Geschichten aus dem alten China: Ein schlechter Feng Shui Meister

(Minghui.de) Es gab einmal einen sehr begabten, jedoch kleinlichen Feng Shui(1) Meister (Geomanth), der sein ganzes Leben auf der Suche nach der legendären „Drachen Ader”(2) war, wie sie in alten Büchern erwähnt wird.

Eines Tages entschied er, an einen weit entfernten Ort zu gehen. Nachdem er in der brennenden Sonne mehrere Berge und Hügel erklommen hatte, war er am Ende völlig erschöpft und sehr durstig. Schließlich entdeckte er einen heruntergekommenen Hof in der Ferne und so eilte er, so schnell er konnte, dorthin und klopfte an die Tür.

Nach einer lang empfundener Zeit, öffnete eine alte Frau die Tür. Sofort fragte er, sich den Schweiß von der Stirn wischend, „Oma, können Sie mir etwas Wasser zu trinken geben?” Die alte Frau betrachtete den Geomanthen, dessen Gesicht wegen der Hitze gerötet war und hervortretende Halsvenen hatte. Sie sagte: „Warten Sie”, drehte sich langsam, um zurückzugehen, ohne den Geomanthen zum Eintreten einzuladen.

Es schien, ein halber Tag sei vergangen und gerade bevor der Geomanth seine Geduld völlig verlor, kam die alte Frau mit einer Schale Wasser in der Hand zurück. Schnell nahm er ihre Schale und als er dabei war, die ganze Schale Wasser gierig in sich hineinzugießen, entdeckte er, dass Reiskleie auf dem Wasser schwamm. Er war sehr ärgerlich, doch da er solchen Durst hatte, blies er widerwillig die Reiskleie zurück und trank so das Wasser ganz langsam.

Er dachte bei sich: „Diese alte Frau ist wirklich nicht sehr liebenswürdig und so geizig; sie gab mir noch nicht einmal eine Schale mit klarem Wasser. Der werde ich mal eine Lektion erteilen...” Der Geomanth überlegte kurz und sagte dann zu der alten Frau: ”Oma, vielen Dank für das Wasser, doch ich habe nichts, was ich Ihnen dafür geben könnte. Wie wäre es, da ich doch ein Feng Shui Meister bin, könnte ich Ihnen einen idealen Bestattungsplatz aussuchen, an dem Sie in Frieden ruhen könnten, wenn es einmal soweit ist.”

Die alte Frau folgte ihm auf einen nahegelegenen Hügel und der Geomanth packte seinen Feng Shui Kompass aus. Er verbrachte eine lange Zeit mit Messen und Beobachten. Schließlich zeichnete er ein Kreuz auf die Erde und sagte zu der alten Frau: „Das ist ein glückverheißender Platz, hier können Sie ruhen, wenn es einmal so weit ist.” „Gut”, die alte Frau nahm den Vorschlag des Geomanthen an und sagte zu ihm: „Sie sollten jetzt besser gehen, denn es ist ein Taifun im Anzug.”

Zehn Jahre später erkannte der Geomanth, dass er wieder an diesem Platz vorbeikam. Er dachte an die alte Frau und den Bestattungsplatz, den er bewusst für sie ausgewählt hatte, der aber tatsächlich ein ungünstiger und unheilverheißender Platz war. In anderen Worten, wenn einmal die alte Frau hier beigesetzt sein würde, würden die Überlebenden ihrer Familie verdammt sein. Der Geomanth kam am Platz an und bemerkte sofort einen Grabstein, der genau an dem Platz aufgerichtet war, den er für die Bestattung der alten Frau ausgewählt hatte.

Der Geomanth blickte herum und sah, dass es den einst heruntergekommenen Hof nicht mehr gab und der damals desolate Platz unten am Hügel sich nun zu einer geschäftigen kleinen Stadt entwickelt hatte. Er ging den Hügel hinunter und klopfte an die Tür des üppigsten Anwesens der Stadt, wo ihm ein junger Mann die Tür öffnete und ihn freundlich begrüßte. Der Geomanth erkundigte sich nach dem heruntergekommenen Hof und dem Verbleib der alten Frau. Begeistert antwortete der junge Mann: „Sind Sie jener Feng Shui Meister? Oma starb bald, nachdem sie weggegangen waren und sie erzählte von Ihnen, bevor sie starb. Sie bestand darauf, an dem von Ihnen ausgesuchten Platz bestattet zu werden, weil sie sagte, die Örtlichkeit sei auf das Sorgfältigste speziell für sie ausgewählt worden.”

Der junge Mann brachte, als er so sprach, eine Schale mit Wasser herein. Bitte trinken Sie es ganz langsam, Sie sollten das Wasser nicht schnell hinunterstürzen, nach so einem langen Marsch in der heißen Sonne. Genau das hat Oma immer gesagt. Ich hoffe, Sie haben sich nicht aufgeregt, damals vor zehn Jahren, als sie Ihnen Wasser zum Trinken brachte. Sie hat immer etwas Reiskleie auf des Wasser gegeben, wenn Reisende vorbeikamen und um Wasser baten, damit sie einfach nicht zu schnell tranken und sich schadeten.” Als der Geomanth das hörte, wurde er beinahe ohnmächtig. Es war bedauernswert, doch zu spät, um noch etwas tun zu können.

Als er jedoch sah, wie erfolgreich diese Familie geworden war, konnte dies der Geomanth nicht begreifen. Er dachte bei sich: „Habe ich mich wohl in meinen Beobachtungen geirrt? Das kann doch sicher nicht der Fall sein.”

In Begleitung des jungen Mannes, besuchte der Geomanth den Bestattungsplatz der alten Frau noch einmal. Er holte seinen Feng Shui Kompass heraus und vermaß den Platz wieder und immer wieder. „Unmöglich, unmöglich...” der Geomanth wurde immer aufgeregter, je mehr er dies betrachtete. Konnte dies womöglich die „Drachen Ader” sein, von der er die ganzen Jahre träumte? Damals fuhr der junge Mann fort, zu erklären, was sich zehn Jahre zuvor abgespielt hatte: „Nicht lange, nachdem Sie weggegangen waren, wurde dieser Platz von einem Taifun heimgesucht und es regnete drei Tage und Nächte lang ohne Unterbrechung, Hunde und Katzen. Dann schossen Fluten herunter und spülten alles weg, einschließlich unseres heruntergekommenen Hofes.

Als die Wassermassen wieder nachließen, musste unsere Familie wieder von vorne beginnen und alles neu aufbauen. Wie Sie sehen können, ist unser heruntergekommener Platz nun einer der prominentesten Haushalte in der Nachbarschaft hier, nun hat sich der Platz in eine reizende kleine Stadt verwandelt, dank Ihrer Hilfe...»

Vor langem schon ist unsere Großmutter gestorben. Vor ihrem Tod, dauerte es eine Weile, den von Ihnen für sie ausgewählten Bestattungsplatz zu finden. Sie erzählte uns, dass unsere Familie wohlhabend sein werde, wenn sie an diesem Platz bestattet würde.

Wie sich dann herausstellte, war die ursprüngliche Weissagung des Geomanthen korrekt, der Ort, an dem er das Kreuz einzeichnete, war in der Tat ein wenig verheißungsvoller Platz. Jedoch hatte die Überflutung die Topographie der Umgebung völlig verändert und verwandelte sie in eine „Drachen Ader”.

Wie ein Sprichwort sagt: „Der Gesegnete bewohnt das Land, das gesegnet ist und umgekehrt.” So lange einer das tut, was er tun soll, wird er schließlich ernten, was er verdient.


Quelle: Dies ist eine traditionelle Geschichte, herausgegebenen und übersetzt von Mitarbeitern der Epoch Times.

Anmerkungen:

1. Feng Shui - Feng Shui bedeutet wörtlich ”Wind und Wasser» und bezieht sich auf die Topographie der Erde, ihre Gebirge, Täler und Wasserwege, deren Form und Größe, Richtung und Ebenen geschaffen werden von den kontinuierlichen Interaktionen dieser zwei mächtigen Kräfte der Natur. Es ist die chinesische Geomanthie, welche sich zu einer Praktik von Techniken entwickelte, die mystischen Glauben, Astrologie, Volkskunde und gesunden Menschenverstand, Beherrschung von Raumeinrichtung und Orientierung verbindet, um mit der Umgebung in Harmonie zu kommen.

2. Drachen Ader - entsprechend der Feng Shui Theorie, werden Energielinien die Bergketten innewohnen, Drachen Adern genannt und ein glückverheißender Platz liegt am Ende einer Gebirgskette.

Rubrik: Meinungsforum