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Wir kultivieren uns in jedem Moment

10. November 2023 |   Von einer Falun-Dafa-Praktizierenden in China

(Minghui.org) Anna und ich sind Hochschuldozentinnen. Sie ist unkompliziert und die Praktizierenden wenden sich bei Probleme an sie. Einmal sagte Zen, eine Mitpraktizierende, zu mir: „Als ich dich das erste Mal sah, hatte ich den Eindruck, dass du sehr strikt bist. Als wir uns dann aber unterhielten, merkte ich, dass du doch ganz umgänglich bist.“

Mehr als zwanzig Jahre lang habe ich mich kultiviert. Mit den Praktizierenden tausche ich mich über die Kultivierung aus, aber ansonsten unterhalte ich mich nur ganz selten. Durch Zens Worte angeregt, dachte ich über mich nach. Eigentlich war ich nicht bewusst abweisend, ich dachte einfach an nichts. Aber warum meinten die anderen dann, dass man mich lieber nicht ansprechen sollte?

Als Dozentin bin ich bei der Arbeit verantwortungsbewusst und sorgfältig. Nach so vielen Jahren der Kultivierung müsste die kommunistische Parteikultur doch längst beseitigt sein. Das war jedoch nicht der Fall. Die Denk- und Sichtweise der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) vermischte sich mit meinen Gedanken und durchdrang alles.

Seit fast dreißig Jahren bin ich als Professorin tätig. Daher bin ich es gewohnt, in einem autoritären Tonfall zu sprechen. Manche Praktizierenden haben das Gefühl, dass ich eine höhere Rangebene hätte als sie. Als ich die Mitpraktizierenden auf ihre Probleme bei der Kultivierung hinwies, merkte ich, dass mein Tonfall sehr streng war, ähnlich dem an der Hochschule. Ich war unhöflich und achtete nicht auf die Gefühle der Mitpraktizierenden, sondern dachte nur, dass ich diesen Praktizierenden gegenüber verantwortlich sei. Anna sagte einmal, ich sei anmaßend und würde immer noch kommunistische Faktoren in mir tragen, während ich mein Verhalten einfach nur als ehrlich empfand.

Allerdings merkte ich, dass ich nach außen schaute und gewohnheitsmäßig alles miteinander verglich und kommentierte. Hinter dieser Angewohnheit steckte ein sehr ausgeprägter Kampfgeist.

Kürzlich stellte ich fest, dass ich lediglich die Anhaftungen beseitigt hatte, die ich loswerden wollte. Die anderen Anhaftungen hatte ich jedoch beibehalten. Das war absichtsvolle Kultivierung, es gleicht dem Vorgehen der alten Mächte.

Kein Wunder, dass ich immer das Gefühl hatte, in der Kultivierung nur langsam vorzukommen. Dabei dachte ich, dass ich mich gut kultivieren würde. Allerdings tat ich das nur innerhalb eines selbst festgelegten Bereichs.

Die Worte des Meisters hatte ich nicht ganz beherzigt. Obwohl ich das Fa lernte, konnte ich mich nicht dem Fa angleichen. Wenn ich aufrichtige Gedanken aussandte, um das Böse zu beseitigen, schützte ich es auch noch, da ich meine eigenen negativen Dinge schützte. Als ich die wahren Umstände erklärte, suchte ich mir Menschen aus, mit denen ich sprechen wollte. Die drei Dinge hatte ich auch nicht gut gemacht. So erkannte ich, dass meine Kultivierung Lücken hatte.

Sich auf den eigenen Lorbeeren ausruhen

Ich hatte mich so viele Jahre kultiviert und immer das Fa gelernt. Warum hatte ich aber noch diese Probleme? Ich entdeckte, dass auch Mitpraktizierende ähnliche Schwierigkeiten hatten.

Ich erinnerte mich, dass Sun Wukong (der Affenkönig) in „Die Reise in den Westen“ mit dem Tathagata-Buddha wettet, dass er mit einem Sprung die Handfläche des Buddhas verlassen könne. Als er einen Salto in Richtung Horizont machte und fünf große Säulen sah, blieb er stehen, weil er dachte, er hätte die Hand nun hinter sich. Dabei erkannte er jedoch nicht, dass diese fünf Säulen die fünf Finger des Buddha waren. Letztendlich sprang er nicht aus der Handfläche des Buddhas heraus.

Warum blieb er stehen? Das kam von seiner Sichtweise. Er dachte, dass die Handfläche des Buddhas gemäß seiner Vorstellung nur so groß sein könne.

Während unserer Kultivierung haben wir vielleicht viele Anhaftungen schon beseitigt. Aber wir haben wahrscheinlich noch weitere Anhaftungen und diese lassen uns auf unseren Lorbeeren ausruhen. Daher werden wir von ihnen beherrscht. Aber wir selbst können das nicht einordnen. Dieser Zustand gehört zu unserem Kultivierungsprozess. Wir alle fingen auf der weltlichen Ebene an und verstanden das Fa nicht in seiner Gänze. Damit wir all unsere Mängel beseitigen können, müssen wir uns vom Fa leiten lassen. Wir können nicht einfach in einem Zustand, der während der Kultivierung auftaucht, verharren.

Im November 2022 wurde die ganze Stadtbevölkerung positiv auf COVID-19 getestet. Nach dem Lockdown lud mich eine Mitpraktizierende ein, in ihrer Gruppe das Fa zu lernen. Ich nahm die Einladung jedoch nicht an, weil mir die Zeit nicht passte. Aber im Wesentlichen meinte ich, dass mir das gemeinsame Fa-Lernen nichts bringen würde. Ich zog es vor, das Fa allein zu lesen.

Der barmherzige Meister sah, dass ich in diesem Bereich feststeckte und nicht mehr herauskam. So arrangierte er eine Reihe von Ereignissen, um mir Hinweise zu geben: Zu Beginn des Jahres konnte ich mich nicht auf Minghui.org einloggen. Daher konnte ich meine Neujahrsgrüße nicht an den Meister übermitteln. Als der Meister jedoch seinen neuen Artikel veröffentlichte, konnte ich mich mit dem Internet verbinden. Nachdem ich den neuen Artikel heruntergeladen hatte, brach die Verbindung wieder ab. In dieser Zeit konnte ich mich nur einmal pro Woche ins Internet einwählen. Nachdem ich die neuen Artikel heruntergeladen hatte, brach die Internetverbindung erneut ab. Ich sandte aufrichtige Gedanken aus, aber die Situation verbesserte sich nicht.

Eines Tages ging ich zu einer anderen Praktizierenden, um etwas zu erledigen. Diese Praktizierende lud mich ein, wieder in ihrer kleinen Gruppe das Fa zu lernen. Mir wurde klar, dass ich mich selbst isoliert hatte. Ich sollte mich mit den anderen Praktizierenden austauschen. Danach konnte ich mich wieder erfolgreich bei Minghui.org anmelden.

Für den Welt-Falun-Dafa-Tag wollte ich Grußkarten an den Meister schicken. Ich half ein paar älteren Mitpraktizierenden beim Herstellen ihrer Karten. Während wir uns unterhielten, sagte mir eine Mitpraktizierende: „Du bist eine Spionin.“ Ich lachte laut auf. Als ich wieder zu Hause war, dachte ich über diese Behauptung nach. Gerade hatte ich den Meister gebeten, mir zu helfen, mit anderen Praktizierenden Kontakt aufzunehmen – und nun geschah dies.

Ich erinnerte mich, was der Meister in seinem Vortrag „Fa-Erklärung an die australischen Praktizierenden“ erwähnte. Ein Spion kann existieren, weil unsere eigenen Energiefelder nicht rein sind. Das ist eine Frage der Kultivierung, wir sollten also nach innen schauen. Als ich über mich nachdachte, entdeckte ich, dass ich auf Mitpraktizierende hinabschaute. Dahinter steckte die Anhaftung mit anderen in einen Konkurrenzkampf zu treten, das ist eine kommunistische Denk- und Sichtweise.

In dieser Nacht träumte ich, dass ich nach Hause zurückkehrte. In der Vergangenheit musste ich die Treppe nehmen, aber diesmal zeigte mir jemand den Aufzug.

Abgewichen

Im Sommer kaufte ich ein Paar Sandalen. Als ich sie zum ersten Mal trug, stellte ich fest, dass sie nicht gleich waren. Mir wurde klar, dass ich einen Hang nach Perfektion hatte. Als ich die Schuhe kaufte, klärte ich den Verkäufer über die wahren Umstände auf. Als ich mich daran erinnerte, dass ich an diesem Tag zwei Menschen zum Austritt aus der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) überzeugt hatte, wurde mir klar, dass die Sandalen trotz des Mangels ihr Geld wert waren.

Ein Praktizierender brauchte Falun-Dafa-Bücher; ich wollte sie besorgen, konnte aber die Praktizierenden, die ich früher kontaktiert hatte, nicht mehr auffinden. Daher beschloss ich, die Bücher selbst herzustellen. Ich bat einen Mitpraktizierenden, mir bei der Gestaltung des Einbands zu helfen. Als ich die Seiten zusammenheftete, stellte ich fest, dass vier Seiten stark von den anderen abwichen. Da erinnerte ich mich daran, dass eine der Sandalen auch auf einer Seite anders war. Nun waren diese Seiten stark verzogen. Deshalb musste ich wirklich über dieses Problem nachdenken.

In diesem Moment erinnerte ich mich an die Worte des Meisters:

„Besonders im Buddhismus wird man dir sagen, dass du einen dämonischen Weg gehst, wenn du im Außen suchst.“ (Zhuan Falun, 2019, S. 448)

Plötzlich erkannte ich, dass ich die Angewohnheit hatte, nach außen zu schauen. Jedes Mal, wenn ich Falun-Dafa-Bücher von Mitpraktizierenden erhielt, fand ich immer etwas daran auszusetzen. Ich konnte es nicht ertragen, diese Mängel zu sehen. Dabei gab ich immer den Praktizierenden die Schuld, dass sie nicht mit dem Herzen dabei waren und nicht aufpassten, wenn sie Falun-Dafa-Bücher herstellten. Ich hatte nie darüber nachgedacht, wie schwer es für die Praktizierenden war, diese Bücher zu machen. Ich hatte nicht nach innen geschaut.

Wir sandten in unserer kleinen Fa-Lerngruppe aufrichtige Gedanken aus. Dabei bemerkte ich, dass einige Praktizierende am Schluss andere Bewegungen benutzten. Als ich mich mit ihnen austauschte, schlugen sie vor, die Minghui-Redaktion zu fragen. Ihre Antwort lautete, dass es keine anderen Bewegungen am Ende gebe. Als ich das sah, schämte ich mich. Das rüttelte mich sofort wach. Wir sollten einfach genau das tun, worum uns der Meister gebeten hat. Was uns der Meister lehrt, ist das Fa. Wir haben kein Recht, es zu „perfektionieren“. Ich war von mir so eingenommen. Das war zu gefährlich! Ich war schon wirklich sehr stark vom Fa abgewichen.

Zudem entdeckte ich, dass ich von der Vorstellung, strikt zu sein, beherrscht wurde. Die Kultivierungsangelegenheiten behandelte ich mit weltlicher Logik. Nachdem ich dies erkannt hatte, meditierte ich am nächsten Morgen; zum ersten Mal war ich in einem ruhigen Geisteszustand.

Nun verstehe ich auch, dass wir den Unterweisungen des Meisters zuhören müssen und nicht unsere eigenen Vorstellungen einbringen dürfen. Wir müssen uns Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht bedingungslos zu eigen machen. Was auch immer geschieht, wir müssen zuerst uns selbst kultivieren. Menschen und Dinge müssen wir aus einer positiven Perspektive heraus betrachten und gutherzig sein.

Dies ist mein begrenztes Verständnis auf meiner derzeitigen Kultivierungsebene. Ich hoffe, meine Erfahrungen dienen den Praktizierenden als Mahnung, durch die sie Umwege in ihrer Kultivierung vermeiden können.