(Minghui.org) Im letzten Frühjahr besuchte ich meine Tochter in einen Vorort von Peking, um ihr während ihres Wochenbetts zur Hand zu gehen. Nach einigen Mühen und einer langen Fahrt kam ich schließlich im Haus meiner Tochter an.
Ich hätte mir nie vorstellen können, dass bei diesem Besuch bei meiner Tochter derart viel Unangenehmes auftauchen würde. Es gab keine drei Tage der Ruhe. In Anbetracht des Gesundheitszustands der Mutter meines Schwiegersohns übernahm ich alle körperlich anstrengenden Aufgaben, so weit es mir möglich war. Wenn wir gemeinsam zum Markt gingen, wechselten wir uns beim Tragen der Lebensmittel gelegentlich ab, wobei ich die meiste Zeit die Taschen trug.
Was auch immer die Mutter meines Schwiegersohns essen wollte, bereitete sie so zu, als wäre sie bei sich zu Hause. Selbst wenn das Essen, das sie zubereitete, nicht wirklich gut schmeckte, lächelte ihr Sohn ihr zu und sagte zufrieden, dass es köstlich sei. Ich wiederum schien in den Augen meiner Tochter die Sachen nicht gut zu machen. In ihren Augen machte ich selten etwas richtig. Wenn meine Tochter mit ihrer Schwiegermutter und ihrem Mann zusammen war, hörte man gemeinsames Lachen und spürte Freude. Bei mir dagegen war ihr Gesichtsausdruck kalt und gleichgültig. Sie lächelte selten, stattdessen stritten wir manchmal miteinander und sie weinte. In solchen Momenten konnte ich sie nur allein lassen und mit gebrochenem Herzen und einsam in mein Zimmer zurückkehren. Viele Erinnerungen aus der Kindheit meiner Tochter kamen mir in den Sinn, die mir Kummer bereiteten. Ich konnte nicht aufhören zu weinen.
Ich tat alles, um meine Tochter zu entlasten. Beim Kochen des Haferbreis für meine Tochter brannte dieser gelegentlich etwas an, wodurch der Boden etwas anschwärzte. Das ärgerte meinen Schwiegersohn sehr. Ich fühlte mich ungerecht behandelt und dachte, dass ich es doch nicht mit Absicht getan hätte und ein neuer Topf auch nicht so viel kosten könne. Außerdem war ich da, um mich um das Baby und die ganze Familie zu kümmern. ich war von morgens bis abends beschäftigt und man zeigte keinerlei Dankbarkeit, sondern bemängelte mich ständig. Nicht nur das; ich hörte sie auch hinter meinem Rücken darüber tuscheln, dass der Boden schmutzig sei und ich Strom und Wasser verschwenden würde, weil ich meine Wäsche nicht zusammen mit ihrer Wäsche waschen würde.
Da die Wohnung meiner Tochter weit entfernt lag, musste ich dreimal umsteigen, um zu ihr zu kommen. Folglich war es unpraktisch, viele Dinge mitzunehmen, und so nahm ich nur ein paar Kleidungsstücke zum Wechseln mit. Ich verbrachte viel Zeit damit, mich um das Baby zu kümmern, es zu halten, zu wickeln oder umzuziehen, wenn es Milch spuckte. So wurde meine Kleidung schnell schmutzig und ich konnte es kaum erwarten, meine Kleidung zusammen mit ihrer zu waschen. Zudem brauchte die Wäsche eine gewisse Zeit zum Trocknen, sodass ich meine Kleidung oft sofort waschen musste, um neue Wechselkleidung zu haben.
Vor der Hochzeit meiner Tochter sagte sie einmal zu mir: „Unsere Familie hat viel Geld für meine Ausbildung ausgegeben, wir brauchen keine Mitgift.“ Ich war dankbar, dass sie die finanzielle Situation unserer Familie so rücksichtsvoll einschätzte. Unsere Vorfahren waren allesamt Bauern, wir lebten von der Landwirtschaft und von der Arbeit. Es war nicht leicht für uns gewesen, meiner Tochter und meinem Sohn das Studium zu finanzieren. Zudem wohnen wir immer noch zur Miete und mein Sohn ist noch nicht verheiratet; die finanzielle Lage unserer Familie ist also angespannt. Obwohl wir über 26.000 Euro für die Ausbildung meiner Tochter ausgegeben hatten, haben wir nie eine Brautgabe verlangt, als sie heiratete. Außerdem ist das gemeinsame Monatseinkommen meines Schwiegersohns und seiner Eltern nicht so hoch wie das Gehalt meiner Tochter – sie ist die wichtigste Stütze ihrer Familie.
Ich war der Meinung, dass die Familie meines Schwiegersohns zufrieden und uns gegenüber dankbar sein sollte. Aber sie waren keineswegs dankbar, sondern verlangten noch eine Mitgift. Auch meine Tochter war gekränkt, weil sie von unserer Familie keine finanzielle Unterstützung erhielt. Sie weinte und beklagte sich bei mir: „Seit ich von zu Hause weg bin, habe ich nichts mehr von euch bekommen.“ Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass meine Tochter, die sonst immer gehorsam und vernünftig gewesen war, für mich wie eine Fremde werden würde.
Eines Tages kam es zu einem Konflikt zwischen der Mutter meines Schwiegersohns und mir. In Rage sagte ich zu ihr: „Meine Tochter war immer der Meinung, dass Sie keine Mitgift brauche, da wir unser ganzes Erspartes in ihre Ausbildung gesteckt haben. Doch schau sie dir heute an – ihr jetziges Verhalten ist negativ von dir beeinflusst. Das liegt an dir.“ Nach einem kurzen Moment begann sie, mich daraufhin zu beleidigen. Ich wollte etwas erwidern, erinnerte mich aber daran, dass ich als Dafa-Kultivierende andere nicht beleidigen sollte. Obwohl ich meine Wut nicht in Worten herausließ, konnte ich sie im Herzen nicht loslassen. Je mehr ich nachts allein in meinem Zimmer darüber nachdachte, desto mehr ärgerte ich mich, weinte unkontrolliert und fühlte mich schwach.
Jeder, der mich kennt, würde meine Tochter für ihre Treue loben. Sie war wirklich sehr pflichtbewusst, bevor sie ihren Mann kennenlernte. Während ihrer Zeit an der Universität arbeitete sie oft in den Semesterferien, da sie um unsere finanzielle Situation wusste. So ertrug sie viele Entbehrungen. Zu Hause half sie mir oft bei der Hausarbeit. In einem Winter schneite es stark und sie half mir, bei meiner Tätigkeit als Sicherheitskraft in einem Wohngebiet beim Schneeräumen. Wenn ich sie nur sah, wurde mir warm ums Herz.
Nach ihrem Hochschulabschluss und Aufbaustudium fand sie einen Job, um den sie viele beneideten. Nachdem sie angefangen hatte zu arbeiten, bestand sie darauf, dass ich meinen Job als Sicherheitskraft aufgab. Sie mietete eine Wohnung für uns und bot sogar an, die Ausbildung ihres Bruders finanziell zu unterstützen. Ich weiß noch, wie ich zu ihr sagte: „Dein Vater kann die Finanzierung für deinen Bruder übernehmen, du brauchst diese Verantwortung nicht tragen.“ Daher hätte ich mir nie vorstellen können, dass meine Tochter, die früher so gutherzig gewesen war, mir so fremd werden würde.
Nachdem ich aus dem Haushalt meiner Tochter zurückgekehrt war, fühlte sich mein Herz jedes Mal sehr schwer an und Wut stieg in mir hoch, wenn ich an diese Zeit dachte. Eines Tages verschlechterte sich mein körperlicher Zustand: Ich hatte Schmerzen im vorderen und hinteren Teil meiner Brust, als käme der Schmerz aus dem Inneren meiner Knochen. Ich war seelisch aufgewühlt und fühlte mich wirr, gefangen in Qualen und unfähig, mich daraus zu befreien, als wäre ich völlig in die Welt der gewöhnlichen Menschen gedrängt wurden. Scham stieg in mir auf!
Wenn ich jedoch daran dachte, dass der Meister alles gegeben hat, um all die Lebewesen zu erretten, was war dann mein Leiden im Vergleich dazu? Wurde all das nicht durch meine Anhaftung verursacht? Der Meister hat mein Karma beseitigt und meinen Körper gereinigt, um mich zu erretten. Mein Körper kam in diese Welt, um das Fa zu bestätigen und die Menschen zu erretten, nicht, um bequem zu leben oder Vergnügungen zu suchen. Dieser Körper hat die Aufgabe, die Lebewesen zu retten. Er ist eine Ressource des Fa; ich habe kein Recht, ihn zu beschädigen.
Ich erkannte den Ernst der Lage und wusste, dass ich die Verantwortung für die Errettung der Lebewesen übernehmen musste und dass ich dafür sorgen musste, dass mein Körper gesund blieb. Wenn es um die Errettung von Lebewesen geht, kann nur dieser Körper das Fa bestätigen. Ich darf ihn nicht beschmutzen.
Die Probleme, mit denen ich konfrontiert wurde, waren auf meine Geltungssucht zurückzuführen und darauf, dass ich mich freute, wenn meine Tochter gelobt wurde, wie treu sie sei und was für einen guten Job sie habe. Ich prahlte oft mit ihr als Beweis für meine gute Erziehung. Wenn bei einem Lob die Freude in mir aufstieg, wurde mir klar, was für ein schmutziges Herz ich hatte. Es war eine Manifestation meines falschen Selbst, welches ich grundsätzlich ablehne. Während dieser Angelegenheit zeigte ich auch Konkurrenzdenken, den Wunsch nach Ruhm und Reichtum, Eitelkeit, die emotionale Bindung an meine Tochter, Groll, Unausgeglichenheit und den Wunsch nach Wiedergutmachung, um nur einige zu nennen.
Der Meister sagte:
„Alles hat seinen schicksalsbedingten Zusammenhang. Warum kann ein Mensch Mensch sein? Eben weil es unter den Menschen Qing (Gefühle und Emotionen) gibt. Die Menschen leben eben für Qing.“ (Zhuan Falun, 2019, S. 200)
Vielleicht hatte ich in einem früheren Leben Schulden bei meiner Tochter angehäuft, die in diesem Leben beglichen werden sollen. Und das Gleiche galt für sie, die in die Familie ihres Mannes eingeheiratet hatte. Vielleicht schuldete sie ihnen auch etwas aus einem früheren Leben und zahlte diese Schulden nun zurück. Mit diesen Gedanken ließ ich allmählich meine emotionale Bindung an meine Tochter und meinen Groll gegenüber der Familie meines Schwiegersohns los und stärkte meine Fähigkeit zur Toleranz. Mit der barmherzigen Unterstützung des Meisters und der Ermutigung und Hilfe meiner Mitpraktizierenden verbesserte sich mein körperlicher Zustand von Tag zu Tag und binnen eines Monats hatte es sich sichtlich verbessert.
Durch diese Schwierigkeiten konnte ich einen Grundsatz erkennen: Wenn man sich als Kultivierender in Schwierigkeiten befindet und nach der menschlichen Logik handelt, denkt und handelt wie ein gewöhnlicher Mensch, dann gerät man in eine Sackgasse, aus der man nicht herauskommt. Nur wenn man sich mit Fleiß und wirklich kultiviert, kann man die Schwierigkeiten als eine Gelegenheit zur Erhöhung des geistigen Horizontes betrachten.