(Minghui.org) Wenn ich auf meine Kultivierung zurückblicke, gab es mal gute und mal schlechte Zustände. Ich möchte mich mit diesem Bericht mit meinen Mitpraktizierenden austauschen, auch in der Hoffnung, dass meine Erfahrungen und Erkenntnisse denjenigen behilflich sein können, die sich in einer ähnlichen Situation wie ich befinden.
Meine Frau und ich sind schon seit zehn Jahren verheiratet. Obwohl sie sich nicht kultiviert, so hat sie doch eine richtige Einstellung zu Falun Dafa und unterstützt meine Kultivierung. Ihr Charakter ist etwas grob, doch ist sie sehr hilfsbereit. Alles an ihr ist gut, bis auf ihren Jähzorn. Sobald ihr etwas nicht passt, verliert sie die Beherrschung und spricht alles Unangenehme aus.
In den ersten Jahren unserer Ehe ließ ich mich von ihren harschen Worten und besonders von ihrem Gesichtsausdruck provozieren. Dann konnte ich mich nicht mehr beherrschen und stritt mit ihr. Praktisch alle drei Tage hatten wir einen kleinen Streit und alle fünf Tage einen großen. Wenn ich niedergeschlagen war und nicht reden wollte, kümmerte sie sich nicht um mich und erkundigte sich nicht einmal nach meinem Befinden, so wie es normalerweise Ehefrauen machen. Im Gegenteil, sie stritt mit mir, nur weil ich niedergeschlagen war. Zum Schluss fragte ich sie: „Weshalb haben wir uns eigentlich gestritten?“ Sie wusste den Grund nicht mehr.
Wenn ich mich an jene Zeiten erinnere, empfinde ich Bitterkeit und Sprachlosigkeit. Auch unsere Gewohnheiten im Alltag sind ganz verschieden, wir haben kaum Gemeinsamkeiten. Oft habe ich das Gefühl, dass ihr Charakter dem eines Mannes ähnelt – es ist überhaupt nicht sanft und verständnisvoll. Ihr Temperament schwankt heftig und ihr Zorn bricht ohne Vorwarnung aus. Ich dachte schon mehrmals an Scheidung. Alles bei mir läuft gut, nur meine Ehe nicht. Manchmal flossen bei mir sogar Tränen. Einen Zustand, in dem man als Mann so sehr gereizt wird, dass man weinen muss, hatte ich mir vor meiner Ehe überhaupt nicht vorstellen können. Andererseits dachte ich an Dafa und an meine Rolle als Dafa-Jünger. So war ich hin- und hergerissen und sah keinen Ausweg.
Meine Familie und Freunde rieten mir zuerst noch von einer Scheidung ab. Später meinten sie auch, dass meine Frau und ich nicht zusammenpassen würden, und unterstützten mich bei dem Gedanken an eine Trennung.
In jener Zeit hörte ich sehr oft im Radio Minghui Berichte über ähnliche Situationen. Ich tauschte mich darüber mit den Mitpraktizierenden in meiner Umgebung aus. Nach und nach konnte ich Nachsicht üben, auch wenn ich mich damals nur auf einer Ebene befand, wo ich alles nur unter Wut und Groll ertrug. Das Problem wurde dadurch nicht grundlegend gelöst. Ich versuchte, eine harmonische und freundlich-familiäre Beziehung zu meiner Frau aufrechtzuerhalten. Aber ab und zu gab es trotzdem Konflikte, nur nicht mehr so heftig und nicht so oft wie früher. So gestaltete sich unser Zusammenleben bis heute.
Im letzten Jahr trat wieder der Zustand auf, dass wir alle drei Tage einen kleinen und alle fünf Tage einen großen Streit hatten. Mehrmals eskalierte die Situation so weit, dass wir uns scheiden lassen wollten. Eines Tages dachte ich ganz bewusst darüber nach und fragte mich: „Wann soll diese Streiterei ein Ende finden? Sollen wir einfach in Frieden auseinandergehen, also uns scheiden lassen? Aber darf ich so handeln? Ich bin ein Dafa-Jünger. Meine Frau hat nichts Falsches getan. Es gibt keine grundsätzlichen Probleme. Ihre Einstellung zu Dafa ist aufrichtig. Sie unterstützt meine Kultivierung und das hat sich nie geändert, auch nicht, als ich verfolgt wurde. Kann ich mich von ihr scheiden lassen, nur weil sie jähzornig ist, unsere Charaktere nicht zueinander passen und manches an ihrem Verhalten mir nicht passt? Bin ich dann nicht wie ein gewöhnlicher Mensch? Auch wenn ich mich weiterkultiviere, habe ich dann diesen Pass nicht bestanden. Wenn ich mich dazu auch noch scheiden lasse, gehe ich dann nicht etwa diesem Pass aus dem Weg? Die Anhaftungen, die dadurch beseitigt werden sollen, habe ich dann nicht geschafft. Das Karma, das ich ertragen soll, habe ich dann abgelehnt. Ist das Kultivierung? Dadurch entsteht eine Lücke! Jede Lücke in unserer Xinxing führt zu einem Hindernis in der Kultivierung. Früher oder später muss ich diesen Pass nachholen. Es gibt keine Abkürzung. In den zehn Jahren unserer familiären Schwierigkeiten habe ich immer noch nicht Barmherzigkeit gegenüber meiner Frau herauskultiviert. Ich muss das durchbrechen. Es gibt keine Möglichkeit, mich zurückzuziehen.“
Ich überlegte mir, dass ich mich noch aktiver verändern sollte. Auch wenn ich noch nicht sofort die Barmherzigkeit gegenüber meiner Frau herauskultivieren konnte, sollte ich zumindest den Zustand erreichen, nicht von ihrem Verhalten bewegt zu werden, und sollte alles ertragen können – ohne Ärger und Groll. Das möchte ich gerne erreichen, so wie der Meister es uns gelehrt hat. In Konflikten sollte ich meine Frau verstehen, ihre Stärke sehen und bei mir selbst suchen, wirklich meinen Fehler suchen. Früher war ich zwar nachsichtig gewesen. Aber dahinter hatte sich eine egoistische Gesinnung verborgen. Ich hatte gedacht, dass meine Frau mir eine Chance zur Erhöhung gegeben hätte und ich deshalb Nachsicht üben sollte. Solch eine Art von Nachsicht konnte nicht lange andauern, weil ich mich selbst nicht wirklich geändert hatte. Das war auch der Hauptgrund, warum ich so viele Jahre den familiären Pass nicht überwinden konnte.
Als ich das verstand, tauschte ich mich aktiv mit meiner Frau darüber aus und bekannte ihr gegenüber meine Fehler, auch wenn die Sache selbst nicht mein Fehler war. Ich wollte die Grundsätze und den Maßstab der Kultivierenden anwenden, um meine Lücken zu finden. Und so entschuldigte ich mich aufrichtig bei meiner Frau. Gleichzeitig wies ich sie barmherzig auf ihre Mängel hin. So kamen wir beide voran. Obwohl meine Frau sich nicht kultiviert, gibt es aber auch für die gewöhnlichen Menschen Regeln, denen sie folgen sollen. Deshalb hatte ich einen passenden Zeitpunkt nach unserem Streit gesucht, um mich mit meiner Frau auszutauschen. Danach wurde unser Familienleben immer harmonischer und ihre Stimmung auch immer besser.
Der Meister hat mir durch Mitpraktizierende den Hinweis gegeben: „Du solltest die Gedanken der Gottheiten verwenden und nicht die der gewöhnlichen Menschen.“ Jetzt gibt es zwischen uns nur sehr selten familiäre Konflikten. Sobald es etwas gibt oder mein Ton nicht angemessen ist, kann ich es sofort bemerken und auf der Stelle nach innen schauen. Ich streite oder diskutiere möglichst nicht und bleibe freundlich und friedlich. Ich lasse mich nicht von ihrer Stimmung aus der Ruhe bringen. Im Alltag denke ich mehr an sie, übernehme Arbeiten im Haushalt und kümmere mich mehr um sie, auch wenn ich es am Anfang nicht so gut schaffen konnte. Aber ich gebe nicht auf und bin zuversichtlich, dass ich es immer besser hinkriegen werde.
Lange Zeit befand ich mich in einem Zustand, dass ich allen Dingen gegenüber kühl und desinteressiert war. Zu meiner Frau und den anderen Familienmitgliedern war ich nicht gerade besonders warmherzig, sondern eher gefühllos. Ich dachte mir, dass ich alles leichtnehmen könne. Nun, wenn Qing durch Kultivierung abgelegt werden kann, soll dann nicht die Barmherzigkeit zum Vorschein kommen? Ich jedoch konnte keine Barmherzigkeit bei mir wahrnehmen. Manchmal empfand ich mich sogar als sehr engherzig.
Dadurch bemerkte ich, dass ich Probleme mit meiner Xinxing hatte. Als ich tiefer nach innen suchte, entdeckte ich hinter meine Kühle, dass ich Ruhm und Gefühle eigentlich nicht ablegen konnte. Es war nur eine Art Niedergeschlagenheit und ein Selbstschutz, nachdem sich mein menschliches Streben und meine Wünsche in diesem unzufriedenen Leben, in der langweiligen Karriere und in der leidvollen Ehe nicht erfüllen konnten. Ich dachte immer, dass ich meine menschliche Gesinnung abgelegt hätte. Aber tief im Innern gab es immer noch eine Spur von Bedauern und Wehmut. Was abgelegt war, war nur etwas an der Oberfläche. Deshalb konnte keine Barmherzigkeit entstehen. Wenn die Anhaftung an Ruhm, Reichtum und Gefühlen nicht beseitigt ist, wie kann dann Barmherzigkeit entstehen?
Wenn ich die anderen Praktizierenden, die sich gut kultiviert haben, betrachte, sind sie den ganzen Tag zufrieden und machen die drei Dinge auch gut. Ich hingegen habe den ganzen Tag lang ein kaltes und ausdrucksloses Gesicht. Ich dachte, dass ich alles schon durchschauen und leichtnehmen könne, in Wirklichkeit war ich noch sehr weit davon entfernt. Als ich das erkannte, wollte ich diese Anhaftung beseitigen.
Im Alltag sagte meine Frau ab und zu, ich sei egoistisch und würde mich nur um mich selbst kümmern. Am Anfang fand ich, dass das nicht stimmte, und wollte mich rechtfertigen; ich wollte andere nicht stören oder belasten und stellte nie irgendwelche Ansprüche an die anderen. Unter der Bedingung, dass ich den anderen nicht zur Last fiel und die anderen nicht störte: Was war denn daran falsch oder egoistisch, wenn ich gut zu mir selbst war, es mir gemütlich machte; das tat, worauf ich Lust hatte; etwas kaufte, was mir gefiel?
Aber als ein Kultivierender weiß ich, dass nichts zufällig geschieht, erst recht nicht, wenn meine Frau nicht nur einmal sagte, dass ich egoistisch sei. Es wird Zeit, dass ich diesen Egoismus erforsche. Als ich ernsthaft nach innen suchte und mir fest vornahm, mich gut zu kultivieren, kam das Gegenteil von dem, was ich vorher von mir gehalten hatte, zum Vorschein.
Der Meister sagt:
„Wenn ein Mensch ein gutes Leben führen möchte, wird er vielleicht die Interessen anderer verletzen. Vielleicht wird dadurch sein Egoismus gefördert und er wird Vorteile anderer an sich reißen, andere schikanieren oder verletzen. Wegen persönlicher Vorteile kämpft und streitet er unter den gewöhnlichen Menschen.“ (Zhuan Falun, 2019, S. 67)
Früher konnte ich diesen Grundsatz nicht verstehen. Ich verstand nicht, warum ich die Interessen anderer verletzte, wenn ich ein gutes Leben führen wollte. Wie würde meine egoistische Gesinnung dadurch verstärkt? Warum konnte der Wünsch nach einem guten Leben nicht zusammen damit erfüllt werden, dass ich andere nicht verletzte, nicht schikanierte und nicht meinen Egoismus stärkte. Durfte ich mich nicht nach einem guten Leben sehnen? Für einen gewöhnlichen Menschen spricht nichts dagegen, wenn er sich nach einem guten Leben sehnt. Aber für einen Dafa-Kultivierenden entsteht die Sehnsucht nach einem guten Leben damit, dass er sich selbst wichtig nimmt und sich selbst beschützt. Dahinter versteckt sich sein Ego. In der Praxis wird unser Handeln unbewusst vom Ego beeinflusst und langsam immer egoistischer, sobald wir solche Gedanken haben. Aber wir bemerken es nicht. Als zum Beispiel meine Frau mich als egoistisch bezeichnete, war ich nicht damit einverstanden.
Wenn wir uns selbst in den Mittelpunkt stellen und Wert auf unsere Gefühle legen, sind wir nicht mehr in der Lage, an die Empfindungen der anderen zu denken. Und so können wir unbewusst die anderen verletzen und unbemerkt unsere egoistische Gesinnung wachsen lassen.
Ein Beispiel: Meine Frau macht fast alles im Haushalt. Ich dagegen machte kaum etwas. Obwohl ich nicht so beschäftigt war, machte ich lieber meine eigenen Sachen, weil ich sie wichtiger fand.
Ein anderes Beispiel: Ich spreche normalerweise sehr direkt und achte auf meine eigenen Gefühle und möchte gerne meine Meinung äußern. Aber dabei ignoriere ich oft, ob mein Gegenüber es aufnehmen kann, ob mein Gegeüber womöglich verletzt wird. Und wieder auf Grund meiner Gewohnheit und gemäß meinen Prinzipien stelle ich die gleichen Anforderungen an die anderen. Ich halte meine Methode und meine Gewohnheit für etwas Besseres. Ich fühle mich nicht wohl, wenn etwas nicht meinen Anschauungen und meiner Gewohnheit entspricht. Dies alles spiegelt wider, dass ich mich selbst schütze. Und das ist eben egoistisch. Ich über gegenüber anderen keine Nachsicht, denke nicht an die anderen. Egoismus und für andere dazusein, sind gegensätzlich und können nicht gleichzeitig bestehen. Der Meister möchte, dass wir uns zu aufrichtigen Erleuchteten kultivieren, uns bis zur Selbstlosigkeit kultivieren und es erreichen, zuerst an andere und dann erst an uns selbst zu denken.