Frau Liu Mei ist an der Schwelle des Todes: Das Dabei Gefängnis sagt ihrer Familie, Wenn sie stirbt, könnt Ihr kommen und ihren Leichnam für Euch beanspruchen

In Folge eines Schlages auf ihren Kopf bei ihrer Verhaftung durch Polizisten aus Donggang im April 2002 hat die Falun Gong Praktizierende Liu Mei eine Gehirnerschütterung davongetragen und lange Zeit hohes Fieber gehabt. Später bekam sie auch noch eine Lungenentzündung. Zurzeit wird sie jedoch immer noch gefangen gehalten, und die Behörden äußern sich nicht dazu, ob sie sie freilassen werden. Im März 2004 wurden ihre Verwandten aufgefordert, sie im Dabei Gefängnis in Shenyang, Provinz Liaoning, zu besuchen. Sie sahen, dass Frau Liu von anderen mittels einer Karre gefahren werden musste und dass sie Schwierigkeiten zu sprechen hatte. Ein Teamleiter im Gefängnis mit dem Namen Zhang sagte ihren Verwandten: „Wenn sie sich weigert, der Regierung nachzugeben, sie wird nie in der Lage sein, aus dem Gefängnis freizukommen. Wenn sie stirbt, könnt Ihr kommen und ihren Leichnam für Euch beanspruchen.”

Am 7. März 2004 erhielt Liu Meis Mutter einen Telefonanruf vom oben erwähnten Teamleiter des Dabei Gefängnisses und ihr wurde gesagt, dass es um Lius Gesundheit schlecht stand. Ihre Verwandten sollten kommen, um sie dazu zu überreden, die Gehirnwäsche durch die Behörden zu akzeptieren, und dass sie freigelassen würde, wenn sie auf ihren Glauben verzichtete.

Am 10. März kamen Liu Meis Verwandte gegen Mittag am Gefängnis an. Im Empfangsbüro zwang sie Teamleiter Zhang den Gefängnisbeamten Geld zu geben. Die Gefängnisbeamten hatten auch Liu Meis Verwandten verboten, irgendetwas für sie mitzubringen, und ließen sie nur Sachen für den täglichen Gebrauch vom Gefängnis kaufen. Die Preise waren jedoch 2 bis 3mal höher als normal. Lius Verwandte sagten den Gefängnisbeamten: „Lasst uns erst mal sehen, wie es gesundheitlich um sie steht, dann werden wir das Geld bezahlen.” Aber Teamleiter Zhang wies entschieden ihre Bitte zurück und sagte: „Wir haben seit dem 1. März neue Bestimmungen, dass die Verwandten von Gefangenen zuerst zahlen müssen, bevor sie die Gefangenen sehen dürfen.” Weil ihnen gesagt worden war, dass Liu Mei sehr krank war und sie sie umgehend sehen wollten, waren ihre Verwandten gezwungen, das Geld zu zahlen. Zhang befahl dann Lius Verwandten: „Ihr müsst sie überreden, der Regierung nachzugeben; sonst wird es für Euch unmöglich sein, sie wieder zu sehen.”

Eingewickelt in einer großen Gazemaske, wurde Liu Mei von einem Häftling auf einem Stuhl in das Empfangzimmer getragen. Bevor ihre Familie das Zimmer betrat, instruierte eine Wache den Häftling, Liu aufrecht auf den Stuhl zu setzen. Lius Verwandte fanden sie sehr ausgezehrt und schwach vor, Liu hatte auch Schwierigkeit zu sprechen. Obwohl die Verwandten der anderen Insassen sich mit ihnen von Angesicht zu Angesicht treffen können, konnte Lius Familie sich jedoch nur durch eine Glasscheibe getrennt mit einem Telefon mit ihr unterhalten. Jeweils ein Polizist überwachte strengstens Liu und ihre Mutter. Sie erlaubten ihrer Mutter nichts zu sagen, außer dass sie versuchen sollte, Liu zu überreden, ihren Glauben an Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht aufzugeben. Lius Mutter wurde unhöflich von den Wachen unterbrochen, als sie Liu nach ihrer gesundheitlichen Verfassung fragte. Als sie die Frage ihrer Mutter hörte, sprach Liu mit aller Kraft: „Mama, ich werde sterben...” Dann wurde das Treffen von den Wachen sofort abgebrochen. Liu wurde weggetragen und ihre Verwandten wurden aus dem Empfangsbereich gedrängt. In diesem Moment wurden sich ihre Verwandten über die Ernsthaftigkeit der Situation bewusst. Sie verlangten die sofortige Freilassung von Liu, allerdings vergebens. Lius Mutter fragte: „Wenn sie sich weigert nachzugeben, lasst Ihr sie dann hier sterben?” „Wenn sie stirbt, könnt Ihr kommen und ihren Leichnam für Euch beanspruchen”, sagte Zhang bösartig. „Ihr werdet sie in Zukunft nicht mehr wieder sehen, weil sie nicht mit uns kooperiert.” Lius Verwandte wurden wieder weggeschickt, als sie mit dem Leiter des Gefängnisses reden wollten. Sie schafften es nicht, mit dieser Bande grausamer Wachen vernünftig zu reden und gingen unter Tränen fort.

Liu Mei wurde das ersten Mal am 9. April 2002 in Donggang festgenommen, weil sie Infomaterialien über die wahren Umstände der Verfolgung von Falun Gong hergestellt und verteilt hatte. Sie und ihr Ehemann Zhu Changming waren beide zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Zwei Tage nach ihrer Verhaftung wurde Liu zur ersten Abteilung des Dandong Polizeipräsidiums verlegt, wo sie verschiedene Formen von Folter erlitt. Die Polizei zog ihr die Kleidung aus und gab ihr überall Elektroschocks; sie schlugen ihr auch mit schweren Plastikknüppeln auf den Kopf. Liu fiel bei der Folter in Ohnmacht. Vier Monate lang wurde sie in diesem Verlies eingesperrt. Während dieser Zeit hat sie in Folge der schweren Gehirnerschütterung, die sie von ihrer Verhaftung davongetragen hatte, hohes Fieber.

Bei ihrer Verhaftung schubste die Polizei Liu Mei in ein noch fahrendes Polizeifahrzeug. Weil sie nirgends Halt finden konnte, fiel sie hin und verlor sofort das Bewusstsein. Ohnmächtig wurde Liu zum Polizeipräsidium gefahren. Später diagnostizierte man bei ihr eine ernsthafte Gehirnerschütterung. Von da an litt sie unter hohem Fieber, und durch die ungenügende Behandlung trug sie eine Lungenentzündung davon. Die Polizei setzte Lius Familie über ihre Verfassung nicht in Kenntnis. Vier Monate später wurde Liu in die Donggang Strafanstalt verlegt.

Nachdem ihre Familie wiederholt verlangt hatte, Liu Mei zu sehen, war ihnen schließlich ein Besuch gestattet worden. Die Strafanstalt behauptete, dass sie Geld benötigten, um Lius Krankheit zu behandeln und forderte 4.000 Yuan von ihrer Familie [Anm.: Yuan ist die chinesische Währungseinheit. Das durchschnittliche Monatseinkommen eines Stadtarbeiters in China beträgt ca. 500 Yuan]. Später verlangten sie noch mehr Geld und hatten verschiedene Ausreden dafür parat. Liu litt an hohem Fieber und sollte am nächsten Tag in ein Krankenhaus eingewiesen werden. Als ihre Verwandten am nächsten Morgen ins Krankenhaus gingen, war Liu jedoch bereits woanders hingebracht worden. Später wurde ihnen gesagt, dass sie ins Dabei Gefängnis in Shenyang verlegt worden war. Als sie den Leiter der Strafanstalt, Herrn Wang, befragten, warum sie sie in solch schlechter gesundheitlicher Verfassung woanders hingeschickt hatten, antwortete Wang unverschämt: „Ihr geht's gut.” Sie wussten, dass Wang log und stellten ihm unaufhörlich Fragen.

Zu dieser Zeit wurde bei Liu eine „schwere Lungeninfektion” festgestellt (dieser Ausdruck wird im Gefängnis statt Tuberkulose verwendet, um unter dem Personal keine Angst zu verbreiten, dass sie sich infizieren könnten), woraufhin das Dabei Gefängnis sich weigerte, sie aufzunehmen. Nachdem sie nach Donggang zurückgeschickt wurde, weigerten sich sowohl die Donggang Strafanstalt, die Dandong Strafanstalt und die erste Abteilung des Dandong Polizeipräsidiums sie aufzunehmen, da sie befürchteten, sich anzustecken. Vorläufig brachten sie sie dann in die Fengcheng Strafanstalt.

Mit der Hilfe von einigen gutherzigen Menschen fanden Lius Verwandte schließlich heraus, dass sie in der Fengcheng Strafanstalt war. Sie gingen dorthin, um zu verlangen, dass sie für eine medizinische Behandlung freigelassen werden sollte. Nachdem ihre Lügen aufgedeckt worden waren, schickten Beamte des Donggang Polizeipräsidiums Liu schnell zurück nach Donggang und brachten sie in ein Krankenhaus. Trotz der Bitten ihrer Verwandten und Lius schlechter gesundheitlicher Verfassung (ihr Zustand hatte sich nach einer Woche Hungerstreik in Fengcheng weiter verschlechtert), zeigte die Polizei von Donggang kein Erbarmen und brachte Liu Mei am 4. November 2002 heimlich um 4 Uhr in der Früh ins Dabei Gefängnis in Shenyang.

Liu wurde dem Gefängnisteam für die Alten und Behinderten zugeteilt. Dort verfolgte die Polizei sie auf grausame Weisen, um zu versuchen sie dazu zu bringen, ihren Glauben an Falun Gong aufzugeben. Liu weigerte sich nachzugeben. Im Februar 2003 verschlechterte sich ihre Gesundheit wieder. Die Gefängnisleitung schickte sie in das sogenannte „Gefängniskrankenhaus”, wo Falun Gong Praktizierende immer die schrecklichste Verfolgung erlitten haben.

Seit Februar 2003 haben ihre Verwandten verlangt, dass sie freigelassen werden sollte, aber sie sind jedes Mal vom Gefängnis abgewiesen worden. Jedes Mal, wenn ihren Verwandten erlaubt wurde, sie zu sehen, wurden sie strengstens überwacht - beim Reden wurden sogar ihre Lippenbewegungen und Gesichtsausdrücke genauestens beobachtet. Mit einer unglaublichen Willenskraft hat Liu Mei bis heute durchgehalten.

Seit ihrem Besuch am 10. März haben Liu Meis Verwandte keine weiteren Informationen über sie erhalten. Vom letzten Satz, den sie mit aller Kraft, die sie noch hatte, ihrer Mutter zurief, können wir erkennen, dass sie zu jener Zeit in einer äußerst gefährlichen Situation war. Wir wissen nichts Genaues über ihre momentane Verfassung. Außerdem haben die Polizeibeamten des Dabei Gefängnisses unseres Wissens nach immer den Leichnam eines zu Tode verfolgten Praktizierenden spurlos beseitigt.
Wir appellieren an alle gutherzigen Menschen auf der Welt, zu helfen, die Verfolgung von Liu Mei im Dabei Gefängnis zu stoppen.