Verehrter Meister, werte Mitpraktizierende!
Als ich mich vor mehr als 25 Jahren entschieden hatte, den Kultivierungsweg des Falun Dafa zu betreten, war ich überglücklich, dankbar und spürte in mir ein erhebendes Gefühl. Nach jahrelangem Suchen und vielen beschwerlichen Verwirrungen in meinem Leben, hatte ich endlich gefunden, wonach ich mich schon seit Jahren gesehnt hatte. Als ich das Buch Zhuan Falun las, wurde ich in meinem tiefsten Inneren erschüttert. Meine klare Seite war erwacht, denn die barmherzige Gnade des Meisters durchdrang jede Zelle meines Körpers. Endlich war ich erleichtert, dass ich eine aufrichtige Kultivierungsschule gefunden hatte. Voller Elan lernte ich die Übungen.
Da es zu jener Zeit nur eine Übungsgruppe in der Deutsch-Schweiz gab und ich weit von Zürich entfernt wohnte, lernte ich die Übungen alleine mittels den Übungsdarstellungen im Buch. Später konnte ich in einer Gruppe die Übungen noch genauer lernen. Voller Demut und Hingabe konzentrierte ich mich auf die Worte des Meisters bei den Übungen. Ich folgte in einem wachen Geisteszustand den sanften Bewegungen der Hände und versuchte, mit den Gedanken nicht abzuschweifen. Dabei fühlte sich der Körper sehr entspannt an. Bei der Meditation im doppelten Lotussitz versuchte ich trotz enormer Schmerzen in Rücken und Gesäß durchzuhalten und immer wieder etwas länger über meine Schmerzgrenze hinauszugehen.
Wie der Meister kürzlich im Jingwen „Die Kultivierung im Dafa ist ernsthaft“ erklärte:
„,Wer sich so kultiviert, wie er es ganz am Anfang getan hat, wird zur Vollendung kommen‘, dies sind wahre Worte im Kultivierungskreis.“ (Die Kultivierung im Dafa ist ernsthaft, 01.09.2023)
Was bedeutete das eigentlich damals für mich? Zu jener Zeit las ich das Buch wie ein durstiger Wanderer, indem ich jedes Wort bewusst in mich aufnahm. Ich reflektierte darüber, schaute nach innen, um meine Anhaftungen zu erkennen und loszulassen.
Als ich später mit einer größeren Prüfung mit meinem Mann konfrontiert wurde, kam der Gedanke an Trennung kurzfristig in mir auf. Durch das Fa-Lernen habe ich jedoch gelernt, nach innen zu schauen und konnte dann allmählich vergeben. Das war für mich der erste große Pass, den ich überwinden musste. Heute bin ich unendlich dankbar, dass ich mich nicht wegen Eifersucht und Gefühlen von meinem Mann getrennt habe.
Obwohl ich bis heute täglich das Fa lerne, die Übungen praktiziere, aufrichtige Gedanken aussende und mich an Projekten beteilige, habe ich allerdings öfters erkannt, dass ich nicht mehr mit diesem reinen Herzen wie am Anfang gelesen habe. Manchmal tat ich es sogar aus reiner Pflicht und schweifte häufig in meinen Gedanken ab. Wenn es unter den Mitpraktizierenden Unstimmigkeiten gab, waren meine Gedanken beim Fa-Lernen anderswo. Später erkannte ich, dass dies wirklich respektlos gegenüber unserem barmherzigen Meister war. Als ich aber begann, das Fa auswendig zu lernen, konnte ich plötzlich wieder neue Erkenntnisse gewinnen und kam zu innerer Ruhe.
Als ich diese Stelle des Jingwen mehrmals gelesen hatte, wurde mir äußerst bewusst, wie ernsthaft die Kultivierung ist.
Der Meister erklärt:
„Das ist eine Entscheidung von enormer Bedeutung, außerdem ist es ein Gelübde, das du mit deinem Leben als Pfand unterzeichnet hast. Glaubst du, du kannst dich einfach kultivieren, wenn du willst, und wieder damit aufhören, wenn du nicht mehr willst? Wie könnte es einem Menschen erlaubt sein, diese riesige kosmische Verantwortung, die Gottheiten und den Schöpfer auf die leichte Schulter zu nehmen? Sobald ein Gelübde unterschrieben ist, muss es erfüllt werden!“ (Die Kultivierung im Dafa ist ernsthaft, 01.09.2023)
Deshalb fragte ich mich: „Nehme ich die Kultivierung auf die leichte Schulter?“ Dabei musste ich erkennen, dass dies manchmal tatsächlich zutraf. Ließ ich mich nicht ab und zu verleiten, die drei Dinge, die ich für das Fa machte, nicht mit einem reinen Herzenszustand zu machen? Außerdem beschwerte ich mich innerlich, wenn ich mit harten Prüfungen konfrontiert wurde. Anstatt dies als eine Chance zur Erhöhung der Xinxing zu betrachten, beurteilte ich es manchmal wie ein gewöhnlicher Mensch und stand hilflos vor einem gewaltigen unüberwindbaren Berg.
Alle zwei Wochen treffen wir uns jeweils am Sonntag als Gesamtkörper Deutsch-Schweiz zum Fa-Lernen in der Umgebung von Zürich. Der Mitpraktizierende X stellte uns dann freundlicherweise seinen Trainingsraum kostenlos zur Verfügung, was alle sehr schätzten. Nach einigen Malen wollten zwei Mitpraktizierende nicht mehr zu diesem Ort kommen, wobei einer davon den Raum noch nie betreten hatte. Grund war, dass der Raum für das Fa Lernen nicht „rein“ sei (mein Ausdruck). Erstaunt darüber tauschte ich mich mit dem Praktizierenden X und anderen aus. Als für mich diese Sache klar war, hielten wir trotzdem weiterhin das Fa-Lernen in seinem Trainingsraum ab. Später fand jedoch der Mitpraktizierende X, dass es besser sei, seinen Raum nicht mehr zum Fa-Lernen zu benutzen, um damit keine Trennung in der Deutsch-Schweiz Gruppe zu schaffen. Ich verstand ihn, fand es aber schade. Was habe ich daraus erkannt? Zuerst dachte ich, dass ich solchen Anschuldigungen keinen Raum geben sollte. Durch die Entscheidung des Mitpraktizierenden X erkannte ich, dass ich nicht darauf beharren und Nachsicht üben und es eine Weile ruhen lassen sollte.
Bei der Vorführung des Films „Silver Screen Dreams“ im September dieses Jahres in Zürich, war ich für die PR der Politiker zuständig. Eine Politikerin hatte schon früh mitgeteilt, dass sie direkt nach der Filmvorstellung weggehen müsse. So vereinbarte ich mit dem NTDTV- Verantwortlichen, dass ein Kameramann schon vor den Publikumsfragen draußen verfügbar sei. Da ich mich daher in derselben Sitzreihe wie diese Politikerin hinsetzte, begrüßte ich sie schon im Voraus. Als sie nach der Filmvorstellung dann aufstand, befand ich mich schon im Gang und bat sie um ein kurzes Interview. Sie war sofort bereit dazu. Draußen war jedoch der Kameramann nirgends zu sehen. Ich entschuldigte mich bei der Politikerin und ging schnurstracks zurück ins Kino und holte den Kameramann. Dies hat mir gezeigt, nicht einfach aufzugeben, sondern spontan und ohne jegliche Zweifel eine Lösung zu finden. Diese Dame hat dann trotz längeren Wartens ein gutes Interview gegeben. Ich danke dem Meister für seine barmherzige Unterstützung und dem Kameramann für seine Kooperation.
Nach all den Jahren hatte sich bei mir ab und zu ein Zustand entwickelt, in dem ich die Dinge manchmal nur als Pflicht machte. Die neuen Jingwen des Meisters waren ein Stockschlag für mich, das Fa aufmerksamer zu lesen – mit einem ruhigen inneren Zustand – und tiefgründiger zu versuchen, meine Anhaftungen zu erkennen.
Schon mehrmals wurden Konflikte unter Praktizierenden an mich herangetragen und es gelangten einige Beschwerden, ungerechte Beschuldigungen über mich und andere zu mir. Auch kam es vor, dass eine weitergeleitete Mitteilung vom Falun Dafa Verein für einige Mitpraktizierende nicht akzeptiert werden konnte. Auch gibt es ein paar Praktizierende, die nicht mehr zum gemeinsamen Fa-Lernen kommen wollten, weil die Äußerung oder Verständnisse von Mitpraktizierenden ihrem eigenen Verständnis nach nicht dem Fa entsprach.
Das war für mich eine echte Herausforderung und manchmal war ich deswegen so perplex, dass ich gar nicht wusste, was ich antworten sollte. Wie konnte ich mit diesen Praktizierenden dann auf gütige Weise die Sachlage klarstellen? So suchte ich das persönliche Gespräch mit den Praktizierenden. Manchmal gelang es mir, bei anderen gelang es mir nicht, die angemessene Barmherzigkeit und Weisheit aufzubringen.
Ab und zu machte ich mir zu viele Sorgen, sodass ich nachts nicht schlafen konnte und eine Last auf meinen Schultern spürte. Ich bemühte mich, meine Gedanken ruhig zu bewahren und die Situation vom Fa her zu erkennen und zu handhaben. Dabei spiegelten sich auch die Angst, etwas falsch zu machen, und die Angst vor Gesichtsverlust wider. Ich lernte, nach innen zu schauen, meine eigenes Fa-Verständnis in Frage zu stellen, Kritik auszuhalten und bei Beschwerden Geduld und Nachsicht zu üben. Oft erkannte ich erst im Nachhinein, wo ich nicht in mich hineingeschaut hatte und meine Gefühle loslassen musste.
Der Meister erklärt dazu im Zhuan Falun:
„Ob du dich kultivieren kannst, hängt vollkommen davon ab, ob du aushalten kannst, Einsatz bringen und Leiden ertragen kannst. Wenn du dich dazu entschließen kannst und dich von keinerlei Schwierigkeiten daran hindern lässt, dann sage ich, es gibt kein Problem.“ (Zhuan Falun, 2019, S. 184)
Während der Corona-Zeit war ich anfänglich ganz erstaunt über gewisse Aussagen und Begründungen hinsichtlich der Impfungen. Bei diesen Gesprächen merkte ich, dass ich zu hohe Erwartungen gehabt und es nur von meiner Warte aus betrachtet hatte. Mir wurde bewusst, dass Nachsicht ein großer Schlüssel dazu ist, mein fixiertes Denken loszulassen und anderen mit Geduld zuzuhören. Außerdem ist jeder Praktizierende auf einer anderen Ebene und hat deswegen auch unterschiedliches Verständnis. Da erkannte ich, dass ich diese Praktizierenden deswegen nicht verurteilen, sondern mich in ihre Situation hineinversetzen sollte. Früher war ich sehr lehrmeisterlich gegenüber den Mitpraktizierenden. Nun versuche ich sie auf ihrer Ebene zu verstehen und entsprechend meinem Verständnis zu erklären.
Einmal kam eine neue Praktizierende in den Park und machte die Übungen mit uns. Da es heiß war, zog sie ihr T-Shirt aus und machte die Übungen mit ihrem knappen Oberteil weiter. Ich ging zu ihr hin und schlug ihr vor, dass sie besser im Schatten die Übungen machen sollte, und es nicht so respektvoll sei, die Übungen so zu machen. Später ging sie allerdings etwas weiter weg, machte im Bikini in der Sonne die Übungen für sich alleine mit einem Kollegen, der das T-Shirt ausgezogen hatte. Ich wusste, dass ich dies jedoch nicht so stehen lassen konnte. Dabei benötigte ich etwas innerliche Überwindung, und war mir bewusst, einem gewöhnlichen Menschen dies so rüberzubringen, dass sie es verstehen konnte. Am Schluss ging ich zu ihr hin und erklärte es ihr nochmals tiefgründiger. Erst nach längerer Erklärung und ohne sie innerlich zu verurteilen, verstand sie es. Nach dem Gespräch fragte sie mich, ob sie mich umarmen dürfe. Ich war einen Moment ganz perplex. Diese Situation hat mir aufgezeigt, dass ich Geduld und Respekt den anderen gegenüber stets bewahren muss.
Es ist so wie der Meister in „Klar und wach“ im „Essentielles für weitere Fortschritte“ erklärt:
„Während du arbeitest, können dein Tonfall, deine Gutherzigkeit und deine Argumentation das Herz eines Menschen verändern, während Befehle das niemals können!“ (Klar und wach, 13.06.1997, in: Essentielles für weitere Fortschritte I)
Daraus habe ich folgende Erkenntnis gewonnen: Wenn ich einen Fa-Grundsatz erkannt habe und ihn dem Gegenüber erkläre, ohne auf die Fa-Prinzipien Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht zu achten, kann es vom anderen oft gar nicht angenommen werden, obwohl es doch so korrekt erscheint. Es wirkt dann eher wie hohles Gerede und Rechthaberei. Meistens verhält sich dann das Gegenüber eher abweisend. Deswegen versuche ich immer mehr auf meinen Herzenszustand zu achten, wenn ich etwas sage. Oft bitte ich den Meister darum oder rezitiere etwas aus dem Fa. Es gibt ein altes Sprichwort: „Es ist der Tonfall, der die Musik macht.“ Trifft zum Beispiel ein Trompeter nicht genau den Ton, gibt es kein wohlklingendes harmonisches Konzert, im Gegenteil, es entsteht Disharmonie.
Seit sich die Deutsch-Schweiz-Praktizierenden von der französischen Schweiz getrennt hatten, wurden viele Praktizierende ganz proaktiv. Dabei musste ich lernen, nicht alles zu beaufsichtigen und Vertrauen in den Meister und das Fa zu haben. Mit der Zeit konnten wir dadurch größere Aktivitäten wie Shen Yun, Fa-Konferenzen, Filmpräsentationen etc. eigenständig organisieren. Daraus ist mir noch stärker bewusst geworden, dass ich noch mehr auf die Mitpraktizierenden eingehen, nicht besserwisserisch sein und meine Xinxing stetig erhöhen muss.
Ich danke dem verehrten Meister für seine barmherzige Errettung, und dass er mich durch diese Prüfungen immer wieder auf meine Anhaftungen hinweist. Ich sollte es noch mehr schätzen. Deshalb werde ich mir noch mehr Mühe geben und den Meister auf der letzten Wegstrecke bei der Fa-Bestätigung noch besser unterstützen. Ich danke auch allen Mitpraktizierenden, die mich immer wieder auf meine Lücken hingewiesen haben.
Das ist mein Verständnis auf meiner derzeitigen Ebene. Bitte weist mich gütig auf alles Unpassende hin.