(Minghui.org) Ich hatte das Glück, 1999 mit der Kultivierung im Falun Dafa zu beginnen – also vor über 20 Jahren. Oft merke ich, dass mein Verständnis der Fa-Grundsätze jetzt tiefer ist als zu Beginn meiner Kultivierung. Vor kurzem passierten jedoch einige Dinge, die mir zeigten, dass ich mich stets als einen neuen Praktizierenden betrachten sollte und meinen restlichen Kultivierungsweg gut und solide gehen muss.
Ich spürte deutlich, dass ich vielen Kultivierungsaspekten gegenüber unempfindlich geworden war und meine Anhaftungen nur noch selten finden konnte. Es schien so, als würde ich die Tage ungenutzt verstreichen lassen und nur darauf warten, dass sie vergingen.
Kürzlich sprachen Mitpraktizierende in meinem Umfeld über Groll. Ich schaute nach innen, um herauszufinden, ob ich ebenfalls Groll hegte. In der Tat hegte ich Groll gegenüber meiner Frau, die auch Falun Dafa praktiziert, und gegenüber meinem Projektleiter. Der Groll war entstanden, weil ich schon länger mit bestimmten Dingen unzufrieden war und mich ungerecht behandelt fühlte. Meine Probleme in dieser Hinsicht waren ernsthaft. Als ich entdeckte, dass sich bei mir Groll angehäuft hatte, war ich erschüttert. Ich hatte ein großes Fragezeichen im Kopf: „Warum war mir überhaupt nicht bewusst, dass ich so starken Groll entwickelt habe? Habe ich noch andere Probleme in der Kultivierung?“
Mir wurde klar, dass ich die Anforderungen an mich in einigen grundlegenden Aspekten gelockert und in der Kultivierung nachgelassen hatte. Nachfolgend schildere ich ein paar Details aus diesem Prozess. Bitte korrigiert mich, wenn etwas unangemessen sein sollte.
Nicht lange nachdem ich das Fa erhalten hatte, begann die Verfolgung von Falun Dafa. Minghui.org war sehr wichtig für mich. Ich lud mir all die Erfahrungsberichte der Mitpraktizierenden herunter oder druckte sie aus. Immer wenn es neue Fa-Erklärungen oder Artikel des Meisters gab, druckte ich sie aus und sorgte dafür, dass alle Praktizierenden in der Region eine Kopie erhielten.
Nachdem ich China verlassen hatte, besuchte ich Minghui.org immer seltener. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass viele der Artikel von den Dingen in China handeln und nicht viel mit den Praktizierenden außerhalb Chinas zu tun haben.
Seit kurzem lese ich täglich zu einer bestimmten Zeit Erfahrungsberichte auf Minghui. Dabei habe ich das Gefühl, dass ich in die Kultivierungsumgebung der Praktizierenden zurückgekehrt bin. Mir wurde bewusst, wie wertvoll Minghui.org ist. Beim Lesen der Artikel wurde mein Wunsch, die Lebewesen zu erretten, stärker. Als ich dann auf Xinxing-Prüfungen stieß, waren meine aufrichtigen Gedanken stärker als vor dem Lesen der Artikel.
Nehmen wir zur Verdeutlichung den Bericht der Praktizierenden, die von ihren Schwiegereltern ungerecht behandelt wurde: Sie stellte strenge Anforderungen an sich und behandelte ihre Schwiegereltern freundlich. Sie kümmerte sich sogar über einen langen Zeitraum um sie. Durch ihr Handeln half sie ihnen, die Güte von Falun Dafa zu erkennen. Auch wenn ich keine solche Erfahrung gemacht habe, kann man doch auf ähnliche Situationen im Familienumfeld stoßen. Es gibt Ähnlichkeiten in unseren Familienrollen und unserer Verantwortung.
Der Meister sagt:
„Wenn du Konflikten begegnest, egal ob du recht hast oder nicht, denkst du: Was habe ich bei dieser Sache Falsches getan? Ist es wirklich so, dass bei mir etwas nicht stimmt? Jeder denkt so, der erste Gedanke ist auf sich selbst und die eigenen Fehler gerichtet. Wer nicht so ist, ist kein wahrer Dafa-Kultivierender. Das ist die Geheimwaffe der Kultivierung und eine Eigenschaft der Kultivierung unserer Dafa-Jünger. Egal, was einem begegnet, man denkt zuerst über sich selbst nach, das heißt eben ‚nach innen schauen‘.“ (Was ist ein Dafa-Jünger, 29.08.2011)
Ich erkannte tiefgehend, wie wichtig und kraftvoll es ist, nach innen zu schauen. Ein entscheidender Grund für meine Nachlässigkeit in der Kultivierung lag darin, dass ich nicht jedes Mal, wenn ich auf Probleme stieß, nach innen schaute. So wurden kleine Prüfungen zu großen Prüfungen, und in mir entstand Groll.
Ich arbeite Vollzeit an einem Projekt. Wenn ich nach Hause komme, muss ich manchmal noch an Besprechungen mit Kollegen teilnehmen und mich um den Unterricht meiner Kinder kümmern. So hatte ich das Gefühl, dass die Zeit wirklich knapp war und ich einen Weg finden musste, meine Essenszeiten zu kürzen. Meine Frau und ich einigten uns darauf, dass die Mahlzeiten nurmehr höchstens 20 Minuten dauern sollten, was allerdings schwer zu schaffen war. Normalerweise brauchte ich 30 bis 40 Minuten für eine Mahlzeit, manchmal noch länger. Oft beschwerte ich mich über meine Frau, dass sie an dem Leben der gewöhnlichen Menschen festhielt und unseren Alltag zu kompliziert gestaltete. Hinzu kam, dass meine Zähne nicht so gut sind und wirklich schmerzen, wenn ich etwas Hartes esse. Wenn meine Frau etwas kochte, was ich nicht mochte, war ich unzufrieden.
Lange Zeit war ich der Meinung, dass ich „vernünftig“ war und meine Frau lediglich daran erinnerte, dass sie ihre Anhaftung an ein Leben der gewöhnlichen Menschen loslassen sollte. Wie zu erwarten, wurden unsere Probleme nicht gelöst – es kam zu ernsthaften Konflikten und Auseinandersetzungen. Schließlich erkannte ich mein Problem: „Wenn ich auf Schwierigkeiten stoße, sollte ich mehr von mir und weniger von anderen verlangen. Ich sollte das Problem lösen, indem ich nach innen schaue.“
Die Dauer einer Mahlzeit bestimmt die Person, die isst, nicht die Person, die die Mahlzeit zubereitet hat. Es fiel mir schwer, vom Tisch aufzustehen, weil ich am Essen festhielt. Als ich das erkannte, war es leicht, die Dauer der Mahlzeiten im Blick zu behalten. Egal ob das Essen gut schmeckte oder nicht, ich beobachtete die Zeit, während ich aß. Nach 20 Minuten verließ ich den Tisch, um die Dinge zu erledigen, die ich erledigen wollte. Meine Gier nach leckerem Essen war nicht mehr da. Wenn das Essen hart war, wählte ich – wenn es eine Auswahl gab – weichere Speisen. Wenn es nichts anderes zur Auswahl gab, goss ich etwas Gemüsesuppe über den Reis und aß ihn einfach so. Ich verlangte nichts von anderen und hatte keine negativen Gefühle.
Wenn ich jeden einzelnen Gedanken, der mich stört, vergrößern würde, könnte ich sehr große Probleme hinter ihnen finden. Vor kurzem zog ich in ein 100 Jahre altes Haus. Im Obergeschoss wohnt eine 18-jährige Amerikanerin, die dick und schwer ist. Wenn sie im Zimmer umherläuft, höre ich die Holzböden knarren, als würden sie jeden Augenblick zerbrechen. Ich machte mir tatsächlich Sorgen, dass der Boden einstürzt.
Ich war unausgeglichen und dachte immer wieder daran, dass ich sie dazu bringen sollte, auszuziehen. Aber einen Mieter zum Auszug zu bewegen, ist schwierig. Ich entdeckte meine Anhaftung an das Haus sowie meine Ungeduld in bestimmten Dingen. Auch wenn ich das Fa lernte oder die Übungen praktizierte, dachte ich an diese Dinge. Es war wie ein Stein, der auf mein Herz drückte.
Einmal begrüßte ich im Büro einen Kollegen und spürte, dass er mit mir unzufrieden war. Er ist ein junger gebildeter Mann, der in der westlichen Gesellschaft aufgewachsen ist, weshalb er relativ freundlich und zuvorkommend ist. An seinem Gesichtsausdruck erkannte ich, dass ich hart zu ihm gewesen war. Ich dachte an meine Mieterin im Obergeschoss: Auch zu ihr war ich hart.
„Warum bin ich so hart zu ihr? Ich habe sie vorher nicht gekannt und auch nichts gegen sie gehabt. Ich weiß nur, dass sie dick ist und die Dielen unter ihr knarzen“, überlegte ich. Ich grub tiefer und erkannte: Ich mochte die junge Frau nicht, weil sie so dick war. Ich entdeckte bei mir die Anschauung „schlank ist schön“. Woher diese Anschauung stammte, wusste ich nicht, aber aufgrund dessen behandelte ich sie anders. Es fehlte mir an Freundlichkeit, wenn ich mit Menschen zu tun hatte, die nicht meiner Vorstellung entsprachen. Ein weiteres Problem war, dass ich die Menschen nach ihrem Aussehen beurteilte.