(Minghui.org) Eines Tages kamen die Falun-Dafa-Praktizierenden Jia und Ying zu meiner Arbeitsstelle und teilten mir mit, dass die örtliche Staatsanwaltschaft sie darüber informiert habe, dass gegen sie Anklage erhoben worden war.
Sowohl Jia als auch Ying waren vergleichsweise neue Praktizierende, und es war das erste Mal, dass sie der Verfolgung gegenübergestanden. Sie schilderten mir ihre Angst und sagten, dass sie nicht wüssten, wie sie mit dieser Situation umgehen sollten. Doch sie beruhigten sich rasch und erinnerten sich daran, dass sie nichts Falsches getan hatten, weil sie Dafa praktizierten. Sie waren sich bewusst, dass es das kommunistische Regime war, das unschuldige Menschen verfolgte.
„Die alten Mächte sind die treibende Kraft hinter dieser Verfolgung“, erklärte ich. „Diese Mächte haben nicht nur Praktizierende im Visier, sondern auch die Polizei und Staatsanwälte, die in diese Angelegenheit involviert sind. Sie sind auch Opfer.“ Da ich auf der Arbeit nicht ausführlich darüber sprechen konnte, schlug ich vor, später persönlich vorbeizukommen.
Nach der Arbeit fuhr ich mit dem Bus zu Jia. Als ich ausstieg, war ich erstaunt. Es war schon einige Jahre her, dass ich dort gewesen war, und die Gegend hatte sich so sehr verändert, dass ich nichts mehr wiedererkannte. Da wir aus Sicherheitsgründen keine Telefonnummern voneinander hatten, konnte ich sie nicht anrufen und nach dem Weg fragen.
Über 20 Minuten lang lief ich umher und fand schließlich ihre Wohnanlage, aber ich war mir immer noch nicht sicher, in welchem Gebäude sie wohnte, daher bat ich den Meister um Hilfe. Dann sah ich, wie in einer Wohnung das Licht anging, und ging dorthin. Als ich im richtigen Stockwerk ankam, sah ich ein Dafa-Plakat an der Tür und wusste, dass ich ihre Wohnung gefunden hatte.
Jia zeigte mir die Anklageschrift. Sie erzählte mir, dass sie und Ying von den Überwachungskameras aufgezeichnet worden waren, während sie damals Informationsmaterialien verteilten. Aus Sicht der Kultivierung glaubte sie, dass es daran lag, dass sie Konflikte mit Ying hatte und keiner von beiden bereit war, nach innen zu schauen, so dass die alten Mächte dies als Vorwand nutzten, um sie zu verfolgen.
Als sie in Gewahrsam genommen wurden, beantworteten sie während der Verhöre keine Fragen. Ihre Kinder gingen jeden Tag zur Polizeiwache, um ihre Freilassung zu erwirken, und die Polizei ließ sie nach einigen Wochen der Haft wieder frei. Doch Monate später reichte die Polizei ihren Fall bei der Staatsanwaltschaft ein, mit dem Ziel, sie zu einer Gefängnisstrafe zu verurteilen.
Wir beschlossen, dem Staatsanwalt Briefe zu schreiben und ihn aufzufordern, die Anklage abzuweisen. In der Zwischenzeit bat ich auch Jia und Ying, direkt mit dem Polizeibeamten und dem Staatsanwalt zu sprechen, die für ihren Fall zuständig waren. Angesichts der Einschränkungen während der COVID-19-Pandemie war es für sie nicht einfach, den Staatsanwalt persönlich zu treffen. Stattdessen trafen sie sich mit der Polizei und wollten sie über die Tatsachen aufklären.
Derweil informierte ich mich im Gongyi-Forum (einem von Praktizierender betriebenen Forum mit Referenzmaterial zu Rechtsfällen) über eine Vorlage für einen Brief an die Staatsanwaltschaft. Als ich den Entwurf fertigstellte, dachte ich, wir sollten ihn sofort abschicken. Doch zu meiner Überraschung hatten Jia und Ying Bedenken und fühlten sich nicht wohl dabei. Sie meinten, ich solle nichts über den Austritt aus der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) schreiben, da dies den Staatsanwalt gegen sie aufbringen würde. Sie sagten, ich solle nur über Falun Dafa und die Unrechtmäßigkeit der Verfolgung schreiben.
Daraufhin erklärte ich ihnen, dass wir den Brief nicht nur geschrieben haben, um der Verfolgung entgegenzuwirken, sondern dass wir wollten, dass die Beamten die Fakten verstehen und aus der KPCh austreten – das war unser wahres Ziel.
Wir sprachen mehrere Tage lang darüber, aber Ying hatte große Angst und konnte sich nicht entschließen, den Brief abzuschicken. Deshalb schlug ich den beiden vor, sich das Video mit dem Vortrag des Meisters für die australischen Praktizierenden anzusehen, denn ich hatte festgestellt, dass es sehr hilfreich für mich gewesen war, als es mir mit der Kultivierung nicht gut ging. Schließlich sind wir Kultivierende des Dafa und müssen dem Fa folgen und einen aufrichtigen Weg gehen.
Dann schaute ich auch nach innen und fragte mich, warum Jia und Ying nicht mit mir über den Brief einig waren. Die Frage war, ob ich die Absicht hatte, das Fa zu bestätigen, oder ob ich mich aufspielen wollte. Darüber dachte ich nach. Im Prinzip wurde der Brief auf Minghui.org veröffentlicht, und so sollte es keine größeren Probleme geben. Vielleicht war dies eine Gelegenheit, meinen Eigensinn zu überwinden, und ich musste mehr Geduld und Verständnis aufbringen. Obwohl ich nicht selbst mit der Verfolgung konfrontiert war, sollte ich, da ich nun involviert war, gut mit Jia und Ying zusammenarbeiten, um ein gutes Ergebnis zu erzielen.
Als ich mich erneut mit ihnen traf, stimmte Ying zu, den Brief abzuschicken. Sie bedauerte auch, dass sie so lange gebraucht hatte, um ihre Entscheidung zu treffen. Sie sagte, sie habe sich den Vortrag des Meisters für die australischen Praktizierenden mehrmals angesehen und geweint, weil sie dachte, dass sie es bei der Kultivierung nicht gut gemacht hätte. Zu diesem Zeitpunkt war nun ein Monat vergangen.
Zusammen gingen wir zur Post, um den Brief abzuschicken. Als wir besprachen, an welche Abteilung wir ihn schicken sollten, erinnerte uns ein Postbeamter daran, dass wir zumindest den Nachnamen des Empfängers angeben müssen, wenn nicht sogar den vollständigen Namen. Ohne Namen würde der Brief nicht zugestellt, sondern zurückgeschickt werden. Uns wurde klar, dass nichts zufällig geschah. Es war anzunehmen, dass der Meister uns einen Hinweis geben wollte.
Wir beschlossen, den Brief nicht abzuschicken, sondern zunächst den Namen der zuständigen Person herauszufinden. Außerdem schaute ich noch einmal im Gongyi-Forum nach, ob es eine Empfehlung gab, wohin der Brief geschickt werden sollte. Dort wurde vorgeschlagen, Kopien des Briefes auch an die Polizei, die Disziplinarabteilung und das Justizministerium zu schicken. Ich suchte online nach diesen Adressen und schrieb sie auf.
Jia und Ying trafen mich zwei Tage später. Sie hatten auch die Namen der für ihren Fall zuständigen Staatsanwälte gefunden, die genau mit denen übereinstimmten, die ich gefunden hatte. Darüber waren wir froh und schickten den Brief ab.
Die Staatsanwaltschaft reagierte zunächst nicht auf den Brief. Drei Monate später rief der Staatsanwalt die Verwandten von Jia und Ying an und drängte die Familie von Jia, die Freilassung gegen Kaution zu unterschreiben. Wir hatten den Verdacht, dass der Staatsanwalt die beiden immer noch strafrechtlich verfolgen wollte, deshalb mussten wir etwas unternehmen, um zu verhindern, dass der Fall an das Gericht weitergeleitet wurde. Wir schickten den Brief erneut an den Staatsanwalt und die Polizei und fügten ein weiteres Schreiben hinzu, in dem wir sie aufforderten, das Verfahren einzustellen.
Einen Tag nachdem wir die Briefe verschickt hatten, rief der Staatsanwalt Jia und Ying an. Der Staatsanwalt zeigte ihnen die von Jias Familie unterzeichnete Mitteilung und forderte Ying auf, die Mitteilung ebenfalls selbst zu unterschreiben. Sie weigerte sich und sagte dem Staatsanwalt, dass die Unterschrift ein Beweis für die Verwicklung des Staatsanwalts in die Verfolgung wäre und dass es nicht gut für ihn wäre, wenn Falun Dafa eines Tages rehabilitiert würde. Der Staatsanwalt drängte daraufhin nicht weiter auf eine Unterschrift.
In den nächsten fünf Monaten vertieften Jia und Ying ihr Fa-Lernen und sandten aufrichtige Gedanken aus. Sie schauten auch aktiv nach innen, um Eigensinne zu erkennen, die sie beseitigen mussten.
Da ich der Meinung war, dass wir nicht passiv darauf warten sollten, dass der Staatsanwalt über den Ausgang ihres Falles entscheidet, bot ich ihnen an, einen weiteren Brief zur Aufklärung der wahren Hintergründe für sie vorzubereiten. Zufällig war ich zu dieser Zeit sehr beschäftigt, und die Zeit war für mich besonders knapp bemessen. Diesmal war Ying besorgt und drängte mich, das Schreiben in zwei Tagen fertigzustellen. Darüber regte ich mich auf und beschwerte mich innerlich, weil ich vorher lange auf ihre Entscheidung gewartet hatte, und nun wollte sie diesen Brief sofort fertig gestellt haben.
Bevor ich an diesem Tag von der Arbeit kam, traf Ying mich wieder und entschuldigte sich dafür, dass sie nicht daran gedacht hätte, ob ich wirklich genug Zeit hätte, den Brief zu verfassen. Das rührte mich. Zudem bewunderte ich sie dafür, dass sie 2015 den Mut gehabt hatte, Jiang Zemin, den ehemaligen Chef des chinesischen kommunistischen Regimes, der die Verfolgung angeordnet hatte, anzuzeigen, obwohl sie selbst erst kurz zuvor Dafa-Kultivierende geworden war. Auch dieses Mal arbeitete wir gut zusammen und Ying übernahm die Führung bei der Aufklärung der Tatsachen direkt bei der Polizei und dem Staatsanwalt.
Während ich darüber schrieb, wurde mir plötzlich klar, dass es Jia und Ying waren, die mir die Möglichkeit gaben, meine Xinxing zu erhöhen, während ich ihnen half. Wenn Konflikte auftauchten, hatte ich meine Fähigkeit, mit ihnen zu arbeiten, nicht gesteigert, sondern mich über sie beschwert. Meine Barmherzigkeit und Nachsicht waren nicht ausreichend. In dieser Hinsicht musste ich mich in Zukunft verbessern.
Obwohl man mich nicht mehr aufforderte, den Brief schnell fertigzustellen, wollte ich ihn doch so schnell wie möglich fertigstellen. Zu meiner Überraschung sorgte mein Vorgesetzter plötzlich dafür, dass ich trotz unseres vollen Terminkalenders einen Tag frei nehmen konnte. Der Meister kümmerte sich also die ganze Zeit um uns!
An meinem freien Tag widmete ich mich zunächst dem Fa-Lernen und besuchte dann die Minghui-Website, um relevante Materialien zu suchen. Mein Ziel war es, einen Brief vorzubereiten, der diesmal die spirituelle Seite der Kultivierung in den Vordergrund stellte und darauf abzielte, ihre inneren Tugenden zu wecken. Ich gestaltete den Brief mit Informationen, die ich auf der Minghui-Website gefunden hatte, und Jia und Ying schlugen vor, weitere Informationen hinzuzufügen, wie man die Internetzensur umgeht und auf ausländische Websites zugreift. Als ich schließlich das Layout und den Druck des Briefes abgeschlossen hatte, war es bereits 23.00 Uhr.
Jia und Ying übergaben den Brief zwei Tage später persönlich an den Staatsanwalt. Drei Wochen später rief der Staatsanwalt sie an und teilte ihnen mit, dass sie den Bescheid über die Aufhebung der Anklage abholen könnten und dass diese sofort wirksam sei. Das erfüllte mich mit aufrichtiger Freude für sie.
Der Meister sagt:
„Wo immer auch Probleme auftauchen, dort werdet ihr gebraucht, um die Wahrheit zu erklären und die Wesen zu erretten.“ (Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz in Washington D.C., 22.07.2002)
Dabei lebten wir nach der Lehre des Meisters. Wir betrachteten uns nicht als Opfer der Verfolgung, sondern waren uns unserer Mission bewusst: die Errettung der Menschen. Indem sie die Wahrheit verstehen und die richtige Entscheidung im Konflikt zwischen Gut und Böse treffen, können sie sich für eine sichere Zukunft entscheiden. Wir sind zudem zutiefst dankbar für den Schutz und die Führung durch den Meister auf jedem Schritt dieses Weges.
Ich freue mich, wenn Praktizierende mich auf alles hinweisen, was nicht mit dem Fa übereinstimmt.