(Minghui.org) Das Gericht der Stadt Pengzhou in der Provinz Sichuan hat am 30. Oktober 2023 drei Einwohner von Sichuan wegen des Praktizierens von Falun Dafa verurteilt.
Liu Jia (m), wohnhaft in Chengdu, Hauptstadt der Provinz Sichuan, Nie Zongguo (m), wohnhaft in der Stadt Pengzhou und Gong Yubin (w) (ungewiss, ob sie in Chengdu oder Pengzhou wohnt) wurden zu jeweils fünf Jahren Haft verurteilt.
Liu, etwa 54, wurde am Morgen des 6. Januar 2022 verhaftet, als er nach Pengzhou (etwa 32 Kilometer von Chengdu entfernt) fuhr, um einige Besorgungen zu machen. Die Beamten der Polizeiwache Junyue in Pengzhou beschlagnahmten sein Auto an Ort und Stelle und durchsuchten am selben Tag gegen 14 Uhr seine Wohnung in Chengdu. Sie beschlagnahmten sieben Computer, drei Handys, einen Drucker, einen Bluetooth-Server, eine Reihe von Falun-Dafa-Büchern und 2.000 Yuan (etwa 280 Euro).
Beamte des Polizeireviers Junyue und der Staatssicherheitsabteilung der Stadt Chengdu nahmen Gong etwa zur gleichen Zeit fest. Es ist unklar, welche Polizeibehörde Nie an welchem Tag verhaftet hat und warum die Fälle der drei Praktizierenden später zu einem einzigen Fall zusammengefasst wurden.
Liu, Nie und Gong waren alle mit Handschellen gefesselt und wurden während ihres Prozesses am 30. Oktober 2023 vor dem Stadtgericht Pengzhou von jeweils zwei Gerichtsdienern in den Gerichtssaal geführt.
Liu verteidigte sich selbst. Nies und Gongs Anwälte plädierten auf nicht schuldig. Der Vorsitzende Richter, Zhang Huawen, verkündete am Ende der Verhandlung die Schuldsprüche gegen alle drei.
Als Liu aus dem Gerichtssaal geführt wurde, drehte er den Kopf, um seine 80-jährige Mutter und seine jüngere Schwester zu sehen, die seinem Prozess beiwohnten. Die Gerichtsdiener meinten, er gehe zu langsam und zerrten ihn aus dem Gerichtssaal.
Lius Schwester kritisierte die Gerichtsdiener, weil sie ihren Bruder so behandelten: „Wie konnten Sie das meinem Bruder antun!“ Sie brach auf dem Boden zusammen und wurde ohnmächtig. Ihre Mutter fing an zu weinen.
Das Gericht rief einen Krankenwagen, und die Rettungssanitäter stellten fest, dass der Blutdruck von Lius Schwester sehr hoch war (sie hatte in der Vergangenheit keinen hohen Blutdruck). Nachdem sie dreißig Minuten lang notfallmäßig behandelt worden war, stabilisierte sich ihr Zustand.
Dies war nicht das erste Mal, dass Liu wegen seines Glaubens verfolgt wurde. Während er in Shanghai lebte, wurde er 2001 zu zwei Jahren Zwangsarbeit verurteilt, weil er nach Peking gegangen war, um sich für Falun Dafa einzusetzen. Später zog er nach Chengdu in der Provinz Sichuan. Dort arbeitete er als leitender Verkaufsmanager in der Lebensversicherungsbranche in Chengdu, welche dem Ping Versicherungsunternehmen von China gehörte. Im Jahr 2007 wurde er erneut verhaftet und zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Während seiner Zeit im Arbeitslager und seiner ersten Gefängnisstrafe wurde er brutal gefoltert.
Zwei Jahre Zwangsarbeit (1. Januar 2001 - 31. Dezember 2002)
Während Liu in Shanghai arbeitete, reiste er am 1. Januar 2001 nach Peking, um sich für Falun Dafa einzusetzen. Er wurde verhaftet und auf dem Polizeirevier des Bezirks Haidian in Peking fast eine Stunde lang unter Folter verhört. Die Polizisten schockten ihn mit Elektrostäben und schlugen und traten auf ihn ein.
Später wurde er zu zwei Jahren Zwangsarbeit verurteilt und in das Arbeitslager in Shanghai (damals im Bezirk Dafeng, Stadt Yancheng, Provinz Jiangsu) gebracht. Von März bis Juli 2001 wies ein Teamleiter namens Hong den Wärter Xia an, vier Häftlinge zu beauftragen, Liu rund um die Uhr zu überwachen. Die Häftlinge unterzogen ihn täglich mehr als zehn Stunden lang einem militärischen Training, einschließlich Langstreckenlauf, Stehen in militärischer Haltung, Liegestütze, Kniebeugen, Laufen mit angehobenen Beinen und Sitzen auf einer niedrigen Bank.
Die Häftlinge befestigten außerdem einen Thermoskannenstöpsel an der Wand. Liu musste mit dem Gesicht zur Wand stehen, etwa 50 Zentimeter von der Wand entfernt. Dann zwangen sie ihn, seinen Körper so zu beugen, dass sich sein Kopf direkt unter dem Thermosstöpsel befand. Er musste stundenlang mit dem Kopf gegen den Korken gedrückt stehen.
Eine weitere Foltermethode bestand darin, Liu jeden Morgen einen Nachttopf um den Hals zu hängen und ihn zu zwingen, sich auf zwei Thermoskannen zu setzen, die im Abstand von wenigen Zentimetern auf einer niedrigen Bank platziert waren. Um sein Leiden zu verstärken, schütteten die Häftlinge Wasser in den Nachttopf, wenn dieser nicht bereits voll war.
Liu hielt trotz der brutalen Folter an seinem Glauben fest. Der Wärter Xia sprach daraufhin getrennt mit den vier Häftlingen, die ihn überwachten, und drohte ihnen, ihre Privilegien zu entziehen, um Punkte für eine Strafminderung zu sammeln, falls sie Liu nicht dazu bringen würden, seinem Glauben abzuschwören. Daraufhin verschärften die Häftlinge die Folter.
Liu blieb standhaft. Die Wärter verlegten ihn daraufhin am 29. Oktober 2001 in ein anderes Team, um ihn daran zu hindern, andere Falun-Dafa-Praktizierende zu ermutigen, an ihrem Glauben festzuhalten.
Das neue Team bestand hauptsächlich aus Nicht-Praktizierenden. Liu wurde gezwungen, sieben Tage in der Woche täglich von 7 Uhr morgens bis etwa 19 Uhr abends unbezahlte Zwangsarbeit zu leisten. Diejenigen, die ihr tägliches Arbeitspensum nicht schafften, wurden nachts, nachdem sie in ihre Zellen zurückgekehrt waren, verprügelt.
Die Wärter holten die „leistungsschwachen“ Häftlinge aus ihren Zellen, befahlen ihnen, ihre Hosen auszuziehen, und verprügelten ihnen mit einem ein Zentimeter breiten und einen halben Zentimeter dicken Holzstab das nackte Gesäß. Die Anzahl der Schläge richtete sich nach der Anzahl der noch zu erledigenden Aufgaben. Ein Ball weniger, der im Laufe des Tages in einen Sack gesteckt wurde, bedeutete fünf Schläge mit dem Holzstock. Das Geräusch der Schläge und das schmerzhafte Stöhnen versetzten diejenigen in Angst und Schrecken, die ihr Pensum erfüllt hatten. Denn sie befürchteten, sie könnten die nächsten sein, wenn sie ihr Pensum am nächsten Tag nicht erfüllten.
Nicht selten war zu hören, dass einige Insassen Selbstmord begingen oder sich selbst verletzten, um der harten Arbeit und der Bestrafung zu entgehen.
Etwa im Juni 2002 wurde das Arbeitslager in einen Vorort von Shanghai verlegt. Liu erhielt die neue Aufgabe, Energiesparlampen zu waschen.
Nachdem Liu am 31. Dezember 2002 entlassen worden war, ging er zur Polizeiwache Gaoqiao im Bezirk Pudongxin in Shanghai, die für sein Viertel zuständig war, um seinen Ausweis zu erneuern. Die Polizei verweigerte die Bearbeitung seines Antrags mit der Begründung, er habe Shanghai in den letzten zwei Jahren verlassen. Ohne einen neuen Ausweis hatte er Mühe, ein normales Leben zu führen.
15 Tage Schlafentzug kurz nach seiner Verhaftung im August 2007
Liu zog später von Shanghai nach Chengdu, Provinz Sichuan. Am 1. August 2007 wurde er von Beamten der Staatssicherheitsabteilung der Stadt Chengdu und der Staatssicherheitsabteilung des Bezirks Wuhou zu Hause verhaftet. Sie brachten ihn zum „Rechtsbildungszentrum“ des Bezirk Wuhou in der Gemeinde Jinhua, Stadt Chengdu. Die Einrichtung sah von außen wie ein Ferienort aus, war aber in Wirklichkeit eine Gehirnwäsche-Einrichtung.
In der Einrichtung waren etwa 25 Polizeibeamte und Sicherheitskräfte tätig. Außerdem gab es zwei große Wolfshunde. Liu Xiaokang, ehemaliger Leiter des Amtes der Jiangxi Straße der Justizbehörde des Bezirks Wuhou, leitete die Gehirnwäsche-Einrichtung.
Am 3. August 2007 verlegte die Polizei Liu in das Yuanyuan Hotel, wo er 15 Tage lang ohne Unterbrechung nicht schlafen durfte.
Während dieser 15 Tage wurden Liu auch die Hände entweder vorne oder hinter dem Rücken an einen Holzstuhl gefesselt. Sechs Personen bewachten ihn abwechselnd, um zu verhindern, dass er einschlief. Zwei große 100-Watt-Schreibtischlampen wurden in einem Abstand von etwa 20 Zentimetern von ihm aufgestellt und leuchteten ihm Tag und Nacht direkt in die Augen. Die Beobachter unterhielten sich außerdem ständig und ließen den Fernseher laut laufen. Immer wenn sie merkten, dass Liu kurz vor dem Einschlafen war, schüttelten sie ihn, um ihn zu wecken. Auch schmierten sie ihm Öl und Senf um die Augen, auf die Schläfen und um die Nasenlöcher. Außerdem steckten sie ihm Senf in den Mund, schütteten ihm kaltes Wasser über den Kopf und schlugen ihn.
Während er jeden Tag gefoltert wurde, erhielt er nur ein paar Schlucke Wasser und zwei bis drei Schalen Nudeln.
Am 10. Tag, dem 13. August 2007, kam ein muskulöser Beamter in Zivil mit Nachnamen Zhang und folterte Liu. Er schlug, trat und zwickte Liu mehr als eine halbe Stunde lang in die linke und rechte Innenseite der Oberschenkel.
Liu wurde während der Folterung zweimal vor Schmerzen ohnmächtig. Vor allem sein rechter Oberschenkel war völlig gefühllos, geschwollen und schwarz geworden. Er musste von zwei Sicherheitsbeamten gestützt werden, bevor er sich bewegen konnte. Bei dem Versuch, die Toilette aufzusuchen, brach er zusammen.
Die Polizisten verhörten Liu bei den beiden Gelegenheiten, bei denen er aufgrund von Zhangs Folter das Bewusstsein verlor. Sie drückten seinen Kopf hoch und runter, damit er auf ihre Fragen zustimmend „nickte“. Sie drückten seine Fingerabdrücke auf die Vernehmungsprotokolle.
Gegen Liu wurde am 13. November 2007 ein förmlicher Haftbefehl ausgestellt und er wurde in die Haftanstalt der Stadt Chengdu gebracht. Die entsprechenden Unterlagen wie Haftbefehl und Haftbescheid wurden ihm nie gezeigt oder eine Kopie ausgehändigt.
Im Oktober 2008 zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt und im März 2009 ins Gefängnis verlegt
Das Bezirksgericht Wuhou verurteilte Liu am 10. Oktober 2008 zu fünfeinhalb Jahren Haft. Die Einzelheiten seiner Anklage, des Prozesses und des Urteils sind nicht bekannt.
Liu wurde am 3. März 2009 in das Stadtgefängnis von Deyang in der Provinz Sichuan eingeliefert. Zwei Wochen später wurde er der Abteilung vier zugewiesen und dort bis Mai 2011 festgehalten, als er in die Abteilung eins verlegt wurde. Am 1. September 2011 wurde er dann in eine andere Abteilung verlegt. Überall, wo er im Gefängnis festgehalten wurde, wurde er brutal gefoltert.
Am Tag nach Lius Einlieferung ins Gefängnis wurde er brutal misshandelt, als er sich weigerte, die Gefängnisregeln wie befohlen aufzusagen. Die Wärter stifteten Häftlinge an, ihm ins Gesicht zu schlagen und ihn zu verprügeln. Ein Häftling trat ihm so fest gegen die Brust, dass er sofort Blut erbrach.
Liu hatte noch zwei Wochen später Blut in seinem Auswurf. Er bat um Papier und Stift, um eine Beschwerde gegen den Häftling zu schreiben, der ihn getreten hatte, und wurde dann in die Abteilung vier verlegt. Dort musste er ohne Bezahlung Schwerstarbeit verrichten und wurde weiterhin gefoltert.
Misshandlungen in Abteilung Vier (März 2009 - Mai 2011)
Liu war in der Abteilung Vier den folgenden Misshandlungen ausgesetzt:
„Militärische Ausbildung“
Liu und andere inhaftierte Falun-Dafa-Praktizierende wurden gezwungen, über lange Zeiträume ein intensives „militärisches Training“ zu absolvieren. Die geringste Abweichung von den Standardhaltungen oder Unzufriedenheit mit den Wärtern zog Bestrafung nach sich. Wenn der Ausbilder den Praktizierenden befahl, militärische Marschbewegungen auszuführen, zog er absichtlich jedes Wort in die Länge, wenn er seinen Befehl rief. Anstatt zum Beispiel schnell zu sagen: „Steh auf einem Fuß“, sagte der Ausbilder: „Steeeeeh auf einem Fuuuuuß.“ Die Praktizierenden hatten Mühe, das Gleichgewicht zu halten, während sie auf einem Fuß standen, aber sobald sie den anderen Fuß absetzten, schlug und trat der Ausbilder sie, weil sie seinem Befehl nicht folgten.
Stundenlanges Stehen
Die Wärter zwangen Liu oft, stundenlang, manchmal sogar mehrere Tage hintereinander, bewegungslos zu stehen, bis seine Beine extrem anschwollen und er nicht mehr stehen bleiben konnte. Manchmal ließen sie ihn die ganze Nacht stehen, befahlen ihm aber dennoch, am nächsten Tag schwere Arbeit zu verrichten. Danach zwangen sie ihn wieder zu stehen, nachdem er nachts in seine Zelle zurückgekehrt war.
Während der Stehfolter wurde Liu von mehreren Insassen beobachtet. Deren Aufgabe war es sicherzustellen, dass er sich nicht gegen irgendetwas lehnte oder die Augen schloss. Sie erlaubten ihm auch nicht, etwas zu trinken, zu essen, sich die Zähne zu putzen, zu duschen oder die Toilette zu benutzen.
Um sein Leiden noch zu verschlimmern, legten die Wärter manchmal einen Gegenstand auf seinen Kopf oder drückten seinen Kopf gegen die Wand oder eine scharfe Ecke. Ein anderes Mal ließen sie ihn draußen stehen, entweder in der sengenden Sonne oder in der eisigen Kälte. Der geringste Ungehorsam führte zu Schlägen.
Zwangsarbeit und Gehirnwäsche
Anfang Februar 2011 befahl der Gefängnisdirektor Liu Yuanhang allen Abteilungen, eine Verpflichtung zu unterzeichnen, Pläne für die Umerziehung inhaftierter Falun-Dafa-Praktizierender auszuarbeiten. Jede Abteilung wurde aufgefordert, eine „Lernklasse“ (ein schwarzes Gefängnis innerhalb des Gefängnisses) einzurichten und dort standhafte Falun-Dafa-Praktizierende festzuhalten.
Wu Yueshan, der Leiter der Bildungsabteilung des Gefängnisses, sagte einmal zu den inhaftierten Praktizierenden: „Solange wir euch nicht zu Tode foltern, gilt alles, was wir euch antun, als Hilfe beim Lernen von Anti-Falun-Gong-Materialien und damit, ideologisch mit dem kommunistischen Regime mehr verbunden zu werden.“ Er stiftete die Wärter und Insassen dazu an, alles zu tun, um die Praktizierenden dazu zu bringen, ihrem Glauben abzuschwören.
Normalerweise schlugen die Wärter die Praktizierenden nicht direkt. Stattdessen stachelten sie die Häftlinge dazu an, Praktizierende zu foltern. Von Februar bis Mai 2011 musste Liu tagsüber schwere Arbeit verrichten und wurde nach der Abendnachrichtensendung in eine Ecke auf freiem Feld gebracht. Ihm wurde befohlen, dort bis 22 oder 23 Uhr auf einer Bank zu sitzen und Anti-Falun-Dafa-Materialien zu studieren.
In der ersten Abteilung erlittene Misshandlung (Mai 2011 – 31. August 2011)
Im Mai 2011 wurde Liu in die erste Abteilung verlegt, wo Abteilungsleiter Luo Guanglun ihn in Einzelhaft festhielt und ihn rund um die Uhr überwachen ließ.
Die Einzelzelle war etwa 130 Quadratmeter groß und alle Fenster waren mit dickem Papier bedeckt. Zwei Insassen überwachten Liu von 7:00 bis 22:00 Uhr, und er wurde von 22:00 bis 7 Uhr am nächsten Morgen von acht Insassen überwacht. Liu durfte mit niemandem sprechen. Selbst die ihn überwachenden Häftlinge konnten nur wenige Worte mit ihm wechseln. Luo befahl den Insassen, einmal pro Stunde das Lius Verhalten, seine Mimik und seine Worte aufzuzeichnen.
Liu bekam nur sehr wenig zu essen. Luo befahl den Insassen außerdem, alle Gewürze und Öle vom bereits gekochten Gemüse abzuspülen, um das Essen so mild wie möglich zu machen. Wenn das Essen Fleisch enthielt, ließ Luo die Insassen es entfernen.
Liu wurde befohlen, einen Nachttopf zu benutzen, wenn er urinieren musste. Das einzige Mal, dass er den Raum verlassen durfte, war, wenn er seinen Stuhlgang verrichten musste oder wenn er woanders hingebracht wurde, um gefoltert zu werden.
Während seines dreimonatigen Aufenthalts in der ersten Abteilung durfte Liu nur dreimal duschen. Das erste Mal war es, als die Vorgesetzten das Gefängnis inspizieren wollten, das zweite Mal, als Liu durch die Misshandlungen krank wurde und in ein Krankenhaus gebracht werden musste. Das letzte Mal, als der Vize-Abteilungsleiter es nicht länger ertragen konnte, ihn leiden zu sehen. Später tadelte Luo den stellvertretenden Leiter, weil dieser seinen Plan, Liu so viel wie möglich leiden zu lassen, zunichte gemacht hatte.
Da er im heißen Sommer nicht duschen konnte, stank Liu und hatte Läuse. Sogar die ihn überwachenden Häftlinge mussten sich die Nase zuhalten, wenn sie in seiner Nähe waren.
Zusätzlich zu den oben genannten Misshandlungen wurde Liu auch den folgenden Foltermethoden ausgesetzt:
Folter „Enger Anzug“ (Juli - August 2011)
Luo bestellte eines Tages Anfang Juli 2011 Liu zu einem „Gespräch“ in sein Büro. Das Ziel bestand darin, ihn zu zwingen, Erklärungen zu schreiben, in denen er Falun Dafa aufgeben sollte und es zu verurteilen. Liu weigerte sich, dem nachzukommen und Luo fragte ihn, ob er noch Falun Dafa praktiziere. Er sagte ja. Luo forderte ihn auf, sich der Überwachungskamera zu stellen und seine Worte zu wiederholen. Er sagte noch einmal „Ja“ und Luo holte sofort einen engen Anzug heraus und befahl einigen Insassen, ihn ihm anzuziehen.
Der enge Anzug wurde von Häftlingen der vierten Abteilung aus Leinen gefertigt und ähnelte einem Raumanzug. Der enge Anzug hatte jedoch an den Manschetten jedes Ärmels einen Riemen. Nachdem sie Liu gezwungen hatten, ihn zu tragen, zogen die Insassen seine Hände hinter seinen Rücken und banden die beiden Riemen zusammen. Durch Einstellen der Straffheit der Gurte konnten die Insassen den Umfang von Lius Armbewegungen steuern und so je nach Wunsch unterschiedlich starke Schmerzen verursachen.
Die Kniescheiben des engen Anzugs waren mit 12,5 centimeter langen Riemen verbunden, was dazu führte, dass Liu beim Gehen wie ein Pinguin schwankte und jedes Mal hinfiel, wenn ihm befohlen wurde, in die Hocke zu gehen.
Bis zum 31. August 2011 musste Liu tagsüber jeden Tag den engen Anzug tragen. (Während dieser Zeit durfte er nur dreimal duschen.) Um sein Leiden noch zu verschlimmern, legten die Wärter ein Kissen dazwischen seine Hände und den engen Anzug, so dass der Anzug fest an seinen Körper drückte. Der Anzug war bald durch Schweiß durchnässt und es dauerte Stunden, ihn nachts an der Luft zu trocknen, bis er ihn schließlich ausziehen durfte. Ihm wurde jeden Tag ein halbes Becken Wasser zur Reinigung gegeben und er hatte nur wenige Minuten Zeit, sich zu waschen.
Während er den engen Anzug trug, durfte Liu jede Nacht (2 bis 4 Uhr) nur zwei Stunden schlafen. Den Rest des Tages musste er mit dem Gesicht zur Wand stehen oder hocken. Während der Mahlzeiten konnte er nur zehn Minuten lang auf einem kleinen Plastikhocker sitzen.
Bereits wenige Tage nach dem Tragen des engen Anzugs wurde Liu sichtbar dünner und seine Augen wurden rot. Auch seine Beine waren geschwollen.
Dicker Weltraumbaumwollhut
Später zwangen die Wärter Liu, eine dicke Baumwollmütze mit Ohrenklappen zu tragen, um sein Gesicht zu bedecken, während er die Folter im engen Anzug ertragen musste. Der Hut bestand aus Weltraumbaumwolle und wog mehrere Kilogramm. Während Liu ihn längere Zeit tragen musste, wurde ihm schwindelig.
Als die Folter mit dem engen Anzug und dicken Hut am 31. August 2011 endlich eingestellt wurde, waren Lius Hände und Schultern schwer verletzt worden. Seitdem litt er unter chronischen Schmerzen. Obwohl der Hut abgenommen war, fühlte sich sein Kopf immer noch schwer an und er war benommen, als würde er immer noch einen unsichtbaren Lufthut tragen.
Zwangsernähren durch die Nase
Während Lius Aufenthalt in der ersten Abteilung brachte ihn Leiter Luo manchmal in einen Leseraum (auch als Bibliotheksraum bekannt, da sich darin Bücher befanden), um ihn zu foltern, während die Insassen zur Arbeit gingen oder schliefen.
Liu wurde dreimal einer Zwangsernährung durch die Nase unterzogen. Luo und ein paar Insassen schoben zwei Tische im Lesesaal nebeneinander und drückten Liu darauf.
Sie klebten ihm den Mund zu und führten einen weichen Schlauch in eines seiner Nasenlöcher bis zum Hals ein. Der Schlauch wurde an eine Infusionsanlage angeschlossen. Er konnte nur durch das andere Nasenloch atmen.
Als ihm Salzwasser verabreicht wurde, konnte Liu nur ein oder zwei Mal schlucken. Aber die meiste Zeit war er nicht schnell genug, um die Flüssigkeit zu schlucken (da die Insassen den Fluss des Salzwassers beschleunigen konnten, indem sie die Einstellungen der Infusionsgeräte anpassten). Bald hatte er Schwierigkeiten zu atmen und sein Gesicht wurde rot. Sein Gehirn wurde aufgrund des allmählichen Sauerstoffmangels stumpf und er wurde benommen.
Luo bemerkte, dass Liu in Gefahr war und befahl den Insassen ufzuhören und das Klebeband zu entfernen, das seinen Mund bedeckte.
Liu schnappte instinktiv nach Luft und hustete das Wasser in seinen Lungen aus. Luo fragte ihn, ob er noch Falun Dafa praktizieren würde und er sagte ja. Lius Mund wurde wieder mit Klebeband verschlossen und die Folter wurde wieder aufgenommen.
Liu hatte wieder Mühe zu atmen und die Insassen begannen mit der Herzdruckmassage. Er hatte das Gefühl, betrunken zu sein. Für einige kurze Momente verlor er das Bewusstsein und konnte weder Luo noch die Insassen erkennen.
Luo stoppte die Folter, nachdem er gesehen hatte, wie Liu völlig das Bewusstsein verlor. Sie verlegten ihn in ein anderes Zimmer und ließen ihn schlafen.
Luo unterzog nach ein oder zwei Wochen Liu der gleichen Folter. Dreimal wurde er der Nasenfütterungsfolter unterzogen, dennoch hielt er an seinem Glauben fest.
Luo war so frustriert, dass er Liu einmal persönlich brutal schlug. Die Insassen schlugen ihn auch und schnippten ihm manchmal mit den Fingern über die Augäpfel.
In einer anderen Abteilung erlittene Misshandlungen (September 2011 – Mai 2013)
Liu wurde am 1. September 2011 für den Rest seiner Haftzeit in eine andere Abteilung verlegt. Dort wurde er erneut verschiedenen Arten von Misshandlungen ausgesetzt und seiner grundlegenden Menschenrechte beraubt.
Liu durfte nie mit anderen Häftlingen essen, nicht einmal während der chinesischen Neujahrsfeiertage. Er konnte nur zusammen mit den Häftlingen essen, die ihn überwachten.
Wenn Liu nicht in Einzelhaft war, wurde ihm befohlen, auf der unteren Koje eines Etagenbetts zu schlafen, nicht auf der oberen Koje. Die Wärter taten dies, damit er leichter überwacht werden konnte und er keine Materialien über Falun Dafa in seinem Bett verstecken konnte.
Liu war es nicht gestattet, Bücher, Stifte, Notizbücher, Papier, Briefe von Familie und Freunden oder Fotos seiner Angehörigen aufzubewahren.
Er durfte auch keine Bücher aus dem Lesesaal ausleihen oder Bücher mit anderen Insassen austauschen.
Liu durfte nicht alleine herumgehen. Ihm folgten stets mindestens zwei Insassen. Er konnte nicht mit den anderen Praktizierenden sprechen, nicht einmal ein Lächeln austauschen. Diejenigen, die mit ihm sympathisierten, galten als gefährdet und wurden bestraft.
Liu wurde angewiesen, einmal pro Woche einen Gedankenbericht zu schreiben. Seine Überwacher mussten wöchentlich Berichte über seine täglichen Aktivitäten einreichen.
Liu wurden häufig Familienbesuche verweigert, während den Insassen jeden Monat zwei persönliche Familienbesuche gestattet waren. Seine Frau reiste ins Gefängnis, wurde jedoch abgewiesen. Ein Wärter forderte, dass sie von ihrem Arbeitgeber und dem örtlichen Straßenkomitee einen Nachweis vorlegen müsse, dass sie nicht Falun Dafa praktiziere. Als sie ihn endlich sehen durfte, wurde der Besuch von den Wärtern genau überwacht.
Immer wenn Liu einer strengen Aufsicht unterworfen wurde, die darauf abzielte, ihn zu foltern und ihn zum Verzicht auf Falun Dafa zu zwingen, wurden sein Wasserkonsum, seine Pausenzeiten, der Geldbetrag, den er für den Kauf des täglichen Bedarfs ausgeben durfte, und die Toilettenbenutzung eingeschränkt. Telefongespräche mit seiner Frau wurden ihm verweigert. Die Wärter hielten auch alle an ihn gerichteten Briefe zurück.
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