(Minghui.org) Ich hatte immer das Gefühl, dass ich auf etwas wartete. Wenn ich in den Nachthimmel schaute, konnte ich nicht anders, als über die uralten Fragen nachzudenken: Wer bin ich? Woher komme ich?
Wann immer ich die Worte „Heimat“ oder „Zuhause“ sah oder hörte, spürte ich eine tiefe Sehnsucht in mir. Das mag ein Grund dafür gewesen sein, dass ich Literatur, Philosophie, Kunst und andere Bereiche studierte. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens beschäftigte ich mich mit Buddhismus, Taoismus und Christentum. Aber ich konnte nichts finden, was mich ansprach.
1998 schloss ich mein Studium ab und begann, in einer Zeche zu arbeiten. Zufällig fand ich in einer kleinen Buchhandlung Essentielles für weitere Fortschritte (geschrieben von Meister Li Hongzhi). Die Worte des Meisters waren anders als alles, was ich bisher gelesen hatte.
Einige Tage später stieß ich auf das Hauptwerk von Falun Dafa, das Buch Zhuan Falun. Die drei Prinzipien Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht zogen mich magisch an. „Endlich habe ich es gefunden!“, dachte ich.
Was noch erfreulicher war, meine Mutter und meine Schwestern schlossen sich dem Praktizieren von Falun Dafa an. Meine über 50-jährige Mutter erholte sich nach nur wenigen Monaten des Praktizierens vollständig von einer früheren Krankheit. Unsere ganze vierköpfige Familie praktizierte voller Freude.
Wir waren noch voller Glück und Freude, dass wir Falun Dafa gefunden hatten, als am 20. Juli 1999 die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) begann, Falun Dafa zu verfolgen. Es traf uns völlig unvermittelt. Wir waren fassungslos und wussten nicht, was wir tun sollten.
Im Jahr 2000 hörten wir, dass viele Praktizierende nach Peking gegangen waren, um für Falun Dafa einzutreten. Daraufhin besprach ich dies mit meiner Familie und meine Mutter und ich wollten unbedingt dorthin. Das Kind meiner älteren Schwester war erst drei Jahre alt und die jüngere Schwester hatte gerade geheiratet, sodass es für sie nicht einfach war mitzufahren. Aber beide Schwestern waren fest entschlossen mitzukommen. Wir alle wollten unser ganzes Leben für Falun Dafa einsetzen.
Am 21. Juli 2000 gelang es uns, die Überwachung und die Blockade der örtlichen Staatssicherheit zu passieren (damals überwachte die Polizei unser Haus 24 Stunden am Tag), und wir machten uns entschlossen auf den Weg nach Peking.
Am Morgen kamen wir auf dem Platz des Himmlischen Friedens an. Alles war ruhig und der Platz war überfüllt. Aber all diese „Touristen“ waren ungewöhnlich – sie waren entweder Falun-Dafa-Praktizierende oder Polizisten in Zivil. Wir gingen zum Zentrum des Tiananmen-Platzes. Meine Mutter entfaltete dort ein Transparent mit der Aufschrift „Falun Dafa“ und wir anderen setzten uns zum Meditieren hin.
Innerhalb weniger Minuten näherte sich die Polizei aus allen Richtungen, gefolgt von einem Polizeiauto. Sie griffen uns an und zwangen uns in den Transporter. Viele andere Praktizierende waren bereits in anderen Polizeiautos. Wir empfanden keine Angst, sondern vielmehr Erleichterung, als wir andere Praktizierende sahen. Einer nach dem anderen wurde hineingedrängt, bis der Transporter voll war.
Dann wurden wir zur Polizeiwache am Tiananmen-Platz gebracht. Als wir den Hof betraten, sahen wir, dass er mit Dafa-Praktizierenden gefüllt war. Obwohl wir aus verschiedenen Teilen Chinas kamen, fühlten wir uns wie eine große Familie. Wir tauschten fröhlich unsere Erfahrungen aus und wenn wir hungrig waren, teilten wir unser mitgebrachtes Essen miteinander.
Einige Praktizierende kamen aus dem Nordosten Chinas und der Provinz Fujian, andere kamen mit dem Fahrrad oder waren mehr als einen Monat lang zu Fuß unterwegs gewesen. Ihre reine, entschlossene und selbstlose Gesinnung war beeindruckend. Es rührte mich zu Tränen. Wir rezitierten Hong Yin. Hunderte von Praktizierenden rezitierten es gemeinsam; unsere Stimmen hallten im ganzen Hof wider.
Gegen Mittag war der Hof voller Praktizierender. Ein großer Bus kam an und wir wurden aufgefordert, in den Bus zu steigen, der in eine unbekannte Richtung abfuhr. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits von meiner Familie getrennt worden. Die Polizisten waren alle mit Gewehren bewaffnet. Einige Praktizierende fragten: „Werden sie uns erschießen?“ Später erfuhr ich, dass sie uns in Haftanstalten in verschiedenen Landkreisen und Bezirken rund um Peking unterbrachten, weil die Haftanstalten und Polizeireviere in der Pekinger Innenstadt überfüllt waren, so viele Praktizierende hatten sie bereits festgenommen.
Einige Tage später führte die örtliche Polizei meine Verwandten und mich zusammen, die sie in verschiedenen Bezirken festgehalten hatten. Sie brachten uns zurück in unsere Heimatstadt und hielten uns rechtswidrig in Haftanstalten fest. Mitarbeiter unserer Firma und Vertreter der Staatssicherheit übten Druck auf uns aus, damit wir das Praktizieren von Falun Dafa aufgaben.
Sie boten uns die Freilassung an, wenn wir um Vergebung bitten würden. Doch wir waren alle entschlossen, am Falun Dafa festzuhalten. Die Folge war, dass wir alle vier verfolgt und inhaftiert wurden. Mich verurteilte man unrechtmäßig zu drei Jahren Gefängnis, meine Mutter zu vier Jahren und meine Schwestern mussten zwei Jahre in einem Zwangsarbeitslager verbringen.
Unsere Familie war auseinandergerissen; nur unser Vater blieb einsam zu Hause und kämpfte ums Überleben. Er verließ das Haus nur selten und verbrachte Tag und Nacht vor dem Fernseher. Die Verfolgung hatte sein Leben unvorstellbar schwer gemacht. Um uns besuchen zu können, musste er mehrere Orte aufsuchen: das Männergefängnis, das Frauengefängnis und das Zwangsarbeitslager. Als ich das erschöpfte Gesicht meines Vaters sah, konnte ich meine Tränen nicht zurückhalten.
Wir wurden alle schikaniert und gedemütigt, während wir in den schwarzen Höhlen der KPCh eingesperrt waren. Meine Mutter verbrachte ihre Zeit in einem Frauengefängnis, wo die Wärter sie folterten und ihren Körper stundenlang aufhängten.
Wir alle vier überstanden den Sturm, während unser Glaube an den Meister und das Dafa ungebrochen blieb. Nach unserer Entlassung taten wir jeden Tag die drei Dinge. Meine ältere Schwester wurde gezwungen, sich scheiden zu lassen. Als meine jüngere Schwester und mein Schwager nicht mehr am Arbeitsplatz schikaniert werden wollten, kündigten sie ihre Arbeit und zogen um. Ich selbst heiratete im Jahr 2005. Meine Frau ist tugendhaft und freundlich. Sie ist ein außergewöhnlicher, guter Mensch.
Mehrere Praktizierende erwogen die Einrichtung einer Produktionsstätte zur Herstellung von Informationsmaterialien, um über die wahren Umstände von Falun Dafa und die Verfolgung aufzuklären. Unsere Familie zögerte nicht und wollte sofort beginnen, ohne auf andere Praktizierende zu warten. Meine Schwester und ich lernten verschiedene technische Fähigkeiten und nach der Arbeit produzierten wir Materialien, manchmal bis spät in die Nacht hinein. Obwohl es herausfordernd war, fanden wir große Erfüllung darin. Beim Anblick der Stapel von wunderschönen Broschüren, CDs und Flyern waren wir überglücklich. Meine Mutter beteiligte sich ebenfalls, indem sie die Materialien zusammenband und alles verpackte. Unsere Familie war äußerst engagiert.
Anfang 2006 kam es in unserer Region zu einer Welle von Verhaftungen und Verfolgungen von Falun Dafa-Praktizierenden. Auch meine Schwester und ich wurden wieder von der Polizei verhaftet und verfolgt. Wir erhielten hohe Strafen – meine Schwester wurde zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt und ich zu fünf.
Da meine Schwester sich weigerte, Kompromisse mit ihren Verfolgern einzugehen, wurde sie grausam misshandelt. Sie wurde geschlagen, man entzog ihr den Schlaf und verwehrte ihr den Gang zur Toilette. Die Aufseher instruierten Häftlinge, sie rund um die Uhr zu überwachen. Diese belästigten sie im Schichtbetrieb und schlugen sie, sobald sie einschlief. Die Wärter zwangen die Praktizierenden zu unbezahlter Arbeit und sie mussten jeden Tag von früh morgens bis spät abends arbeiten. Meine Schwester erlitt sieben Jahre lang Schmerzen und Folter.
Im Gefängnis angekommen, arbeitete ich zusammen mit anderen inhaftierten Dafa-Praktizierenden daran, die Verfolgung aufzudecken und das Fa zu bestätigen. Wir setzten alles daran, mit der Fa-Berichtigung Schritt zu halten. Wir verteilten die Neun Kommentare über die Kommunistische Partei an Mitgefangene und halfen ihnen beim Parteiaustritt. Die anderen Praktizierenden und ich nutzten jede Gelegenheit, um uns auf dem Weg zu den Kursen zu besprechen und uns gegenseitig zu ermutigen und zu unterstützen. Auf diese Weise schufen wir ein Umfeld, in dem wir das Fa lernen und die Übungen praktizieren konnten. Es gelang uns, einen MP3- und einen MP4-Player zu beschaffen, und wir etablierten Kontakte zur Außenwelt, um die neuesten Schriften des Meisters zu lesen.
Nachts, wenn die Tür geschlossen wurde und das Licht ausgeschaltet war, nahm ich eine kleine selbstgebastelte Taschenlampe hervor, kroch unter die Decke und transkribierte die neuen Schriften von der elektronischen Version des MP4-Geräts. Ich fertigte mehrere Kopien an und verteilte sie an die Praktizierenden in den verschiedenen Gefängnisbereichen. Während ich stundenlang abschrieb, sandte ich aufrichtige Gedanken aus. Oft schrieb ich bis drei oder vier Uhr morgens. Wenn ich nicht am Abschreiben war, benutzte ich den MP4-Player, um das Fa zu lernen und auswendig zu lernen. Jede Nacht hörte ich bis drei oder vier Uhr morgens zu und war nicht müde, sondern erfüllt von aufrichtigen Gedanken.
Ich arbeitete harmonisch mit den Mitgefangenen zusammen und nutzte diese Gelegenheit, um ihnen von Falun Dafa und der Verfolgung zu erzählen. Dabei ermutigte ich sie, aus der KPCh auszutreten. Ihre Einstellungen änderten sich, und alle hatten allmählich aufrichtige Gedanken. Wir wurden gute Freunde, und einige begannen sogar, Falun Dafa zu praktizieren. Als die Wärter versuchten, mich zu schikanieren, verteidigten mich die Mitgefangenen und boten mir Unterstützung.
Im Gegenzug verpflichtete ich mich, allen im Gefängnis zu helfen, aus der Partei auszutreten, auch denen, die mich verfolgten.
Als meine Entlassung aus dem Gefängnis bevorstand, begannen einige Praktizierende, Gerüchte zu verbreiten, dass jene Falun-Dafa-Praktizierenden, die nicht erfolgreich „umerzogen“ wurden, nicht nach Hause zurückkehren dürften, sondern stattdessen in eine Gehirnwäsche-Einrichtung geschickt würden. Obwohl viele Praktizierende sich um mein Schicksal sorgten, bewahrte ich eine ungewöhnliche innere Ruhe.
Im März 2011 hatte ich die Liste von mehr als 100 Personen auswendig gelernt, die beschlossen hatten, aus der KPCh auszutreten. Da die Wärter mich bei meiner Entlassung durchsuchen würden, konnte ich nichts mitnehmen. Als ich schließlich durch das Gefängnistor trat, warteten meine Familie und Freunde auf mich. Ich stieg ins Auto und fuhr in Würde nach Hause.
Während meiner Jahre der Verfolgung durch die KPCh stand meine Frau stets an meiner Seite. In dieser Zeit war sie die einzige Stütze für unsere Familie und kümmerte sich liebevoll um meine alten Eltern. Ein Freund sagte mir einmal: „Während all der Jahre, in denen du im Gefängnis warst, hat deine Frau nicht einmal ein Mobiltelefon gekauft. Bedenke, wie viele Menschen in der heutigen Gesellschaft kein Mobiltelefon haben!“ Ich war zutiefst beeindruckt und dankbar für ihre Opferbereitschaft.
Obwohl meine Frau nicht selbst Falun Dafa praktiziert, hat sie meine Kultivierung immer unterstützt und mich ermutigt.
Im Jahr 2014, als ich vierzig Jahre alt war, brachte meine Frau einen wunderbaren Sohn zur Welt. Zu dieser Zeit wurde auch meine Schwester aus dem Gefängnis entlassen, und die Freude über ihre Rückkehr vervollständigte unser Familienglück. Mein betagter Vater hatte nun einen aufgeweckten und freundlichen Enkelsohn, der ihm viel Freude bereitete.
Die Zeit verstrich wie im Flug. Zu Beginn des Jahres 2018 wurden meine Schwester und ich auf Anweisung der örtlichen Abteilung für Innere Sicherheit und des Büros 610 vom Ministerium für Staatssicherheit verfolgt. Wir wurden festgenommen und inhaftiert. Meine Schwester wurde unrechtmäßig für 15 Tage festgehalten, und mir drohte ebenfalls eine unrechtmäßige Strafe.
Sobald ich die Haftanstalt betrat, entschied ich mich, in Hungerstreik zu treten, um gegen die Verfolgung zu protestieren. Nach einer Woche hörte ich sogar auf, Wasser zu trinken. Die Haftanstalt war besorgt und verlegte mich auf die Intensivstation des Krankenhauses, wo mir gewaltsam ein Schlauch durch die Nase bis in den Magen eingeführt wurde. Das verursachte große Schmerzen. Ich nahm schnell ab und wurde schwächer. Täglich kamen Polizisten, Ärzte, Anstaltsleiter und Vertreter der Polizeibehörde, um mich zum Essen zu überreden. Ich sagte, dass ich kein Verbrechen begangen hätte und deshalb nicht kooperieren können.
Sie ließen den Schlauch mehr als vier Monate lang in mir. Jede Sekunde war eine Qual, aber ich war optimistisch und gut gelaunt. Die Polizei, die Ärzte und die Krankenschwestern in der Haftanstalt verstanden mich zunächst nicht; deshalb beschimpften sie mich, dass ich ihnen Schwierigkeiten gemacht hätte. Schließlich schilderte ich ihnen die wahren Hintergründe der Verfolgung. Auch wenn es schmerzhaft war, mit dem Schlauch in mir zu sprechen, erklärte ich es ihnen.
Um ihr Verständnis für die Praktizierenden zu fördern und ihre feindselige Haltung gegenüber Falun Dafa abzubauen, führte ich häufig Gespräche mit ihnen und erzählte Anekdoten und Witze. Langsam veränderte sich ihre Einstellung: Anfangs runzelten sie die Stirn und rügten mich, dann entwickelten sie Mitgefühl und schließlich lächelten sie und zeigten Respekt. Schließlich schloss ich einige Freundschaften mit Polizisten, Ärzten und Krankenschwesten.
In diesem Zentrum waren etwa 1.000 Personen inhaftiert, und das Krankenhaus befand sich in Abteilung fünf. Alle Gefangenen in der Haftanstalt hörten von einem Falun-Dafa-Praktizierenden in Abteilung fünf, der seit mehreren Monaten im Hungerstreik war. Sie waren neugierig und einige wollten mich unbedingt kennenlernen.
Auf der Intensivstation, wo ich untergebracht war, erhielten die Häftlinge regelmäßig Spritzen und Infusionen. Täglich kamen Häftlinge aus verschiedenen Gefängnisbereichen zur medizinischen Untersuchung. Das gab mir die Gelegenheit, mit Häftlingen aus verschiedenen Bereichen ins Gespräch zu kommen und ihnen von Falun Dafa zu erzählen. Ich ermutigte sie, aus der KPCh auszutreten.
Dabei lernte ich viele Menschen kennen, und einige von ihnen wurden gute Freunde. Als ich scherzte: „Meine Intensivstation ist jetzt das Gasthaus zum Drachentor“ (ein geheimnisvoller Ort in einem chinesischen Film), brachte das einen Wärter zum Lächeln.
Einer von ihnen war ein Kampfsportler, der aus Versehen jemanden getötet hatte. Er war aufgewühlt und voller Angst, fand aber niemanden, mit dem er darüber sprechen konnte. Als er erfuhr, dass ich verständnisvoll war, schrieb er etwas auf einen Zettel und bat einen Mitinsassen, ihn mir zu übergeben. Sofort reagierte ich und unsere Beziehung entwickelte sich zu einer engen Freundschaft.
Die Ernährungssonde wurde mir fast fünf Monate lang gelegt. Während dieser Zeit sollte ich mehrmals vor Gericht gestellt werden; es kam nicht zu einer Verhandlung. Jetzt waren meine Familie, Freunde und sogar Fremde anwesend. Obwohl ich eine Magensonde hatte und körperlich geschwächt war, zeigte ich keine Entmutigung oder Frustration. Stattdessen hielt ich den Kopf hoch und lächelte. Ich arbeitete eng mit meinem Anwalt zusammen, der sich klar und eindringlich für meine Verteidigung einsetzte. Der Richter war sprachlos. Während der Verhandlung konnte ich mich selbst vertreten und beschuldigte den ehemaligen Vorsitzenden der KPCh Jiang Zemin, die Verfolgung in Gang gesetzt zu haben.
Am Ende wurde ich zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt. Später, als ich die Haftanstalt verließ, verabschiedeten sich die Mitinsassen von mir. Zu dieser Zeit schrieb ich ein weiteres Gedicht, „Beim Abschied“, in dem ich mich bei den Polizeibeamten, dem medizinischen Personal und dem Anstaltsleiter bedankte.
Ich wurde zu einer dreijährigen Gefängnisstrafe verurteilt und ins Gefängnis geschickt. Zu diesem Zeitpunkt wog ich nur noch 40 Kilogramm. Es war bereits das dritte Mal, dass ich in dieses Gefängnis kam, und ich fühlte mich traurig und frustriert. Doch ich ahnte nicht, dass der Albtraum gerade erst begann.
Sobald ich im Gefängnis ankam, holte mich der Leiter des Ausbildungsbereichs ab und sagte bei meinem Anblick: „Leute wie dich hasse ich am meisten.“ Er schlug mich ohne jeden Grund und drohte damit, mich noch mehr zu schlagen.
Als ich in der Ausbildungsgruppe ankam, befahl der Chef persönlich fünf oder sechs Strafgefangenen, mich mehrere Stunden lang zu foltern und zu schlagen. Sie brachten mich in ein Büro, in dem keine Überwachungskameras waren, und versuchten, mich umzuerziehen und dazu zu zwingen, einen Brief zu schreiben, in dem ich Falun Dafa abschwor. Fünf oder sechs Strafgefangene stürzten sich auf mich und prügelten auf mich ein, dass ich zu Boden ging. Zwei oder drei von ihnen hielten mich an den Armen fest, während die anderen auf mich einschlugen. Sie standen auf meinen Füßen, um sicherzustellen, dass ich nicht zusammenbrach.
Als sie müde wurden, ruhten sie sich eine Weile aus und die anderen schlugen mich weiter. Später, als sie alle müde waren, sagten sie: „Lasst uns Schere, Stein und Papier spielen; wer verliert, schlägt ihn.“ Sie schlugen mich abwechselnd und mein ganzer Körper war mit blauen Flecken übersät.
Später, als ihnen die Hände weh taten, fanden sie ein Holzbrett und schlugen mir heftig auf den Körper, die Beine und das Gesäß; dann schlugen sie mit der waagerechten Kante des Bretts auf die Ausbuchtung des Knöchels und sagten: „Hier tut es am meisten weh.“ Ein Mann schlug vor: „Tauchen wir das Brett in Wasser, das tut noch mehr weh.“ Ich wurde stundenlang brutal gefoltert. Wenn sie müde waren, machten sie eine Pause, tranken Wein und rauchten.
Nach den vielen Schlägen fiel ich in Ohnmacht und wachte dann wieder auf. Sie prügelten mich bis zur Bewusstlosigkeit. Am Ende konnte ich nichts mehr erkennen, ich konnte nichts mehr hören und sehen. Als ich ohnmächtig geworden war, weckten sie mich immer wieder auf, schlugen und quälten mich stundenlang, bis es Essenszeit war und sie mich zurück in meine Zelle brachten.
Nach einer Weile wurden die anderen Praktizierenden und ich zu verschiedenen Gefängnisgruppen geschickt. Das Umfeld dort war relativ entspannt. In jeder Gruppe gab es zwei oder drei Praktizierende. Seit mehr als 20 Jahren sind Praktizierende gekommen und gegangen, und verschiedene Gruppen von Praktizierenden haben die Verfolgung aufgedeckt und Menschen zum Austritt aus der Partei bewegt. All ihre Bemühungen schufen ein relativ gutes Umfeld für Praktizierende.
Ich nahm mein normales Fa-Lernen und das Praktizieren der Übungen wieder auf. Jeden Abend hatte ich zwei Stunden Wachdienst, was mir die Möglichkeit gab, in dieser Zeit die Übungen zu praktizieren. Um Falun Dafa zu verbreiten, schlugen die Praktizierenden vor, den Welt-Falun-Dafa-Tag zu feiern. Jeden 13. Mai brachten wir gekaufte Lebensmittel wie Melonenkerne, Erdnüsse und Getränke mit und verteilten sie an die Mitinsassen. Dadurch wurden sie auf den Welt-Falun-Dafa-Tag aufmerksam und äußerten positive Kommentare wie: „Falun Dafa ist gut!“
Es gelang mir, ein Mobiltelefon zu besorgen, mit dem ich Zugang zum Internet hatte und die neuesten Schriften des Meisters herunterladen konnte.
Im Jahr 2019 inspizierte ein Regierungsabordnung das Gefängnis. Ich nutzte diese Gelegenheit, um Kontakt mit den Praktizierenden in den verschiedenen Abteilungen des Gefängnisses aufzunehmen. Wir schrieben gemeinsam Briefe und reichten Klagen gegen den Leiter der Ausbildungsabteilung ein, was zu seiner Versetzung führte.
Ende 2020 erhielt das Gefängnis Anweisungen vom Komitee für Politik und Recht, die „Null-Fälle-Kampagne“ gegen die Praktizierenden durchzuführen. Diejenigen von uns, die noch nicht „umerzogen“ worden waren, sollten jetzt dazu gezwungen werden. Der stellvertretende Gefängnisdirektor war für diese Verfolgung verantwortlich. Ich schrieb ihm einen Brief und bat um ein Gespräch mit ihm.
Eines Tages besuchte der stellvertretende Direktor meine Gefängnisabteilung. Höflich hielt ich ihn an, übergab ihm den Brief und bat um ein Gespräch. Er schwieg und ging weg. Am nächsten Tag erfuhr ich, dass der stellvertretende Gefängnisdirektor in einer Sitzung der Strafvollzugspolizei wütend auf den Gefängnisausbilder geschimpft hatte: „Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollten ihn (mich) umerziehen, aber jetzt versucht er, mich umzuerziehen.“
Da sie keine Möglichkeit sahen, mich „umzuerziehen“, und nicht wussten, wie sie das dem stellvertretenden Gefängnisdirektor erklären sollten, beschlossen sie, mich in Einzelhaft zu stecken.
Die Einzelhaft galt als das „Gefängnis im Gefängnis“ und die Bedingungen dort waren äußerst schwierig. Es gab keine Betten, und nachts musste ich auf dem kalten Boden schlafen. Die Nahrung war knapp, und ich litt Hunger und Kälte. Viele Insassen, die längere Zeit dort verbracht hatten, verloren den Verstand. Der Winter brach an, und das Wetter wurde immer kälter. Selbst das Wasser in den Essensbehältern fror ein.
Der Winter 2020 war einer der kältesten Winter, an die ich mich erinnern konnte. Trotz der Einsamkeit und der eisigen Kälte in meiner dunklen Einzelzelle blieb ich optimistisch und gelassen. Ich rezitierte laut und deutlich die Gedichte und Schriften des Meisters und sang. Trotz Hunger und Kälte war ich zufrieden. In dieser Zeit verfasste ich ein Gedicht:
Es ist schwer, den Himmel in einem verschlossenen Raum zu sehen,Warum also nicht friedlich allein sitzen und meditieren?Singen und Flüstern sind wohltuend und herrlich,Wer hat Angst vor Einsamkeit und Hunger?
Wann immer die Häftlinge in den Gefängnisraum kamen, ergriff ich die Gelegenheit, ihnen die wahren Umstände darzulegen und sie zu ermutigen, aus der Partei auszutreten. Wir wurden Freunde, und einige von ihnen lernten von mir, wie man die Übungen praktiziert. Vier Monate lang war ich in Isolationshaft.
Anfang 2021, als ich aus dem Gefängnis entlassen werden sollte, kamen meine Mutter, meine Schwester und meine Frau, um mich abzuholen. Auch die örtliche Polizei kam. Die Polizisten versuchten, mich dazu zu bringen, in ihr Auto zu steigen, aber meine Mutter, meine Schwester und meine Frau packten mich und setzten mich in ihr Auto. Später erzählte mir meine Mutter, dass ihnen jemand gesagt hätte, die Polizei wolle mich in eine Gehirnwäsche-Einrichtung bringen.
Als ich nach Hause kam, sah mein Vater alt aus. Mein Sohn war inzwischen auch gewachsen. Er war aufgeweckt und goldig und stand kurz vor dem Eintritt in die erste Klasse. Als mein Sohn im Kindergarten war, antwortete er auf alle Fragen immer ganz ruhig: „Mein Vater ist weit weg.“ Manchmal fragte er seine Großmutter: „Ist Papa auf Geschäftsreise?“
Meine Frau verließ mich nie. Viele Jahre lang hat sie unseren Sohn allein erzogen, und das war wirklich schwierig. Meine Schwester ist jetzt auch über vierzig. Ich dachte daran, dass wir alle vor mehr als zwanzig Jahren junge Leute gewesen waren.
Im Laufe der Jahre hat meine Familie alle Arten von Verfolgung und Schwierigkeiten erlebt, weshalb wir nur selten zusammen sein konnten. Dennoch bin ich fest davon überzeugt, dass die Verfolgung letztendlich keine Bedeutung hat, egal wie stark sie auch sein mag. Der Meister hat alles nach seinem göttlichen Plan arrangiert und alles, was er uns gegeben hat, ist das Beste.
Als ich nach Hause zurückkehrte, wurde ich von Mitgliedern des örtlichen Komitees für Politik und Recht belästigt. Während des Gesprächs war ich ganz gelassen. Sie hörten sich meine Erfahrungen an und drückten Bewunderung und Mitgefühl aus. Einer von ihnen sagte: „Ihre Verfassung ist bewundernswert.“ – „Nach all den Jahren und all den Erfahrungen hege ich keinen Groll und keinen Hass“, antwortete ich ihnen.
Ich bin mit Würde durch die Dunkelheit gegangen. Ganz gleich, wie düster die Umstände auch sein mögen, mein Glaube an Falun Dafa bleibt unerschütterlich. Manchmal sitze ich allein in der Werkstatt, die nach Kohle und Stahl riecht, und denke: „Egal, welchen Beruf ein Mensch ausübt, welcher sozialen Klasse er angehört oder in welcher Umgebung er sich befindet, er sollte stets eine edle, würdige und reine Seele bewahren.“
Mein Verständnis ist begrenzt. Bitte korrigiert mich freundlich, falls etwas nicht im Einklang mit dem Fa ist.