Sich kultivieren, bis man frei ist von Eigensinn

(Minghui.de) Vor ein paar Tagen las ich einen Artikel eines Praktizierenden über das Abnehmen, es hat mich sehr erschüttert. Obwohl ich auch schon früher bemerkt hatte, dass bei mir das gleiche Problem vorlag, hatte ich jedoch keine Verbindung zur Kultivierung gesehen. Ich hatte auch nicht gründlich darüber nachgedacht, bis ich den Artikel las. Erst da merkte ich, welchen großen Eigensinn ich hegte.

Früher war ich zwar nicht dick gewesen, hatte jedoch nach der Geburt der Kinder stetig zugenommen. Die Gewichtszunahme machte mir nach und nach immer mehr Kummer. Insbesondere im Sommer, wo mir die Kleidungsstücke vom Jahr zuvor schon nicht mehr passten, weshalb ich mir auf dem Markt neue Kleidung kaufen musste. Aber für ein Gewicht von über 70 kg ist es nicht einfach, passende Kleidung zu bekommen. Außerdem müssen wir täglich die drei Dinge, die der Meister von uns fordert, gut erledigen. Die Zeit ist knapp. Ich habe auch keine Lust, oft einkaufen zu gehen.

Ich weiß wirklich nicht, weshalb ich so dick geworden bin, obwohl ich täglich ganz beschäftigt bin und nur 4 bis 5 Stunden schlafe. Ich beschäftige mich so sehr mit der Kultivierung, wie kann ich da noch dick sein? Außerdem, wie dick werde ich noch? Dieser Gedanke macht mir Angst.

Der Artikel des Praktizierenden ließ mich mit einem ruhigen Herzen über mein Problem nachdenken. Und dann bekam ich einen Schreck. Es gab wirklich eine riesengroße Lücke bei mir, die ich lange Zeit übersehen hatte.

In den letzten Jahren der Kultivierung habe ich zu jeder Zeit auf meine Figur geachtet. Selbst im Schlafzimmer steht eine Waage. Es gab keinen einzigen Tag, an dem ich mich nicht gewogen habe. Manchmal habe ich mich sogar zweimal, morgens und abends, gewogen. Um das Gewicht unter Kontrolle zu bringen, gab ich mir alle Mühe, wenig zu essen. Ich aß nicht viele Kohlenhydrate, wenig Fleisch und Fettes, schließlich aß ich nur noch zweimal am Tag. Wenn ich Essen zu mir nahm, dachte ich vor allem ans Zunehmen. Ich machte mir Gedanken darüber, dass ich noch mehr zunehmen würde, sodass ich keine passende Kleidung mehr hätte und von Kollegen und Bekannten ausgelacht würde. Die Angst vor dem Dicksein beruht auf Eitelkeit und der Angst vor Imageverlust. Am Anfang war meine Eitelkeit nur klein, doch nach und nach wurde sie größer. Zum Schluss hatte sie sich zu einer richtigen Angst und Belastung entwickelt.

Dann entwickelt sich der Zustand, den der Meister im „Zhuan Falun” beschrieben hat:
„..., dann bekommt er Angst. Wenn er Angst hat, kann es vielleicht wirklich zu Problemen kommen. Denn wenn du etwas befürchtest, ist das Angst. Ist das nicht Eigensinn? Wenn dein Eigensinn auftaucht, muss er nicht beseitigt werden? Je ängstlicher du bist, desto mehr ähnelt das einer Krankheit. Dein Eigensinn muss unbedingt beseitigt werden, um dich diese Lehre daraus ziehen zu lassen, damit deine Angst beseitigt wird und du dich erhöhst.” (Zhuan Falun, 2. Übersetzung, „Kultivierungswahnsinn” in Lektion 6)

Gerade das, worüber ich mir Gedanken machte oder was ich befürchtete, hatte sich zur Realität entwickelt. Ich hatte die Lücke nicht gesehen.

Wenn ich jetzt darüber nachdenke: Ist mein jetziger Zustand nicht das Ergebnis dessen, dass ich den Eigensinn nicht beseitigt hatte? Die Ursache liegt nur in mir selbst. Früher meinte ich, dass es mit der Kultivierung der Xinxing nichts zu tun hätte. In Wirklichkeit müssen wir alle Dinge, unabhängig davon, ob sie klein oder groß sind, sobald sie unser Herz berühren, und sei es nur ein wenig, beseitigen. Jede Vernachlässigung und jedes Befürworten verursacht, dass die Lücke vergrößert und verstärkt wird. Schließlich entwickelt es sich zu einem Hindernis auf dem Kultivierungsweg.

Danke an den Praktizierenden, der den Artikel geschrieben hat, sodass ich meine große Lücke herausgefunden habe. Hiermit zitiere ich ein Gedicht des Meisters, um mich und die Praktizierenden zu ermutigen.

Im Nebel kultivieren

Gewöhnliche Menschen schwer verstehen die Bitternis der Kultivierung,
Kampf und Streit für Glück halten;
Sich kultivieren, bis frei von Eigensinn,
Bitternis vergangen, Süßes kommt, wahres Glück.”

(„Hong Yin” Band I, 15.09.1994)