(Minghui.org) Über eine lange Zeit hatte ich einen Hang zur Angeberei, der tief in mir verwurzelt war. Bevor ich mit der Kultivierung anfing, dachte ich, die Selbstbestätigung sei eines der wichtigsten Dinge im Leben. Daher tat ich mich gerne hervor und war oft neidisch auf andere. Bei allem wollte ich die Oberhand behalten und dachte noch, das sei etwas Gutes. Deshalb ging ich oft ins Extrem.
Diese Mentalität hinderte mich daran, meinen Mund zu kultivieren. Ich steigerte mich oft in Sachen hinein und war ununterbrochen am Reden. Es war genau, wie der Meister sagte:
„Manche Leute erzählen mit großer Begeisterung untereinander weiter, was sie durch Hörensagen erfahren haben, so als ob sie bestens informiert wären. So viele unserer Schüler hätten es nicht so gut verstanden wie sie; die anderen wüssten nicht so viel wie sie. Das ist bei ihnen schon zur zweiten Natur geworden; vielleicht machen sie das auch unbewusst.“ (Zhuan Falun, 2019, S. 323)
Bei einem Austausch mit anderen Praktizierenden erwähnte ich einmal eine Praktizierende, die sich oft zur Schau stellte und pausenlos am Reden war. Die Praktizierenden fingen alle an zu lachen. Als ich mit meiner Rede fertig war, schaute mich eine junge Praktizierende an und sagte: „Die Art und Weise, wie du redest, unterscheidet sich überhaupt nicht von der Praktizierenden, über die du gerade gesprochen hast.“ Ich hätte vor Scham im Boden versinken können und war sprachlos!
Ein paar meiner Zähne waren in einem sehr schlechten Zustand. Letztes Jahr wurde ein Backenzahn komplett locker. Der Zahnarzt sagte, dass ich schwere Paradontitis hätte und mehrere Zähne komplett von der Wurzel her gereinigt werden müssten, um die anderen Zähne zu retten. Während der schmerzvollen Behandlung wurde tiefliegender Zahnstein an der Wurzel entfernt. Sie sagten mir, dass alle Zähne im Laufe des Alterns lockerer werden würden und es sich verschlimmern würde, wenn ich die Zähne nicht behandeln ließe. Nach jeder Behandlung musste das Zahnfleisch wieder vernäht werden, was sehr wehtat. Die Schmerzen waren so stark, dass ich weder reden noch etwas essen wollte.
Nach der Behandlung sagte ich zu meinem Mann, der auch ein Praktizierender ist: „Welche Sünden habe ich begangen? Habe ich mit meinen Worten die Gefühle anderer verletzt?“ In meinen jungen Jahren war ich temperamentvoll gewesen und hatte ausgesprochen, was ich gedacht hatte, ohne auf die Gefühle anderer Rücksicht zu nehmen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich durch mein Verhalten meine Zähne schädigen würde. Bei der Behandlung hatte ich das Gefühl, als würden meine Zähne gefoltert.
Nach 20 Jahren Kultivierung erkannte ich endlich, dass sich die Angeberei in allen meinen Gedanken manifestiert hatte. Wenn ich zum Beispiel eine Decke oder einen Kopfkissenbezug zusammenlegte, dachte ich unbewusst, wie gut ich das doch machte. Wenn ich das Fa ohne Probleme rezitierte, konnte ich nicht umhin, daran zu denken, wie gut ich doch rezitierte. Wenn ich billige Kleidung anhatte und meinte, sie würde mir stehen, fand ich meine Ausstrahlung so gut, dass sogar billige Klamotten an mir wie teure Markenkleidung aussahen. Wenn ich gute Arbeit geleistet hatte, dachte ich, wie kompetent ich doch sei und wie gut ich das doch gemacht hätte.
Als ich den Abschnitt „Geltungssucht“ aus dem Zhuan Falun rezitierte, wurde mir plötzlich klar, dass uns alles im Leben von Dafa gegeben wurde, auch Beispiel Weisheit und Fähigkeiten. Selbst das Leben hat mir der Meister gegeben. Warum hatte ich also das Bedürfnis, mich so hervorzutun? Vor wem wollte ich angeben? Was wollte ich denn zur Schau stellen? Ich hatte mich selbst an die erste Stelle gesetzt, anstatt Dafa. War ich dann nicht dem Meister und Dafa gegenüber respektlos?
Bei diesem Gedanken kam ich ins Schwitzen. Ich erinnerte mich an einen Artikel einer Praktizierenden über ihre Erfahrungen. Sie berichtete, dass ihre aufrichtigen Gedanken und die Durchbrüche in der Kultivierung auf die Stärkung durch den Meister zurückzuführen waren und nicht auf ihre eigenen Fähigkeiten. Während ich diesen Artikel las, bedauerte ich mein Verhalten sehr. Es kam mir so vor, als ob dieser Artikel genau an mich gerichtet war. Im Stillen begann ich, das Zhuan Falun zu rezitieren. Als ich mich mit dieser Passage des Fa verglich, schämte ich mich so sehr, dass ich fast geweint hätte.
Eigentlich hätte ich meine Angeberei schon vor langer Zeit erkennen müssen. Wenn ich früher Lücken in der Kultivierung bemerkt hatte, hielt ich nur kurz inne, ging aber nie wirklich in die Tiefe, um das Problem zu lösen. Zudem war ich überzeugt, dass ich eine ziemlich gute Erleuchtungsqualität hatte. Diese Anhaftung befand sich bereits in meinem Raumfeld, was einen negativen Effekt zur Folge hatte. Die alten Mächte machten sie sich zunutze, indem sie sie verstärkten, um meine Kultivierung zu behindern und mir zusätzliche Schwierigkeiten zu bereiten. Jetzt kann ich den Schaden, den sie verursacht, genau erkennen. Ich werde sie, ohne Zögern beseitigen und auflösen!
Ich setzte mich mehrmals mit diesem Thema auseinander und schaute nach innen. Dabei erinnerte ich mich daran, dass meine Schwiegermutter, die sich auch kultivierte, vor vielen Jahren plötzlich nicht mehr in der Lage gewesen war, sich selbst zu versorgen. Nun weiß ich, dass meine Angeberei, die damals besonders ausgeprägt war, der Auslöser dafür gewesen war.
Vor ein paar Jahren kam die Tochter eines Verwandten ins heiratsfähige Alter. Da ich wortgewandt bin, wurde ich zu einem Treffen der potenziellen Heiratskandidaten eingeladen. Es war ein Blind Date und die Eltern und die Vermittler waren auch anwesend. Ich konnte mich mit jedem einzelnen der Gäste unterhalten und das ganze Haus war vom Lachen erfüllt. Die Atmosphäre war sehr lebendig. Auch ich war von dem Abend begeistert. Ich war mir sicher, dass ich mich in keiner Situation in Verlegenheit bringen würde, da ich sehr redegewandt war. Auf dem Rückweg sagte mir der Heiratsvermittler, ich hätte mich ziemlich verrückt verhalten. Ich war ein wenig unglücklich über diese Bemerkung und dachte: „Wie kannst du so etwas über mich sagen?“ Allerdings dachte ich nicht weiter darüber nach.
Zu Hause erzählte ich meiner Schwiegermutter, die noch wach war, wie gut die Atmosphäre bei der Partnervermittlung gewesen war. Natürlich vergaß ich nicht, damit zu prahlen, wie gut ich darin gewesen war, eine gute Atmosphäre zu schaffen. Es war mitten im Sommer und es war sehr heiß. Meine Schwiegermutter lag im Bett und der Ventilator lief. Während sie meinen farbenfrohen Beschreibungen zuhörte, freute sie sich darüber und lachte. Meine übermäßige Begeisterung führt dazu, dass mein Herz pochte, sodass ich lange Zeit nicht einschlafen konnte.
Als ich am nächsten Morgen die vierte Übung mit meiner Schwiegermutter machte, öffnete ich zufällig die Augen und sah, dass sie sich nach vorne lehnte und den Kopf hängen ließ. Als sie den Körper aufrichten sollte, stürzte sie hin. Ich rief schnell ihren Namen und mein Mann half mir, sie zur Couch zu tragen. Sie war schweißgebadet und musste sich übergeben. Am Nachmittag wurde sie ins Krankenhaus gebracht.
Nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus war sie nie wieder in der Lage, für sich selbst zu sorgen. In den vergangenen zehn Jahren waren mein Mann und ich deshalb großen Herausforderungen ausgesetzt. Als meine Schwiegermutter jung war, hatte sie hohen Blutdruck und ihr war oft schwindlig, aber nachdem sie angefangen hatte, Falun Dafa zu praktizieren hatte sie keine Schwindelanfälle mehr. Letztes Jahr verstarb sie auf Grund ihres schweren Krankheitskarmas.
Ich erinnere mich oft an dem Moment des Sturzes. Vielleicht wäre sie an so einem heißen Tag nicht gestürzt, wenn ich nicht so übereifrig gewesen wäre und nicht versucht hätte, ihr zu imponieren. Im Nachhinein gaben mir einige Verwandte die Schuld und sagten, ich hätte sie an einem so heißen Tag nicht so aufregen dürfen.
Auch nach über zehn Jahren verspüre ich bei dem Gedanken daran noch großes Bedauern. Obwohl ich meine Angeberei immer überwinden wollte, gelang es mir nie, sie vollständig zu beseitigen. Diese Anhaftung zeigte sich in allen möglichen Formen. Wenn ich mich darauf konzentrierte, eine Erscheinungsform zu beseitigen, tauchte eine andere auf. Ich versuchte, sie zu unterdrücken und nicht mit meinen Fähigkeiten anzugeben, aber sobald andere mich ein wenig lobten, freute ich mich sehr darüber.
Unbewusst wollte ich damit die Aufmerksamkeit der anderen erreichen. Das war nicht immer so offensichtlich, sondern eher versteckt und vermischt mit anderen Anhaftungen wie dem Wunsch nach Komplimenten für mein gutes jugendliches Aussehen und meine tolle Kleidung. Solche Komplimente hörte ich sehr gerne. Ich benutzte oft eine App, um mir Kleidung zu kaufen, und selbst wenn ich nichts kaufte, überlegte ich, wie ich Kleidungsstücke miteinander kombinieren könnte. Oberflächlich betrachtet wollte ich gut aussehen, aber tief im Inneren ging es um Begierde. Die Angeberei führte auch zum Überschwang, sodass ich nicht auf die Mund-Kultivierung achtete, nicht wahrheitsgemäß sprach und es mir an wahrer Freundlichkeit fehlte.
Nachdem ich das erkannt hatte, löschte ich die Shopping-App von meinem Smartphone. In den ersten fünf Minuten beseitigte ich beim Aussenden der aufrichtigen Gedanken meine verschiedenen Anhaftungen wie Angeberei, Überschwang, schlechte Redegewohnheiten, das falsche Selbst und den Egoismus. Außerdem hielt ich diesen Gedanken aufrecht: „Mein wahres Selbst will sich Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht angleichen, es ist gütig und freundlich, ohne Beschwerden oder Hass, es nimmt Schwierigkeiten gelassen entgegen, es ist selbstlos.“ Wenn meine Anhaftungen so stark waren, dass ich sie nicht auflösen konnte, rezitierte ich die folgenden Worte des Meisters:
„Ich bin ein Jünger von Li Hongzhi, ich möchte keinerlei andere Arrangements und erkenne sie nicht an.“ (Erläuterung des Fa auf der Fa-Konferenz im Westen der USA zur Zeit des chinesischen Laternenfestes 2003, 15.02.2003)
Inzwischen kann ich viele Erscheinungsformen von Angeberei durchschauen. Sobald eine auftaucht, unterdrücke ich sie und wandle sie um und sage mir: „Ich bin nur ein winziges Teilchen im Universum. Der Meister hat mich erschaffen und mir alles gegeben. Ich möchte nur aufrichtige Gedanken haben und nicht angeben.“ Nach dem Rezitieren des Fa reinige ich weiter meine Gedanken: „Beseitige die Angeberei sowie die Gesinnungen an Ruhm, Eigennutz und Sentimentalität und fülle mich mit Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht!“
Mir ist klar geworden, dass das Fa-Lernen keineswegs nur ein Lippenbekenntnis sein darf. Erst wenn wir das Fa wirklich im Herzen bewahren können, werden aufrichtige Gedanken auftauchen und unser wahres Selbst wird die Führung übernehmen.