(Minghui.org) Verehrter Meister, ich grüße Sie wie auch meine Mitpraktizierenden!
Nun sind schon 20 Jahre vergangen, seitdem ich angefangen habe, Falun Dafa zu praktizieren. Als ich noch klein war, lernte ich mit meinen Eltern das Fa und übte mit ihnen. Nach meinem Abschluss an der Universität hatte ich das Glück, bei den Dafa nahen Medien anfangen zu dürfen.
Seit März vergangenen Jahres, als das Virus der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh-Virus) die USA erreichte, haben die Beamten vor Ort in Windeseile verschiedene Lockdown-Maßnahmen umgesetzt. New York war wie eine Geisterstadt. Man begegnete außer unseren Mitarbeitern, die noch zur Arbeit kamen, niemandem mehr auf den Straßen. Und so musste ich mich der ersten für mich eingerichteten Prüfung stellen.
Entsprechend den verschiedenen Lockdown-Regelungen für New York musste nicht jeder zum Arbeiten im Büro erscheinen. Es war schön, von zu Hause aus arbeiten zu können. Jedoch wusste ich, dass ich nicht diszipliniert genug war. Deshalb beschloss ich, unter allen Umständen ins Büro zu fahren.
Weil es kaum Fußgänger gab, prägten die Obdachlosen das Straßenbild nur noch mehr. Früher hatte ich meist nicht auf sie geachtet. Doch jetzt schien es, als wären sie überall und einige von ihnen benahmen sich sehr seltsam. Unterbewusst bekam ich Beklemmungen.
Eines Morgens, als ich zur Arbeit fuhr, stellte sich mir eine wahrlich seltsame Person in den Weg und bewarf mich mit irgendetwas. Als ich an jenem Abend auf den Bus wartete, sah ich nochmals einen Verrückten, der sich merkwürdig verhielt. Als ich gleich zweimal so etwas Bizarres erlebte, verstärkte sich meine Angst massiv. Ich dachte mir: „Die Medien verlangen doch nicht von jedem, für die Arbeit ins Büro zu kommen. Warum arbeitete ich also nicht von zuhause aus?“
Nachdem ich wegen dieser Angst nach innen geschaut hatte, kam mir ein Gedanke: „Hier stimmt doch etwas nicht. Ich weiß doch, dass ich zuhause nicht arbeiten kann. Haben das etwa nicht die alten Mächte arrangiert, damit ich immer mehr nachlasse? Im Büro kann ich arbeiten und mit anderen gemeinsam das Fa lernen und die Übungen machen. Möchte Meister Li (der Begründer von Dafa), dass ich nachlasse, weil ich Angst habe? Das ist ganz bestimmt nicht der Weg, den der Meister für mich arrangiert hat! Das haben sich die alten Mächte ausgedacht! Früher hatte ich nicht so genau verstanden, was „die Arrangements der alten Mächte“ sind, und daher nicht gewusst, wie ich sie ablehnen kann. Diesmal verstand ich plötzlich, wie detailliert die Arrangements der alten Mächte sind. Sie steuern jede unserer Bewegungen und Gedanken. Wenn wir uns nicht berichtigen, sind wir dabei, die Arrangements der alten Mächte zu akzeptieren.
Der Meister sagt:
„Je mehr ihr den Schwierigkeiten Aufmerksamkeit schenkt, desto schwieriger wird die Sache. Denn die Erscheinung resultiert aus dem eigenen Herzen, die Sache wird einfach noch schwieriger. Der Spruch „Die Erscheinung resultiert aus dem eigenen Herzen“ hat noch diese Bedeutung. Denn du hast die Schwierigkeiten höher bewertet und dich niedriger eingeschätzt.“ (Fa-Erklärung auf der Sitzung von The Epoch Times, 17.10.2009)
Der Meister sagt auch:
„Lasst euch nicht von dem Häretischen stören und bewegen, dann werden die schlechten Faktoren bei euch nicht auftauchen. Das Böse ist folglich winzig und ihr seid dagegen groß und eure Gedanken sind ebenfalls auch stark. Es ist wirklich immer so.“ (ebenda)
„Die halbgöttliche Kultur hat ihren Sinn. ,Die Erscheinung resultiert aus dem eigenen Herzen‘ hat auch diese Bedeutung. Denn die Menschen haben in der gesellschaftlichen Umgebung einen eigenen Bereich. Die Stimmung eines Menschen kann die Sachen, die er tut, beeinflussen.“ (ebenda)
Als ich das obige Fa las, schockierte mich das. Meine Anhaftung an die Angst verändert meine Umgebung. Das kommt alles daher, weil meine Einstellung nicht richtig ist, sodass mich meine Gefühle und die äußeren Faktoren bewegen können. Von da an stärkte ich meine aufrichtigen Gedanken. Ich hörte mir keine Popsongs mehr an und hörte nur noch das Shen- Yun-Symphonie-Orchester, wenn ich auf der Straße lief. Selbst wenn ich im Zug saß, lernte ich das Fa.
Das ging so bis weit in den April hinein. Meine Angst war weniger geworden, aber ich wusste, dass sie noch da war. Auf der Straße begegnete ich allen möglichen seltsamen Gestalten, die anderen Praktizierenden bestimmt nicht über den Weg gelaufen wären. Einige brüllten mich an, andere rempelten mich, weil sie Geld von mir erbetteln wollten. Ich hasste sie immer mehr. Erst war es Angst, dann Hass. Ich fand, dass solche Leute einfach faul waren und von staatlicher Unterstützung lebten. Wie konnten sie es dann auch noch wagen, den Menschen Angst einzujagen? Meine Gedanken über sie wurden immer negativer. Doch je negativer ich dachte, umso mehr zog ich solche wilden Sachen an.
Eines Abends, als ich an den nächsten Arbeitstag dachte und dass ich zur Arbeit laufen und vielen merkwürdigen Leuten begegnen würde, kroch die Angst in mir hoch, sodass ich kalte Füße bekam. In diesem Moment beschloss ich, das Fa zu lernen und mich nicht von der Angst überwältigen zu lassen. Ich schlug Hong Yin auf und las „Vollendet, volbracht“.
Darin sagt der Meister:
„Hinwegkultiviert, Ruhm Reichtum Gefühle, Vollendet, steigen in die Himmelsgewölbe, Barmherzig die Welt schauen, Erst dann, erwacht aus dem Nebel.“ (Vollendet, vollbracht, 21.04.1996, in: Hong Yin I)
Diese Zeilen verwirrten mich: „Barmherzig die Welt schauen“. Wie konnte ich der menschlichen Welt Barmherzigkeit entgegenbringen, nach allem, was ich erlebt hatte? Ich las das Gedicht noch einmal. Gerade als ich die erste Zeile las („Hinwegkultiviert, Ruhm Reichtum Gefühle“) verstand ich, dass ich meine Anhaftungen an Ruhm, Reichtum und Gefühle aufgeben musste. Ich fing an, nach innen zu schauen.
Konnte alles, was ich auf der Straße erlebt hatte, meine Anhaftungen an Ruhm, Reichtum und Gefühle sichtbar machen? Ich dachte immer, sie seien faule, unnütze Leute, während ich jeden Tag fleißig im Büro arbeitete. Ich schaute auf sie herab und hatte das Gefühl, dass ich mehr Verantwortung für mein eigenes Leben übernähme. So dachte ich nur, weil ich gerne berühmt sein wollte und immer angab. Meiner Meinung nach nahmen diese Leute nur und gaben nichts. Das Geld, wofür andere hart arbeiteten, bekamen sie einfach über staatliche Leistungen ausgezahlt. Sie nutzten die Mittel aller, obwohl sie noch nicht einmal arbeiteten.
Meine Gedanken wurden durch Gewinnsucht und Neid hervorgerufen. Und die Angst, der Ärger, der Hass, die Traurigkeit und Enttäuschung: all das waren Gefühle.
Als mir das klar wurde, wurde die Last, die ich trug, gleich einmal halbiert. Obwohl die Angst noch nicht ganz verschwunden ist, kann ich nun klarer erkennen, wie ich meine Einstellung ändern kann.
Am nächsten Tag merkte ich mir auf dem Weg zur Arbeit die folgenden Zeilen des Meisters:
„Dafa-Jünger, ihr seid der goldene Glanz in der trüben Welt, die Hoffnung für die weltlichen Menschen, Fa-Tu, die den Meister unterstützen und die zukünftigen Fa-Könige.“ (Gratulation, 31.12.2005, in: Essentielles für weitere Fortschritte III)
Als ich dies immer wieder aufsagte, verstärkten sich meine aufrichtigen Gedanken und es gab nichts zu fürchten.
Als ich mir das erste Teilstück „Dafa-Jünger, ihr seid der goldene Glanz in der trüben Welt“ einprägte, erinnerte ich mich an etwas: Anfang März war ich mit einigen Praktizierenden die Straße entlanggelaufen. Da sah uns eine Dame aus dem Kaukasus von der gegenüberliegenden Straßenseite. Als wir auf ihrer Höhe waren, hielt sie uns an und fragte: „Wo kommt ihr denn alle her? Ihr strahlt alle sehr starke Energie aus.“ Als ich mich noch einmal daran erinnerte, erfüllte mich das mit Dank. Der Meister hatte das schon vorher geplant, um mich daran zu erinnern, dass alle Dafa-Schüler über Energie verfügen und der goldene Glanz in der trüben Welt sind. Es gibt nichts zu fürchten, solange ich die drei Dinge tue. Der Fashen des Meisters ist immer da.
Meine Angst vor Verrückten und Obdachlosen verschwand Anfang Mai. Jedoch kam gleich danach eine weitere Xinxing-Prüfung. In der Situation der Pandemie und damit bei den gewöhnlichen Menschen keine Missverständnisse aufkommen, tragen wir im Fahrstuhl alle Masken. Mitarbeiter, die mit ihrer Arbeit fertig sind, können nach Hause gehen, anstatt sich die Zeit noch im Büro zu vertreiben. Von Zeit zu Zeit sehe ich viele Praktizierende, die sich nicht darum kümmern und einfach das machen, was sie wollen. Wenn jemand sie auf das Problem anspricht, sagen sie einfach: „Hast du sonst nichts zu tun?“ So wurde ich immer ärgerlicher. Wir wissen alle, dass uns Dafa-Jüngern nichts passiert. Aber wieso konnten wir in dieser Hinsicht nicht einfach einmal gut zusammenarbeiten?
Neben der Wut auf diese Mitpraktizierenden ärgerte ich mich auch noch über mich selbst, weil ich ein solches Verhalten nicht tolerieren konnte. Worauf würde ich diesbezüglich beim Nach-innen-Schauen wohl stoßen? Als ich mich mit anderen Praktizierenden darüber austauschte, sagte jemand, dass das chinesische Schriftzeichen in der Redewendung „Diejenigen, die Schlechtes tun, so hassen wie die eigenen Feinde“ dem Schriftzeichen in dem Wort Neid entspricht. Wenn einem also nicht gefällt, wie sich andere benehmen, ist das eine Form von Neid. Aha! Es war also der Neid! Ich war neidisch, weil andere tun und lassen konnten, was sie wollten, während ich mich an die Regeln halten musste. Zu dieser Zeit lernte ich das Fa und der Meister sagt:
„Ein neidischer Mensch schaut gerne auf andere herunter“ (Falun Gong – Der Weg zur Vollendung, S. 52)
Ich verstand tiefer, dass ich nicht nur neidisch war, sondern auch noch auf andere herabschaute. Wenn ich auf andere herabschaue, glaube ich, dass ich besser als die anderen bin. Ich möchte also angeben!
Im Juni kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen auf der Straße. Weil ich mich bei den Medien um die neuesten Schönheitstrends kümmere, glaubte ich zuerst nicht, dass diese Bewegung viel mit uns zu tun hätte. Dann wurde mir bewusst, wie stark die amerikanische Jugend durch linkes Gedankengut vergiftet worden war. Alle Marken, die in den sozialen Medien beworben wurden, unterstützen diese Bewegung. Wenn man sich nicht für diese Bewegung ausspricht, werden einen die Leute angreifen und kritisieren. Natürlich wird unser Kanal diese Bewegung nicht unterstützen. Insofern sind wir wirklich zu einer großen Zielscheibe der Kritik geworden. Da ich Redakteurin für unsere soziale Medien bin, stehe ich an vorderster Front und werde mit negativen Kommentaren und Nachrichten überhäuft. Dadurch bekam ich immer schlechtere Laune und ich wusste nicht mehr, was ich machen sollte. Ich fühlte mich so, als würde die Kulturrevolution in Amerika stattfinden.
Zu dieser Zeit fing ich an, darüber nachzudenken, was Nachsicht ist. Wie konnte ich in solchen Situationen meine Nachsicht verlieren und wütend oder traurig werden? Dann las ich etwas, was der Meister gesagt hatte:
„In Wirklichkeit hast du noch nicht einmal die normale Nachsicht erreicht. Wenn du da sitzt und denkst, dass du Nachsicht üben kannst, dann ist das nichts und nur leere Träumerei.“ (Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz der Betreuer in Changchun, 26.07.1998)
Die Worte des Meisters „In Wirklichkeit hast du noch nicht einmal die normale Nachsicht erreicht“ hatten eine große Wirkung auf mich. Ich hatte immer gedacht, ich wüsste, was Nachsicht ist. Doch ich konnte nicht wirklich Nachsicht üben.
Ich fing an, noch einmal über die Geschichte über Han Xin nachzudenken. Mir wurde klar, dass seine erste Reaktion, als er von einem Ganoven herausgefordert wurde, die Frage war: „Wozu dich enthaupten?“ Solche Worte können nur aus dem Mund von einem kommen, der sich überhaupt nicht bewegen lässt, weil die ganze Sache für ihn gar kein Problem ist.
Da verstand ich, dass Nachsicht heißt, sich überhaupt nicht bewegen zu lassen. Ich hatte immer gedacht, dass ich nachsichtig sein könnte, wenn etwas passierte. Ich tue nichts Unbesonnenes, obwohl ich wütend oder traurig bin – das wäre also Nachsicht. Wirklich nachsichtig ist man aber erst, wenn man sich kein bisschen bewegen lässt. Ich fing an, mir Gedanken darüber zu machen, wie ich inmitten von Konflikten ruhig bleiben könnte und mich nichts mitnehmen würde. Ich überlegte hin und her, fand aber keine Antwort. Die Zukunft würde schon noch zeigen, wie man damit umgeht.
Im Juli fühlte ich nach verschiedenen öffentlichen Krawallen, dass das Karma hier in den Vereinigten Staaten zugenommen hat, weil die Menschen immer aggressiver wurden. Gleichzeitig fanden mehr rücksichtslose Angriffe statt. Ich wusste, dass ich meine Angst vor verrückten Leuten, die im März aufgekommen war, noch nicht vollständig losgelassen hatte. Also musste ich mich erneut mit dem Thema auseinandersetzen und die Angst ablegen. Anfangs befürchtete ich, wenn ich auf der Straße lief, dass irgendetwas Seltsames passieren könnte. Gleichzeitig sendete ich aufrichtige Gedanken aus, um das Gedankenkarma zu beseitigen. Meine Wut auf diese Leute verschwand. Ich denke positiv über sie und kann ihre guten Seiten sehen.
Eines Tages, als ich mit meiner Mitbewohnerin ins Büro fuhr und wir uns darüber unterhielten, wie die Vereinigten Staaten vom Geist des Kommunismus durchdrungen sind, stiegen erneut Wut und Groll in mir hoch. Wie zu erwarten war, beeinflusste ich mit meinen negativen Gedanken die Umgebung und auf unserem Weg begegneten wir einem Obdachlosen, der uns anbettelte und Geld haben wollte. Meine Mitbewohnerin wehrte mit einer Handbewegung ab und sagte „Tut mir leid“, um danach weiterzugehen. Der Obdachlose stieß meine Mitbewohnerin wirklich hart, aber wir schenkten dem keine Beachtung. Danach trat er sie kräftig. Meine Angst wurde wieder riesengroß und ich konnte mich nicht beruhigen, noch nicht einmal, als wir im Büro ankamen. Es tat mir auch für meine Mitbewohnerin leid, denn ohne meine negativen Gedanken wäre uns das bestimmt nicht passiert.
Kurze Zeit später gab es eine Messerstecherei in der Nähe unseres Büros. Ich konnte überhaupt nicht damit umgehen. Meine Angst war so groß, dass der Weg von und zur Arbeit zur Folter wurde. Ich fürchtete mich noch nicht einmal so sehr davor, dass ich verletzt oder getötet werden könnte. Es war diese Unsicherheit, dass ich nicht wusste, ob etwas passieren würde oder nicht, die mich um den Verstand brachte. Am meisten fürchtete ich diese Unsicherheit. Dann fing ich an, nach innen zu schauen, um herauszufinden, warum ich solche Gefühle hatte.
Eines Tages hörte ich einen Praktizierenden sagen, ein anderer Praktizierender hätte Symptome des KPCh-Virus und sei ins Krankenhaus gegangen. Als ich mich mit dem Praktizierenden, der ins Krankenhaus gegangen war, unterhielt, um herauszufinden, wieso er so gehandelt hatte, stellte sich heraus, dass er sich in dieser Situation sehr unsicher gefühlt hatte. Er hatte sich Gedanken darum gemacht, wer das Virus bekommen hatte und bekam dann auch die Symptome. Durch diesen Vorfall musste ich mich fragen, ob ich nicht genauso war. Obwohl ich wusste, dass die Dafa-Schüler vom Meister beschützt werden und nichts Schlimmes passieren kann, gab es tief in mir den Gedanken, dass ich geschlagen oder beschimpft werden könnte, selbst wenn ich nicht mal so eben sterben würde. Unbewusst suchte ich die Konfrontation und natürlich trat sie dann ein.
Am selben Tag sprach eine andere Praktizierende darüber, dass sie, als sie in China war, die Lust und Begierde nicht hatte ablegen können, woraufhin sie verhaftet und in ein Arbeitslager gebracht worden war. Warum war mir immer noch nicht klar geworden, dass es eigentlich die Anhaftung an Lust und Begierde war? Selbst wenn nur ein Hauch dieser Anhaftung bleiben würde, würden die alten Mächte das ausnutzen, uns nach unten ziehen oder uns sogar verfolgen.
Ich verstand langsam, dass ich mich stark abhängig machte, wenn ich keine Angst vor dem Ergebnis, aber vor dem Ablauf hatte. Egal, wie die Sache ausginge, so wünschte ich mir doch jemanden, der mir dabei helfen konnte, alle Probleme im Verlauf dieser Sache zu lösen. Dann wäre ich in Sicherheit und müsste mir nicht pausenlos Sorgen machen. Als ich am Anfang Angst vor verrückten Leuten hatte, wünschte ich mir jemanden, der mich auf meinem Arbeitsweg begleiten würde. Dann bekam ich den Eindruck, dass doch nur ein Mann in der Lage war, mir Sicherheit zu geben. Am Ende hatte ich sogar das Bild eines großen und starken Typen vor Augen, der mich beschützen würde. Das Bild in meiner Vorstellung glich den männlichen Helden in den Actionfilmen, die ich mir zu dieser Zeit ansah. Ich wusste schon immer, dass es wirklich nicht gut war, mir solche Filme anzusehen. Am Ende verstand ich, dass Lust und Begierde dadurch erweckt wurden und diese mich zu stark im Griff hatten. Wenn ich nicht mit den Mitpraktizierenden darüber ausgetauscht hätte, wäre mir nie in den Sinn gekommen, dass dies alles mit Lust und Begierde zusammenhing! Kein Wunder, dass ich nicht die Wurzel des Problems der Gefühle hatte packen können, als ich im April das Gedicht „Vollendet, vollbracht“ gelesen hatte und immer verstanden hatte, dass ich meine Anhaftungen an Ruhm, Reichtum und Gefühle ablegen musste. Ich dachte, dass es um Angst, Wut oder Trauer ging, doch in Wirklichkeit ging es um Lust und Begierde!
Nachdem mir der Ernst der Lage klar geworden war, hörte ich auf, mir koreanische Filme anzusehen. Ich hatte sogar das Gefühl, dass schon allein das Wort „qing“ (Gefühle) ein Schlammhaufen und eine klebrige Substanz war, die mich am fleißigen Vorankommen hinderte. Es war so klebrig, dass sich mein ganzer Körper unwohl fühlte. Also machte ich mir Gedanken, wie ich „qing“ komplett loswerden könnte.
Der Meister sagt:
„Wenn ich euch sage, was es damit auf sich hat – lernt mehr das Fa. Wenn die aufrichtigen Gedanken immer stärker werden, wenn du wirklich allen Wesen gegenüber barmherzig bist, dann werden die Gefühle dich nicht mehr stören.“ (Erläuterung des Fa auf der Fa-Konferenz im Westen der USA zur Zeit des chinesischen Laternenfestes 2003, 15.02.2003)
Deshalb lernte ich mehr das Fa. Zusätzlich zum regulären Fa-Lernen im Team und während der Fahrt zur Arbeit las ich noch eine Lektion nach der Arbeit. An manchen Feiertagen lernte ich sogar vier bis fünf Lektionen im Zhuan Falun. Nachdem ich mehr Fa gelernt hatte, veränderte sich mein Raumfeld. Das klebrige Gefühl der Emotionen verschwand. Ich fühlte mich befreiter im Kopf und die Luft wurde klarer. Es wunderte mich, wie mächtig das Fa ist.
Als es Oktober beziehungsweise November wurde, ließ ich langsam in der Kultivierung nach. Obwohl ich immer noch feste Zeiten zum Fa-Lernen und für die Übungen eingeplant hatte, nahm ich mir am Ende nicht mehr soviel Zeit dafür wie früher und war auch nicht mehr so konzentriert. Obwohl ich den früheren Zustand beim Fa-Lernen wirklich wieder erreichen wollte, sagte ich mir oft: „Ab nächster Woche gebe ich mir wieder richtig viel Mühe! Denn jede neue Woche markiert einen neuen Anfang!“ Am Ende verlegte ich mein Vorhaben immer wieder in die Zukunft. Ich konnte einfach nicht fleißiger werden und hörte mir wieder Popsongs an.
Erst im Februar fiel es mir dann wie Schuppen von den Augen, dass es so nicht weitergehen konnte. Mein Leben war so angenehm gewesen in den paar Monaten, in denen ich nachgelassen hatte. Es hatte gar keine Prüfungen gegeben oder Gelegenheiten, nach innen zu schauen oder Anhaftungen loszulassen. Ich wurde langsam nervös. Kümmerte sich der Meister etwa gar nicht mehr um mich? Ich spürte, dass ich mich zusammenreißen musste. Dieser scheinbar so kleine, aber reine Gedanke brachte eine große Wirkung. Da ich wieder fleißig werden wollte, konnte ich noch am selben Tag mit Elan durchstarten. Ich machte mir Gedanken, wie ich mehr Zeit zum Fa-Lernen und für die Übungen finden könnte und nahm mir sogar noch mehr Zeit für die aufrichtigen Gedanken, um mein Gedankenkarma zu beseitigen.
Ich wurde fleißiger und erlebte Ausbrüche des Krankheitskarmas. Im ganzen Oberkörper und unteren Rücken schmerzte es so sehr, dass ich weder vernünftig sitzen noch stehen konnte. Selbst wenn ich mich hinlegte, fühlte es sich nicht gut an. Aber im Herzen war ich froh: „Oh! Der Meister kümmert sich wieder um mich! Danke, Meister!“ Dieser Prozess war qualvoll und jede Bewegung fühlte sich wie Folter an. Wenn ich mich bei der vierten Übung beispielsweise nach unten beugte, verzog ich das Gesicht vor Schmerzen zu einer Grimasse. Ich wusste, dass es daran lag, dass ich die letzten Monate das Fa nicht gut gelernt und mir keine so große Mühe bei den Übungen gegeben hatte. Es hatte sich viel Karma angesammelt und nun musste ich es aushalten. Im Herzen war ich froh und wusste, dass es vorübergehen würde.
Die körperlichen Schmerzen hatte ich eine Woche lang. Gerade zu dieser Zeit sollte ich mein Gehalt bekommen. Da der Zahltag aber mit dem chinesischen Neujahr zusammenfiel, würden die Banken in Taiwan fünf bis sechs Tage geschlossen sein. Wenn das Geld nicht vor den Feiertagen ankäme, müsste ich eine weitere Woche auf mein Geld warten. Eben weil es mir so wichtig war, kam das Geld nicht rechtzeitig und ich musste noch eine Woche warten. Ich musste einige Überweisungen tätigen, so dass ich beinahe komplett pleite gewesen wäre. Dieser Vorfall befeuerte meine Wut. Ich fühlte mich ungerecht behandelt und war so sauer, dass ich am liebsten mit allen möglichen Dingen um mich geworfen hätte.
„Ich habe mich nie um eine Gehaltserhöhung bemüht, obwohl ich mit einem sehr niedrigen Gehalt bei den Medien eingestiegen bin“, dachte ich. „Ich habe mich nie beschwert und war mir darüber im Klaren, dass wir hier Menschen retten. Für mich war es schon in Ordnung, wenn ich mit dem Geld einigermaßen über die Runden kam, ohne dass ich meine Eltern um Geld bitten musste. Und nun das! Warum konnte denn mein wirklich kleiner Wunsch, mein Gehalt pünktlich zu bekommen, nicht erfüllt werden? Was war denn schon falsch daran, dass ich einfach nur das Nötigste bezahlen wollte?“ Ich wollte einfach ein normales Leben haben.
Als ich mich mit einem Praktizierenden austauschte, sagte ich: „Mir kommt es so vor, dass wir wegen der Pandemie, den Krawallen und der US-Wahl seit letztem Jahr keinen einzigen gewöhnlichen Tag mehr hatten. Und nun kommt zu meiner körperlichen Reinigung auch noch das Ausbleiben der Zahlungen. Das Maß ist wirklich voll.“ Der Praktizierende fragte mich daraufhin: „Aber warum macht es dir so viel aus?“ Ich konnte ihm nicht sofort antworten. Doch als ich mich beschwerte, tauchte wieder dieser Satz in meinem Kopf auf: „Ich möchte ein normales Leben haben.“ Als ich tiefer darüber nachdachte, musste ich feststellen, dass sich hinter all dem, was geschehen war, eine extrem starke Anhaftung an Annehmlichkeiten versteckte. Obwohl ich nicht reich werden wollte, hielt ich immer noch an einem komfortablen Leben fest, wenn ich mir ein ganz normales Leben wünschte.
Der Meister sagt:
„Außerdem, wie kannst du dich noch kultivieren, wenn du gar keine Sorgen und Probleme mehr hast? Ganz gemütlich die Übungen praktizieren? Wo gibt es denn so etwas? Das denkst du aus der Sicht eines gewöhnlichen Menschen.“ (Zhuan Falun 2019, S. 200)
War es bei mir nicht dieser Fall? Ich wollte mich einfach und bequem kultivieren! Plötzlich fiel mir ein Abschnitt aus dem Jingwen „Buddha-Natur und Dämon-Natur“ ein, auf das mich vor wenigen Monaten ein Praktizierender hingewiesen hatte, der wusste, wie faul ich war.
Darin sagt der Meister:
„Die Dämon-Natur der Menschen ist Boshaftigkeit. Sie zeigt sich im Töten, Stehlen, Rauben, Egoismus, häretischen Gedanken, Hervorrufen von Zwistigkeiten, Anstiftung, Verbreitung von Gerüchten, Neid, Bösartigkeit, Wahnsinn, Faulheit, Blutschande usw..“ (Buddha-Natur und Dämon-Natur, 26.08.1996, in: Essentielles für weitere Fortschritte I)
Der Praktizierende sagte: „Merkst du was? Die Dämon-Natur schließt so viele Verfehlungen mit ein. Etwas versteckt und doch dabei ist auch die Faulheit. Das heißt also, dass Faulheit genauso schlimm ist wie all die anderen Schlechtigkeiten.“ Als ich das hörte, war ich völlig baff. Ich hatte dieses Jingwen viele Male gelesen, es mir sogar eingeprägt. Doch das war mir vorher noch nie so bewusst geworden. Obwohl es so war, hatte ich damals noch nicht vollumfänglich den innewohnenden Zusammenhang zwischen Dämon-Natur und Faulheit verstanden. Erst als jetzt mein Gehalt nicht kam und meine unterdrückte Wut, die ich seit vergangenem Jahr mit mir herumtrug, vollends entfacht wurde, wurde mir klar, dass die Anhaftung an Bequemlichkeit einen faul werden lässt. Und als ich in diesem Zusammenhang dann so stark explodierte, wurde mir vollkommen offenbar, warum Faulheit dämonisch ist.
Während ich im vergangenen Jahr alle möglichen Schwierigkeiten überwand, ließ ich viele Emotionen los, etwa die Angst, die Wut und die Traurigkeit. Alles in allem fühlte ich mich wirklich zufrieden, dass ich so schnell mein Karma zurückzahlen und die Anhaftungen loslassen konnte. Tief im Herzen dankte ich dem Meister für die Schwierigkeiten, die er mir bereitete. Warum wurde ich bloß so wütend?
Doch dieses mechanische „Aushalten“ ist nur eine sehr gewöhnliche menschliche Methode, um tolerant zu sein. Es war dieses Aushalten, bis man nicht mehr kann und nicht die wahre Toleranz, die ein Kultivierender haben soll. Ich fing also erneut an, mich mit der Frage der Nachsicht und Toleranz zu beschäftigen. Es ging mir dabei um den Aspekt, wie man sich überhaupt nicht bewegen lässt, wenn man wirklich nachsichtig ist.
Der Meister sagt:
„Ihr wisst, dass unter den Kultivierenden oft Folgendes gesagt wird: Nur wenn du eine Anhaftung hast, bist du innerlich betroffen. Wenn du aber keine Anhaftung hast, wirst du nichts spüren; es ist dann wie ein Windhauch, der über dich hinwegweht. Wenn du hörst, wie jemand sagt, dass du irgendein schreckliches Verbrechen begehen willst, wirst du es einfach nur amüsant finden. (Der Meister lacht.) Du wirst denken: „Wie kann das möglich sein?“, und wirst darüber lachen.“ (Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz in San Francisco 2014 – Fragen und Antworten, 16.10.2014)
Die Antwort war ganz einfach: Ich hatte Anhaftungen. Ich musste sie finden und beseitigen. Dann würde sich mein Herz mit der Zeit nicht mehr bewegen lassen.
Der Meister sagt:
„Zur Nachsicht gehört Verzicht. Die Fähigkeit zum Verzicht ist die höhere Form der Kultivierung.“ (Nichts-Auslassen, 26.04.1996, in: Essentielles für weitere Fortschritte I)
Ich konnte bemerken, dass ich immer tiefgehender verstand, was Nachsicht bedeutet. Vorher hatte ich geglaubt, dass man beim Beseitigen der Anhaftungen schlechte Dinge entfernte. Doch der Begriff „Nachsicht“ geht weit über dieses Verständnis hinaus. Es mussten nicht nur schlechte Substanzen weggeräumt werden. Manchmal mussten auch scheinbar gute Dinge aufgegeben werden. Würde ich bei einem völlig leergefegten Bankkonto immer noch ruhig bleiben können, obwohl ich immer beteuert hatte, dass ich nicht so stark an Reichtum festhielt und mir ein kleines Gehalt völlig ausreichen würde? Wenn ich noch einmal darüber nachdachte, störte es mein normales Leben doch kaum, wenn ich das Geld erst eine Woche später erhielt. Weil ich materiell kaum etwas brauche, ist es doch unerheblich, ob ich Geld auf dem Konto habe oder nicht. Damit ich auf meine starke Anhaftung an Bequemlichkeit aufmerksam werde und ein höheres Verständnis von Nachsicht erlange, hat der Meister verschiedene Situationen für mich arrangiert, damit ich zur Erkenntnis komme. Ich danke ihm vielmals dafür.
Der Meister sagt:
„Wisst ihr, was ein schlechter Mensch bedeutet? Warum wird ein schlechter Mensch schlecht? Eben weil zu viele schlechte Dinge in seinen Kopf eingetrichtert wurden und er zu viel Schlechtes gelernt hat. Er hat den ganzen Kopf voll mit schlechten Dingen; ganz gleich, ob er das zeigt oder nicht, er ist ein schlechter Mensch. Woher kommen also diese schlechten Dinge? Sind sie nicht durch die Ohren hineingekommen?“ (Fa-Erklärung auf der ersten Fa-Konferenz in Nordamerika, 29.-30.03.1998)
Als ich das las, musste ich erst einmal Luft holen. Ich hatte immer geglaubt, dass böse Menschen alle möglichen schlechten Taten begehen, also solche Menschen wie Diebe und Räuber. In Wirklichkeit ist man aber schon ein schlechter Mensch, wenn man den Kopf voller schlechter Dinge hat!
Werden wir denn nicht dadurch, dass wir uns Filme anschauen und Popmusik anhören zu solchen „schlechten Menschen“? Nur wenig später las ich die Fa-Erklärung auf der europäischen Fa-Konferenz.
Darin sagt der Meister:
„Was ist ein schlechter Mensch? Dinge der Gewalt, Dinge der Erotik, die von den gesellschaftlichen Propagandaorganisationen, verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht werden, sind in deinen Kopf gefüllt worden. Trotzdem guckt ihr sie noch gerne an. Ist viel davon in dich gefüllt, dann bist du genauso.“ (Fa-Erklärung auf der europäischen Fa-Konferenz, 30.-31.05.1998)
Ich nahm mir zum wiederholten Male vor, mir keine Popmusik mehr anzuhören. Ich wollte mir so etwas nicht mehr anhören oder anschauen. Wenn ich etwas freie Zeit habe, sollte ich mehr Fa lernen und noch etwas üben. Schon bald wurden mein Raumfeld und meine Umgebung wieder klarer. Selbst die Luft schien frischer.
Durch all die Schwierigkeiten, denen ich im vergangenen Jahr begegnet bin, habe ich die mächtige Tugend und große Barmherzigkeit des Meisters erkannt. Solange ich das Fa gut lerne, kann ich die Antworten im Fa finden, wenn ich auf Hindernisse stoße. Durch all das erhöhe ich mich immer weiter und verstehe das Fa immer tiefer. In diesem Jahr habe ich wirklich begriffen, was diese Gedichtzeile bedeutet:
„Bitternis ertragen für Freude halten“ (Das Herz leiden lassen, 17.12.1976, in: Hong Yin I)
Jeder bestandenen Prüfung folgten tiefgehende Wandlungen. Die Last meiner Eigensinne wurde jedes Mal etwas kleiner, wenn ich etwas mehr verstand. Ich bin dem Meister unglaublich dankbar, dass er mich nie aufgegeben hat.
Danke, Meister! Vielen Dank, liebe Mitpraktizierenden!