Zu Tode gefoltert: Unsere jüngere Schwester Gao Rongrong (Teil I von IV)

(Minghui.org) Vor zehn Jahren schockten Wärter das Gesicht von Gao Rongrong sieben Stunden lang gleichzeitig mit mehreren Elektrostäben. Als sie schließlich aufhörten, war ihr Gesicht äußerst entstellt. Blut und Haare klebten auf ihrer verbrannten Haut. Aufgrund der wiederholten Schocks an denselben Stellen bekam sie Blasen im Gesicht und am Hals. Diese Serie greift den Horror von Gaos Fall aus der Perspektive der Familie auf.

Gao Rongrong vor der Verfolgung

Gao Rongrong nach der Misshandlung

Gao Rongrong nach der Misshandlung

Gao Rongrong: 10 Tage nach der siebenstündigen Folterung mit Elektrostäben

Nach der Folter mit den Elektrostäben am 7. Mai 2004 wurde Frau Gao für fast fünf Monate in eine streng bewachte Abteilung des Krankenhauses gebracht, bis sie am 5. Oktober von einer Gruppe Falun Gong-Praktizierenden gerettet wurde. Doch am 6. März des folgenden Jahres wurde sie erneut ergriffen und starb aufgrund von weiterer Folter drei Monate später am 16. Juni 2005. Sie war 37 Jahre alt.

Gao Rongrong wurde zu einem sehr bekannten Beispiel für die Verfolgung von Falun Gong durch die Kommunistische Partei Chinas (KPCh), einer Kultivierungspraktik, die sich auf die Prinzipien Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht gründet. Ihr einziges „Verbrechen“ war, auf ihrem Glauben an Falun Gong zu bestehen.

Über neun Jahre sind seit dem Tod von Gao vergangen, doch ist die Verfolgung von Falun Gong nicht geringer geworden. Ihre beiden älteren Schwester betrauern den Verlust von Gao. Sie leben nun außerhalb Chinas und teilen den Schmerz der Familie mit der Öffentlichkeit in der Hoffnung, dass noch mehr Menschen die Brutalität der KPCh durchschauen können und sich gegen diese sinnlose Verfolgung stellen.

Gao Weiwei (rechts) protestiert vor dem Chinesischen Konsulat gegen die Verfolgung durch die Kommunistische Partei Chinas und gegen die Ermordung von Gao Rongrong.

In dieser vierteiligen Serie schildern Gaos Schwestern Details, die sich zwischen dem 14. Mai 2004 und dem 16. Juni 2005, dem Tag, an dem ihre Schwester starb, ereigneten. Der 14. Mai 2004 war der Tag, an dem sie entdeckten, dass ihre jünger Schwester gefoltert worden war.

Teil 1: Rongrong erzählt die Geschichte ihres entstellten Gesichts im Krankenhaus der Öffentlichen Sicherheit in ShenyangTeil 2: Rongrong möchte, dass ihr Gesicht fotografiert und der Welt gezeigt wirdTeil 3: Rongrong kommt in das Krankenhaus Nr. 1 der medizinischen Universität Chinas und wird streng überwachtTeil 4: Der Appell für Rongrongs Gerechtigkeit führt zu Belästigungen unserer Familie und letztendlich zu ihrem Tod

Einst eine glückliche Familie: Gao Rongrong (links) mit ihren Eltern und Geschwistern

Teil 1: Rongrong erzählt die Geschichte ihres entstellten Gesichts im Krankenhaus der Öffentlichen Sicherheit in Shenyang

Als wir am 14. Mai 2004 versuchten, unsere Schwester Rongrong im Zwangsarbeitslager Longshan zu besuchen, stellten wir zum ersten Mal fest, dass etwas nicht stimmte.Wir fanden heraus, dass die zuvor angekündigten Besuche an diesem Tag abgesagt worden waren.

Wir hörten, dass eine andere dort eingesperrte Falun Gong-Praktizierende, Frau Wang Xiuyuan, ungefähr zu dieser Zeit zu Tode gefoltert worden war. Deshalb machten wir uns um unsere Schwester Sorgen. Seit sie dort eingesperrt war, seit Juni 2003, unterlag sie der Zwangsarbeit, Schlafentzug, brutalen Schlägen und wurde mit Elektrostäben geschockt.

Wir rüttelten am Eisentor. Ein älterer Sicherheitsbeamter ließ uns hinein, nachdem wir ihm erklärte hatten, dass wir Schwestern von Gao Rongrong seien. Anstatt uns zu registrieren und uns zum Gebäude mit den inhaftierten Falun Gong-Praktizierenden zu bringen, brachte er uns direkt in das Bürogebäude gegenüber dem Tor. Wir vermuteten, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.

Dann kamen zwei Wärter. Die Frau war Wang Jinghui, die Leiterin der zweiten Abteilung. Wir fragten: „Was ist mit unserer Schwester passiert? Warum bringen Sie uns hierher? Lassen Sie sie uns sehen.“ Sie antwortete: „Gao Rongrong hat sich bei der Arbeit ein bisschen verletzt.“

Der Mann sagte: „Gao Rongrong ist von einem Gebäude gefallen.“ Lili sagte sofort: „Ihr habt meine Schwester wieder gefoltert, nicht wahr? Sind Sie nicht Tang Yubao?“

Lili fragte das, weilTang Yubao sie mehrmals geschlagen und geschockt hatte, seit ihre Schwester im Arbeitslager war. Er hatte versucht, sie zu zwingen, ihren Glauben aufzugeben, harte Arbeit zu verrichten und Schulungen zu besuchen, bei denen Falun Gong verteufelt wurde.

Verzweifelte Flucht aus dem Fenster im zweiten Stock

Nach einigem Zögern gab Tang Yubao schließlich zu, dass er Rongrong im März geschockt und geschlagen hätte. Später fügte er hinzu, dass er sie dieses Mal nicht geschlagen hätte und dass Rongrong aus dem Gebäude gesprungen sei. Ich sagte: „Das ist unmöglich. Die Fenster in den Zellen der Praktizierenden haben Gitter. Wie kann Sie dort hinausspringen?“

Tang Yubao behauptete beharrlich: „Sie sprang aus einem Büro im zweiten Stock. Dort gibt es keine Fenstergitter. Sie versuchte zu entkommen.“ Wang Jinghui ergänzte: „Gao Rongrong wollte flüchten und sie brach sich die Beine.“ Ich fragte: „Wie konnte sie in einem Büro sein? Sie müssen sie gefoltert haben.“

Die Wärter drohten, unserer Familie die medizinischen Kosten aufzuerlegen, wenn wir nicht sofort die Papiere für Rongrongs Operation unterschrieben. Sie weigerten sich, uns zu sagen, in welchem Krankenhaus sie sich befand. Wir fragten beharrlich weiter und sie änderten ständig ihre Geschichte. Wir glaubten ihnen gar nichts. Lili begann zu weinen und Tang Yubao verließ rasch das Büro.

Wir erklärten ihnen, dass wir rechtliche Schritte einleiten würden, wenn Sie sie uns nicht sehen liessen. Wang Jinghui meinte, sie müsste ihren Vorgesetzten fragen und ging. Lili weinte sehr laut, was die Aufmerksamkeit von vorbeigehenden Menschen auf sich zog. Ein kleiner massiger Mann kam herein, starrte Lili an und fragte: „Warum weinen Sie hier?“

Lili las auf seinem Namensschild, dass sein Name Fang Jinkai war. Es war der Leiter des Arbeitslagers. Sie schrie ihn an: „Sie sind für diesen Ort verantwortlich, nicht wahr? Sie sollten wissen, was mit meiner Schwester passiert ist. Wer hat sie gefoltert?“ Fang sagte rasch: „Ich weiß es nicht. Ich weiß gar nichts.“ Lili erwiderte: „Sie sind der Leiter dieses Ortes. Sie müssen es wissen.“ Da ging er rasch weg.

Später erfuhren wir, dass Fang Dienst gehabt hatte, als Tang Yubao und Jiang Zhaohua Rongrong stundenlang geschockt hatten.

Nach einer langen Zeit kam Wang Jinghui mit Wang Xuetao, dem Bereichsleiter, zurück. Wang Jinghui sagte, sie würden uns zu unserer Schwester bringen, aber sie weigerten sich, uns das Krankenhaus zu nennen oder etwas über ihren Zustand zu sagen.

Begleitet von Wang Jinghui, Wang Xuetao und mehreren Wärtern wurden wir in das Krankenhaus der Öffentlichen Sicherheit in Shenyang gebracht. Als wir Rongrong dort mit ihrem verbrannten und entstellten Gesicht im Bett liegen sahen, brachen wir in Tränen aus. Auch Rongrongs Tränen flossen leise über ihr Gesicht. Sie war von Wärtern umgeben.

Wir fragten: „Wie geht es dir? Was haben sie dir angetan?“ Rongrong erklärte uns schwach, wie Tang Yubao und Jiang Zhaohua sie am 7. Mai im Büro im zweiten Stock wiederholt und mehrere Stunden lang mit mehreren Elektrostäben im Gesicht, an Händen und an Beinen geschockt hatten. Nach sieben oder acht Stunden hatte eine Insassin eine Herzattacke, weshalb Tang aufhörte, sie zu schocken. Bevor er ging, drohte er Rongrong: „Ich komme zurück, um dich weiter zu schocken.“

Um zu entkommen, sprang Rongrong aus dem Fenster im zweiten Stock. Bei dem Fall erlitt sie Rippenbrüche, ein gebrochenes Bein und ihre rechte Ferse war zertrümmert.

Eine der Wärterinnen, Wang Chunmei, begann uns zu drohen. Wir forderten sie auf zu gehen und wollten wissen, warum sie eine Woche gewartet hätten, bis sie uns informierten. Wir weinten uns die Augen aus. Wang Jinghui lachte uns aus: „Ich habe noch nie Falun Gong-Leute wie euch gesehen.“

Viele Verletzungen und noch mehr Drohungen im Krankenhaus

Durch die jahrelangen Folterungen wurde Rongrong äußerst schwach. Anfang 2004 begann sie, Übelkeit zu empfinden und litt an Leber- und Bauchschmerzen. Sie war ausgemergelt. Als sie um eine Untersuchung bat, lehnte Wang Jinghui das ab und meinte, dass sie verrückt sei.

Doch Wang Jinghui bemerkte, dass sich Rongrongs Gesundheitszustand verschlechterte. Schließlich brachte Tang Yubao sie zur Untersuchung ins Krankenhaus, doch die Ergebnisse wurden nie mit ihr oder ihrer Familie besprochen. Wenn alles in Ordnung gewesen wäre, warum sollten sie dann die Ergebnisse verschweigen?

Während Tang Yubao Rongrong im März 2004 folterte, stieß er ihr seinen Ellbogen heftig in den Rücken. Seitdem konnte sie nicht mehr aufrecht stehen und ging immer langsamer. Eine Röntgenuntersuchung zeigte, dass ihre Wirbelsäule deformiert war.

Wang Jinghui und Wang Xuetao befahlen uns, Rongrongs Papiere für die Operation zu unterschreiben, doch wir weigerten uns. Stattdessen forderten wir, dass sie sofort und ohne Bedingungen freigelassen und in ein besser ausgestattetes Krankenhaus gebracht würde. Wir schworen, dass wir die Übeltäter ihrer gerechten Strafe zuführen würden. Wang Jinghui sagte, sie könne den Anruf nicht machen und eilte aus dem Raum.

Rongrong erklärte uns bis ins Kleinste, was passiert war. Sie erinnerte sich, dass sie überhaupt nicht hatte stehen können, nachdem sie aus dem zweiten Stock gesprungen war. Die Wärter trugen sie zur Krankenstation des Lagers und man erklärte ihnen, dass sie keinen spürbaren Blutdruck habe. Danach wurde sie mitten in der Nacht durch ein Seitentor aus dem Lager in das Militärkrankenhaus von Shenyang gebracht.

Rongrong befand sich damals in einem kritischen Zustand mit einem Blutdruck von weniger als 40. Die Ärzte waren über ihr verbranntes Gesicht bestürzt und fragten, was passiert sei. Rongrong erklärte ihnen, dass sie mit Elektrostäben geschockt worden sei. Einer der Wärter flüsterte: „Wir hätten in Zivilkleidung anstatt in Uniform kommen sollen.“

Am 8. Mai brachte man Rongrong vom Militärkrankenhaus in das Krankenhaus der Öffentlichen Sicherheit in Shenyang. Ihr Raum war vollkommen abgeriegelt. Sogar das Fensterglas in der Tür wurde mit Zeitungspapier abgedeckt. Die Wärter behaupteten, dass die Verbrennungen vom Sturz herrühren würden.

In ihrem Raum wimmelte es von Leuten, von Wärtern des Arbeitslagers bis hin zu Beamten von der Justizbehörde der Stadt, und alle versuchten sie zum Unterschreiben der Einverständniserklärung für die Operation zu bewegen. Rongrong weigerte sich. Als Wang Jinghui zwei Mal versuchte, ihre Unterschrift zu fälschen, warnte Rongrong sie, dass sie das Gesetz verletzte, wenn sie das machte.

Rongrong hatte auch darum gebeten, ihre Familie rasch zu informieren, doch die Beamten des Arbeitslagers taten es nicht. Obwohl Rongrong so schwach war, gab man ihr die ersten 20 Stunden dort im Krankenhaus nichts zu essen oder zu trinken.

Als wir Rongrong am 14. Mai sahen, hatte sie immer noch große Schmerzen. Sie hatte einen Katheter und die Wunden an ihren Händen und Füßen waren immer noch schlimm. Wir konnten uns die Schmerzen, die durch die Verbrennung in ihrem Gesicht verursacht wurden, nicht einmal vorstellen. Sie hatte eine Woche danach immer noch viele Blasen und Pusteln rund um das verbrannte Fleisch und dazu Brüche in ihren Beinen und Beckenknochen.

(Fortsetzung folgt)