SARS droht jetzt auch das wichtigste chinesisch-deutsche Prestigeprojekt lahm zu legen. Wegen der damit verbunden Ausbreitungsgefahr der gefährlichen Lungenkrankheit will die Betreibergesellschaft den Transrapid in Schanghai weiterhin im Hangar lassen.

Schanghai/Jakarta/Washington - "Die Gesundheit der Menschen geht vor", sagte ein Sprecher der Schanghai Maglev Transportation Development gegenüber der Tageszeitung "Shanghai Daily". Die mit deutscher Technik gebaute Magnetschwebebahn hatte allerdings schon seit Mitte März wegen verschiedener technischer Probleme stillgestanden. Offiziell war von einer Systemanpassung die Rede.
Die Wiederinbetriebnahme war ursprünglich pünktlich für die Maifeiertage geplant, um das Geschäft mit den zahllosen Touristen nicht zu verpassen. Auf Grund des Ausfalls von bis zu zwölf Fahrten pro Tag kalkuliert die Betreibergesellschaft jetzt Verluste in Höhe von umgerechnet rund 600.000 Euro pro Tag.

Der Transrapid, der sich seit der Jungfernfahrt Ende vergangenen Jahres zum Touristenmagneten entwickelt hatte, verbindet eine U-Bahnstation am Stadtrand mit dem rund 30 Kilometer entfernten internationalen Flughafen in Pudong.

Der Ausfall trägt einen Teil zu den Verlusten bei, die die grassierende Lungenkrankheit der gesamten Wirtschaft Ostasiens zufügt. Diese werden nach Einschätzung der Weltbank mindestens 15 Milliarden Dollar ausmachen. Dies entspreche einem erwarteten Minus beim Wachstum in der Region um 0,3 Prozentpunkte, teilte Weltbank-Vizepräsident Jemal-ud-din Kassum auf einer Videopressekonferenz am Donnerstag aus Washington mit.

Am stärksten betroffen sei der Dienstleistungssektor mit den Branchen Reise, Transport und Einzelhandel. Die größten Einbußen in Ostasien verzeichneten Hongkong, Singapur und Taiwan. Die Auswirkungen von SARS auf die Wirtschaft gründeten sich fast ausschließlich auf Ängsten der Bevölkerung, sagte Kassum. Dem entgegenwirken könne nur eine offene Informationspolitik in den betroffenen Ländern.