(Minghui.org) Als der Film „Eternal Fifty Minutes“ erschienen war, sah ich ihn mir immer wieder an. Dabei wurden Szenen lebendig, die ich vor 18 Jahren erlebt hatte.
Am 5. März 2002 erhielt ich einen dringenden Anruf von einem Praktizierenden. Er bat mich für eine „wichtige Sache“, an der sie arbeiteten, aufrichtige Gedanken auszusenden. Zu diesem Zeitpunkt wussten die meisten Praktizierenden nichts über das Einspeisen von Filmmaterial in das TV-Kabelnetz. Seine Stimme war ernst und es klang nach einer sehr dringenden und wichtigen Angelegenheit. Sofort setzte ich mich hin und sandte aufrichtige Gedanken aus. Beim Aussenden bemerkte ich, dass mein Körper von einer sehr starken Energie eingehüllt war. Später erfuhr ich, dass es sich bei der „wichtigen Sache“, um „die Einspeisung in das TV-Kabelnetz in Changchun am 5. März“ gehandelt hatte. Viele Menschen in China und in der internationalen Gesellschaft waren damals erschüttert.
Zur gleichen Zeit waren die Praktizierenden in Changchun noch mit einer weiteren Sache konfrontiert: Der Prozess gegen 13 Falun-Dafa-Praktizierende, die zuvor verhaftet worden waren. Die Gerichtsverhandlung vor dem Nanguan Bezirksgericht war für den darauffolgenden Tag, den 6. März, angesetzt. Wir Praktizierenden kooperierten als ein Körper und meine Aufgabe war es, an der Verhandlung teilzunehmen. In der Nacht vom 5. März heulten ununterbrochen die Polizeisirenen, die Atmosphäre war äußerst angespannt. Ich fühlte mich sehr niedergeschlagen.
Am 5. März stand ich sehr früh auf und zündete aus Ehrerbietung für den Meister Räucherstäbchen an.
Danach erledigte ich so viel Hausarbeit wie nur möglich. Ich vertraute meinen Familienangehörigen das Geld und andere Dinge an, für die ich verantwortlich war. Vor dem Weggehen warf ich einen Blick auf mein minderjähriges Kind und meine über 80-jährige Mutter, die fast blind ist. Dann ging ich weg.
Im Film gibt es eine ähnliche Szene. Bevor Liu Chengjun (einer der Hauptakteure bei der Einspeisung des Videomaterials) weggeht, schaut er auf das Foto seines Kindes und verabschiedet sich von seiner Frau. Die anderen Praktizierenden verabschieden sich mit dem Buddha-Gruß voneinander. Als ich das sah, kamen mir die Tränen. In diesem Moment hatte ich das Gefühl, als wäre ich ein Teil dieses Teams. [1]
Nach der Einspeisung ins Kabelfernsehen suchte die Polizei wie verrückt nach Praktizierenden, die an dieser Aktion beteiligt waren. Es kam zu Festnahmen. Trotzdem hängten einige Praktizierende in dieser Nacht vom 5. März Transparente in der Nähe des Nanguan Gerichtsgebäudes auf, welche über die wahren Hintergründe der Verfolgung informierten. Viele Einheimische hatten die Sendungen der Praktizierenden im Fernsehen gesehen. Als sie auf den Straßen die vielen Falun-Dafa-Transparente sahen, waren sie erschüttert und sagten: „Falun Dafa ist rehabilitiert worden!“
Auf dem Weg zum Gerichtsgebäude sah ich entlang der Straße sehr viele dieser Transparente hängen. Und überall standen Polizisten, Polizeifahrzeuge und Zivilpolizisten. Sie starrten jeden an, der vorbeiging. Als eine Praktizierende, die vor mir ging, festgenommen wurde, bog ich schnell in eine Seitengasse ein. Im Vorbeigehen hörte ich, wie die Menschen über die TV-Einspeisung und die Transparente sprachen. Einer zeigte auf ein Tor und sagte: „Letzte Nacht habe ich über diesem Tor Transparente gesehen. Eines links, eines rechts und eines in der Mitte, genau wie die Transparente, die wir während des chinesischen Neujahrs aufhängen.“
Da die Polizei überall nach uns suchte, bogen viele Praktizierende in jene Seitengasse ein, von wo aus wir gemeinsam aufrichtige Gedanken aussandten. Dort traf ich auch Liu Haibo und seine Frau. Liu Haibo sagte mir, dass die Audioaufnahme um 9 Uhr ausgestrahlt werde, also zum Zeitpunkt des Beginns der Gerichtsverhandlung.
Liu Haibo und ich schafften es, das Polizeiaufgebot zu umgehen. Vor dem Bezirksgericht sahen wir, wie eine junge Frau, die ein etwa drei Jahre altes Kind in ihren Armen hielt, versuchte, in das Gerichtsgebäude zu gelangen. Sie wurde von den Wachen daran gehindert und weggeschubst. Das Kind hatte Angst und schrie laut. Aber die Frau ging nicht weg und versuchte weiter, in das Gebäude zu kommen.
Liu Haibo und ich schauten uns an. Dann fragten wir das Wachpersonal: „Was ist hier los? Wie können Sie eine Frau mit einem weinenden Kind schlagen?“ Als die Wachen die vielen Menschen vor dem Gerichtsgebäude bemerkten, ließen sie die Frau in Ruhe und vertrieben die Menge. Liu Haibo und ich gingen weiter.
Kurz darauf hörte ich, dass Liu Haibo verhaftet und in Polizeigewahrsam zu Tode gefoltert worden war. Ich war sehr erschüttert. Ich hatte Liu Haibo nur zweimal getroffen. Das eine Mal war vor dem Gericht, um die bösartige Verfolgung aufzudecken. Ich glaube, dass unsere Zusammenarbeit an jenem Tag unser vorgeschichtliches Gelübde war!
Später erfuhr ich aus der Minghui-Website den Namen der jungen Frau mit dem Kind auf dem Arm. Sie war Shen Jianli, die Frau von Zheng Weidong, einer der 13 verhafteten Praktizierenden. Ich las, dass sie vor dem Nanguang Bezirksgerichts festgenommen wurde und zwei Monate später an den Folgen der Folter starb! Mindestens zwei der Praktizierenden, die ich an dem Tag getroffen hatte, wurden im Zuge der Verfolgung getötet: Liu Haibo und Shen Jianli!
Am Tag darauf startete die Polizei eine großangelegte Suchaktion und verhaftete jeden Falun-Dafa-Praktizierenden, den sie finden konnte.
Vor dem 6. März war die Polizei schon einmal bei dem Versuch gescheitert, die 13 verhafteten Praktizierenden vor Gericht zu bringen. Der erste Gerichtstermin war für den 14. Januar 2002 angesetzt gewesen. Als die Praktizierenden von diesem Termin erfuhren, riefen sie die Justizmitarbeiter an, schickten ihnen Informationen über die Zusammenhänge und Fakten der Verfolgung und sandten aufrichtige Gedanken aus. Am 14. Januar hatten sich fast 1000 Falun-Dafa-Praktizierende auf der Straße vor dem Gerichtsgebäude, in allen Stockwerken und im Hof des Gerichts versammelt. Sie sprachen mit den Gerichtsmitarbeitern und Polizeibeamten persönlich über die Fakten.
Dabei hatte mich eine Szene besonders beeindruckt:
Die Richter hoben die Gerichtsverhandlung auf. Die Gerichtsbediensteten trieben die Praktizierenden durch das Eisentor hinaus und zwangen die 13 inhaftierten Praktizierenden, nacheinander in den Gefangenentransport zu steigen. Diese 13 Praktizierenden wirkten fest entschlossen auf ihrem Weg. Wir Praktizierenden, die vor dem Tor warteten, machten vor ihnen Heshi. Die 13 Praktizierenden machten ebenfalls Heshi und sahen uns mit feierlicher Miene an.
Plötzlich rief ein kleines Mädchen, das unter uns war: „Papa! Papa …!“ Ein Praktizierender, der gerade in den Gefangenentransporter geschoben wurde, schaute zurück. Er hielt sich an der Tür des Wagens fest und versuchte, nicht hineingeschoben zu werden. Jeder von uns, der diese Szene beobachtete und die zarte und herzzerreißende Stimme des Mädchens hörte, war bewegt.
Das Eisentor öffnete sich und der Gefangenentransporter fuhr langsam hinaus. Die Praktizierenden im Fahrzeug und die außerhalb des Tores standen, winkten einander zu und machten Heshi. Die Szene war ergreifend, feierlich und würdevoll. Plötzlich rief einer der Praktizierenden: „Falun Dafa ist gut!“ Alle anderen Praktizierenden stimmten ein: „Falun Dafa ist gut! Falun Dafa ist gut …!“
Die oben beschriebenen Vorfälle ereigneten sich vor und nach der „TV-Einspeisung am 5. März 2002“ in Changchun. Obwohl inzwischen 18 Jahre vergangen sind, sind diese Szenen noch klar und lebendig in meinem Gedächtnis. Als ich mir den Film anschaute, hatte ich das Gefühl, als sei es erst gestern passiert.
Abschließend möchte ich noch einmal die Worte von Jin Xuezhe aus dem Film zitieren:
„Achtzehn Jahre sind vergangen. Obwohl viele der Praktizierenden, die damals mit mir zusammengearbeitet haben, gestorben sind, können wir immer noch auf ihrem Weg weitergehen, damit die ganze Welt die Wahrheit hören kann.“
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[1] Anmerkung der Redaktion: Liu Chengjun aus Changchun, Provinz Jilin war einer der ersten Praktizierenden, die am 5. März 2002 Filme über Falun Dafa und die wahren Begebenheiten der Verfolgung ins Kabelfernsehen von Changchun eingespeist hatte. Nach fast zweijähriger Inhaftierung und grausamen Misshandlungen starb er am 26. Dezember 2003 um 4 Uhr im chinesisch-japanischen Freundschaftskrankenhaus der Jilin Universität Changchun. (https://de.minghui.org/html/articles/2003/12/31/10021.html)