(Minghui.org) Eines Tages ging ich zu Verwandten, um ihnen zu helfen. Als ich zurückkam, warf meine Schwester mir vor, mich in Dinge einzumischen, die mich nichts angehen würden, und meinte, ich hätte etwas Bestimmtes nicht sagen sollen. Und so kritisierte sie mich immer weiter – jedenfalls meinte sie, dass ich falsch gehandelt hätte.
Damals aß ich bei meiner Mutter zu Abend. Als meine Schwester all diese Dinge zu mir sagte, fühlte ich mich so schlecht, dass ich mich verteidigen wollte. Aber ich sagte nichts, weil mir bewusst war, dass ich den Impuls, mich zu rechtfertigen, unterdrücken sollte. Und so hörte ich ihr schweigend zu, ohne ein einziges Wort zu sagen.
Ich fragte mich: „Worin genau lag mein Fehler?“ Rückblickend wurde mir klar, dass ich tatsächlich zu viel gesagt hatte. In dem Moment hatte ich weder auf meine Gedanken noch auf meine Worte geachtet. Aus meiner Sicht war es nur eine beiläufige Bemerkung gewesen – doch ich hatte weder die Gefühle der betroffenen Person berücksichtigt noch darüber nachgedacht, ob andere meine Worte überhaupt annehmen konnten. Obwohl ich es gut gemeint hatte, könnte ich damit anderen ungewollt Schaden zugefügt haben.
In diesem Moment erkannte ich: Ja, ich hatte wirklich einen Fehler gemacht. Kein Wunder, dass meine Schwester damals so mit mir sprach. Doch damals hatte ich nicht sofort nach innen geschaut. Erst am Abend, beim Fa-Lernen, war mir bewusst geworden, worin mein Problem lag.
Ich neige schon immer dazu, mich wie eine Lehrerin aufzuspielen – ich gebe gern Ratschläge, halte meine Ansichten für klüger und durchdachter und denke, ich wüsste mehr als andere, meine Sichtweise sei richtig und überhaupt – ich sei besonders klug. Kurz gesagt: Ich stellte das „Ich“ in den Mittelpunkt. Dieses Ego ist wirklich äußerst stark, dabei dachte ich die ganze Zeit, ich hätte kein starkes Ego.
Beim Austausch mit anderen Mitpraktizierenden habe ich ihnen oft geraten, das „Ego“ loszulassen und nicht daran festzuhalten. Doch nun erkenne ich: Gerade ich selbst habe ein starkes Ego – das wollte ich lange nicht zur Kenntnis nehmen. Jetzt, da ich tiefer nach innen schaue, habe ich erkannt: Es war ein falsches, nicht mein wahres Selbst. Es sind nachträglich entstandene Anschauungen, die ich nicht will – ich muss sie wegkultivieren. Es sind Vorstellungen, die die alten Mächte mir im Laufe meines Lebens auferlegt haben, ohne dass ich es je wirklich erkannt habe.
Kein Wunder, dass meine Mutter (ebenfalls eine Falun-Dafa-Praktizierende) mir in letzter Zeit immer wieder ihr Festhalten am „Ego“ so deutlich vor Augen geführt hat und sich scheinbar nie ändert. Meine Schwester beschwert sich oft bei mir über sie, doch anstatt in solchen Momenten bei mir selbst zu suchen, dachte ich immer nur: „Mutter hält wirklich zu sehr an ihrem Ego fest; sie will immer recht haben, alles muss nach ihrem Willen gehen.“ Ich habe sie oft darauf hingewiesen, doch sie hat es nie angenommen oder sich geändert. Jedes Mal, wenn sie sich so verhielt, bereute sie es zwar danach – aber beim nächsten Mal war es wieder genauso. Jetzt ist mir klar geworden: All das war doch eine Spiegelung – es wurde mir gezeigt, damit ich bei mir selbst nachschaute. Doch ich erkannte es nicht, schaute auch nicht nach innen und verpasste so viele Gelegenheiten zur Kultivierung.
Als meine Schwester mich mit ihren provokanten Worten konfrontierte, wurde ich schlagartig wach. Mir wurde klar: Das Problem liegt bei mir. Ich bin es, die am Ego festhält, die sich selbst in den Mittelpunkt stellt, die sich gern wie eine Lehrerin aufspielt. Nun habe ich es endlich erfasst: Dieses falsche „Ich“ muss ich unbedingt ablegen.
In letzter Zeit bin ich auf Mitpraktizierende in meinem Umfeld gestoßen, von denen manche ebenfalls sehr stark an ihrem „Ego“ festhalten. Egal, wie man sich mit ihnen darüber austauscht – sie hören einfach nicht zu und denken immer, sie hätten Recht und betrachten alle anderen als falsch. Jetzt ist mir klar: Das alles ist ein Spiegel für mich, es wird mir gezeigt damit ich mich selbst erkenne. Doch ich war bisher zu träge und habe viele Gelegenheiten verpasst. Erst heute habe ich es wirklich begriffen und schäme mich dem Meister gegenüber zutiefst. Ich muss mich wirklich gut kultivieren.