(Minghui.org) Reina musste wegen eines Arbeitsplatzwechsels in eine andere Stadt umziehen. Da sie viele Gegenstände mitnehmen wollte, beschlossen Kenjiro und ich, ihr beim Umzug zu helfen.
Reina und ich hatten keine Erfahrung mit Langstreckenfahrten, Kenjiro schon. Da eine lange Reise, größtenteils auf Autobahnen, vor uns lag, beschlossen wir, dass Reina und Kenjiro vorausfahren und ich ihnen folgen sollte. Wir benutzten unsere Handys, um uns zu orientieren.
Ich versuchte mein Bestes, um ihnen zu folgen. Aber auf Streckenabschnitten mit Anschlussstellen setzten sich oft andere Fahrzeuge zwischen unsere Autos. Zuerst machte ich mir Sorgen, dass ich ihnen nicht folgen könnte oder dass ich mich verfahren würde. Ich war ängstlich und dachte: „Es wäre toll, wenn das Auto vor mir auf die Überholspur fahren würde. Wann wird es endlich von dieser Spur wechseln?“ Manchmal wartete ich auf den richtigen Moment, um selbst zu überholen, damit ich nicht abgehängt wurde. Diese Maßnahmen waren zwar riskant, boten mir aber eine vorübergehende Lösung des Problems.
Ich stellte jedoch fest, dass sich andere Autos von Zeit zu Zeit wieder zwischen uns setzten, und das schien außerhalb meiner Kontrolle zu liegen. Da merkte ich, dass ich von der Angst besessen war, abgehängt zu werden. Wenn ich das aus der Sicht eines Kultivierenden betrachtete, so war ich besorgt, dass meine Interessen und Pläne beeinträchtigt würden. Ich hatte negative Gefühle gegenüber den anderen Autofahrern und hielt sie für Hindernisse: Mir mangelte es an Barmherzigkeit. Wenn ich etwas tat, zum Beispiel überholte, tat ich das, um meine eigenen Interessen zu schützen. Das schien das Problem vorübergehend zu lösen, aber dieses ungeduldige und rücksichtslose Verhalten war nicht vereinbar mit Nachsicht.
Kultivierung ist etwas Wunderbares: Was wie eine Nebensächlichkeit im Leben aussieht, kann mir helfen, zu erkennen, dass ich einige Probleme habe. Durch diese kleinen Dinge kann ich das große Ganze sehen und das bietet Gelegenheit zur Kultivierung. Ich erkannte, dass meine Xinxing korrigiert werden muss.
All meine negativen Gedanken, wenn ein anderes Auto vor mir fuhr, entsprangen meiner Selbstsucht - ich betrachtete Probleme nur aus meiner eigenen Perspektive, kümmerte mich um meine eigenen Gefühle und wollte mich vor Schaden bewahren. Als Praktizierender sollte ich diese durch Egoismus verursachten schlechten Gedanken aufgeben und eine positive Einstellung beibehalten.
Als wieder andere Autos auftauchten, sagte ich mir, obwohl ich immer noch zögerlich und besorgt war: „Keine Eile, folge ihm einfach und fahre vorsichtig!“ Gleichzeitig überprüfte ich meine eigenen Gedanken und kontrollierte mich selbst, um zu versuchen, keine negativen Gefühle und schlechten Gedanken zu haben. Ich stellte fest, dass ich mich allmählich beruhigen konnte. Danach schien das Auto vor mir weniger „nervig“ zu sein. Ich begann sogar zu beobachten, aus welcher Stadt das Auto vor mir stammte, wie es aussah und welche Eigenschaften es hatte. Als ich mich beruhigt hatte, stellte ich fest, dass die meisten dieser Autos circa 10 oder 20 Minuten später die Autobahn an den nächsten Ausfahrten wieder verließen. Mein Zeitplan wurde in keiner Weise beeinträchtigt und ich verlor auch nicht das Auto, dem ich folgen wollte, aus den Augen oder verirrte mich. Offensichtlich waren meine Sorgen unnötig.
Der Meister sagt:
„Wir sagen, Gutes oder Schlechtes entspringt einem einzigen Gedanken. Der Unterschied in diesem einzigen Gedanken wird auch unterschiedliche Folgen mit sich bringen.“ (Zhuan Falun, 2019, S. 205)
Es ist ein langer Weg! Da wir uns zufällig auf der Autobahn trafen, hatten wir vielleicht nur diese wenigen Schicksalsminuten, um gemeinsam zu reisen. Diese einscherenden Autos waren vielleicht gar keine Hindernisse, sondern eine Art Begleitung – eine Fügung des Schicksals. Ich sollte es zu schätzen wissen und die Gelegenheit zur Kultivierung nicht ablehnen oder mich beschweren.
Als ich meine Anschauung änderte, schien sich alles zu ändern. Meine negativen Gedanken und Gefühle verschwanden. Mein Herz war voll von Dankbarkeit und Frieden. Ich bedauerte die negativen Gefühle, die ich gerade ausgesandt hatte. Warum hatte ich keine Wertschätzung für diese Fahrer während unserer kurzen Begegnung? Vielleicht würde ich sie nie wieder sehen? Ich nahm mir vor, es beim nächsten Mal besser zu machen und alle Lebewesen, denen ich begegnete, wertzuschätzen. Unabhängig davon, ob diese Angelegenheit im Moment gut oder schlecht zu sein schien: Ich musste sie wertschätzen.
Als ich wieder an eine Auffahrt kam, folgte ich nicht mehr eilig dem Auto der anderen Praktizierenden, sondern verlangsamte mein Tempo und ließ die einfahrenden Autos sich einfädeln. Im Stillen grüßte ich auch diese neuen Freunde, die ich zufällig traf: „Hallo, danke, dass ihr mich begleitet. Lasst uns zusammen fahren.“
Nachdem ich meine Denkweise geändert hatte, fühlte es sich an, als ob ein Stück Eis in meinem Herzen schmelzen würde. Mir wurde bewusst, dass ich tatsächlich ähnliche Probleme in meinem Leben und meinem Arbeitsumfeld hatte: Ich verwendete oft meine Anschauungen, um andere zu messen und sie einzuordnen. Wenn mein Gegenüber nicht meinen Maßstäben entsprach oder mich in irgendeiner Hinsicht beeinträchtigte, befürchtete ich, die Person würde meinen Fortschritt behindern. Ich fühlte dann Ablehnung und mied den Kontakt. Auch wenn ich äußerlich so tat, als ob alles in Ordnung wäre, zog mein Herz bereits eine Grenze beziehungsweise hielt die Menschen auf Abstand.
Bei der Kultivierung geht es darum, das eigene Herz zu kultivieren. Hatte ich mir da nicht selbst etwas vorgemacht? Die Begegnungen mit allen Lebewesen waren mir schließlich vorherbestimmt. Ehrte ich diese Schicksalsbeziehungen? Es gab doch keine zufälligen Begegnungen! Ich erkannte, dass ich positive Gedanken und Freundlichkeit bewahren und alle Menschen und Dinge, denen ich begegnete, positiv betrachten und behandeln sollte.
Meine Erkenntnisse auf dieser Fahrt zeigten mir, dass es mir an Freundlichkeit und Geduld mangelte und ich egoistisch war. Ich hoffe, dass ich mich in Zukunft erhöhen kann, dass ich andere wirklich respektiere und gut behandle, dass ich das Umfeld, in dem ich mich kultiviere, schätze und dass ich nichts zu bereuen habe.