(Minghui.org) Lu Xiangdong aus der Stadt Qingyang, Provinz Gansu saß zwischen 1999 und 2006 sechseinhalb Jahre wegen seines Glaubens an Falun Gong in Haft. Er überlebte nur knapp die brutale körperliche und seelische Folter während seiner über 2.000 Tage hinter Gittern.
Lu interessierte sich sehr für spirituelle Angelegenheiten und hatte seit seiner Kindheit den Wunsch, Buddhismus oder Taoismus zu praktizieren.
Im Frühjahr 1995 ging er an einem Bücherstand am Straßenrand vorbei, als er ein Buch sah, das etwa zehn Sekunden lang in einem strahlenden goldenen Licht leuchtete. Es war das Zhuan Falun. Lu kaufte das Buch und las es sofort. Er war so beeindruckt, dass er es mehrere Male las. Je mehr er las, desto erstaunter war er. Alle seine Fragen über das Leben, die ihn jahrelang verwirrt hatten, wurden beantwortet und er verstand sie auf einmal. Seine Weltanschauung änderte sich grundlegend, und sein Charakter verbesserte sich.
Als Lu begann, Falun Dafa zu praktizieren, wurde er gesund und war frei von Krankheiten. Auch bei anderen Praktizierenden erlebte er wundersame Veränderungen. Seine Mutter litt nicht mehr an einer Hyperplasie der Halswirbelsäule und an rheumatischer Arthritis, nachdem sie einen Monat lang Falun Gong praktiziert hatte. Einige Krebspatienten erholten sich. Andere, wie beispielsweise korrupte Beamte und Ganoven, wurden zu guten Menschen, und verübten keine ungesetzlichen Handlungen mehr.
Lu erkannte, dass die Menschen, die Falun Gong praktizierten, nicht nur ihre körperliche und geistige Gesundheit, sondern auch ihre Moral verbesserten, sodass auch das Land davon profitierte. Aus diesem Glauben heraus machte er, wie andere Praktizierende auch, seine Verwandten, Freunde und Nachbarn mit Dafa bekannt, damit auch sie davon profitieren konnten.
Aufgrund der großen Popularität von Falun Gong und der Wiederbelebung traditioneller Werte, die die Kommunistische Partei Chinas zu zerstören versucht hatte, erließ das Regime im Juli 1999 den Befehl, Falun Dafa in China auszulöschen.
Lu und andere Praktizierende überwanden enorme Schwierigkeiten und gingen nach Peking, um sich für das Recht, Falun Gong zu praktizieren einzusetzen. Er und sein Mitpraktizierender Wang Desheng wurden verhaftet, als sie bei der Obersten Staatsanwaltschaft eine Erklärung abgaben, in der sie beschrieben, dass Falun Gong dem Land und dem Volk nütze und nicht schade. Sie wurden daraufhin nach Ningxia zurückgebracht und im Untersuchungsgefängnis des Landkreises Tongxin festgehalten.
Lu wurde 21 Monate lang in der Haftanstalt festgehalten. Wärter und Insassen schlugen ihn wiederholt; einmal trat ihm der Wärter Luo Yongcun auf die Brust und in den Bauch, bis er selbst erschöpft war.
Beamte der Polizeibehörde des Landkreises verhörten Lu mehrmals. Zu dieser Zeit verbreiteten viele Fernsehsender im ganzen Land falsche Nachrichten über GongPraktizierende, die sich angeblich offen von Falun Gong lossagten. Da Lu der freiwillige Betreuer [des Übungsplatzes] in Gansu war, dachte die Polizei, dass er andere Praktizierende beeinflussen könnte. Die Polizei unternahm mehrere Versuche, ihn zu überreden, Fernsehsendungen aufzunehmen, um Falun Gong zu verleumden. Insbesondere der Beamte Mian Lilin drohte Lu mit einer Verurteilung, sollte er sich weigern, die Fernsehsendungen zu machen. Lu beharrte darauf, dass er Falun Gong, das ihm so viel Nutzen gebracht hatte, niemals aufgeben oder verleugnen würde.
Vierzig Tage später befahl ein Polizeibeamter Lu, den Haftbefehl zu unterschreiben. Er sagte: „Sie hätten freigelassen werden können, aber jetzt müssen Sie auf Ihre Strafe warten, weil Sie sich geweigert haben, mit uns zu kooperieren.“
Im Frühjahr 2000 erhob die Staatsanwaltschaft von Tongxin Anklage gegen Lu und übergab seinen Fall dem Kreisgericht Tongxin.
Als Lu am 5. Juni 2000 vor dem Mittleren Gericht der Stadt Wuzhong stand, waren Dutzende von bewaffneten Polizisten vor dem Gerichtsgebäude postiert. Der örtliche Fernsehsender nahm die Anhörung auf und strahlte sie später aus, um Falun Gong zu verteufeln.
Der Anwalt Ma Hanxue vertrat Lu und plädierte für ihn auf nicht schuldig. Er sagte: „Die Regierung hat Falun Gong unterstützt und gefördert, seit es 1992 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, warum hat sich dann am 20. Juli 1999 [als die Verfolgung begann] über Nacht alles geändert?“ Der Anwalt bereitete Dokumente vor, die die vom Staatsanwalt Wang Jianyin vorgebrachten Anschuldigungen widerlegten. Doch der Vorsitzende Richter Hao Ming behauptete, dass die Dokumente für den Fall nicht relevant seien, und weigerte sich, sie als Beweismittel zuzulassen. Der Anwalt beharrte darauf, dass die Dokumente für den Fall sehr wichtig seien, aber Hao unterbrach ihn und verweigerte ihm das weitere Wort.
Lu sagte zu seiner eigenen Verteidigung aus. Er sagte, dass er nicht wegen des Praktizierens von Falun Gong angeklagt werden sollte, da es kein Gesetz gebe, das dies als Verbrechen bezeichne. Er fügte hinzu, dass der Staatsanwalt in der Anklageschrift zwar behaupte, dass viele Menschen an den Folgen des Praktizierens von Falun Gong gestorben seien, dass aber aufgrund seiner eigenen Erfahrungen das Gegenteil der Fall sei. Er habe nicht nur miterlebt, wie viele Menschen durch das Praktizieren von Falun Gong von unheilbaren Krankheiten genesen seien, sondern auch, dass sie dadurch zu viel besseren Menschen wurden.
Der Vorsitzende Richter unterbrach ihn und wies den Staatsanwalt an, einen Zeitungsartikel zu lesen, in dem Falun Gong kritisiert wurde, bevor er die Verhandlung vertagte.
Kurze Zeit nach der Anhörung wurde Lu zu drei Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Später erfuhr er, dass er zusätzliche sechs Monate erhielt, weil er am Ende der Anhörung „Falun Dafa ist gut“ gerufen hatte.
Während er sich noch in der Haftanstalt befand, konnte Lu im Sommer 2001 seine Mutter in der Stadt Qingyang, Provinz Gansu, anrufen. Er sagte seiner Mutter, sie solle der Propaganda im Fernsehen, die Falun Gong verleumde, keinen Glauben schenken und ermutigte sie, Falun Gong weiter zu praktizieren.
Die Polizei belauschte ihr Telefongespräch. Sie durchsuchten erneut Lus Wohnung und beschlagnahmten mehrere Falun-Gong-Bücher. Sie benutzten die Bücher als Beweismittel, um ein weiteres Verfahren gegen ihn bei der Staatsanwaltschaft der Stadt Wuzhong einzuleiten.
Im Frühjahr 2002 verurteilte der Vorsitzende Richter des Stadtgerichts Wuzhong Lu zu weiteren drei Jahren mit der Begründung, er habe „keine Reue gezeigt und weiterhin Gerüchte gegen die Regierung gestreut.“ Sein Entlassungsdatum wurde vom 27. April 2003 auf den 25. April 2006 verlängert.
Während bei vielen Falun-Dafa-Praktizierenden die Haftzeit verlängert wurde oder sie nach Ablauf ihrer Haftzeit in Gehirnwäsche-Einrichtungen gebracht wurden, war das, was hier geschah, sehr selten: dass eine zweite Strafe vor Ablauf der ersten Strafe verhängt wurde.
Lu wurde Anfang Juli 2001 in das Gefängnis von Yinchuan gebracht und dann der Hedong-Ziegelfabrik zugewiesen, einer Abteilung, die für intensive Zwangsarbeit berüchtigt war. Das Arbeitsumfeld und die Lebensbedingungen waren sehr schlecht. Mehrere Wärter folterten die Praktizierenden und unterzogen sie einer Gehirnwäsche, um sie „umzuerziehen“.
Die Gefangenen unter 30 Jahren wurden gezwungen, den Brennofen zu beladen und die schweren Ziegelkarren 50 Mal am Tag ununterbrochen zu schieben. Die Falun-Gong-Praktizierenden durften sich nicht ausruhen und mussten noch mehr schieben, sobald sie das Ziel von 50 Karren erreicht hatten. Die Arbeitsbelastung wurde von Tag zu Tag größer, es sei denn, sie hätten sich von Falun Gong losgesagt.
Kurze Beschreibungen der Folterungen, denen Falun-Gong-Praktizierende im Gefängnis ausgesetzt waren:
Harte Arbeit und mit dem Kopf an der Wand stehen
Während normale Gefangene nach dem Mittagessen ein Nickerchen machen durften, wurden Falun-Gong-Praktizierende gezwungen, mit dem Kopf an der Wand in der sengenden Sonne zu stehen.
Sie mussten ihre Füße zusammenhalten und etwa einen Meter von der Wand entfernt stehen. Dann mussten sie sich mit dem Kopf und verschränkten Händen hinter dem Rücken an die Wand lehnen, sodass ihr Kopf und ihr Hals das gesamte Gewicht tragen mussten. Durch diese Tortur und die sengende Sonne wurde ihnen schwindlig und sie hatten das Gefühl, dass sie jederzeit umfallen könnten.
Wenn ihre Haltung nicht stimmte, schlugen und traten die Wärter auf sie ein.
Nach der Stehfolter mussten die Praktizierenden am Nachmittag wieder die schweren Ziegelkarren schieben. Wenn sie zu erschöpft waren, um weiterzumachen, oder die Karren zu langsam schoben, wurden sie verprügelt.
Nach dem Essen wurden sie gezwungen, wieder zu stehen, manchmal mit auf dem Rücken gefesselten Händen.
Oft, wenn sie gerade eingeschlafen waren, weckten die Wärter sie und befahlen ihnen, sich im Hof zu versammeln, wo sie geschlagen, getreten, gestoßen und mit Elektrostäben geschockt wurden.
Folternachstellung: Mit Elektrostäben geschockt
Die anderen Häftlinge, insbesondere diejenigen, die wegen Drogen oder sexueller Übergriffe inhaftiert waren, wurden ebenfalls zur Durchführung der Folterungen angestiftet. Zusätzlich zu den Schlägen sahen sie abwechselnd zu und beschimpften die Praktizierenden.
Lu war zu diesem Zeitpunkt Mitte 40. Die meisten Menschen in seinem Alter wurden nicht zu der harten Arbeit eingeteilt, vor allem nicht an heißen Sommertagen. Aber er wollte Falun Gong nicht aufgeben, und so wurde ihm ein schweres Arbeitspensum auferlegt. Nachdem er einige Tage gearbeitet hatte, erlitt er einen schweren Hitzschlag und konnte weder essen noch trinken. Sobald er etwas trank, musste er sich übergeben. Die Symptome hielten mehrere Tage an.
Lu war sehr schwach und fiel manchmal plötzlich hin. Trotzdem wurde er zur Arbeit gezwungen, und der Wärter beauftragte Zhu Yongfeng, einen Dieb, mit seiner Bewachung. Zhu beschimpfte Lu und schlug ihn mit einem Stock, wenn er langsamer wurde.
In der sengenden Sonne hängen
Einmal konnte Lu die harte Arbeit nicht mehr ertragen und brach zusammen. Der Häftling Wang Feng befahl ihm aufzustehen, und trat ihm in den Unterleib, als Lu dies nicht tat. Er krümmte sich vor Schmerzen.
Der Wärter Yue Huaining brachte ihn dann auf das Dach des Ofens, fesselte ihn mit Handschellen auf dem Rücken und hängte ihn an einen Strommast, sodass seine Füße kaum den Boden berührten. Diese Art der Folter wurde ausschließlich bei Gewaltverbrechern angewandt und dauerte höchstens eine Stunde. Für friedliche Praktizierende wie Lu wurde diese Folter jedoch verlängert.
Folternachstellung: Aufhängen mit nach hinten hochgezogenen Händen
Es war Mittag, als Lu aufgehängt wurde. Die Sonne brannte und es war so heiß über dem Ziegelofen, dass selbst die Wärter es nicht einmal für kurze Zeit aushalten konnten. Durch die brennend heiße Luft hatte Lu das Gefühl, als würde jede seiner Zellen schmerzen.
Eine Stunde später beauftragte der Wärter Yue einen anderen Wärter, Lu nach unten zu bringen, da Yue die Hitze selbst nicht ertragen konnte. Dies geschah unter der Bedingung, dass Lu zugeben müsse, dass er ein Verbrechen begangen hatte. Als Lu sich weigerte, ging der Wärter weg und ließ Lu hängen.
Während er zusah, wie die Sonne allmählich im Westen versank, verstärkte sich der Schmerz von Kopf bis Fuß, und eine Sekunde fühlte sich an wie ein Jahr. Lu ertrug sie Sekunde für Sekunde. Erst um 20 Uhr, als die Sonne vollständig untergegangen war und alle anderen Häftlinge ihre Arbeit für den Tag beendet hatten, band Yue ihn los.
Zu diesem Zeitpunkt waren Lus Arme gefühllos und so dick geschwollen wie seine Beine. Sein linker Arm war von den Handschellen aufgeschlitzt worden, was später eine bleibende Narbe hinterließ. Vier bis fünf Jahre später war sein rechter Arm immer noch taub. Die tiefe Furche, die die Handschellen hinterlassen hatten, ist auch 20 Jahre später noch deutlich sichtbar.
Zusätzlich zu den Schmerzen erlitt Lu einen schweren Hitzschlag. Er fühlte sich schläfrig und hatte Schwierigkeiten beim Gehen. Seine Arme waren vorübergehend behindert, und er konnte nicht mehr arbeiten. Er konnte nicht einmal einen einzigen Ziegelstein aufheben.
Die Wärter hielten dies für eine günstige Gelegenheit, Lu dazu zu bringen „umerzogen“ zu werden. Sie zwangen ihn, den Ziegelwagen zu schieben und schlugen ihn mit Stöcken, wenn er langsam ging. Um die Arbeit der anderen Gefangenen nicht zu stören, zwangen sie Lu den Karren auf dem Freigelände herumzuschieben.
Nach vielen Tagen dieser Tortur hatte Lu seine Belastungsgrenze erreicht. Er war schwach auf den Beinen und hatte plötzlich eine Idee: „Ich kann etwas schreiben, wie dass ich Falun Gong aufgebe, um sie zu täuschen und brauche nichts über Meister Li, den Begründer von Falun Gong zu sagen.“
Lu schrieb am 4. August 2001 eine so genannte „Reueerklärung.“ Mitten in der Nacht lag er dann im Bett und bedauerte, dass er eine solche Erklärung geschrieben hatte. Am nächsten Morgen suchte er die Wärter auf und bat darum, seine Erklärung zurückzubekommen. Wärter Yue warf ihm vor, dass er Falun Gong in der Erklärung nicht kritisiert hatte, und befahl ihm, etwas „Tiefgründigeres“ zu schreiben. Er weigerte sich auch, Lu die Erklärung zurückzugeben, obwohl dieser ihn wiederholt darum bat.
Fesselung im Haftraum
Am 23. August 2001 wurde in der Hedong-Ziegelfabrik eine provisorische Plattform errichtet; dort sollte eine Kritik-Sitzung abgehalten werden. Lu war die Zielscheibe. Er wurde auf die Plattform gezogen.
Peng Jianxin, der Leiter des Büro 610 des Gefängnisses, eröffnete die Versammlung. Er warf Lu vor, sich dem „Reformen zu widersetzen, die Regierung zu bedrohen und stur zu sein.“ Mehrere Häftlinge hielten kürzere Reden und riefen Slogans gegen ihn. Während sie Lu kritisierten, kam plötzlich ein heftiger Wind auf und der Himmel verdunkelte sich kurzzeitig.
Peng und andere Wärter beendeten die Kritiksitzung in aller Eile. Sie eskortierten Lu in den Arrestraum und legten ihm schwere Fesseln an. Lu wurde dort etwa eineinhalb Monate lang festgehalten. Erstaunlicherweise musste er, als er aus dem Raum herausgelassen wurde, nicht mehr den Ziegelsteinwagen schieben. Sie wiesen ihm eine relativ einfache Arbeit zu.
Der Haftraum war sehr klein und dunkel, mit einer Toilette und einem Brett als Bett. Die Gefangenen erhielten im Allgemeinen zwei Mahlzeiten und ein Glas Wasser pro Tag. Die meisten Häftlinge waren höchstens sieben Tage lang eingesperrt. Lu wurde jedoch vom Herbst 2001 bis zum Sommer 2002 viele Male eingesperrt, insgesamt mindestens zwei Monate lang.
Strenge Überwachung
Die Taktiken zur Verfolgung von Falun-Gong-Praktizierenden im Gefängnis von Yinchuan änderten sich ständig, und die Zwangsarbeit in der Ziegelfabrik war nur eine davon. Als die Ziegelei im Winter geschlossen wurde, wurden alle Insassen zurück ins Gefängnis gebracht. Die Praktizierenden wurden in verschiedenen Abteilungen isoliert, damit sie sich nicht sehen konnten.
Jeder Praktizierende wurde mit 13 anderen Häftlingen in einem Zimmer untergebracht. Die Häftlinge überwachten sie rund um die Uhr in Zweistundenschichten. Sie behandelten die Praktizierenden wie furchtbare Feinde und zeichneten ihre Aktivitäten detailliert auf, beispielsweise wann sie aßen und wie lange sie auf die Toilette gingen.
Es gab einen Gefangenen namens Qian Wanxi, der Lehrer gewesen und wegen sexuellen Missbrauchs eines sechsjährigen Mädchens verurteilt worden war. Bei der Verleumdung von Falun Gong und der Überwachung der Praktizierenden war er sehr aktiv. Er behauptete, er sei hochgebildet und trug immer ein scheinheiliges Lächeln auf den Lippen. Um die Schwächen der Praktizierenden herauszufinden, spionierte er sie aus.
Mehr als einen Monat lang arrangierte Wärter Yue, dass Qian mit Lu zusammenarbeitete. Lu klärte ihn mehrmals über die Fakten auf, aber er weigerte sich zuzuhören. Einmal, im Winter, gab Lu über einen Häftling einen Vortrag über Falun Gong an einen anderen Praktizierenden weiter. Qian meldete dies den Wärtern. Daraufhin wurden Lu und dieser Praktizierende in den Arrestraum gesperrt.
Um gegen die Verfolgung zu protestieren, begann Lu im Frühjahr 2002, Falun-Gong-Übungen zu machen.
Eines Nachts, sobald er mit den Übungen begann, umzingelten ihn die Insassen. Sie hielten seine Arme und Beine fest und drückten ihn gegen das Bett. Nach einer Weile lockerten sie ihren Griff und legten sich wieder ins Bett. Als Lu erneut mit den Übungen begann, sprangen alle Insassen aus ihren Betten und hielten ihn fest.
Die Häftlinge meldeten den Vorfall am nächsten Morgen den Wärtern. Daraufhin wurde Lu in den Arrestraum gesperrt, wo er weiterhin die Übungen machte.
Sieben Tage später kam der Wärter, um Lu freizulassen, und fragte ihn, ob er die Übungen weiterhin machen würde, wenn er in seine Zelle zurückkehrte. Als er dies bejahte, ließ ihn der Wärter im Arrestraum eingesperrt.
Lu machte weiterhin dieGong Übungen in Einzelhaft. Schließlich wurden die Insassen müde, ihn zu melden, und ließen ihn in Ruhe. Anstatt ihn von den Übungen abzuhalten, notierten sie nur, wann und wie lange er sie machte.
Lu wurde im Juli 2002 in das Huinong-Gefängnis verlegt, wo die Misshandlungen intensiviert wurden, um ihn zu zwingen, Falun Gong abzuschwören. Die Wärter des Huinong-Gefängnisses waren für ihre Brutalität bekannt. Einige Monate vor seiner Verlegung wurde ein Häftling von einem Wärter vor den Augen einer Menschenmenge zu Tode geprügelt.
Die Wärter täuschten die Häftlinge, indem sie ihnen sagten, dass Lu sehr gefährlich sei, und befahlen ihnen, sich ständig vor ihm in acht zu nehmen. Außerdem wählten sie drei Häftlinge aus, die ihn abwechselnd rund um die Uhr überwachen sollten.
Lu merkte bald, dass die meisten Häftlinge ihn feindselig ansahen und niemand es wagte, mit ihm zu sprechen, außer den drei Häftlingen, die ihn überwachen sollten.
Das Huinong-Gefängnis befindet sich auf einem Bauernhof, und die Gefangenen wurden gezwungen, über zehn Stunden am Tag auf dem Hof zu arbeiten. Sie aßen ihr Mittagessen auf dem Feld. Jeder Häftling musste sehr schnell arbeiten, und jeder, der in Verzug geriet, wurde geschlagen oder durfte nicht zu Mittag essen.
Die meisten Häftlinge waren zwischen 20 und 30 Jahre alt. Lu wurde gleich nach seiner Ankunft gezwungen, auf dem Hof zu arbeiten. Aufgrund seines Alters machte ihm die schwere körperliche Arbeit zu schaffen, sodass er häufig geschlagen und beschimpft wurde und nicht zu Mittag essen durfte.
Trotz der Art und Weise, wie er von den Wärtern und Gefangenen behandelt wurde, reagierte Lu auf ihre Misshandlungen mit Ruhe und Gelassenheit. Er war freundlich zu den Häftlingen, die allmählich ihre Einstellung zu ihm änderten, als sie merkten, dass Lu nicht so war, wie die Wärter behaupteten.
Lu nutzte diese Gelegenheit, um den Gefangenen die Fakten über Falun Gong zu erklären. Aufgrund seiner kontinuierlichen Bemühungen verstanden immer mehr Häftlinge die Fakten. Sie erkannten auch, dass die Propaganda, die Falun Gong im Fernsehen diffamierte, allesamt gefälscht war.
Einige Häftlinge begannen, die Praktizierenden zu bewundern. Sie unterhielten sich untereinander und waren sich einig, dass Falun-Gong-Praktizierende gute Menschen sind. Sogar die Wärter änderten ihre Haltung. Ein Wärter, der vom Büro 610 mit Lus „Umerziehung“ beauftragt war, stritt sich sogar mit seinem Hauptmann und wurde versetzt. Sein Nachfolger behielt Lu nicht mehr im Auge. Sogar der Gefängnisdirektor war gerührt von dem Mut der Praktizierenden, Briefe zu schreiben, und lobte sie für ihr starkes Rückgrat.
Lu musste jeden Monat ein Formular ausfüllen, so verlangte es das Büro 610. Einer der Punkte bezog sich auf Falun Gong. Er schrieb immer: „Falun Gong ist eine tiefgründige spirituelle Praxis der Buddha-Schule, die ihren Praktizierenden enorme Vorteile gebracht hat.“
Die Qualität des Essens im Gefängnis war sehr schlecht, und die mickrigen Portionen, die von den für die Küche zuständigen Wärtern ausgegeben wurden, machten es noch viel schlimmer. Die Insassen durften nur einmal in der Woche Fleisch essen, und ein Großteil des Fleisches wurde von denjenigen verzehrt, die in der Küche arbeiteten. Sie alle versuchten, diese Situation zu verbessern.
Eines Tages gab es eine Versammlung. Einer der Wärter machte eine noch nie da gewesene Ankündigung. Er sagte: „Das Gefängnis wird Maßnahmen ergreifen, um die Probleme bei der Lebensmittelverwaltung zu verbessern. Ihr könnt eine Vertrauensperson auswählen, die die Küche beaufsichtigt, um die Qualität des Essens sicherzustellen.“
Die Gefangenen waren von dieser Nachricht begeistert. Als sie sich eine Weile miteinander unterhielten, sagte ein Gefangener laut: „Wir wählen Lu.“
Der Wärter lehnte die Nominierung mit der Begründung ab, dass sein Vorgesetzter nicht zulassen würde, dass ein Praktizierender gewählt wird. Die Häftlinge argumentierten, dass Lu der Einzige sei, der sich um andere kümmere und das Essen nicht für sich behalte. Aber die Wärter lehnten es trotzdem ab.
Einen Monat nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis schrieben ihm die Insassen einen Brief, um sich zu vergewissern, dass er sicher nach Hause zurückgekehrt war.
Nicht nur einige der Insassen veränderten sich, auch einige der Wärter begannen, den Praktizierenden heimlich zu helfen und hielten die Insassen manchmal davon ab, sie zu schlagen.
Im Juni 2001 brachen mehrere Beamte des Büro 610 in der Stadt Qingyang in Lus Wohnung ein. Sie durchwühlten alles, nahmen seine Frau Xu Huixia fest und brachten sie in das Untersuchungsgefängnis Litong der Stadt Wuzhong. Als Lus Mutter versuchte, sie daran zu hindern, Xu mitzunehmen, drohten die Polizisten damit, sie auf einen öffentlichen Platz zu bringen und dort hinzurichten.
Xu wurde bis April 2002 in der Haftanstalt des Bezirks Litong festgehalten und erhielt eine dreijährige Bewährungsfrist. Später wurde sie während Lus Haftzeit noch einige Male verhaftet. Die Polizei beschimpfte sie, schlug sie und verbrannte ihr Gesicht mit Zigarettenstummeln. Um sie zu zwingen, mit dem Praktizieren von Falun Gong aufzuhören, drohte die Polizei einmal damit, dass sie ihrem Sohn nicht erlauben würde, die Hochschule zu besuchen.
Lus Mutter war zu diesem Zeitpunkt bereits über 70. Nach der Verhaftung ihres Sohnes und ihrer Schwiegertochter hatte sie kein Einkommen mehr, obwohl sie sich um ihre drei Enkelkinder kümmern musste, die alle die Mittelschule besuchten. Trotz der Notlage der Familie durchsuchten die Mitarbeiter des Büro 610 häufig ihre Wohnung und bedrohten die alte Frau und die drei Kinder.
Lus jüngere Schwester wurde ebenfalls verhaftet, weil sie Falun Gong praktizierte. Sie wurde inhaftiert und schwer geschlagen. Als sie im Arbeitslager war, hatten ihre drei Kinder, wie auch die Kinder von Lu, niemanden, der sich um sie kümmerte. Sie waren einsam und wurden in der Schule und anderswo verspottet. Sie trugen schwere seelische Narben davon.
Lu besaß früher ein Hochzeitsfotostudio, das aufgrund seiner guten Qualität und seines ausgezeichneten Dienstes sehr erfolgreich war. Als Lu festgenommen und inhaftiert wurde, gingen die Polizeibeamten der Staatssicherheitsabteilung des Bezirks Tongxin oft zu den Angestellten. Die Polizisten schikanierten und manchmal verhafteten sie die Leute oder versiegelten die Tür.
Ein Mitarbeiter namens Jia hatte eine Schlüsselposition inne – er entwickelte die Fotos. Die Polizisten zwangen ihn, in seine Heimatstadt zurückzukehren, sodass das Studio seinen normalen Betrieb nicht aufrechterhalten konnte. Der Manager bat Jia später, wieder zur Arbeit zu kommen. Während er die Maschine bediente, schaute Jia ständig aus der Tür, aus Angst, von der Polizei erwischt zu werden.
Als die Polizei eines Tages einbrach, sahen sie Jia immer noch dort arbeiten und brachten ihn auf die Polizeiwache in seiner Heimatstadt. Später schloss die Polizei das Studio einfach, was für Lus Familie große finanzielle Verluste bedeutete.
In Ningxia wurden viele Falun-Gong-Praktizierende, die sich weigerten, Falun Gong abzuschwören, direkt aus den Gefängnissen in Gehirnwäsche-Einrichtungen gebracht. Dort wurde nach Ablauf ihrer Haftzeit weiterhin versucht, sie „umzuerziehen.“
Um zu verhindern, dass Lu in die Gehirnwäsche-Einrichtung gebracht wird, versammelten sich am 24. April 2006, dem Tag vor seiner Entlassung, zehn seiner Angehörigen vor dem Gefängnis.
Am frühen Morgen des 25. April, als das Gefängnis gerade seine Arbeit aufnahm, baten Lus Familienmitglieder den Leiter der Abteilung 3, in der Lu inhaftiert war, das Entlassungsverfahren einzuleiten. Der Abteilungsleiter sagte, dass sie den Vorgesetzten um Anweisungen bitten müssten, weil Lu ein Falun-Gong-Praktizierender sei.
Lus Frau, sein Bruder und seine Schwester folgten dem Abteilungsleiter und forderten beharrlich Lus Freilassung. Der Abteilungsleiter verbrachte den ganzen Vormittag damit, seinen Vorgesetzten anzurufen. Dank der Beharrlichkeit seiner Familie konnte Lu schließlich gegen Mittag das Gefängnis verlassen und sicher nach Hause zurückkehren.