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Es geht nicht um oberflächliche Kultivierung – Erkenntnisse bei der Restaurierung traditioneller Kunstwerke

26. Februar 2025 |   Von einem jungen Falun-Dafa-Praktizierenden in Europa

(Minghui.org) Ich bin ein junger Falun-Dafa-Praktizierender, der im Jahr 2020 zu praktizieren begonnen hat. Zurzeit bin ich Schüler in der zweiten Ausbildungsstufe zum Restaurator von Wandmalereien. Ich möchte von Erkenntnissen berichten, die ich in der Welt der Kunst des Restaurierens gewonnen habe.

Hinweise vom Meister durch meine Lehrer

Manchmal stelle ich fest, dass meine Lehrer, auch wenn sie über schulische Angelegenheiten sprechen, auf tiefere Fragen der Kultivierung hinweisen. Ich gehe davon aus, dass der Meister ihre Worte benutzt, um mir Hinweise zu geben.

Eines Tages, als wir ein Stillleben zeichneten, war meine Arbeit nicht sehr gut – irgendetwas stimmte nicht mit meiner Zeichnung. Der Lehrer erklärte mir, dass meine Perspektive falsch sei, dass ich den Horizont zu tief angesetzt hätte und mir die Dinge aus einem höheren Blickwinkel ansehen sollte.

Diese Worte machten mir bewusst, dass ich oft zögere, ein neues Projekt zu beginnen, weil ich glaube, nicht gut genug zu sein, oder weil ich meine Probleme bei der Kultivierung als zu groß ansehe und mich selbst als niedrig erlebe. Doch ich sollte eine höhere Perspektive haben. Mit aufrichtigen Gedanken, wie sie Dafa-Schüler haben sollten, gibt es nichts, was wir nicht überwinden können. Mit dieser Haltung können wir die Lebewesen mit Würde erretten.

Ich weiß, dass es sehr wichtig ist, mich richtig zu positionieren. Ich bin ein Teilchen des Dafa. Deshalb gibt es keinen Grund, etwas zu fürchten. Sich selbst zu unterschätzen, ist in Wirklichkeit genauso egoistisch wie ein aufgeblasenes Ego zu haben. Beides kommt daher, dass man sich selbst falsch einschätzt.

Ich sollte bescheiden, aber mutig sein. Mir ist klar geworden, dass ich, wenn ich nicht an mich selbst glaube, nichts Gutes tun kann und mir dann die Kraft fehlt, Lebewesen zu retten, denn dann sind meine Gedanken nicht aufrichtig. Stattdessen denke ich nur an mich selbst und bin besorgt, weil ich mich für unfähig halte. Aber bei der Errettung der Lebewesen geht es nicht um mich. Ich sollte zuerst an die anderen denken und tun, was auch immer nötig ist. Wenn der Meister an mich glaubt, ich aber nicht an mich selbst glaube, heißt das dann nicht, dass ich auch nicht an den Meister glaube? Es ist also auch eine Frage des Glaubens.

In einem anderen Kurs, Zeichnen am lebenden Modell, sagte mir der Lehrer, dass in meiner Zeichnung die Anatomie ungenau sei. Die Figur, die ich gezeichnet hätte, stehe nicht fest. Sie wirke, als ob sie fiele, weil sie nicht geerdet sei. Auch hier hatte ich die falsche Perspektive gewählt.

Diese Korrektur durch meinen Lehrer brachte mich zu der Erkenntnis, dass ich fest im Fa verankert sein muss. Egal wie es an der Oberfläche aussieht, die Basis muss fest und solide sein. Wenn ich die Dinge aus der falschen Perspektive betrachte, dann wird das nicht funktionieren.

Ich habe festgestellt, dass meine Kultivierung manchmal recht oberflächlich ist: Ich mache die fünf Übungen, lerne das Fa, sende aufrichtige Gedanken aus und erkläre zusammen mit meinen Mitpraktizierenden die wahren Umstände der Verfolgung. Aber mache ich alles gut? Lerne ich das Fa oder lese ich es nur? Sitze ich im Lotussitz mit der richtigen Handgeste, um aufrichtige Gedanken auszusenden, oder lasse ich es zu, dass mein Geist währenddessen umherwandert? Sind meine aufrichtigen Gedanken stark genug, die Welt der zehn Himmelsrichtungen zu erschüttern? Praktiziere ich nur oder kultiviere ich mich wirklich, indem ich jeden winzigen Teil meiner Existenz dem Fa angleiche und wirklich ein Herz für die Rettung der Lebewesen habe? Die Antwort lautet: „Nicht immer.“

Ich muss die drei Dinge wirklich von ganzem Herzen, aufrichtig und immer öfter tun und allmählich den Zustand erreichen, in dem ich mich nicht mehr oberflächlich kultiviere. Es ist wie bei einem Wandgemälde: Es spielt keine Rolle, wie gut der nasse Putz für das Fresko vorbereitet ist, wenn die Wand nicht stabil ist, wird sie einstürzen. Mir ist klar geworden, dass ich manchmal diese „fleißige Fassade“ habe, aber in Wirklichkeit nicht gut handle.

In unserem Kurs für figuratives Zeichnen erarbeiten wir normalerweise über einen längeren Zeitraum die Studie einer lebensgroßen Figur. Eines Tages änderte der Lehrer die Aufgabe und ließ uns viele schnelle kleine Skizzen anfertigen. Dabei schnitt ich ziemlich schlecht ab. Mir wurde klar, dass ich beim Arbeiten in Lebensgröße besser bin, weil ich schon viele lebensgroße Figuren gezeichnet habe und weiß, wie groß die einzelnen Körperteile sein sollten. Aber als das Format geändert wurde, stimmten meine Proportionen nicht mehr.

Wieder stellte ich den Bezug zu meiner Kultivierung her und sah, dass es mit mir und meinen Anhaftungen genauso ist. Wenn ich etwas erkannt habe, mache ich denselben Fehler in derselben Situation nicht wieder. Aber in anderen Situationen bemerke ich meine Anhaftungen oft nicht, ich erkenne sie einfach nicht. Ich muss mein Verständnis und meine Herangehensweise vertiefen und nicht nur die Situationen auswendig lernen und wie ich in solchen Fällen denken, sprechen und mich verhalten sollte. Ich muss mich aufrichtiger kultivieren, so dass, egal wie die äußere Situation auch sein mag, meine Herangehensweise auf einem tiefen Verständnis in mir, aus meinem Herzen heraus, basiert.

Neid

Ich habe entdeckt, dass ich manchmal neidisch bin, meistens auf andere Praktizierende. Glücklicherweise können wir offen miteinander reden und es als etwas Fremdes in uns behandeln, das versucht, Barrieren zwischen uns zu errichten. Wenn wir feststellen, dass wir neidisch aufeinander sind, helfen und ermutigen wir uns gegenseitig, diese schlechten Gedanken zu beseitigen. Vielen Dank, liebe Mitpraktizierende!

Meine Mitschüler haben mir sehr geholfen zu erkennen, wie störend und unnötig dieses Gefühl ist. Meine Schule ist auf die Restaurierung von Wandmalereien spezialisiert, was eine Gruppenarbeit ist. In der Schule vergleichen die Lehrer in den Vorbereitungskursen für Zeichnen und Malen unsere Arbeiten und wir sollen voneinander lernen. Ich war ein bisschen besser als die anderen, da wurden sie neidisch auf mich. Aber wenn wir gemeinsam an dem Gerüst arbeiten, ist die Fassade einfach zu groß, als dass eine Person es allein schaffen könnte. Wir müssen als Team gut zusammenarbeiten und gemeinsam an etwas arbeiten, das viel größer ist (auch physisch) als wir selbst. Es hat keinen Sinn, miteinander zu konkurrieren. Außerdem sind wir alle noch Schüler und egal, wer etwas besser abschneidet als die anderen, wir sind alle noch sehr weit von dem Maßstab entfernt, den wir erreichen sollen. Wir müssen wirklich noch viel lernen. Nach unserem Abschluss sehen wir uns vielleicht nie wieder.

Auch hier gibt es eine Parallele zu uns Praktizierenden: Solange wir noch in dieser menschlichen Welt sind, hat keiner von uns die Vollendung erreicht und wir haben noch viel zu kultivieren. Wir sollten voneinander lernen, aber nicht miteinander konkurrieren. Wir können nicht nur voneinander lernen, sondern auch die Stärken jedes Praktizierenden nutzen, um die Lebewesen effektiver zu retten. Wenn der eine dies und der andere jenes besser kann, können wir gemeinsam gute Arbeit leisten und uns gegenseitig ergänzen. Wir sollten gut zusammenarbeiten, denn wir teilen eine große, heilige Mission, die viel größer ist als wir selbst. Und nachdem wir unsere Kultivierung abgeschlossen haben – wenn wir die Vollendung erreicht haben – müssen wir unsere eigenen Welten verwalten und werden uns nicht mehr wiedersehen. Deshalb darf ich nicht neidisch sein, wenn ich mit meinen Mitpraktizierenden zusammenarbeite, denn wir sind nur für eine Weile „Mitschüler“.

Einblicke aus meinem Chemie- und Technikunterricht

Nachdem ich mit dem Praktizieren begonnen hatte, verlor ich das Interesse daran, weltliches Wissen zu erlernen. Obwohl ich in den Prüfungen sehr gute Noten bekam, dachte ich, dass ich nur den Anschein erwecken müsse, ein guter Schüler zu sein, um das Image des Dafa nicht zu beschädigen. Ich verstand nicht, dass ich nicht nur scheinbar ein guter Schüler sein sollte, sondern tatsächlich ein guter Schüler sein muss. So beklagte ich mich darüber, dass ich dieses und jenes lernen müsse. Vor Kurzem erkannte ich, dass wir in allem Hinweise für die Erhöhung unserer Xinxing finden können und dass der Meister auch die moderne Wissenschaft benutzt, um das Fa zu erklären. Ich erkannte, dass wir durch diese materiellen Dinge höhere Prinzipien verstehen können. Indem wir sie nutzen, können wir das Fa bestätigen. Ich denke, dass es auch den Gottheiten gegenüber respektvoll ist, diese materielle Umgebung, in der wir leben, zu schätzen, weil es die Umgebung ist, die sie für uns geschaffen haben, damit wir uns darin kultivieren und das Fa bestätigen.

Zwei Erkenntnisse aus dem Chemie- und Technikunterricht

Der Lehrer erklärte, dass es fast unmöglich sei, moderne Kunst zu restaurieren, selbst wenn wir es versuchten. Er sagte, dass Van Goghs Kunstwerke schon nach ein paar Dutzend Jahren zu verfallen begannen, während die Werke der Renaissance Jahrhunderte überdauerten. Und selbst wenn die Werke der Renaissance beschädigt sind, lassen sie sich relativ leicht restaurieren, weil sie mit traditionellen Techniken und Materialien hergestellt wurden, daran können wir ansetzen.

Die Schaffung eines Gemäldes auf traditionelle Weise nahm viel Zeit in Anspruch. Allein die Vorbereitung des Untergrundes für ein Gemälde dauerte Monate. Die Künstler waren in der Regel sehr arm, wurden zu Lebzeiten nicht anerkannt und strebten weder nach Ruhm noch nach Profit. Sie schufen Kunst, um die Gottheiten zu preisen. Sie respektierten auch die physikalischen und chemischen Eigenschaften der von ihnen verwendeten Materialien und hielten sich an die Regeln.

Im Vergleich dazu missachtet die moderne Kunst die Regeln, sei es in Bezug auf die Komposition oder die Art und Weise, wie die Materialien verwendet werden. In der modernen Malerei verletzen die Künstler absichtlich alle Konventionen, und die Kunst, die sie produzieren, ist verwirrend. Es ist wie das kommunistische Gespenst, das in jeder Hinsicht gegen das Göttliche kämpft. Auf dieser materiellen Ebene manifestiert es sich, indem es Dinge zusammenfügt, die sich chemisch gegenseitig bekämpfen, und Leinwände, Putz und Farbschichten beschädigen. Deshalb können sie fast nie vollständig restauriert werden, denn die Gemälde zerstören sich selbst.

Ich begriff, dass die Dinge, so dämonisch sie auch sein mögen (sie können sehr hässlich aussehen), in Wirklichkeit sehr vergänglich und schwach sind. Ich sehe das als eine Manifestation von „das Böse wird niemals gegen die Gerechten siegen“.

Der Meister sagte:

„Mancher sagt so etwas wie: „Während der Dao um einen Fuß steigt, steigt der Dämon zehn Fuß.“ Das ist eine falsche Aussage unter den gewöhnlichen Menschen. Die Dämonen können niemals höher sein als die Daos.“ (Zhuan Falun, 2019, S. 236)

Wir lernten auch die traditionelle Schichttechnik der Ölmalerei kennen, die Lasur genannt wird, und eine modernere Technik namens „alla prima“, was „in einem Zug“ bedeutet.

Die Lasurtechnik besteht aus vielen transparenten Schichten, die einen Eindruck von Tiefe vermitteln. Wenn das Licht die Oberfläche des Gemäldes erreicht, durchdringt es diese Schichten, da sie transparent sind, bis es die Grundschicht erreicht, wo es reflektiert wird. Auf diesem langen Weg wird viel Licht absorbiert, weil das Licht auf seinem langen Weg durch die Schichten auf viele Pigmentteilchen trifft. Deshalb kann diese Technik etwas dunkler erscheinen, obwohl die gleichen Farben verwendet werden. Außerdem werden die Farben normalerweise nicht auf der Palette gemischt, sondern die endgültige Farbe wird durch ständiges Korrigieren in einer anderen transparenten Schicht mit sehr wenig verdünnter Farbe erreicht. Und bei so vielen transparenten Schichten kann der ursprüngliche Grund, die Untermalung oder die Basisschicht durchscheinen.

Im Vergleich dazu werden bei alla prima nicht mehrere Farbschichten verwendet, sondern nur eine dicke Farbschicht, in die die gewünschte Farbe gemischt wird. Wenn das Licht ein solches Gemälde erreicht, kann es nicht sehr tief eindringen und wird fast sofort reflektiert, so dass die Farben im Vergleich zu einer Schichttechnik flacher sind und das Licht die ursprüngliche Grundschicht nicht erreicht. Die dicke Farbschicht deckt sie vollständig ab.

Das schien mir eine tiefere Bedeutung zu haben, und so habe ich mir überlegt, wie ich mich kultiviere. Manchmal möchte ich Dinge alla prima machen: all den Müll loswerden, den ich im Laufe des Lebens angesammelt habe. Aber das ist sehr oberflächlich. Wenn ich das tue, ersetze ich normalerweise nur eine Anhaftung durch eine andere. Aber das kann mein wahres Selbst nicht erreichen, es wird nie so rein sein wie mein ursprüngliches wahres Selbst, wenn ich nicht tiefer gehe und es nur an der Oberfläche mit einer dicken Schicht von etwas überdecke. Wenn ich ungeduldig bin, liegt das dann nicht daran, dass ich mich nicht nach Ren (Nachsicht) kultiviere, einer der drei wichtigsten Prinzipien?

Deshalb ist die Kultivierung im Falun Dafa so mächtig, denn sie kann uns wirklich grundlegend verändern und uns zu unserem wahren Selbst zurückbringen und nicht nur oberflächliche Veränderungen bewirken.

Der Meister sagte:

„Ich sage euch, ich habe gesehen, dass ihr euch wirklich sehr gut kultiviert, vor allem die langjährig Lernenden; ich freue mich wirklich, wenn ich euch sehe. Aber ihr werdet das gleiche Problem haben, nämlich dass sich die schlechten Dinge ab und zu in den Gedanken zeigen, gelegentlich tauchen sogar ziemlich schlechte Dinge auf, außerdem werden die schlechten Dinge, die auftauchen, immer schlechter. Nun erkläre ich euch einmal den Grundsatz dafür. Ihr wisst, dass ihr bei der Kultivierung vom Mikroskopischen her, von der Zusammensetzung eures Lebens her verändert werdet. Also, der Teil von dir, der verändert ist, entspricht schon dem Maßstab, dann kann man nicht mehr sagen, dass dieser Teil noch Mensch ist. Wenn dein menschlicher Teil etwas machen will, darf jener Teil nicht mitmachen, sonst würde das bedeuten, dass die Gottheit Schlechtes tut, dann bedeutet das, dass sie heruntergefallen ist, das ist absolut nicht erlaubt. Deshalb wird der Teil, der dem Fa entspricht, bei deiner ununterbrochenen Kultivierung ständig abgetrennt. Wie Jahresringe eines Baumes weitet es sich bei der Kultivierung Ring für Ring nach außen, die Baumrinde ist deine Oberfläche. Also er kultiviert sich auf die Art und Weise, dass der fertig kultivierte Teil sich von innen nach außen ausbreitet, bis er zum Schluss die Oberfläche erreicht. Dein fertig kultivierter Teil ist eine Gottheit, der nicht fertig kultivierte Teil ist ein Mensch.“(Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz der Betreuer in Changchun, 26. Juli 1998)

Wenn ich ehrlich und geduldig durch Schicht um Schicht meiner Anhaftungen gehe, kann ich viel tiefer gehen, und das ist wahrhaftig. Manchmal fühle ich mich sehr schmutzig, wenn ich auf zusätzliche Anhaftungen stoße, die tief verborgen sind, so wie das Licht in Schichten auf viel mehr Pigmentteilchen trifft als alla prima. Aber wenn ich das tue, kann ich viel mehr Licht vom Fa aufnehmen. Ich sollte transparent und offen mit meinen Fehlern umgehen und schließlich zu meinem ursprünglichen, wahren Selbst gelangen, dessen Aufrichtigkeit durch die angesammelten Schmutzschichten hindurch scheinen kann. Ich habe dort auch das Prinzip der Barmherzigkeit gefunden. Es ist in Ordnung, dass ich nicht über Nacht ein Buddha werden kann, genauso wie es in Ordnung ist, dass ich die gewünschte Farbe nicht auf einmal bekommen kann. Ich kann sie Schicht für Schicht in kleinen Schritten aufbauen und mich dem Fa anpassen.

Ich war erstaunt, dass die traditionelle westliche Ölmalerei, die uns von den Gottheiten hinterlassen wurde, so wunderbar ist, weil sie die Qualitäten dieses Universums, Zhen, Shan, Ren, verkörpert!

Von der Selbstbestätigung zur Fa-Bestätigung

Wenn ich zurückblicke, stelle ich fest, dass ich eine starke Anhaftung daran entwickelt hatte, mich selbst zu bestätigen. Ich kann jetzt sehen, wie schrecklich meine Gedanken waren (und in gewissem Maße immer noch sind), aber damals war ich nicht in der Lage, es zu erkennen, weil es meine zweite Natur war.

Der Meister hat mir folgende, sehr wertvolle Gelegenheit gegeben, diese Haltung loszuwerden: In den Sommerferien haben wir einen Monat lang ein Praktikum in Restaurierung gemacht. Nach dem ersten Jahr mit Theorie und praktischem Zeichnen und Malen war dies unser erster Kontakt mit echter Restaurierung. Nach anfänglicher Erschöpfung gewöhnte ich mich im Laufe des Semesters an den vollen Stundenplan und die langen, körperlich und geistig anstrengenden Kurse.

Nach einer einwöchigen Prüfung in Malerei, bei der wir sogar am Prüfungsort übernachteten, dachte ich, ich könnte alles überleben. Wie selbstgefällig und eingebildet ich war! Aber eine Fassade zu restaurieren, während man auf einem Gerüst steht, ist nicht mit dem Malen in einem Atelier zu vergleichen, auch wenn wir nicht so viele Stunden gearbeitet haben. Ich war erschöpft, wie immer, wenn die Messlatte hoch angesetzt wird. Mir wurde klar, dass ich meine Xinxing nicht erhöht hatte, sondern dass ich mich nur noch mehr anstrengte und noch arroganter wurde, weil ich ein Erfolgserlebnis hatte. Ich erkannte, dass das, was ich tat, eher mit Körperertüchtigung als mit Kultivierungsübungen zu vergleichen war. Ich erhöhte meine Xinxing nicht, sondern unternahm lediglich gewöhnliche Anstrengungen, um mich an eine gewisse Last zu gewöhnen.

Bevor wir das Gerüst zum ersten Mal bestiegen, hatten meine Mitschüler Höhenangst. Ich dachte, dass ich keine Angst hätte, weil ich früher geklettert war und an Höhen gewöhnt war, bevor ich mit der Kultivierung begann. Aber die Gerüstplattformen waren für Menschen mit normaler Körpergröße gebaut, und ich bin ziemlich klein. Deshalb musste ich oft auf einer Bohle stehen, um die höher gelegenen Teile der einzelnen Etagen zu erreichen. Außerdem hatten wir ein großes Fenster in unserem Teil der Fassade. Das Gerüst stand dicht an der Wand, aber an der Stelle des Fensters war es unmöglich, einen Spalt zwischen der Wand und dem Gerüst zu vermeiden. Als ich also am Fenstergesims arbeitete, musste ich die Bohle benutzen. Es gab auch eine Lücke zwischen mir und der Wand, so dass es eine Stelle gab, an der ich möglicherweise fallen konnte. Mir wurde klar, dass ich immer bescheiden bleiben und nie denken sollte, dass ich ja schon manche Schwierigkeiten überwunden hätte.

Wir benutzten auch viele schwere Werkzeuge, die bei falscher Handhabung gefährlich sein konnten. Ich wusste, dass ich aufpassen musste, keine Angst haben durfte, aber auch nicht arrogant sein und immer vorsichtig sein musste.

Zum Beispiel benutzten wir ein Skalpell, um falsche Retuschen zu entfernen. Ich vergaß immer, wie scharf es war und schnitt mich oft versehentlich. In der ersten Woche passierte das jeden Tag, aber durch den Schutz des Meisters verschwanden die Verletzungen über Nacht. Als wir die Fassade reinigten, wurden die versteckten Stellen, die nicht mit Wasser gereinigt werden konnten, mit Dampf gereinigt. Als ich die Dampfdusche das erste Mal einschaltete, war ich schockiert, wie stark der Dampf war und verbrühte mir die Hände, weil ich den Dampfstab nicht festhielt. In Bezug auf uns Praktizierende erkannte ich dadurch, dass wir, wenn wir über die Wahrheit aufklären, ungeheuer mächtige Werkzeuge in der Hand haben. Wir können den Schmutz aus den verborgensten Teilen der Köpfe der Menschen entfernen. Wir sollten dieses Werkzeug fest in der Hand halten, so wie ich den Dampfreiniger hätte halten sollen, und keine Angst davor haben. Aber wir können auch alles durcheinanderbringen und uns selbst oder anderen schaden, wenn wir nicht aufpassen. Deshalb sollten wir uns den Lebewesen gegenüber verantwortungsbewusst verhalten. Dank des Schutzes durch den Meister wurden meine Hände nicht verletzt, obwohl ich sie mit kochendem Dampf verbrühte.

Während des gesamten Praktikums wurden wir schlecht behandelt, und es war deutlich zu sehen, dass man uns nicht anerkennen würde, egal wie kompliziert die Arbeit war oder wie schwierig die Arbeit im heißen Sommer war. Andere Teile des Schlosses waren offen, so dass wir oft auf Besucher trafen. Viele Eltern sagten ihren Kindern, laut genug, dass wir es hören konnten, dass sie, wenn sie in der Schule nicht gut wären, wie wir enden würden, nämlich als Arbeiter auf einem Gebäude während der Ferien. Manche dachten, wir würden zur Strafe für unsere Missetaten öffentliche Arbeiten verrichten. (Wenn in meinem Land junge Leute, die kein eigenes Geld verdienen, eine Straftat begehen, die eine Geldstrafe nach sich zieht, werden sie zu öffentlichen Arbeiten eingeteilt, anstatt eine Geldstrafe zu bekommen.)

Wenn wir nachmittags vom Gerüst herunterkamen, um Kaffee zu trinken, schimpften die Reinigungskräfte des Schlosses mit uns, weil wir nicht arbeiteten, obwohl wir schon stundenlang gearbeitet hatten, ohne Bezahlung, weil es zu unserer Ausbildung gehörte.

Zuerst fühlte ich mich verletzt, weil uns nicht nur niemand für die Wiederherstellung unseres kulturellen Erbes dankbar war, sondern die Leute auf uns herabblickten oder dachten, wir würden Strafarbeit verrichten. Aber dann erkannte ich die gute Seite daran, es gab mir die Möglichkeit, meine Anhaftung an meinen guten Ruf und mein Bedürfnis nach Anerkennung loszuwerden. Es half mir, bescheidener und freundlicher zu werden.

Mir fiel auf, dass meine Lehrer und die älteren Schüler alle sehr freundlich, respektvoll und bescheiden waren, obwohl sie von allen schlecht behandelt wurden, und dass wir Anfänger die einzigen waren, die sich über die harte Arbeit, den fehlenden Urlaub, die Einstellung der Leute uns gegenüber und noch mehr Dinge, beschwerten.

Als eine Reinigungskraft mit meinem Lehrer schimpfte, der wie ein Arbeiter gekleidet und mit Gips bedeckt war, aber sehr gebildet und in der akademischen Welt hoch angesehen ist, bedankte er sich demütig für den Hinweis und brachte die Sache in Ordnung, die nicht einmal seine Schuld war. Ich schämte mich, dass selbst Nicht-Praktizierende sich besser benahmen als ich.

Während des restlichen Praktikums bemerkte ich, wie schlecht und egoistisch mein Denken war, und wann immer ich mich bei älteren Schülern dafür entschuldigte, dass ich ihnen Ärger bereitet hatte, sagten sie mir freundlich, ich solle mir keine Sorgen machen, jeder sei einmal ein Anfänger gewesen. Ich nahm an, dass sie sich sehr verändert haben mussten und dass ich dieses Umfeld schätzen sollte, in dem auch Nicht-Praktizierende sich kultivieren und erhöhen.

Ich fragte sie, warum sie sich nicht mehr über die Dinge ärgerten, die uns ärgerten. Sie sagten mir, dass dieser Fachbereich den Egoismus zermalmt, so dass man sich entweder ändern und selbstloser und rücksichtsvoller werden kann, oder man wird es in diesem Bereich nicht aushalten. Ich war erstaunt. Danke, Meister, dass Sie das für mich arrangiert haben!

Eine Lehrerin brachte uns bei, dass wir bei der Restaurierung das Kunstwerk respektieren müssen, weil es ein Zeugnis der Tradition und der Werte ist, die wir einst hatten, und dass wir nicht unsere eigenen Dinge hineinmischen dürfen. Wir sollten die früheren Restauratoren respektieren und ihnen verzeihen, auch wenn sie manchmal etwas vermasselt haben. Sie erinnerte uns daran, nicht arrogant zu werden und uns wie Helden aufzuführen, weil wir ein Kunstwerk der Renaissance vor sozialistischen Restauratoren gerettet haben. Sie sagte uns, dass es nicht deren Schuld gewesen sei, dass sie es vermasselt hatten, denn sie waren nicht einmal Restauratoren, sondern Künstler, die aus anderen Bereichen ausgeschlossen wurden, weil sie nicht der kommunistischen Partei beigetreten waren und nicht in dem Fachgebiet arbeiten konnten, das sie studiert hatten. Sie verfügten auch nicht über die Materialien, die wir in Italien haben. Sie mischten buchstäblich, was auch immer sie in ihren Remisen verwendeten. Schließlich sollten wir künftigen Restauratoren mit Respekt und Rücksicht begegnen und nichts tun, was ihre künftige Arbeit erschweren könnte. Wir könnten aus den Fehlern früherer Restauratoren lernen, und wir sollten daran denken, dass wir nicht die besten Restauratoren aller Zeiten sind, daher sollten wir nichts tun, das unumkehrbar ist.

Ich war tief berührt.

Bei einer anderen Gelegenheit halfen mein Mitschüler und ich einem älteren Restaurator bei der Konservierung einer hölzernen Beichtstuhlbank. Wir reparierten die Polychromie (Farbschichten auf dem geschnitzten Holz), die sich löste. Sie war in einem so schlechten Zustand, dass wir sie nicht bewegen konnten. Also machte mein Mitschüler den oberen Teil von einem Brett aus und ich legte mich auf den Boden, um den unteren Teil zu machen. Ich wusste, dass es meine Pflicht war, wenn nötig, die Bank zu retten. Ich kann mit der Bank nicht machen, was ich will, aber ich sollte Rücksicht auf sie nehmen, um sie zu retten.

Das brachte mich zu der Erkenntnis, dass es bei der Rettung von Lebewesen genauso ist: Wir müssen sie zuerst berücksichtigen und die wahren Umstände so erklären, wie sie es annehmen können; wir dürfen den Menschen nicht unsere eigenen Vorstellungen aufzwingen. Außerdem sollte ich generell, wenn ich jemandem helfe, zuerst an die andere Person denken. Dieses Bekenntnis brachte mich zum Nachdenken und zum Eingeständnis, wie ich mich kürzlich gegenüber einem Kollegen verhalten hatte. Ich wollte helfen, war aber nicht rücksichtsvoll. Ich war sogar hart zu ihm, weil ich seine Unzulänglichkeiten nicht ertragen konnte.

Nach Ablauf des ersten Jahres konnte ich sehen, wie egoistisch, arrogant und stolz ich war. Jetzt sollen wir uns regelmäßig mit den Erstsemestern treffen und ihnen helfen. Das ist sehr interessant für mich, denn es ist wie ein Blick in den Spiegel, um herauszufinden, wie ich vor einem Jahr war, und um festzustellen, wo ich jetzt stehe.

Wir kamen alle von guten Oberschulen, waren also alle leistungsstark und wollten keinen Schritt zurück machen. Ich erinnere mich, dass ich frustriert war, wenn ich schlechter abschnitt als meine Mitschüler, und erleichtert, wenn ich besser abschnitt. Ich kann gar nicht glauben, wie wettbewerbsorientiert ich war. Nun verstehe ich, dass es mir schwerfiel, mich zu verbessern, ich wollte einfach keine Fehler machen. Jetzt, wo ich mein Ego beiseiteschieben und akzeptieren kann, dass ich nicht perfekt bin, ist es viel einfacher zu lernen, weil ich keine Angst davor habe, Fehler zu machen. Ich werde viele davon machen und sie ans Licht bringen, damit ich mich verbessern kann. Meine Lehrer geben mir oft Tipps. Mir wurde zum Beispiel gesagt, ich solle mit Tinte statt mit Bleistift zeichnen, damit ich meine Fehler nicht verstecken kann.

Nach diesem Jahr traf ich mich mit einer früheren Schulfreundin, die Medizin studiert. Sie fragte mich nach unserem Praktikum. Da erzählte ich ihr lustige Geschichten darüber, wie ich mich erschrocken hatte, als ein Mitschüler mit einer großen Spritze auf mich zukam, mit der wir Chemikalien in den Gips spritzten. Sie lachte und sagte, wenn die Spritze für mich bestimmt war, dann hätten sie eine noch größere nehmen müssen! Ich interpretierte ihre Worte so, dass dies früher wohl meine Vorgehensweise war: Ich konkurrierte ständig mit anderen, respektierte sie nicht und hatte das Gefühl, beweisen zu müssen, dass ich härter, länger usw. arbeitete. Stets ärgerte ich mich, wenn man mich herabsetzte, weil ich ein Handwerk erlernte und nicht Wissenschaft studierte. Die meisten meiner Freunde unter den gewöhnlichen Menschen studieren MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik), und ich hatte das Gefühl, dass sie mich nicht verstanden.

Mein Denken hat sich geändert. Ich habe erkannt, dass es nicht möglich ist, Dafa zu bestätigen indem ich mich bestätige. Als ich einmal gefragt wurde, ob alle Dafa-Jünger „nur Künstler“ seien, befürchtete ich nicht, dass man mir Unrecht tat. Ich antwortete: „Es gibt viele Dafa-Jünger, die studieren oder in angesehenen Bereichen der Wissenschaft arbeiten. Sie sind Ärzte, Anwälte, Wissenschaftler und haben alle möglichen anderen ehrenhaften Berufe, und sie sind sehr gut in dem, was sie tun.“

Ich konnte sehen, dass dies einen tiefen Eindruck bei meiner Freundin hinterließ, was mir nicht gelang, solange ich mich verteidigte und zu erklären versuchte, dass Kunststudenten wie ich, auch Chemie, Technik und Geschichte studierten und dass wir nicht schlechter sind, nur weil wir handwerkliche Arbeit verrichten. Als ich mein Ego losließ und akzeptierte, dass ich kein überzeugendes Beispiel für einen intelligenten Menschen war, und stattdessen zuließ, dass andere besser waren als ich, sagte meine Freundin: „Wow, ich wusste gar nicht, dass ihr alle so qualifiziert seid!“

Das sind nur meine begrenzten Erkenntnisse auf meiner derzeitigen Kultivierungsebene. Bitte weist mich auf alles hin, was nicht im Einklang mit dem Fa ist.

Ich danke Ihnen, verehrter Meister! Vielen Dank, liebe Mitpraktizierende!