Chamer Zeitung (Deutschland): Ein spiritueller Weg aus alter Zeit
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Anfangs erhielt die Bewegung Unterstützung von der chinesischen Regierung, wurde dann aber 1999 als Sekte bezeichnet, verboten und von der Partei in der Öffentlichkeit massiv angegriffen. Insbesondere die damit verbundenen Menschenrechtsverletzungen sind es, die immer wieder angeprangert werden.
Bei der Ausstellung am Samstag in der Chamer Stadthalle gab es zu diesem Thema reichlich Information in Form von Fotos und Schriften; auch wurde mit Unterschriftenlisten die Möglichkeit geschaffen, sich für die Belange der Verfolgten einzusetzen.
Als Vertreter der IGFM ( Internationale Gesellschaft für Menschenrechte) rügte Utz Römer insbesondere das " Wegschauen" der westlichen Welt- vor allem aus wirtschaftlichem Interesse. Auch etliche andere Religions- und Völkergemeinschaften würden in China darunter leiden. Umso erfreulicher sei die Nachricht gewesen, dass durch gezielte Unterschriftenaktion und das Intervenieren hochrangiger deutscher Politiker die Freilassung Xiong Weis im Januar dieses Jahres erreicht werden konnte(siehe eigener Bericht).
Min Teng-Schwägerl, die sich in Cham sehr für die Belange der Falun Gong -Bewegung einsetzt, berichtete mit einer Fotopräsentation von ihrem Besuch im Paris, bei dem sie wegen des Mitführens von Falun Gong-Schriftzeichen und- Kleidung zusammen mit ihrem Ehemann verhaftet und längere Zeit in Arrest gehalten wurde. Ursächlich sei hieran wiederum das Mutterland China Schuld wegen bewusster Falschinformation an die örtlich zuständigen Polizeidienststellen seien derlei Vorfälle für Praktizierende kein Einzelfall, sondern gezielte Verfolgung. Ohne Zwischenfälle verlief hingegen ihr Besuch in Athen- dort erhielt Falun Gong von der griechischen Regierung die Genehmigung zur Teilnahme an der Parade während der diesjährigen olympischen Spiele.
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In China sind die Gedanken nicht frei
Im Gespräch mit Xiong Wei-- Unterschriftenaktion brachte ihr die Freiheit zurück
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Zu Falun Gong kam die 33-jährige Xiong Wei während ihres Studiums in Berlin; an der Technischen Universität belegt sie von 1992 bis 1999 Wirtschaftsingenieurwesen. Ein chinesischer Mitstudent begeisterte sie für Falun Gong. " Meine ständigen Kopf- und Bauchschmerzen waren plötzlich wie weggeblasen", berichtet die zierliche Chinesin. Die Meditation, die körperlichen und geistigen Übungen hätten ihr geholfen.
Xiong Wei wusste, als sie vor vier Jahren im Auftrag ihre deutschen Arbeitsgebers nach Peking zurückkehrte, dass Praktizierende dort verfolgt und verhaftet werden. Sie beschäftigte sich daher nur hinter zugezogenen Vorhängen im eigenen Zuhause mit Falun Dafa. Letztendlich ließ es ihr mittlerweile westlich geprägtes, demokratisches Denken aber nicht mehr zu, der ungerechtfertigten Verfolgung der Praktizierenden in China tatenlos zuzusehen, und sie verteilte Handzettel, die dieses Unrecht anprangerten.
"Die Menschen in China haben ja keinerlei Informationen über die Wahrheit und die Hintergründe- im Fernsehen gibt es fast ausschließlich Propaganda und sogar das Internet ist zensiert", erzählt Wei- noch immer sichtlich bewegt und mitgenommen von den Ereignissen. Binnen kurzer Zeit wurde sie von drei Zivilpolizisten festgenommen. Ohne dass ihre Personalien festgestellt wurden, musste sie sechs Stunden in einer käfigähnlichen " Stehzelle" verbringen, ohne etwas zu essen, zu trinken oder die Möglichkeit zu einem Toilettengang.
Anschließend verbrachte man Wei in ein Untersuchungsgefängnis- dort musste sie sich 15 Quadratmeter mit weiteren 20 Frauen teilen. Für alle gab es eine Gemeinschafszahnbürste und eine lange Holzbank, die tagsüber zum Sitzen und nachts zum Schlafen dienen sollte. Ungeziefer und fehlende Waschmöglichkeiten kamen hinzu.
"Umerziehung ist das Hauptanliegen der Gefängnispolizisten" , erzählt die Chinesin weiter. " Einmal wurde ich ein Gebäude außerhalb der Haftanstalt gebracht und dort 24 Stunden lang ohne Pause von zwölf Umerziehungshelfern und Polizisten in die Mangel genommen." Schlafentzug, kein Sitzen, Liegen oder Stehen- nur im Hocken musste sie die Propagandamaßnahmen über sich ergehen lassen. Zu den ständig wachsenden körperlichen und seelischen Schmerzen kamen Schläge und massive Androhungen weiterer Gewalt. Ziel dieser Folter sei es, eine Unterschrift für ein " Reuebekenntnis" zu erlangen und formell die Regierungsmeinung zur Falun-Gong-Bewegung zu übernehmen.
Wei erhielt nach einer zweimonatigen Untersuchungshaft ohne Verfahren, ohne Urteil und ohne Rechtbeistand den Bescheid, dass sie zwei Jahre in einem Frauenarbeitslager für Umerziehung verbringen müsse. Zu den psychischen Qualen kam Akkord-Zwangsarbeit übelster Art hinzu. Die Gefangenen mussten täglich 6000 Ess-Stäbchen verpacken und mit Aufklebern "desinfiziert" versehen; eine Tätigkeit, die von frühmorgens bis oft weit nach Mitternacht unter ständiger Propagandaberieselung abverlangt wurde. Auch Pullover, Handschuhe oder Schals wurden gestrickt, die als Exportartikel zu Dumpingpreisen in den Westen gehen.
„Mithäftlinge wurden als Spitzel und zur Umsetzung körperlicher Gewalt eingesetzt", berichtet Wei, " dafür versprach man ihnen ein oder zwei Monate Straferlass." Trotz all dieser Pein und Marter hatte Xiong Wei jedoch das Gefühl, etwas besser behandelt zu werden als andere Falun Gong - Gefangene . " Ich habe vermutet, dass dies nur wegen eines ausländischen Drucks sei", erzählt sie, " aber da es ja keinerlei Kontakt nach und von draußen gab, ja noch nicht einmal untereinander reden erlaubt war, konnte ich nur hoffen.
Am 5. Januar 2004 war für sie die Tortur zu Ende- sie wurde entlassen. Zusammen mit ihren Papieren erhielt sie zwei Pakete mit Postkarten von ausländischen Unterstützern, die ihr Mut zusprachen und auch ihre Freilassung forderten. Nach einigen Monaten Aufenthalt in ihrem Elternhaus kam sie am 29. September zurück nach Deutschland.
"Ich weiß jetzt, wie schlimm die Verfolgung in China wirklich ist, und es gibt noch Hunderttausende, die unschuldig eingesperrt sind", merkt die Chinesin zum Schluss an. Derzeit reise sie quer durch Deutschland, um von ihren Erlebnissen zu berichten; vor allem aber auch, um " Danke" zu sagen für die Unterstützung. Ein Dank, den sie auch in Cham anbringen wollte und hat.
Dienstag 9. November 2004
Quelle: http://de.clearharmony.net/articles/200411/20549.html
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