(Minghui.org) Ich bin eine Praktizierende, die das Fa im Jahr 2018 erhielt.
Früher, als meine Kinder klein waren, war ich das, was man eine überbehütende Mutter nennen könnte: rücksichtsvoll, fürsorglich und beschützend. Meine Kinder sind nun erwachsen. Das Fa habe ich vor fünfeinhalb Jahren erhalten, als meine Kinder junge Erwachsene waren, doch mein mütterliches Herz blieb das einer normalen Mutter.
Mein jüngerer Sohn und ich hatten schon immer eine sehr tiefe Verbindung zueinander. Seit einigen Jahren sehen wir uns nicht mehr sehr oft und bei den wenigen Malen, die wir uns sahen, kam er wegen seines anstrengenden Berufs erschöpft an und ging erschöpft wieder. In letzter Zeit hat mich sein Verhalten immer mehr belastet. Jedes Mal, wenn wir uns sahen, fiel es mir immer schwerer, wenn er wieder ging. Er ist kein einfacher Gesprächspartner, was für mich schwierig ist, da ich eine unkomplizierte Gesprächspartnerin bin. Mit der Zeit hatte ich aufgrund dieser Einstellung ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber.
Im letzten Winter hatten wir nur wenig voneinander gehört. Das erste Mal, als er frei nehmen konnte, freute ich mich vermutlich zu sehr, ihn zu sehen. Denn er war genervt und ließ mich seinen Ärger spüren. Als er nach Hause ging, fühlte ich mich tief verletzt. Mir wurde klar, dass ich mich wirklich von meiner mütterlichen Anhaftung befreien musste.
Indem ich aufrichtige Gedanken aussandte, das Fa lernte und mich mit anderen Praktizierenden austauschte, beruhigte ich mich nach und nach. Doch ich wusste, dass mein mütterliches Herz noch immer dieses „kleine Herz“ war, von dem der Meister spricht – es war nicht das barmherzige Herz einer Dafa-Schülerin.
Letzte Woche kam mein Sohn für einige Tage nach Hause. Ich verkürzte mein Wochenende bei meiner Schwester, damit ich einige Zeit mit ihm verbringen konnte. Doch kam es nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Plötzlich störte mich seine Stille, die mich traurig und verzweifelt machte. Als er meinen Bitten nicht nachkam, verlor ich plötzlich die Beherrschung, stürmte wütend aus dem Zimmer und dann auch aus dem Haus. Ich fühlte mich ungerecht behandelt, verhöhnt, gedemütigt und verachtet. Ich blieb fast den ganzen Nachmittag weg, mein Herz schmerzte sehr. Das letzte Mal, als ich solchen Kummer gespürt hatte, war, als meine Mutter plötzlich starb und mir das Herz brach.
Ich ging spazieren, doch jeder Schritt fiel mir schwer – es fühlte sich an, als ob ich mehrere Tonnen wiegen würde. Irgendwann brach ich in Tränen aus und konnte nicht aufhören zu schluchzen. Ich wusste, dass dies eine Prüfung war, doch fühlte ich mich, wie wenn ich in einer Waschmaschinentrommel wäre, hin und her gewirbelt.
Ich dachte an die Worte des Meisters:
„Eines Tages geht ein Mensch zur Arbeit. Im Betrieb läuft es nicht gut. Die nun überbesetzte Beleg- schaft ist nicht mehr zu halten. Der Betrieb wird deshalb rationalisiert und an eine Privatperson verpachtet. Das überflüssige Personal muss entlassen werden. Er ist auch davon betroffen und hat auf einmal seine Arbeit verloren. Was ist das für ein Gefühl? Wovon soll er denn ohne Einkommen leben? Er hat doch keine anderen Fähigkeiten. Ganz deprimiert kommt er nach Hause. Zu Hause angekommen stellt er fest, dass seine Eltern erkrankt sind, und zwar ganz schlimm. Zutiefst besorgt bringt er sie schnell ins Krankenhaus. Mit großer Mühe leiht er sich Geld und die Eltern können im Krankenhaus untergebracht werden. Dann geht er wieder nach Hause, um einige Sachen für sie zusammenzupacken. Gerade kommt er zu Hause an, da steht der Lehrer von der Schule in der Tür und sagt: ,Ihr Sohn hat jemanden krankenhausreif geschlagen. Schauen Sie schnell mal nach!‘ Nachdem er das erledigt hat, kommt er wieder nach Hause. Kaum hingesetzt klingelt das Telefon. Ihm wird gesagt: ,Deine Frau ist fremdgegangen.‘ Natürlich werdet ihr nicht auf so etwas stoßen. Ein normaler Mensch kann solch ein Leid nicht ertragen und würde denken: ,Wozu lebe ich denn noch? Ich suche mir einen Strick und hänge mich auf. Ich will nicht mehr leben! Ein für alle Mal!‘ Ich finde aber, der Mensch muss Leiden im Leiden ertragen können. Natürlich muss es nicht unbedingt in dieser Form sein.“ (Zhuan Falun, 2019, S. 470 f.)
Trotzdem wusste ich, dass ich diese Art des Todes durchstehen musste – diese Art Befreiung, um zu etwas Größerem geboren zu werden.
Ich wusste, es war eine Prüfung, trotzdem konnte ich nicht zur Ruhe kommen. Ich war wortwörtlich überwältigt von meiner mütterlichen Liebe, die enttäuscht worden war. Und doch, obwohl ich mich in solchem Schmerz befand, wollte ich tief im Inneren diese Tränen loslassen, die Zeichen meiner übertriebenen Anhaftung an meinen Sohn waren. Es war wie eine Todeserfahrung und ich verstand auf meiner Ebene, was es bedeutet, die Anhaftung an Leben und Tod loszulassen. Ich erkannte, dass es mir irgendwie einfacher schien, mein eigenes Leben loszulassen, als diese tiefe Verbindung, die ich zu meinem Sohn hatte, aufzugeben. In den folgenden Stunden und Tagen dachte ich über diese Anhaftung nach und sah, dass ich im Außen suchte: Warum behandelte mein Sohn mich so schlecht?
Ich erinnerte mich an die Worte des Meisters in „Essentielles für Weitere Fortschritte I“:
„Ebenen der GesinnungEin böser Mensch ist böse aufgrund des Neids. Aus Egoismus und Ärger beklagt er sich über sogenannte Ungerechtigkeiten.Ein wohlwollender Mensch ist immer barmherzig. Ohne Beschwerde und Hass hält er die Leiden für Freude.Ein erleuchteter Mensch ist frei von Anhaftung. Ruhig beobachtet er die von Illusionen verblendeten Menschen der Welt.“(Ebenen der Gesinnung, 25.09.1995)
Ich hatte von einem Sohn geträumt, so schaute ich im Außen, dachte nur an mich und daran, was er meiner Meinung nach tun sollte, um ein guter Sohn zu sein.
Ich wollte, dass mein Sohn dieses oder jenes tut, oder sich so oder so benimmt. Alles, was ich tun musste war, mir selbst zu sagen, dass ich ihm seine Freiheit geben musste und nicht zulassen durfte, dass sein Verhalten mich ärgert, wenn ich denke, dass es unangebracht war. Ich schaute im Außen! In all jenen Monaten, in denen ich versucht hatte, meine Anhaftung an meinen Sohn zu beseitigen, hatte ich irgendwie gehofft, dass ihn meine aufrichtigen Gedanken verändern würden, so dass er „kommunikativer“ und „liebenswerter“ wird. Stattdessen hätte ich nach innen schauen und sehen müssen, dass ich etwas von ihm verlangte, während ich nichts von mir verlangte. Ist das die Haltung einer Dafa-Praktizierenden?
Ein Gedicht des Meisters in Hong Yin I half mir, besser zu akzeptieren, was mit mir geschah:
„Falun DafaKultivierung, es gibt Wege, Herz der Pfad Dafa grenzenlos, Bitternis das Schiff“(Falun Dafa, 24.07.1992, in: Hong Yin I)
Durch das regelmäßige Rezitieren konnte ich wahrnehmen, dass Leiden eine der unausweichlichen Komponenten des Fortschrittes in meiner Kultivierung ist.
Zwei Tage lang nach diesem schmerzhaften Vorfall hatte ich ein schweres Herz und mir kamen leicht die Tränen. Aber ich musste zur Arbeit gehen, wo ich von meinen Kollegen als fröhlich und ausgeglichen angesehen werde. Ich fasste also Mut und setzte ein Lächeln auf, denn ich wollte nicht, dass meine Kollegen oder Schüler eine schlechte Meinung vom Dafa haben. Das half mir, einen Schritt zurückzutreten und mein Herz zu stabilisieren, denn ich wollte nicht, dass mein Lächeln nur eine Fassade ist.
Eines Morgens, nachdem wir die Übungen mit unserer Übungsgruppe gemacht hatten, konnte ich während unseres Fa-Studiums die Tränen nicht zurückhalten und schaffte es nicht zu lesen. Dennoch hörte ich meinen Mitpraktizierenden beim Lesen des Fa zu, was mir half, meine Tränen ein wenig zu verdrängen. Als ich mich mit meinem Mann nach den Übungen traf, sah er meine geröteten Augen und fragte, was mit mir los sei. Für mich war es unvorstellbar, dass er nicht verstehen konnte, warum ich so niedergeschlagen war. Plötzlich überkam mich eine riesige Welle der Barmherzigkeit: Mein Mann kann nicht verstehen, was geschieht, weil er kein Dafa-Praktizierender ist. Es ist meine Verantwortung, weil ich eine Dafa-Schülerin bin. In diesem Moment war es, als ob sich mir plötzlich meine Identität offenbart hätte: Ich bin nicht Ehefrau von … Mutter von … Tochter von … ich bin ein Dafa Dizi.
Welch eine Offenbarung! Es war, als ob sich eine Tür plötzlich geöffnet hätte, um das Licht hineinzulassen. Der Raum der Dunkelheit, in welchem ich mich zuvor befunden hatte, war vernichtet.
Dennoch hegte ich immer noch einen tiefsitzenden Groll gegen meinen Sohn. Ich wusste, dass ich meine Anhaftung loslassen musste. Ich bin keine „gewöhnliche Mutter“ mehr, ich bin in erster Linie eine Dafa-Jüngerin, deshalb darf ich dieses leidende Herz, das nur Schaden anrichtet, nicht beibehalten.
Während dieses stürmischen Wochenendes hatte mein Sohn uns mitgeteilt, dass er am darauffolgenden Sonntag zum Muttertag zurückkommen wolle. Die ganze Woche über grübelte ich darüber nach und konnte nicht anders, als wütend auf ihn zu sein, auch wenn ich wusste, dass es falsch war. Ich wollte ihn für das, was er mir angetan hatte, bezahlen lassen, obwohl ich angesichts meiner Gefühle entsetzt war. Ich wusste, dass die einzige Lösung im Fa lag. Also lernte ich das Fa und sendete aufrichtige Gedanken aus, um all das Verdorbene zu vernichten, dessen einziges Ziel es war, mich und die Menschen um mich herum zu zerstören.
Ich schaute unnachgiebig nach innen. Auch wenn das, was ich sah, hässlich und gewalttätig war, schaute ich ihm ins Gesicht, um es zu beseitigen.
Der langerwartete und gefürchtete Muttertag kam. Mein Sohn kam an und plötzlich waren alle boshaften Rachegedanken weg. Ich war einfach nur glücklich, ihn zu sehen, und er war ganz entspannt. Wir verbrachten einen sehr ruhigen Tag, ohne jegliche Anspannung. Es war nicht so, dass wir eine tapfere Miene aufgesetzt hätten, nein, es war etwas sehr viel Größeres: Es war, als hätte es diese Bedrängnis nie gegeben!
Ja, genau das ist es!
Im Zhuan Falun sagt der Meister:
„Wir sagen, wenn du bei Konflikten einen Schritt zurücktrittst, wirst du sehen, dass das Meer weit und der Himmel grenzenlos ist. Die Situation wird dann bestimmt anders sein.“ (2019, S. 458)
Eben hatte ich ein neues Wunder erlebt! In nur wenigen Tagen konnte ich eine Bedrängnis überwinden, die so groß war, dass sie unüberwindbar schien, als hätte ich Leben und Tod aufgegeben – und am Ende ist es fast so, als wäre nichts geschehen.
Endlich habe ich verstanden, dass das Nach-Innen-Schauen der Schlüssel für das Vorankommen in der Kultivierung ist. Es geht nicht um einen Zauberstab, der alle Hindernisse verschwinden lässt, nein, ganz und gar nicht. Es geht um etwas sehr viel Größeres und Heiligeres: Es geht darum, Schwierigkeiten mit einem offenen, reinen und leichten Herzen zu begegnen, ohne etwas auszulassen.
Wir Dafa-Schüler haben beides: die Verantwortung und das unglaubliche Glück, ein „Dafa Dizi“ zu sein.
Dank an alle meine Mitpraktizierenden, die mir helfen und mich jeden Tag unterstützen. Wir sind wirklich Teil eines ganzen Körpers.