Der ehemalige Beamte des chinesischen Konsulats spricht über die Verfolgung von Falun Gong durch die Kommunistische Partei Chinas (KPC)

(Minghui.de) Der Diplomat Chen Yonglin hatte die Aufgabe, Falun Gong im Rahmen seiner Tätigkeit für das chinesische Konsulat in Sydney, Australien, zu beobachten. Er trat aus der KPC aus, weil er nicht länger dazu bereit war, bei der Verfolgung mitzuwirken und dabei entgegen seines Gewissens handeln zu müssen. Während der Gedenkveranstaltung zum 4. Juni in Sydney enthüllte er die Gründe für seine Flucht vor der KPC und offenbarte Einzelheiten, wie die KPC Falun Gong und andere Gruppierungen außerhalb Chinas ausspioniert. Seine Enthüllungen haben zunächst in Australien und später auch in der ganzen Welt große Wellen geschlagen. Am 9. Juni 2005 interviewte ein Journalist von Clearwisdom.net Herrn Chen Yonglin. Der nachfolgende Text ist ein Auszug dieses Gespräches.

Herr Chen Yonglin war Absolvent der Privatschule für auswärtige Angelegenheiten in Peking und erhielt im Jahre 2001 eine Anstellung als erster Konsulatsrat im Konsulat in Sydney. Er hatte die Verantwortung für politische Angelegenheiten, mit Schwerpunkt auf Falun Gong und demokratische Gruppen. Herr Chen beschrieb, wie er sich von einem Beamten des Konsulats, der sich mit Falun Gong-Praktizierenden beschäftigte, zu einem Menschen, der sein Gewissen wieder entdeckte, verändert habe und dann dem Konsulat entkommen sei. Er habe sich geweigert, weiter bei der bösartigen Verfolgung mitzuwirken, und suche nun Freiheit für sein Gewissen.

Journalist: Sehr geehrter Herr Chen, wie geht es Ihnen? Vielen Dank für Ihre Bereitschaft zu diesem Interview in Anbetracht Ihres engen Terminplans. Wie erfuhren Sie zum ersten Mal von Falun Gong?

Chen: Ich hörte von Falun Gong am 25. April 1999. Ich war schockiert, mit anzusehen, wie friedlich sich die Falun Gong-Praktizierenden verhielten, als sie vor dem nahe gelegenen Zhongnanhai-Gelände saßen. Als die KPC im Juli 1999 das Verbot von Falun Gong aussprach, griffen die Medien Falun Gong an; sie gruben irgendetwas aus über Selbstmorde und Zwischenfälle von Selbstverbrennungen. Ich dachte damals, Falun Gong habe nichts mit mir persönlich zu tun, zumal ich nicht viel darüber wusste. Nachdem ich im Jahre 2001 mit meiner Tätigkeit als Beamter des Konsulats in Sydney begann, gehörten die politischen Angelegenheiten zu meinem Aufgabenbereich, und infolge dessen hatte ich mehr Gelegenheiten, um mit Falun Gong-Praktizierenden in Kontakt zu kommen. Zu jener Zeit befolgte ich strikt die Strategie der KPC bezüglich des Verbots von Falun Gong: „total ablehnen und beharrlich bekämpfen”.

Journalist: Was hat dazu geführt, dass Sie später Ihre Meinung über Falun Gong änderten?

Chen: Durch die Kommunikation mit Falun Gong-Praktizierenden in Australien hatte ich das Gefühl, dass sie nicht so schlecht seien, wie dies die Propaganda der Medien der KPC behauptete. In Wirklichkeit sind einige junge Praktizierende ganz besonders sachkundig. Bedingt durch meine Verantwortung, die ich bei meiner Arbeit trug, musste ich mehr über sie erfahren. Ich las einige der Falun Gong-Bücher und besuchte ihre Webseiten. Ich fand heraus, dass Falun Gong eine systematische Lehre hat und von einer speziellen Gruppe von Menschen praktiziert wird.

Es gibt nur wenig Religionsfreiheit in China. Mir ist bekannt, dass sich viele Menschen durch das Praktizieren von Qigong-Übungen körperlich fit halten oder in spirituellen Gruppen auf der Suche nach einem Glauben sind. Die Propaganda berichtete von 1 700 Todesfällen bei den Praktizierenden aufgrund von sogenannten Selbstmorden oder Selbstverbrennungen. Zunächst möchte ich voranschicken, dass die Mehrzahl jener 1 700 Menschen wahrscheinlich geisteskrank oder selbstmordgefährdet waren. Wir sollten uns die Tatsachen anschauen, dass nämlich viele Praktizierende durch das Praktizieren von Falun Gong eine spirituelle Hoffnung erhielten, inneren Frieden verspürten und keinen Wunsch mehr hatten, Selbstmord zu begehen. Wenn jemand beispielsweise aus einer zerbrochenen Beziehung kam oder Familienprobleme hatte und begann mit dem Praktizieren von Falun Gong, dann wollte der Betreffende keinen Selbstmord mehr begehen. Verglichen mit einer Anzahl von 200 000 Selbstmorden pro Jahr in China ist „1 700” eine vergleichsweise kleine Zahl. Es ist sogar möglich, dass Falun Gong Hundertentausende von Menschenleben gerettet hat.

Journalist: Es gibt weiterhin viele Angestellte des Konsulats, die die Strategie der KPC bezüglich der Verfolgung von Falun Gong befolgen. Können Sie etwas über diese Beamten sagen?

Chen: Ich denke, viele von ihnen kennen Falun Gong nicht, so wie es bei mir der Fall war, als ich beim Konsulat in Sydney ankam. Sie haben es verdient, bald die Wahrheit zu erfahren. Sie sollten meine Lektion befolgen; sie sollten die Verfolgung nicht weiter fortführen und aufhören, gegen ihr Gewissen zu handeln.

Journalist: Wenn man die Verfolgung, wie von der KPC gefordert, befolgt, so kann man mit einer Karrierelaufbahn rechnen und genießt dann ein einfaches Leben. Was hat Sie dazu veranlasst, aus der KPC auszutreten und sich damit dem Risiko, in Gefahr zu geraten, auszusetzen?

Chen: Ja, wenn ich die Arbeit für die KPC fortführen würde, so hätte man mich sehr gut behandelt. Aber in diesem Fall müsste ich ein Leben entgegen meines Gewissens führen und könnte nicht einmal grundlegende moralische Werte aufrechterhalten. Darum entschloss ich mich, aus der KPC auszutreten und die Tatsachen über die Verfolgung offen zulegen. Damit verbinde ich die Hoffnung, dass all die Chinesen, die ein Gewissen haben, nun aufwachen. Ich denke, dass ich mein Gewissen gerettet habe, und empfinde nun eine Leichtigkeit in mir.

Journalist: Fühlen Sie sich sicher, in Australien zu leben in Anbetracht Ihrer Kenntnis über die brutale Verfolgung von Falun Gong und anders denkender Menschen durch die KPC, solange die KPC weiterhin an der Macht ist?

Chen: Sie haben Recht. Die KPC regiert durch ihren Willen. Sie wird niemals aufhören, andere zu kontrollieren.

Journalist: Viele Leser der Webseiten Minghui/Clearwisdom haben ihre Unterstützung für Sie zum Ausdruck gebracht, ihr Verständnis für Ihre aufrichtige Handlung, und sie möchten Ihnen helfen. Ich habe davon gehört, dass viele Menschen an die australische Regierung oder ihre lokale australische Botschaft/Konsulat geschrieben haben mit der Aufforderung an sie, Ihnen sofort politisches Asyl zu gewähren. Welche Art von Hilfe möchten Sie von unseren Lesern und der allgemeinen Öffentlichkeit erhalten?

Chen: Viele Falun Gong-Praktizierende und gutherzige Menschen haben meiner Familie und mir bereits sehr viel Hilfe angeboten. Hiermit möchte ich allen meinen Dank aussprechen.

Journalist: Ich denke, Sie müssen in der letzten Zeit müde sein. Vielen Dank, dass Sie sich für das heutige Interview bereit erklärt haben. Ich hoffe, dass wir das Interview später wiederholen können, sofern Ihre Zeit es erlaubt. Dann können wir hoffentlich im Interesse der Leser andere Themen diskutieren. Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie von ganzem Herzen ein sicheres, friedliches Leben in Australien!

Chen: Sicher, danke schön!

Ergänzend zu diesem Interview erschien ein Bericht in der Epoch Times. Herr Chen Yonglin sprach über Einzelheiten hinter den Kulissen [Chinas] bezüglich der Verfolgung von Falun Gong. Er berichtete, dass spezielle Personen die Verfolgung von Falun Gong koordinieren würden. Von der Zentralregierung bis hin zu örtlichen Agenten sind ausgewählte Personen für das Programm der Gehirnwäsche verantwortlich. Mit der Absicht, ihre gegenwärtige Position zu behalten oder aber befördert zu werden, verhindern lokale Beamte entschlossen, dass ortsansässige Praktizierende in andere Regionen reisen, um dort im Zusammenhang mit ihrem Glauben etwas zu organisieren oder die Familie oder Freunde zu besuchen. In den Fällen, wo die Praktizierenden der lokalen Kontrolle entfliehen konnten, wurden die lokalen Beamten der KPC seitens der Ebene der Zentralregierung bestraft. Deswegen bemühen sich die lokalen Beamten ganz besonders um die Kontrolle der hiesigen Praktizierenden. Dazu wenden sie häufig Methoden wie die Gehirnwäsche an.

Herrr Chen sagte: „Die KPC gründete das Büro 610 am 10. Juni 1999, um sich mit Falun Gong zu befassen. Später bauten außerdem jede Provinz, Stadt und Region Niederlassungen des Büro 610 auf und formten ein System zur Verfolgung von Falun Gong. Das Büro 610 benutzt unrechtmäßige Mittel im Umgang mit der Angelegenheit Falun Gong wie bei den Inhaftierungen, der erzwungenen Gehirnwäsche usw. Wenn ein Praktizierender die Zusammenarbeit bei der Gehirnwäsche verweigert, wird er mit Gewalt inhaftiert.”

Herr Chen wies zudem auf Folgendes hin: „Durch den Austausch mit Falun Gong-Praktizierenden erkannte ich allmählich, dass ich nicht meinem Gewissen gehorche, wenn ich meine Arbeit fortführe, und ich konnte es nicht länger ertragen, dem Bösen zu helfen. Ich dachte, diese Praktizierenden brauchen meine Hilfe, trotz der Verfolgung. Ich hoffe, dass die chinesische Regierung sehr schnell ihre Strategie im Hinblick auf die Religionsfreiheit ändert.”