignorierten mich.

Ich wollte unbedingt einen Blick aus dem Fenster werfen. Das Krankenhaus lag ganz in der Nähe meines Wohnviertels. Wenn das Bett höher wäre, könnte ich eine Ecke meines Wohngebiets sehen, den Ort, den ich mein Zuhause nannte. Aber ich war zu schwach, um es selbst zu tun. Ich dachte an meine Familie und meine Freunde. Ich hoffte, dass sie alle in Sicherheit waren und nicht solche Qualen erlitten, wie ich sie ertragen hatte.

Irgendwann kam die ältere Patientin von nebenan in mein Zimmer, um zu plaudern. Als sie einfach fragte, was mit mir los sei, wurden die Polizeibeamten nervös. Bevor sie zu Ende reden konnte, schob Wu Bin sie hinaus und verhörte sie eine Weile, bis er feststellte, dass sie nur eine Fremde war und nicht Falun Dafa praktizierte.

Nach einer Weile führte Li Zhongyi eine ältere Praktizierende und ihre Tochter herein und sagte: „Wolltet ihr sie nicht sehen? Ich habe sie hergebracht.“ Die Praktizierende schaute Li immer wieder an, wählte ihre Worte sorgfältig und nannte ihn „Beamter Li“. Ihre Tochter tat es ihr gleich. Mir wurde klar, dass die Polizei sie unter Druck gesetzt hatte, zu mir zu kommen und mich zu überreden. Wahrscheinlich hatte sie eingewilligt und ihr war gesagt worden, dass sie dies tun müsse, bevor sie sie freilassen würden.

Sie sah mich mit Tränen in den Augen an und sagte: „Wir sollten nicht so viel leiden. Vielleicht solltest du...“ Ich wollte nicht, dass sie etwas sagte, womit sie Falun Dafa beleidigen könnte. Ich bemühte mich sehr, langsam meine Hand zu heben und ihre Tränen wegzuwischen. Ich sagte: „Bring dich selbst in Ordnung, wenn du nach Hause gehst. Ich freue mich für dich. Mir geht es gut.“ Ich sagte ihrer Tochter, sie solle sich gut um ihre Mutter kümmern. Li merkte, dass dieser Trick nicht funktionierte, und forderte sie sofort auf zu gehen.

(Fortsetzung folgt)