National Post: Die Spiele sind vorbei, die Verfolgung geht weiter
7. Oktober 2008
(Minghui.de) Die Olympischen Spiele sind vorbei, doch man sollte noch nicht seinen Blick von China abwenden. Das Schicksal von tausenden ganz normalen Chinesen, die vor den Spielen verhaftet wurden, hängt davon ab, was wir in diesem Herbst tun.
Für Menschen wie meinen chinesisch-amerikanischen Freund Si Yang geschahen diese Verhaftungen zu nah an heimatlicher Front. Im April rief Si seine Eltern in der Provinz Hebei an und fand heraus, dass 20 Beamte gekommen waren, um seinen Vater und seine Schwester mitzunehmen.
Im Mai wurde seine Schwester, eine 36 Jahre alte Angestellte an der chinesischen Akademie der Wissenschaften, wegen des Praktizierens von Falun Gong ohne Verhandlung zu eineinhalb Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Ihre Angehörigen durften sie bis jetzt nicht besuchen.
Sis Schwester ist nicht die einzige, mindestens 8.000 Falun Gong-Praktizierende wurden seit Dezember inhaftiert. Mehrere wurden laut Falun Dafa-Informationszentrum bereits zu Tode gefoltert. Um die 5.000 Tibeter sind seit März in Haft und unzählige wurden bei der vor-olympischen „Säuberung” einfach weggekehrt.
Die Kommunistische Partei Chinas nutzte mit einer Lockvogeltaktik die vor-olympischen „Sicherheitsmaßnahmen”, um Dissidenten auf lange Zeit zu unterdrücken.
Wie schlimm ist das Ganze? Wir wissen es nicht genau. Wir haben zum Beispiel keine Ahnung, wie viele Chinesen sich genau in den Lagern zur ”Umerziehung durch Arbeit» befinden, denn das ist ein Staatsgeheimnis. Schätzungen bewegen sich zwischen 400.000 und vier Millionen Häftlingen.
Wir wissen, dass die größte Gruppe unter ihnen die Falun Gong-Praktizierenden sind. Sie sind seit 1999 Opfer der landesweiten Verfolgung. Damals wurde ihre spirituelle Meditationsdisziplin nach dem Geschmack der Partei zu populär. Im vergangenen Jahr gab es im Pekinger Frauenzwangsarbeitslager zum Beispiel 700 Falun Gong-Praktizierende und nur 140 wirklich Kriminelle. Die Partei unterhält hunderte von ähnlichen Lagern, die es in jeder chinesischen Provinz gibt.
Genau wie das Propagandaministerium und die Komitees, die die Gerichte kontrollieren, sind diese „Gulags” Beweise dafür, dass sich seit den Tagen Maos wenig geändert hat. Die Polizei kann heute jeden chinesischen Bürger aufgreifen und ihn in einem Arbeitslager verschwinden lassen. Die Opfer haben keine inländischen Medien, mit denen sie sprechen können. Anwälte, die sich für sie einsetzen, werden oft selbst eingesperrt.
Und wir wissen, was in diesen Lagern geschieht. Ein Kollege und ich verbrachten das letzte Jahr damit, neue Zeugenaussagen von Falun Gong-Praktizierenden zu sammeln, die chinesische Haftanstalten überlebt haben.
Dai Ying lebt jetzt in Norwegen und ist alt genug, um meine Mutter zu sein. Im Jahr 2003 machte sie zu Hause ein Nachmittagsschläfchen, die Polizei stürmte herein und nahm sie mit. Sie wurde zu zwei Jahren Haft im Arbeitslager San-Shui verurteilt.
Tagelang entzog man ihr den Schlaf. „Nach einer langen Zeit war ich einfach ganz kopflos und verwirrt. Manchmal wusste ich sogar nicht mehr, wo ich war”, erzählte sie. „Sie ließen mich nur auf die Toilette gehen, wenn ich auf Meister Li [Gründer von Falun Gong] schimpfte.”
Die Wärter forderten von Dai Ying, eine Erklärung zu schreiben, in der sie Falun Gong schlecht machen und ihrem Glauben abschwören sollte. Als sie sich weigerte, brachte man sie in den Keller.
„Dort war ein Haufen Krimineller, die mich zu Boden drückten, und Polizisten versetzten mir Elektroschocks», berichtete sie. „Sie schockten mein Gesicht, so dass ich auf einem Auge erblindete. Mein Kopf schmerzte so sehr, dass ich es nicht ertragen konnte. Ich weinte einfach.” Der Zweck des Ganzen ist es, die Gefangenen „umzuerziehen”, idealer Weise in einen die kommunistische Partei liebenden Atheisten.
Sie werden alle zu Sklaven, die 15 bis 20 Stunden am Tag arbeiten. In der Zelle, wo sie schlafen und ihre Notdurft verrichten, verpacken sie Einweg-Essstäbchen für den Export. Wenn Stäbchen auf den Boden fallen, müssen sie sie auch verpacken.
Andere müssen schwere Arbeit im Freien verrichten. Als Wang Xiaohua Felsen in der Provinz Yunnan ausgrub, war sein rasierter Kopf schnell verbrannt. „Sobald ich die verbrannten Stellen auf meinem Kopf berührte, griff ich in Eiter und wenn es dann trocknete, wurde es gelb. Mein ganzer Kopf war so verbrannt, dass er eiterte”, erzählte Wang. „Doch niemand kümmerte sich darum. Wenn du stirbst, dann stirbst du halt.”
Schlimmer noch, die Beweise nehmen zu, die darauf hindeuten, dass diese Gefangenen alle Kandidaten für unfreiwillige Spenden ihrer Nieren, Lebern, Herzen und Augenhornhaut sind. Seit Jahren hören wir, dass Organe in der chinesischen Transplantationsindustrie von exekutierten Gefangenen stammen. Jetzt wissen wir, dass sie alle von Falun Gong-Praktizierenden stammen, die wegen ihres Glaubens eingesperrt sind.
Was wird also mit diesen tausenden von namenlosen Chinesen geschehen, die vor den Spielen verhaftet wurden? Viel hängt von uns ab. Meistens schwiegen wir, wenn sie verhaftet wurden. Nun haben wir die Chance, das wieder gut zu machen.
Die Parteiführer warten ab, um zu sehen, was wir tun. Sie hoffen, dass wir zu sehr mit Wahlen und Wirtschaftskrisen beschäftigt sind, um uns über sie Sorgen zu machen. Sie hoffen, dass wir aus Angst, keinen Zugang mehr zu China zu bekommen, uns selbst zensieren. Sie hoffen darauf, dass die Niedergeschlagenheit wegen unseres eigenen menschenrechtlichen Versagens uns für immer dazu bringen wird, dass wir in unserem eigenen Hinterhof kehren, auch wenn wir hören, dass der Nachbar seine Kinder ermordet hat.
Wenn jedoch Staatsoberhäupter, Ärzte, Gelehrte, Bürgermeister, Unternehmer und jeder von uns, der kollegiale Wechselbeziehungen mit Chinesen hat, jede Gelegenheit nutzt, um diese Angelegenheit anzusprechen, dass dieses „Gulag-System” in China beendet werden soll, macht das einen Unterschied. Die Parteiführer fürchten den internationalen Druck und wir müssen es über die Grenzen verkünden. Tausende von Leben hängen von uns ab.
http://network.nationalpost.com/np/blogs/fullcomment/archive/2008/10/07/leeshai-lemish-the-games-are-over-the-persecution-continues.aspx
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