(Minghui.org) Nach den von Minghui.org gesammelten Informationen wurden im ersten Halbjahr 2024 insgesamt 2.714 Falun-Dafa-Praktizierende wegen ihres Glaubens verhaftet oder schikaniert.
Die 2.714 neu gemeldeten Fälle gliedern sich in 1.470 Verhaftungen und 1.244 Schikanen. Der April verzeichnete mit 699 Fällen die meisten Fälle, gefolgt von 618 im Mai und 543 im März. Der Anstieg der Fälle im April und Mai entsprach dem Trend der vergangenen Jahre, da die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) die Verfolgung rund um sensible Tage im Zusammenhang mit Falun Gong intensiviert, um zu verhindern, dass die Praktizierenden auf die Verfolgung aufmerksam machen.
Der 25. April ist der Jahrestag eines historischen Appells von 10.000 Praktizierenden vor dem Gebäude der Zentralregierung in Peking, die die Freilassung einiger verhafteter Praktizierender und ein freies Umfeld für die Ausübung ihres Glaubens forderten. Der 13. Mai ist der „Welt-Falun-Dafa-Tag“ und gleichzeitig der Jahrestag, an dem Falun Dafa der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Darüber hinaus waren die 543 Fälle im März, als die beiden jährlichen politischen Treffen der KPCh stattfanden, viel höher als die Zahl im Januar (269), Februar (187) und Juni (369).
1) Verfolgungsfälle im ganzen Land
China hat 22 Provinzen, vier zentral verwaltete Kommunen (Peking, Tianjin, Shanghai und Chongqing) und fünf autonome Regionen (Guangxi, Innere Mongolei, Tibet, Guangxi, Xinjiang und Ningxia). Mit Ausnahme von Tibet, Xinjiang, Qinghai und Zhejiang meldeten alle anderen 27 Zuständigkeitsbereiche Fälle von Verhaftungen und Belästigungen.
Insbesondere Hebei, eine Provinz im Umkreis von Peking, meldete mit 472 Fällen die meisten Fälle, fast das Fünffache der landesweit durchschnittlich 100 Fälle. Die Verfolgung in Shandong, Liaoning und Jilin war mit 354, 336 bzw. 297 gemeldeten Fällen ebenfalls schwerwiegend. Vier weitere Regionen verzeichneten dreistellige Fallzahlen. In weiteren vierzehn Regionen gab es zweistellige und in den übrigen fünf Regionen einstellige Fallzahlen.
In der Provinz Jilin wurden zwei Gruppenverhaftungen gemeldet, wobei mindestens 46 Praktizierende zwischen April und Mai 2024 in der Stadt Changchun und weitere 35 Praktizierende am 5. Juni in der Stadt Shulan verhaftet wurden. Die Verhaftungen in Changchun wurden vom Komitee für Politik und Recht der Provinz Jilin und dem ihm untergeordneten Komitee der Stadt Changchun und dem Büro 610 von Changchun veranlasst. Sowohl das Komitee für Politik und Recht als auch das Büro 610 sind außergerichtliche Behörden, die mit der Überwachung der Verfolgung von Falun Gong beauftragt sind.
Nördlich von Jilin wurden am 9. Mai 2024 in der Stadt Ning'an in der Provinz Heilongjiang 18 Praktizierende verhaftet. Alle festgenommenen Praktizierenden waren bereits vor der Polizeirazzia einige Zeit beobachtet worden.
In der Provinz Hebei wurden am 9. April 2024 im Bezirk Jingxiu, Stadt Baoding, zwölf Praktizierende verhaftet. Sieben Praktizierende wurden später wieder freigelassen, fünf von ihnen befinden sich weiterhin in Gewahrsam. Die Polizei hielt sie zunächst in einem örtlichen Ferienort fest, verhörte sie und schüchterte sie ständig ein. Dann wurden Psychologen hinzugezogen, die an den Praktizierenden „arbeiteten“ und ihnen den Schlaf entzogen, um sie dazu zu bringen, Informationen über andere Praktizierende preiszugeben und Falun Gong abzuschwören.
Im Südwesten Chinas nahmen am 6. Juni 2024 etwa 30 Polizeibeamte acht Einwohner der Stadt Kunming in der Provinz Yunnan im Alter zwischen 67 und 87 Jahren fest, als sie in einem Privathaus die Schriftene von Falun Dafa lasen. Die Polizei durchsuchte alle acht Praktizierenden und fotografierte sie.
Seit Beginn der Verfolgung von Falun Gong vor 25 Jahren haben die nördlichen Provinzen, darunter Hebei, Shandong, Liaoning, Jilin und Heilongjiang, die Praktizierenden konsequent am härtesten verfolgt. Mehrere Provinzen im Landesinneren, darunter Hubei und Sichuan, haben die von der Zentralregierung vorgegebene Verfolgungspolitik ebenfalls genau umgesetzt.
Insbesondere die Provinz Hubei ist berüchtigt für die Veranstaltung von Gehirnwäsche-Sitzungen zur Inhaftierung von Falun-Gong-Praktizierenden. Die 47-jährige Grundschullehrerin Xiong Lihua in Wuhan musste zwischen Januar und Februar 2024 an zwei aufeinanderfolgenden Gehirnwäsche-Sitzungen teilnehmen. Selbst nach ihrer Entlassung kamen die Mitarbeiter der Gehirnwäsche-Einrichtung weiter in ihre Schule, um sie zu „unterrichten“, wie man „von Falun Gong loskommt“.
In der Stadt Anlu, etwa 110 Kilometer von Wuhan entfernt, wurde der Landarzt Dr. Zhou Binsheng am 5. Juni 2024 verhaftet und nachdem er neun Tage in einer Haftanstalt verbracht hatte, am 14. Juni in die Gehirnwäsche-Einrichtung des Dorfes Changsong verlegt.
Einige der ins Visier genommenen Praktizierenden wurden in den letzten 25 Jahren wiederholt verfolgt. Ein 55-jähriger Angestellter eines Energieversorgungsunternehmens in Liaoning hatte zuvor über 17 Jahre hinter Gittern verbracht, bevor er am 19. April 2024 erneut verhaftet wurde. Eine 64-jährige Frau in der Provinz Jiangsu war zuvor elf Jahre lang inhaftiert, bevor sie am 20. Mai 2024 wieder festgenommen wurde.
2) 457 Praktizierende sind 60 Jahre oder älter
Von den 2.714 verhafteten Praktizierenden waren 457 sechzig Jahre oder älter, darunter 135 über 60, 219 über 70 Jahre, 96 um die 80 und sieben über 90, wobei die älteste Person die 99-jährige Liu Xinlan aus der Provinz Guangdong war.
Zhang Xiuqun, eine 70-jährige pensionierte Angestellte des Shengli-Ölfelds in der Provinz Shandong, kaufte am 24. April 2024 gerade Lebensmittel ein, als plötzlich zwei Beamte in Zivil vor ihr standen. Sie zwangen sie zu Boden und hielten sie dort fest. Während sie auf sie eintraten, entrissen die Polizisten ihr die Handtasche und forderten sie auf, ihr Mobiltelefon abzugeben. Vier Beamte in Zivil gesellten sich dann zu den beiden dazu und brachten Zhang auf die Polizeiwache.
In der Provinz Jilin wurde Tian Yuchun, ein 70-jähriger Einwohner von Changchun, am 18. April 2024 verhaftet. Die Polizei gab an, sie habe ihn ins Visier genommen, weil ihre Vorgesetzten ihnen befohlen hätten, bis zum 1. Mai (dem chinesischen Tag der Arbeit) eine bestimmte Anzahl von Falun-Gong-Praktizierenden zu verhaften. Trotz seines hohen Blutdrucks, seiner Schlaganfall-Symptome und seiner Netzhautablösung hielten die Behörden ihn fest und verweigerten ihm Besuche seines Anwaltes oder seiner Familie, weil er ein „politischer Gefangener“ sei. Nachdem er am 20. Juni 2024 erbrochen und das Bewusstsein verloren hatte, diagnostizierten die Ärzte einen Darmverschluss bei ihm.
Zhang Yuxia, ebenfalls eine 70-jährige Einwohnerin der Stadt Changchun, wurde am 20. April 2024 verhaftet. Die Polizei schlug sie während der Verhaftung so stark, dass sie auf einem Ohr taub wurde.
Als Wang Junheng, ein 75-jähriger Einwohner der Stadt Yantai in der Provinz Shandong, am 20. Mai 2024 nach 37 Tagen Haft auf Kaution freigelassen wurde, erkannte ihn seine Familie nicht mehr. Weil er in Hungerstreik getreten war, um gegen die widerrechtliche Verhaftung zu protestieren, war er wiederholt zwangsernährt und geschlagen worden. Seine Familie brachte ihn ins Krankenhaus, wo die Ärzte feststellten, dass eine Rippe gebrochen war. Er hat auch Wochen später noch starke Schmerzen.
Im Nordwesten Chinas wurde Liao An'an, eine 88-jährige Einwohnerin der Stadt Baiyin in der Provinz Gansu, in den letzten Monaten wiederholt schikaniert. An drei aufeinanderfolgenden Tagen zwischen dem 12. und 14. März 2024 klopfte die Polizei an ihre Tür. Die Schikanen haben dazu geführt, dass sie nur noch in Angst lebt und sich nicht mehr aus dem Haus traut.
3) Praktizierende aus allen Gesellschaftsschichten im Visier der Behörden
Die Praktizierenden kamen aus allen Gesellschaftsschichten, darunter Hochschullehrer, Ingenieure, Ärzte, Postbeamte, Bankangestellte, Staatsanwälte und Richter.
Xie Xiaoting, eine Studentin der Pharmazeutischen Universität Guangdong in der Stadt Zhongshan, sah am Morgen des 9. Januar 2024 ein Falun Gong-diffamierendes Plakat auf dem Campus. Als sie das Plakat herunterriss, wurde sie von einer Überwachungskamera aufgezeichnet. Ein paar Stunden später nahm die Polizei sie fest. Bei ihrem Verhör auf der Polizeiwache drohten die Beamten ihr mit dem Ausschluss von der Universität und forderten sie auf, drei Erklärungen über den Verzicht auf Falun Gong zu schreiben, was sie verweigerte. Gegen Mitternacht ließen die Polizisten sie gehen.
Nachdem Zhang Xiaohua, eine 76-jährige pensionierte Bibliothekarin der Universität Hubei, Anfang Februar 2024 verhaftet worden war, zeigte sich einer ihrer ehemaligen Studenten, der jetzt für ein Fortune 500-Unternehmen außerhalb Chinas arbeitet, äußerst besorgt und forderte ihre sofortige Freilassung. Er erklärte, dass er Zhang während seiner Schulzeit kennengelernt habe. Er sei gestresst gewesen, als er sich auf die Aufnahmeprüfungen für das College vorbereitete. Zhang habe ihm oft geraten, es ruhig anzugehen und einfach sein Bestes zu geben. Er sei Zhang dankbar dafür, dass sie seinen Erfolg möglich gemacht und ihm beigebracht habe, immer optimistisch zu bleiben.
Zhang Jinhua, eine 58-jährige pensionierte Wirtschaftsprüferin aus der Stadt Shulan in der Provinz Jilin, hatte erst 2023 begonnen, Falun Gong zu praktizieren. Die jahrelangen medizinischen Behandlungen hatten davor ihre zahlreichen Krankheiten nicht heilen können. Sie erholte sich allmählich und war nicht mehr so stark untergewichtig wie zuvor, sondern voller Energie und schritt beim Gehen zügig aus. Außerdem hatte sie einen rosigen Teint. Mehr als einmal staunten ihre Bekannten über ihre Verwandlung, wenn sie ihr auf der Straße begegneten. Sie erzählte ihnen dann immer, dass ihr Geheimnis das Praktizieren von Falun Gong sei. Aufgrund ihres mutigen Handelns wurde sie am 2. Juni 2024 festgenommen und befindet sich seitdem in Haft.
1) Propaganda im Vorfeld des 25. Jahrestages der Verfolgung
Die KPCh hat ihre Verfolgung von Falun Gong nie eingestellt seit sie am 20. Juli 1999 eine landesweite Kampagne gegen die friedliche spirituelle Praxis begann. Ende Dezember 2023, als sich der 25. Jahrestag des Beginns der Verfolgung näherte, hielt das Ministerium für öffentliche Sicherheit eine virtuelle Sitzung ab und ordnete eine neue Runde des harten Vorgehens gegen „Sekten“ an.
Auch wenn in der Anordnung Falun Gong nicht ausdrücklich erwähnt wurde, war klar, dass das eigentliche Ziel Falun-Gong-Praktizierende waren. In China gibt es kein Gesetz, das Falun Gong kriminalisiert oder als Sekte bezeichnet, aber das kommunistische Regime benutzt das Etikett „Sekte“, um seine Verfolgung von Falun Gong zu rechtfertigen und die Öffentlichkeit in die Irre zu führen.
Zu den Taktiken der Propagandakampagne gehören das Angebot von Belohnungen für diejenigen, die Falun-Gong-Praktizierende melden, die Aufforderung an die Menschen, an Unterschriftenaktionen zur Diffamierung von Falun Gong teilzunehmen oder Versprechen zu schreiben, sich nicht an Sektenaktivitäten zu beteiligen, das Veröffentlichen von Anti-Falun- Gong-Botschaften auf WeChat (einer beliebten Social-Media-Plattform) und das Anbringen von Anti-Falun-Gong-Propaganda an schwarzen Brettern.
Am 28. Februar 2024 veröffentlichten das Komitee für Politik und Recht der Stadt Xiangtan und die Polizeibehörde Xiangtan in der Provinz Hubei gemeinsam eine Nachricht in mehreren Kanälen auf WeChat. Darin wurde die Öffentlichkeit aufgefordert, Praktizierende „bösartiger Sekten“, einschließlich Falun Gong, zu melden. Den Denunzianten wurde eine Belohnung von 500-4.000 Yuan (etwa 50 bis 500 Euro) für jeden gemeldeten Praktizierenden versprochen.
Das Komitee für Politik und Recht Xiangtan und die Polizeibehörde Xiangtan wiesen außerdem alle Straßenkomitees der Stadt an, diese Nachricht einmal im Monat in ihren eigenen WeChat-Kanälen zu veröffentlichen. Die drei großen Telekommunikationsunternehmen China Mobile, China Unicom und China Telecom, wurden angewiesen, ihren Nutzern regelmäßig die gleiche Nachricht zu schicken.
Mitte April 2024 forderte die China Pingmei Shenma Holding Group Co. Ltd. in Chifeng, Innere Mongolei, alle Mitarbeiter auf, eine Erklärung zu unterschreiben, in der sie versprechen, sich nicht an „feudalen“, „abergläubischen“ oder antimarxistischen Aktivitäten zu beteiligen. Die Beschäftigten mussten auf der Verpflichtungserklärung auch ihren vollen Namen und ihre Ausweis-Nr. angeben. Denjenigen, die sich weigerten zu unterschreiben, wurde mit der Kündigung ihres Arbeitsplatzes gedroht.
Am 17. April 2024 ordneten die Behörden der Stadt Jilin, Provinz Jilin, an, in jedem Wohnhaus aller Wohngebiete einen Aushang anzubringen. Der Aushang forderte die Bewohner auf, Anhänger „böser Sekten“ zu melden, und versprach eine Belohnung von bis zu 5.000 Yuan (etwa 640 Euro). Straßenkomitees in der ganzen Stadt wurden außerdem angewiesen, am selben Tag eine Online-Unterschriftenaktion zu starten und die Bewohner aufzufordern, eine Falun Gong verleumdende Erklärung zu unterschreiben.
Die Hightech-Zone der Stadt Jilin gab ebenfalls einen Hinweis zur Meldung illegaler und krimineller Sektenaktivitäten heraus. Nach Erhalt der Mitteilung leiteten die Netzmanager sie an die Wohngebiete weiter, die sie wiederum über ihre WeChat-Kanäle an die Bewohner verbreiteten.
Nach der Herstellung von Tragetaschen zur Dämonisierung von Falun Gong im vergangenen Jahr hat das Komitee für Politik und Recht des Kreises Fenxi in der Provinz Shanxi im Jahr 2024 eine neue Initiative gestartet und Einweg-Pappbecher mit Informationen gegen Falun Gong herstellen lassen und sie bei verschiedenen Veranstaltungen wie Hochzeiten oder Beerdigungen verteilen lassen.
2) Schikanen an sensiblen Tagen
Wie oben bereits erwähnt, wurden Falun-Gong-Praktizierende in ganz China im März 2024 während der „Zwei Tagungen“, nämlich den jährlichen Sitzungen des Nationalen Komitees der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes (CPPCC) und des Nationalen Volkskongresses (NPC), schikaniert. In diesem Jahr begann die CPPCC am 4. März 2024 und der Nationale Volkskongress einen Tag später. Sie endeten beide am 11. März.
Frau Sun Guilan aus dem Kreis Chicheng, Provinz Hebei, wurde während der „Zwei Tagungen“ wiederholt schikaniert. Während der Schikanen am 5. März 2024 untersuchte ein Polizeibeamter einen Tischkalender mit Informationen über Falun Gong, und Sun bat ihn, ihn wieder auf den Schreibtisch zu legen, wenn er ihn nicht als Geschenk haben wolle. Er legte ihn zurück. Ein anderer Beamter verlangte von Sun, eine Wanddekoration mit Informationen über Falun Gong abzunehmen, was sie jedoch ablehnte.
Die Polizisten forderten Sun auf, mit ihnen mitzukommen oder eine Erklärung zu unterschreiben, in der sie sich von Falun Gong lossagte. Auch hier weigerte sie sich und betonte, dass sie mit der Ausübung von Falun Gong gegen kein Gesetz verstoße. Sie forderte die ungebetenen Besucher auf, die Verfolgung von Falun-Gong-Praktizierenden einzustellen. Als ihr Sohn die Polizisten beschuldigte, seine alte Mutter zu belästigen, gingen sie.
Zwei Beamte belästigten Sun am Morgen des 8. März 2024 erneut. Sie drohten ihr zehn Tage Haft an, falls sie sich weigern würde, eine Erklärung über den Verzicht auf Falun Gong zu unterschreiben. Auch dieses Mal lehnte sie die Unterschrift ab.
Vor dem Jahrestag des historischen Appells vom 25. April schikanierten die Polizei und die Mitarbeiter des Wohnkomitees in Peking viele Praktizierende vor Ort und drangen manchmal sogar in ihre Wohnung ein, bedrohten sie und machten Fotos von ihnen. Eine Praktizierende bemerkte, dass zwei Beamte vor ihrem Haus blieben, um sie rund um die Uhr zu observieren.
3) Verstärkte Überwachung
In direktem Zusammenhang mit den verstärkten Schikanen steht das massive Überwachungsnetz, das in ganz China eingerichtet wurde.
In der Stadt Jinzhou in der Provinz Liaoning verfolgte die Polizei die Praktizierenden nicht nur in Autos oder zu Fuß, sondern installierte auch Überwachungskameras in der Nähe ihrer Häuser oder brachte Ortungsgeräte an ihren Elektrofahrrädern an.
Angeblich, um gegen Fahrkartenverkäufer vorzugehen, haben das chinesische Eisenbahnministerium und das Ministerium für öffentliche Sicherheit 2011 ein System zur Erfassung von Fahrkarten mit echtem Namen eingeführt, bei dem alle Fahrgäste beim Kauf von Fahrkarten und beim Einsteigen in den Zug ihren echten Namen angeben und ihre Ausweispapiere vorlegen müssen.
Dieses System der Fahrkartenausstellung unter echtem Namen ist zu einem Instrument der Massenüberwachung geworden, mit dem Falun-Gong-Praktizierende und andere gesetzestreue Bürger, die als Staatsfeinde gelten, überwacht und ins Visier genommen werden. Viele Falun-Gong-Praktizierende wurden beim Kauf von Zugtickets oder beim Einsteigen in den Zug herausgewunken und anschließend verhaftet.
Wang Yonghang aus der Stadt Dalian in der Provinz Liaoning nahm Mitte Januar 2024 den Hochgeschwindigkeitszug in Shanghai. Sobald er sich in den Zug gesetzt hatte, kam die Zugpolizei, um sein Gepäck zu kontrollieren, obwohl er die Sicherheitskontrolle bereits passiert hatte. Als er am Bahnhof von Wenzhou in der Provinz Zhejiang ankam, löste sein Ausweis am Ausgang des Bahnhofs beim Durchziehen Alarm aus. Mehrere Beamte, die an der Seite standen, kamen herbei, um sein Gepäck erneut zu kontrollieren.
You Yuxuan, wohnhaft in der Stadt Qingdao, Provinz Shandong, berichtete, dass sie kurz nach dem Kauf einer Zugfahrkarte am 27. Februar 2024, mit der sie am 2. März zu einem zahnärztlichen Eingriff nach Peking fahren wollte, von der Polizei aufgesucht und aufgefordert wurde, die Fahrkarte zurückzugeben. Die Polizei gab an, die Informationen über den Kauf der Fahrkarte durch ihre Big Data-Überwachung erhalten zu haben. Wegen der bevorstehenden „Zwei Tagungen“ dürften Falun-Gong-Praktizierenden nicht nach Peking reisen. Weil sie sich weigerte, ihre Reise zu stornieren, wurde sie am 1. März verhaftet.
In den letzten Jahren hat die Polizei nicht nur die üblichen biometrischen Daten wie Gesichtszüge, Fingerabdrücke, Größe und Gewicht der Praktizierenden erfasst, sondern auch ihre Stimme, ihren Gang und ihre Iris aufgenommen, um die Informationen in das modernere Überwachungssystem einzuspeisen. Einige Praktizierenden berichteten, dass ihre Iris beim Passieren der Sicherheitskontrolle am Bahnhof gescannt wurde.
Für Praktizierende führte sogar die Verwendung ihres Ausweises oder der Fahrkarten für Busse und U-Bahnen zur Offenlegung ihrer täglichen Aktivitäten gegenüber der chinesischen Polizei. Die kann dann verfolgen, wo sie in die Busse ein- und aussteigen, mit wem sie sich treffen oder ob sie etwas tun, um auf die Verfolgung aufmerksam zu machen.
4) Beschlagnahmung von Bargeld bei Hausdurchsuchungen und Zwangsräumungen
Unter den in der ersten Hälfte des Jahres 2024 gemeldeten Verhaftungen ist erwähnenswert, dass bei mehreren Praktizierenden bei Hausdurchsuchungen Hunderttausende von Yuan konfisziert wurden.
In der Stadt Xingning, Provinz Guangdong, wurden Li Zhuozhong und seine Frau Liao Yuanqun am Morgen des 19. April 2024 von mehr als zehn Beamten festgenommen. Die Beamten durchsuchten über drei Stunden lang ihre Wohnung. Dabei beschlagnahmten sie etwa zehn Drucker, über 20 Kisten mit Druckerpapier, Kisten mit Falun-Gong-Büchern und Informationsmaterialien sowie 200.000 Yuan (etwa 25.500 Euro) in bar.
Yin Qiuzhen aus der Stadt Mishan in der Provinz Heilongjiang wurde von einer Überwachungskamera aufgenommen, als sie am 2. Mai 2024 Botschaften über Falun Gong an Strommasten sprühte. Vier Tage später wurde sie verhaftet, und ihr Bankguthaben in Höhe von 540.000 Yuan (fast 70.000 Euro) beschlagnahmt.
He Hongjun und seine Frau Fu Wenhui aus der Stadt Chaoyang in der Provinz Liaoning fuhren am 11. Mai 2024 zur Druckerei von Lan Qingzhong in der Stadt Chifeng in der Inneren Mongolei (etwa 160 Kilometer entfernt). Sobald sie dort ankamen, stürmten Beamte in Zivil von der Polizeiabteilung Qianjin der Stadt Chaoyang herein. Sie beschlagnahmten die Drucker, Computer und 320.000 Yuan (etwa 40.000 Euro) Bargeld von Lan sowie 120.000 Yuan (etwa 15.000 Euro) in bar von dem Ehepaar. Stunden später eskortierte die Polizei He zurück zu seinem Haus in Chaoyang und beschlagnahmte weitere 91.000 Yuan (etwa 12.000 Euro) in bar, seine Haus- und Autoschlüssel und andere Gegenstände.
Liu Cuixian, wohnhaft in der Stadt Kunming in der Provinz Yunnan, wurde am 6. Juni 2024 zu Hause verhaftet, als sie mit sieben anderen Praktizierenden Falun-Gong-Bücher las. Die Polizei beschlagnahmte 100.000 Yuan (etwa 12.800 Euro) in bar und fror ihr Bankkonto mit mehreren Millionen Yuan ein.
In einem anderen Fall, der zeigt, wie das kommunistische Regime den Alltag der Praktizierenden stört, wurde Chen Wei, die in Shanghai lebt, am 7. Februar 2024 aus ihrer Mietwohnung vertrieben. Die Polizei versiegelte ihre Tür und verlangte von ihrem Vermieter, den Hintergrund aller künftigen Mieter zu überprüfen, um sicherzustellen, dass sie keine Falun-Gong-Praktizierende sind.
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