(Minghui.org) Fortsetzung von Teil I (http://de.minghui.org/html/articles/2014/11/13/111455.html)
Vor zehn Jahren schockten die Wärter über sieben Stunden lang Gao Rongrongs Gesicht mit elektrischen Schlagstöcken. Als sie endlich damit aufhörten, klebten Blut und Haare an ihrer verbrannten Haut und auf ihrem Gesicht, und an ihrem Hals bildeten sich Blasen. Diese Serie greift die Schrecken von Frau Gaos Fall wieder auf - aus der Perspektive ihrer Familienmitglieder.
Frau Gao wurde fast fünf Monate lang in einer schwer bewachten Krankenstation eingesperrt, bis sie von einer Gruppe von Falun Gong-Praktizierenden gerettet wurde, nur um sechs Monate später wieder gefangen zu werden. Am 16. Juni 2005 starb sie mit 37 Jahren an der Folter, die sie nach der erneuten Gefangennahme erlitten hatte.
Gao Rongrong ist zu einem bekannten Beispiel der Verfolgung von Falun Gong, einer Selbstkultivierungspraktik auf der Grundlage der Prinzipien Wahrhaftigkeit – Barmherzigkeit – Nachsicht, durch die Kommunistische Partei Chinas geworden. Ihr einziges „Verbrechen" war, dass sie an Falun Gong festhielt.
Mehr als neun Jahre sind seit ihrem Tod vergangen, doch die Verfolgung von Falun Gong hat nicht nachgelassen. Ihre beiden älteren Schwestern leben heute außerhalb Chinas und teilen der Öffentlichkeit den Schmerz ihrer Familie mit, in der Hoffnung, dass mehr Menschen die Brutalität der Kommunistischen Partei Chinas erkennen und sich gegen die sinnlose Verfolgung wenden.
In dieser vierteiligen Serie schildern die Gao-Schwestern ausführlich die Ereignisse, die zwischen dem 14. Mai 2004 durchsickerten, dem Tag, an dem sie von der Folter ihrer jüngeren Schwester erfuhren und dem 16. Juni 2005, dem Tag, an dem ihre Schwester verstarb.
In Teil 1 erzählte Rongrong die Geschichte ihres entstellten Gesichtes in der Klinik für öffentliche Sicherheit in Shenyang.
Teil 2: Rongrong möchte, dass ihr Gesicht fotografiert und der Welt gezeigt wird
Lili blieb in dieser Nacht (14. Mai 2004) bei Rongrong in der Klinik für öffentliche Sicherheit in Shenyang. Bevor Weiwei ging, während die Wärter in dieser Nacht Schichtwechsel hatten, sagte Rongrong uns [ihren beiden älteren Schwestern, Lili und Weiwei], dass sie sich wünschte, dass wir ihr entstelltes Gesicht und ihr verletztes Bein fotografierten. Sie sagte, dass am Morgen des 7. Mai viele andere Praktizierende ebenfalls geschlagen und mit Elektroschocks geschockt worden seien.
Rongrong sagte: „Viele andere haben eine viel schlimmere Folter durchlitten als ich. Allerdings werden die Falun Gong-Praktizierenden in der Regel in dunklen Ecken der Zwangsarbeitslager gefoltert, die von den Behörden geheim gehalten werden. Als ich beschloss, aus dem Fenster zu springen, hatte ich den Gedanken, dass ich am Leben bleiben muss. Ich musste entkommen und der Öffentlichkeit meine Verbrennungen und Verletzungen zeigen und vor der Welt ihre bösartigen Taten bloßstellen."
Am nächsten Morgen gelang es Weiwei, eine Kamera hereinzubringen. Unsere Mutter kam auch zu Besuch. Sie ging direkt zu den Wärtern und fragte sie, warum sie ihrer Tochter solche Schäden zugefügt hätten. Sie folgte ihnen auf den Balkon, während sie versuchten, ihr nicht zu antworten.
Mit Weiweis Hilfe machte Lili Fotos. Sie fotografierte mit Blitz und die Bilder wurden sehr klar. Eigentlich hatte Lili die Digitalkamera gerade in der Nacht zuvor gekauft, und wir hatten keine Ahnung, wie man den Blitz ausschaltet. Wir wollten nur ein paar Bilder machen, ehe die Wärter dies bemerkten, aber sie bemerkten es nie.
Einige Mitpraktizierende machten sich Sorgen, dass die Veröffentlichung von Fotos ihres entstellten Gesichtes sie in größere Gefahr bringen könnte. Als wir Rongrong von ihren Sorgen erzählten, dachte sie für eine Weile nach und sagte ruhig: „Wir sollten die Verfolgung öffentlich bekannt machen. Seit Jahren haben so viele Praktizierende horrende Folter erlitten, aber es ist schwierig, die Verfolgung zu veröffentlichen. Viele Praktizierende machen nun in New York City darauf aufmerksam. Bitte gebt ihnen die Fotos." Sie wollte auch telefonisch von den internationalen Medien interviewt werden.
Am 7. Juli 2004 wurde auf der Minghui-Website ein Foto von Rongrongs verbranntem Gesicht veröffentlicht. Etwa sechs Wochen zuvor, am 21. Mai 2004, hatte Minghui über die Folter, die sie durchlitten hatte, berichtet.
Einer unserer Freunde, ein älterer Herr, wusste ganz genau, wie bösartig die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) war. Er hatte darüber nachgedacht, Rongrongs Foto nach Amerika zu bringen und die Verfolgung früher zu veröffentlichen, aber auch er hatte Bedenken.
Er sagte: „Das ist ein zweischneidiges Schwert. Sobald das Foto veröffentlicht und von der internationalen Gemeinschaft gesehen wird, könnte die KPCh ein wenig nachlassen, aber sie könnte auch sehr wütend werden. Infolgedessen könnte sie Rongrong noch schlimmer behandeln. Wenn wir die Verfolgung allerdings nicht öffentlich bekannt machen, dann wird die KPCh die Misshandlung an Rongrong intensivieren, um die Beweise zu verstecken. Die KPCh ist einfach so bösartig. Egal was, sie will nur Böses anrichten und zwar bis zum Ende."
Während der Verfolgung begannen wir damit, Experten zu konsultieren, um Rongrongs Verletzungen zu untersuchen. Wir besuchten einen Prüfer für Personenschäden, der einer der besten auf diesem Gebiet war. Wir berichteten ihm, wie Polizisten aus Zwangsarbeitslagern in Longshan unsere Schwester mit elektrischen Schlagstöcken schockiert und ihr Gesicht entstellt hatten, aber dass die Beamten, sowohl aus dem Zwangsarbeitslager als auch aus dem Justizbüro behaupteten, dass sie sich bei einem Sturz verletzt hätte. Wir wollten wissen, ob er die Ursache ihrer Verletzungen identifizieren könne. Wir sagten ihm: „Wir folgen den Prinzipien Wahrhaftigkeit - Barmherzigkeit - Nachsicht, so dass wir nicht lügen. Unsere Schwester wurde mehrere Stunden lang mit Elektrostäben geschockt. Falun Gong-Praktizierende durchleiden seit Jahren alle Arten von Folter."
Der Experte schaute sich das Bild an und sagte nichts, dann nahm er unsere CD. Er saß vor seinem Computer, vergrößerte Rongrongs Foto und untersuchte es. Nach einer Weile bat er uns, auf das vergrößerte Bild zu schauen. Er sagte uns: „Schauen Sie sich die verbrannten Teile des Gesichts, der Hände und die Füße Ihrer Schwester an. Sie werden von Paaren von winzigen, weißen Flecken begleitet. Das sind Spuren von Elektroschocks. Genau solche weißen Flecken konnten nur durch die beiden Elektroden von einem Elektrostab erzeugt werden."
Der Experte vergrößerte Rongrongs Bild und zeigte uns ihre verbrannte Stirn, Gesicht und Hals, während er erklärte, was er sah. Wir konnten erkennen, dass die reiskorngroßen, ovalen, weißen Flecken in Paaren auftauchten.
Dann fuhr er mit der Analyse fort: „Wenn diese Verletzungen durch einen Sturz verursacht worden wären, wo hätte dann ihr Gesicht den Boden berühren sollen? Sie hätte in eine Mulde mit genau der gleichen Form wie ihr Gesicht fallen müssen. Andernfalls, wenn die Augenhöhlen, die Nase, der Unterkiefer und der Hals Ihrer Schwester so verletzt wurden, wären ihre Wangenknochen gebrochen und eingedrückt, nicht wahr? Sehen Sie das? Die Verletzungen auf ihren Wangenknochen und ihren Augenbrauenbögen sind ebenso heftig, wie bei ihren unteren Gesichtsteilen. Es ist so, weil eine äußere Kraft angewendet wurde."
Während Rongrongs Aufenthalt in der Klinik für öffentliche Sicherheit in Shenyang besuchten auch unser Vater und unser Bruder sie. Sie waren untröstlich. Rongrong war die jüngste Tochter der Familie und war schon immer eine fröhliche und fürsorgliche Person. Unser alter Vater konnte den Anblick von Rongrongs verbranntem Gesicht und den Verletzungen kaum ertragen.
Wir riefen den Direktor Wei Ershen von der Lu Xun-Akademie der Schönen Künste an, wo Rongrong arbeitete und erzählten ihm, was passiert war und dass sie in einem kritischen Zustand wäre. Er antwortete: „Wie kann das nur sein? Nein, das kann nicht sein."
Ein paar Tage später besuchten der Direktor Wei und zwei weitere Kollegen von Rongrong sie im Krankenhaus. Sie wurden von den Wärtern im Flur aufgehalten. Als einer ihrer Kollegen versuchte, durch die Glasscheiben an der Tür zu schauen, ging der Wärter Wang Chunmei herüber und stellte sich in den Weg.
Weiwei kam heraus und traf den Direktor Wei auf dem Flur. Doch der Direktor Wei, ein etablierter Künstler und Mitglied des Nationalen Volkskongresses, wurde von den Wärtern des Arbeitslagers eingeschüchtert. Er wagte nicht, auch nur einen kleinen Schritt nach vorne zu machen. Seit 1999 hatte Direktor Wei aktiv mit den lokalen Behörden bei der Verfolgung von Falun Gong-Praktizierenden zusammengearbeitet.
In der Tat hatten die Lu Xun-Akademie der Schönen Künste und das lokale Büro 610 bezüglich der jüngsten Festnahme von Rongrong zusammengearbeitet, was zu ihrer rechtswidrigen Inhaftierung im Zwangsarbeitslager in Longshan geführt hatte. Als Rongrong Anfang des Jahres 2004 äußerst schwach wurde, bestanden die Lagerbeamten darauf, sie mit der Zustimmung ihres Arbeitgebers freizulassen. Direktor Wei sagte jedoch zu Rongrong, als er sie besuchte, dass sie nicht freigelassen würde, wenn sie sich nicht „umerziehen" ließe und Falun Gong aufgäbe.
Weiwei sagte uns später, dass Direktor Wei, ehe er ging, gesagt hätte: „Gao Rongrong ist in jeder Hinsicht großartig, außer dass sie Falun Gong praktiziert." Weiwei sagte zu ihm: „Die Tatsache, dass sie Falun Gong praktiziert, ist genau der Grund, warum sie so großartig ist." Er schien etwas verblüfft zu sein.
Einige Leute haben wirklich ihre Würde verloren und entscheiden sich dafür, im Austausch für den persönlichen Gewinn das Böse bei der Verfolgung zu unterstützen. Die Beamten an der Akademie hatten sich seit Beginn der Verfolgung an der Verfolgung von Rongrong beteiligt. Um einen anderen Praktizierenden von der Akademie zu überwachen, stellten sie einen Vertragsarbeiter ein, der diesen Praktizierenden dann rund um die Uhr überwachte.
(Wird fortgesetzt)