Nürnberger Nachrichten: Chinas Botschaft verärgert über Teilnahme von Falun-Gong-Anhängern bei Historien-Festzug in Kronach (18.06.03)
„Mit Lügen und Intrigen die chinesische Regierung angegriffen“ — Seit Jahren Bestandteil des kulturellen Lebens
KRONACH — Stadtfest mit Folgen: Weil beim Festzug zur 1000-Jahr-Feier der Stadt Kronach Mitglieder einer örtlichen „Falun- Gong“-Gruppe mitzogen, hat die chinesische Botschaft in Berlin über die Lucas-Cranach-Stadt scharf protestiert.
In einem Brief, der unkommentiert und in voller Länge in der örtlichen Zeitung abgedruckt wurde, warnt der Botschaftsrat und Pressesprecher der chinesischen Botschaft, Li Nianping, vor den „Irrlehren“ und der „Unmenschlichkeit dieser Sekte“, durch die schon „mehr als 1.600 Menschen umgekommen sind“. Mit Lügen und Intrigen wie in Kronach versuchten die Anhänger die „chinesische Regierung anzugreifen“.
Bürgermeister Manfred Raum versteht die Aufregung nicht. In Kronach gehört die „Falun-Gong“- Gruppe schon seit Jahren zum kulturellen Leben der Stadt. Bei der Landesgartenschau vor zwei Jahren konnten die Mitglieder ihre Meditationsübungen vorführen und in der staatlichen Frankenwaldklinik werden zwei Mal pro Woche Übungsstunden angeboten.
„Falun Gong“ wurde 1992 von dem Chinesen Li Hongzhi, der jetzt in den Vereinigten Staaten im Exil lebt, gegründet. Nach den Prinzipien „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht“ sollen die Anhänger seiner Ideen täglich fünf Meditationsübungen zur „Vollendung und Rückkehr zum wahren Ursprung“ absolvieren. 1999 wurde dann „Falun Gong“ in China verboten und seitdem geht die chinesische Regierung nach den Beobachtungen von Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International mit unbarmherziger Härte gegen die Mitglieder vor. Mehrere Hundert Menschen sollen seitdem durch Folter und Mord getötet worden sein. Zigtausende wurden in Umerziehungslager oder in die Psychiatrie gesteckt. Warum die chinesischen Kommunisten derart heftig mit der Bewegung umgehen, ist nicht ganz klar. Beobachter wie der Heidelberger Sinologe Rudolf Wagner vermuten jedoch, dass die KP Chinas entsetzt darüber ist, dass es Menschen gibt, die „jenseits der Partei eigene geistige Wertorientierung entwickeln“.
2000 Anhänger
In Deutschland leben etwa 2000 Falun-Gong-Anhänger. Für den bayerischen Verfassungsschutz bieten die Mitglieder „keinerlei Grund zum Beobachten“, wie ein Sprecher sagt. Und auch für Ullrich Dehn von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Berlin ist „Falun Gong“ lediglich eine „Meditationsbewegung mit stark religiösen Anteilen“.Klaus Müller von der Kronacher „Falun-Gong“-Gruppe nimmt die Angriffe der chinesischen Botschaft gelassen: „Die KP Chinas geht gegen alles vor, was nicht in ihr Weltbild passt“ — und erhält Unterstützung eines Sprechers des bayerischen Innenministerium: „Den Chinesen passt auch der Dalai Lama nicht."
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