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Praktizierender seit 20 Jahren verschwunden – Angehörige in Sorge

1. Juni 2022 |   Von einem Minghui-Korrespondenten in der chinesischen Provinz Hunan

(Minghui.org) Im September 2002 wurde ein 33-jähriger Praktizierender in Hainan festgenommen, weil er die Meditationsübung von Falun Dafa praktizierte. Seitdem gibt es kein Lebenszeichen von ihm. 20 Jahre sind inzwischen vergangen, doch seine Familie gibt die Hoffnung nicht auf.

Yang Aijin

Yang Aijin stammt aus dem Kreis Zhongfang, Stadt Huaihua in der Provinz Hunan. Seit seinem neunten Lebensjahr litt er an Epilepsie und war mehrfach dem Tod nahe. 1997 begann er, Falun Dafa zu praktizieren. Dank Falun Dafa verschwand die Krankheit.

Als das kommunistische Regime im Juli 1999 die Verfolgung von Falun-Dafa-Praktizierenden einleitete, blieb Yang seinem Glauben treu. Viermal wurde er von der Polizei festgenommen und inhaftiert. Mehrfach kamen Polizisten zu ihm nach Hause, bedrohten und verprügelten ihn. Einmal blutete er so stark, dass das Blut auf den Boden und gegen die Wand spritzte. Als er im Februar 2001 in Gewahrsam war, wäre er fast an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben.

Schikanen, Haft und Folter

Im September 1999 tauchten vier Beamte aus der Gemeinde Jinxi um 4 Uhr morgens bei Yang zu Hause auf. Sie brachten ihn für 15 Tage ins Untersuchungsgefängnis Zhongfang. Dadurch erlitt er einen Rückfall; erneut kam es zu epileptischen Anfällen.

Aus Protest gegen die Verfolgung fuhr Yang im November 1999 nach Peking, um für seinen Glauben einzutreten. An seiner Seite waren sein Vater Yang Chuxi, seine Mutter Yang Meixiu sowie sieben andere Praktizierende, darunter Yang Mansheng und Ding Xianglian. Als die bewaffneten Polizisten auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking davon erfuhren, dass diese zehn Personen Falun Dafa praktizierten, griffen die Beamten sie an und nahmen alle in Gewahrsam. Aus der Heimatstadt wurden Beamte nach Peking beordert, die die Praktizierenden zurückholten. Zu Hause angekommen, sperrte man sie ins Untersuchungsgefängnis Zhongfang.

15 Tage später wurden Yang, seine Eltern sowie Yang Mansheng und Ding Xianglian in die Gemeinde Jinxi gebracht. Die Beamten forderten von ihnen eine Garantieerklärung. Sie sollten zudem bestätigen, dass sie niemals wieder nach Peking fahren und für ihren Glauben eintreten würden. Die fünf Praktizierenden weigerten sich. Zur Strafe sperrten die Beamten sie für zehn Tag ins Gemeindehaus. Vor ihrer Freilassung mussten sie 70 Yuan (rund 10 Euro) Verpflegungskosten zahlen.

Im März 2000 drangen Agenten des Büro 610 aus dem Kreis Zhongfang, der Kreispolizeibehörde und der Polizeiwache der Gemeinde Jinxi in Yangs Wohnung ein. Ohne irgendwelche rechtlichen Vorschriften einzuhalten, nahmen sie ihn fest und steckten ihn für 15 Tage ins Untersuchungsgefängnis Zhongfang.

Am 12. April 2000 verhafteten vier Beamte der Gemeindeverwaltung Jinxi Yang, seine Mutter und vier weitere Praktizierende: Yang Yunsheng, Yang Xiuying, Yang Mansheng und Ding und brachten sie eine Gehirnwäsche-Einrichtung. Nach Aussage der Behörden sollten sie daran gehindert werden, am 25. April nach Peking zu reisen und sich dort für ihren Glauben auszusetzen. Die sechs Praktizierenden traten aus Protest gegen die willkürliche Inhaftierung in Hungerstreik. Drei Tage später durften sie nach Hause.

Am 6. Juni 2000 fuhren fünf Beamte mit einem Traktor zu Yangs Wohnung. Sie zerrten ihn hinaus. Als er sich wehrte, packte ihn ein Beamter an den Beinen und schleifte ihn über den Boden zum Traktor. Er erlitt Schürfwunden am Rücken, die bluteten, wodurch auch seine Kleidung und der Boden blutbefleckt war.

Yangs Nachbar schrie die Beamten an: „Er ist krank, ihr werdet ihn umbringen!“

Ein Beamter brüllte zurück: „Wenn er stirbt, trage ich die Verantwortung.“

„Wenn Sie die Verantwortung übernehmen wollen, dann geben Sie eine offizielle Erklärung ab und unterschreiben Sie mit Ihrem Namen“, sagten die Nachbarn, die die Beamten umringten.

Das taten die Beamten daraufhin und gingen. Am nächsten Tag kamen sie wieder. Sie nahmen Yang und seinen Vater fest und sperrten die beiden für 25 Tage ins Gemeindegebäude. Am Ende der Haftzeit wurde den beiden Verpflegungskosten von jeweils 146,70 Yuan (rund 20 Euro) in Rechnung gestellt.

Eines Morgens im November 2000, als Yang und seine Familie zu Hause die Falun-Dafa-Übungen machten, brachen neun Beamte der Gemeindeverwaltung in die Wohnung ein. Wortlos zerrten sie Yang in die Küche und prügelten auf ihn ein. Dann jagten sie den Praktizierenden nach draußen, hielten ihn fest und schlugen ihn weiter. Sein Blut tropfte auf den Boden, an die Wand und auf die Kleidung der Beamten. Seine Nachbarn kamen heraus, um die Beamten aufzuhalten und eine Festnahme zu verhindern. Daraufhin verhafteten die Beamten Yangs Eltern und hielten sie elf Tage im Gemeindehaus im Gewahrsam. Während dieser Zeit versuchten die Beamten, die Eltern und drei weitere inhaftierte Praktizierende zu einer Erklärung zu zwingen, mit der sie versprachen, nicht in Peking zu protestieren.

Am 11. Februar 2001 begleitete Yang seine Mutter zum Friedhof an das Grab ihres verstorbenen Bruders. Die Beamten spürten sie auf und brachten sie in ein kleines Backsteinhaus. Dann versiegelten sie die Fenster mit Holzbrettern, damit sie nicht nach Peking kamen. Das Haus hatte nur ein einziges Sofa sowie einen Topf mit glühenden Kohlen als Heizung. Fast wären Mutter und Sohn an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben. Sie wurden steif und konnten sich nicht mehr bewegen. Durch die glühende Kohle versenkte sich Yangs Mutter die Hose. Am nächsten Morgen brachte ein Beamter den beiden Frühstück. Als er sah, dass sie sich nicht mehr bewegten, schrie er laut auf. Dadurch wachte Yangs Mutter auf. Der Beamte behauptete später, die Praktizierende sei beim Meditieren ohnmächtig geworden und habe Feuer gefangen. Er habe den Brand gelöscht.

An einem anderen Tag gingen Yang, seine Mutter und die Praktizierende Yang Xiuying in eine benachbarte Stadt, wo sie die Menschen über die Verfolgung informierten. Eine Person zeigte sie an, um die versprochene Belohnung von 500 Yuan (rund 70 Euro) pro Praktizierenden zu kassieren. Ein Dutzend Beamte der Gemeinde Wanxi brachte die drei in eine Mittelschule, wo sie mit Handschellen an einen Basketballständer gefesselt wurden. Eine Stunde lang wurden sie weiter verprügelt.

Dann fesselten sie Yang und die andere Praktizierende mit den Handschellen an den Basketballkorb, sodass sie dort hängen mussten. Sie wurden weiter geschlagen, bis sie vor Schmerzen ohnmächtig wurden. In der Nacht brachten die Beamten die drei Praktizierenden ins Untersuchungsgefängnis Baihunao in der Gemeinde Anjiang, Stadt Hongjiang. Nachdem die Beamten von Yang und seiner Mutter 10.000 Yuan (rund 1.400 Euro) erpresst hatten, durfte die beiden gehen. Yang Xiuying blieb noch vier Monate in Gewahrsam. Im Dezember 2001 brachten Polizisten sie ins Zwangsarbeitslager Baimalong in der Stadt Zhuzhou, Provinz Hunan, wo sie 18 Monate Haft verbüßen musste.

Im Mai 2002 kamen Beamte in die Gemeinde Jinxi. Sie brachen in die Wohnungen von Praktizierenden ein und durchsuchten dort alles. Bei Yang nahmen sie einen Fernseher, zwei Radiogeräte, einen Ventilator und sogar zwei Kühe mit. Durch die ständige Verfolgung sah Yang sich veranlasst unterzutauchen. Er floh in die über 1.200 Kilometer entfernte Gemeinde Baofang in die Provinz Hainan. Doch die Beamten folgten ihm und brachten ihn zur örtlichen Polizeistation. Jeden zweiten Tag musste sich Yang bei der Polizei melden. Außerdem wurde er von Beamten überwacht.

Am Morgen des 6. September 2002 meditierte Yang auf einer Wiese neben seinem Haus. Ein Polizist kam vorbei und verhaftete ihn. Lin Mingqun, Vize-Chef der Polizeibehörde Wenchang ordnete an, den Praktizierenden in der Abteilung für politische Sicherheit in Gewahrsam zu nehmen. Obwohl die Polizei später behauptete, sie habe Yang freigelassen, weiß niemand etwas über seinen Verbleib.

Aufzeichnungen der Beamten der Polizeiwache Baofang über Yangs Verhaftung am 6. September 2002

Yangs Familie ging mehrfach zur Polizeibehörde Wenchang und suchte nach ihm, wurde jedoch vom Vize-Polizeichef Lin beschimpft und bedroht.

Yangs Vater ist inzwischen verstorben und konnte seinen Sohn vor seinem Tod nicht mehr sehen. Bevor er starb, schrieb er Dutzende Briefe an die Beschwerdestelle der Polizeibehörde Wenchang. Lediglich ein Antwortschreiben ging im Oktober 2007 bei ihm ein. Darin hieß es: „Die Dinge sind kompliziert; wir werden in 60 Tagen antworten.“ Danach hat die Familie nie wieder etwas gehört.

Es ist 20 Jahre her, dass Yang verschwunden ist. Seine Familie sucht weiter nach ihm und ist in Sorge. Als im März 2006 bekannt wurde, dass das kommunistische Regime China die zwangsweise Organentnahme von lebenden Praktizierenden fördert, verstärkten sich der Kummer und die Trauer der Familie.

In den vergangenen 23 Jahren der Verfolgung sind zahlreiche Falun-Dafa-Praktizierende verschwunden, nachdem sie in Peking protestiert hatten oder in Zwangsarbeitslagern, Gefängnissen, Haftanstalten oder Nervenkliniken festgehalten worden waren. Praktizierende wurden zu Hause, bei der Arbeit oder auf der Straße festgenommen und sind seither verschwunden. Nach Meldungen, die Minghui.org vorliegen, gibt es Vermisstenfälle in allen 30 Provinzen, Gemeinden und autonomen Regionen in China.

***

Es folgt eine Übersetzung des obigen Polizeiberichts über Yangs Verhaftung.

Fallbericht der Polizeibehörde Stadt Wenchang

Am 6. September 2002 (Freitag) um 7:30 Uhr erhielt der Beamte Wu Chang von unserer Wache einen Anruf von Zhong Aijin, dem Leiter des Dapin-Fischteichs. Zhong sagte, dass ein Mann (der Mandarin spricht) auf dem Boden eines nahe gelegenen Hügels meditierte. Sie vermuteten, dass es sich um einen Falun-Gong-Praktizierenden handelte, und verlangten, dass unsere Wache einen Beamten schickt, um die Situation zu prüfen.

Nach dem Anruf meldete Wu Chang den Vorfall sofort Direktor Fu Rujin, der unverzüglich einen anderen Sicherheitsbeamten, Yun Changgui, zum Einsatzort schickte. Zhong, die den Fall gemeldet hatte, und ihr Mann waren noch vor Ort. Bei seiner Ankunft sprach Fu mit den beiden, die mitteilten, dass sie mit dem Mann gesprochen hätten. Er habe nur gesagt, dass er aus Peking komme und sonst nichts. Daraufhin brachten Direktor Fu und der Sicherheitsbeamte Yun den Mann auf die Polizeiwache Baofang. Bei der Durchsuchung der Person fanden wir lediglich einen Anleitung über das Erlernen von Falun Gong. Der Inhalt des Leitfadens war von ihm abgeschrieben worden. Einen Ausweis hatte er nicht bei sich.

Direktor Fu durchsuchte die Datenbank für vorübergehende Ansässige und politische Dissidenten der Region, fand aber niemanden, auf den die Beschreibung des Mannes passte. Wir befragten ihn weiter. Er sagte nur, er käme aus Peking und wollte uns weder seinen Namen noch seine Anschrift nennen. Wir gaben ihm etwas Wasser, aber er weigerte sich, es zu trinken und schwieg die ganze Zeit.

Daraufhin meldete ich die Lage der politischen Abteilung der Polizeibehörde der Stadt Wenchang und bat den Vize-Direktor Lin Mingqun um Anweisung. Auf Befehl von Direktor Lin wurden wir beauftragt, den Mann zur weiteren Untersuchung in die Polizeibehörde Wenchang zu bringen. Kurz nach 8 Uhr morgens schickten wir die Beamten Wu und Yun, um den Mann zur Beschwerdestelle der Polizei zu bringen. Nachdem wir uns mit den Beamten der politischen Abteilung der Polizei von Wenchang in Verbindung gesetzt hatten, übergaben wir den Mann an die Beschwerdestelle.

Berichterstatter: Fu Rujin, Polizeiwache Baofang