Ein ehemaliger Doktorand der Universität Tsinghua enthüllt Verfolgung und Folterung im Sihui Gefängnis der Provinz Guangdong (Teil 2)

(Minghui.de)

Teil 1 siehe unter: >www.minghui.de/artikel/50017.html

2. Die Verfolgung, die ich in der 15. Abteilung erlitt

Nachdem die Praktizierenden für eine gewisse Zeit in der „neuen Gefangenen-Gruppe” eingesperrt waren, wurden sie in andere Abteilungen verlegt. Es gibt 18 Abteilungen in diesem Gefängnis. Dutzende männlicher Praktizierender waren in dem Gefängnis eingesperrt. Mit der Sklavenarbeit, die die Gefangenenen verrichten mussten, wurden verschiedene Produkte hergestellt wie Schuhe, Hüte oder Kleidung. Im Juli 2003 kam ich in die 15. Abteilung. In dieser wurden vor allem Gegenstände aus Bambus hergestellt wie Bambusstühle, Tische aus Bambus, Bambuskörbe und sogar Schachteln für Mondkuchen aus Bambus. Später kamen die Jade-Veredelung und Sweater-Herstellung hinzu. In allen Werkstätten war die Luftverschmutzung ein sehr ernsthaftes Problem. Der Geruch von Farbstoffen und Bleichmitteln sowie der Staub vom rohen Bambus breiteten sich im ganzen Produktionsraum aus. In der Werkstatt für die Sweaterherstellung war die Luft voll von Wollflusen. Einige Gefangene wurden bei der Arbeit in diesen Räumen ohnmächtig. Außerdem ist in diesem Gefängnis die Rate der Tuberkulose-Erkrankungen sehr hoch.

Neben der Zwangsarbeit litten die Praktizierenden unter der „politischen Gehirnwäsche”. Frei heraus gesagt ist die politische Gehirnwäsche eine „Erziehung zur Parteiliebe”. Immer wenn ein großes Ereignis stattfand wie der „Shenzhou V Raumschiff Abschluss” oder die Olympischen Spiele in Peking, mussten alle Gefangenen Artikel schreiben, in denen sie die KPCh lobten. Jeden Monat mussten die Gefangenen ein politisches Examen bestehen; die Noten wirkten sich direkt auf ihre persönlichen Vorteile aus. Außerdem wurden ständig Aktivitäten zum Lob der KPCh abgehalten wie das Singen von Gefängnisliedern oder Parteiliedern, das Ansehen von Shows, die die KPCh priesen und Wettbewerbe im Aufsatzschreiben sowie Lesungen, um die Partei zu loben. Auf diese Weise beherrscht die Partei die Gedanken eines jeden in allen Ecken Chinas.

Die körperliche und geistige Verfolgung von Falun Gong-Praktizierenden geht weit über das Erzählte hinaus. Zum Beispiel bildeten vier Strafgefangene ein „Überwachungsteam”, um mich die ganze Zeit über zu überwachen. Diese wiederum wurden von anderen Strafgefangenen überwacht. Jederzeit konnten meine persönlichen Dinge durchsucht werden. Selbst wenn ich zur Toilette ging, folgte mir einer von ihnen, ich hatte keinerlei Privatsphäre mehr. Außerdem berichtete der Leiter der Überwachungsgruppe ständig, was ich gesagt und getan hatte. Die Aufseher machten ebenso einen genauen Bericht über mich. Sie gaben diese Berichte an das „Büro 610” des Gefängnisses weiter.

Ab dem 2. März 2004 wurden allen Praktizierenden jeden Abend Videos vorgespielt, in denen Falun Gong verleumdet wurde. Um gegen diese üble Belästigung zu protestieren, traten der Praktizierende Zhuang Wenshu und ich in einen Hungerstreik. (Später erfuhren wir, dass Praktizierende in anderen Abteilungen auch in Hungerstreiks getreten waren. Diese kraftvolle Aktion unterdrückte erfolgreich die üblen Aktivitäten - die Videoprogramme wurden nach kurzer Zeit eingestellt.) Gleichzeitig weigerten wir uns, Sklavenarbeit zu leisten. Die Aufseher, die politischen Abteilung und das „Büro 610” des Gefängnisses fürchteten unsere Aktionen. Obgleich wir später wieder anfingen zu essen, verweigerten wir weiterhin das Arbeiten. Eines Tages rief mich ein Aufseher in ein Büro. Er zwang mich niederzuknien und fing an, mich zu kritisieren und zu treten. Nach mehreren Stunden in der Hocke fühlten sich meine Beine fast so an, als seien sie gebrochen. Danach wurde ich in die Werkstatt zur Herstellung leichter Sweater gebracht. Ich weigerte mich jedoch zu arbeiten. Die Aufseher zwangen mich, vom Morgen bis zum Abend am Eingang zur Werkstatt zu hocken. Immer in der gleichen Stellung verharrend wurden meine Beine taub. Der Schmerz war unbeschreiblich. Ich wurde gefoltert, indem man mich zwang, drei Tage lang zu knien.

Zhuang Wenshu weigerte sich, sich hinzuknien und trat erneut in einen Hungerstreik. Die Aufseher legten ihm Ketten an. Die schweren Stahlringe rieben an seinen Fußgelenkknochen, wodurch das Gehen besonders schmerzhaft wurde.

Die Aufseher befahlen den Strafgefangenen, an zwei großen Wänden der Gefängnisabteilung Material anzubringen, das Falun Gong verleumdete, darunter befanden sich auch Bilder, die den Begründer von Falun Gong verleumdeten. In der ganzen Abteilung waren Spruchbänder angebracht, die gegen Falun Gong und für das Böse sprachen. Um die Mittagszeit des 21. April wurde allen Gefangenen befohlen, sich auf dem Übungsplatz der Abteilung hinzuhocken. Zhuang Wenshu und ich wurden vor allen hingestellt, wobei Zhuang noch die schweren Ketten trug. Die Aufseher fesselten uns schnell. Ich sollte mich hinknien. Ich weigerte mich und sofort begannen sie, mich mit 10 Elektrostäben zu schlagen, woraufhin ich mich verkrampfte und zitterte. Die Aufseher zielten auf meine empfindlichen Körperteile wie Handflächen und Ohren ab. Dabei fragten sie mich: „Gehst du nun arbeiten oder nicht?”

Während sie mich schlugen, blieben sie dabei, rhetorisch zu sprechen und befahlen den „Repräsentanten” der Gefangenen, Falun Gong schlecht zu machen und die Praktizierenden anzugreifen. Das war das übliche Vorgehen der KPCh, „Menschen zu benutzen, um gegen Menschen zu kämpfen”.

Im Oktober 2004 begann die Verfolgungsmethode der „systematischen Umerziehung”. Anfangs hatten die Aufseher eine „Unterhaltung” mit mir, die einen ganzen Tag lang dauerte. Ich saß auf einem kleinen Plastikstuhl mit zwei Strafgefangenen an jeder Seite. Sie zeichneten alle meine Bewegungen im Einzelnen auf, selbst den Richtungswechsel meines starren Blicks. Zum Beispiel: „Um 11:23 Uhr sah Huang Kui auf die linke Seite” oder „um 11:24 Uhr kreuzte Huang Kui die Hände vor der Brust mit der linken Hand nach außen.” Diese „Aufzeichnung” diente dazu, einen geistigen Druck zu erzeugen, sodass sich die Menschen so unwohl fühlten wie nur möglich.

Offenbar, um die Aufgabe der Umerziehung (oder die Quote der Umerziehungen) des Gefängnisses und des „610 Systems” zu erfüllen, bildeten die Aufseher ein besonderes Team, angeführt vom Parteisekretär, um mich zu verfolgen. Drei Aufseher waren dazu bestimmt, mich ständig zu überwachen. Ihre tägliche Verantwortung wurde dann von anderen Aufsehern übernommen. Das bewirkte, dass mich alle Aufseher hassten, da ich ihnen Extraarbeit verursachte. Es war gegen Jahresende. Wenn ich mich nicht umerziehen ließ, bekämen die Aufseher keinen Bonus und die anderen Gefangenen erhielten weniger Gelegenheit, dass ihre Haftzeit verkürzt würde. Darum hassten mich alle anderen Gefangenen. Wenn ich aber nachgab, würden die Gefängnisaufseher Befehlsgewalt oder Belohnungen erhalten und meine Dienst habenden Aufseher könnten zu Büroarbeit befördert werden. (Das ist die Arbeit, von der alle Aufseher träumen.) So war der Druck, unter dem ich stand, extrem groß und er wurde jeden Tag stärker. Ich war der Brennpunkt des ganzen Gefängnisses.

Die Aufseher behaupteten, dass sie ihre „Fähigkeiten zur Umerziehung” im Qinghe Gefängnis in Peking gelernt hätten. Sie trafen sich regelmäßig, um darüber zu diskutieren, wie sie mich behandeln sollten. Sie steckten mich zusammen mit 11 Strafgefangenen in einen Raum. Sieben von ihnen sollten mich überwachen. Sie selbst wurden von heimlichen „Informanten” überwacht, um zu vermeiden, dass sie durch mich über Falun Gong informiert wurden. Auch verschiedene Aufseher hatten ihre eigenen „Berichterstatter”. Sie benutzten Informanten, um Informanten zu überwachen. So konnte keiner keinem trauen. Wenn eine Gruppe Gefangener jemanden [eines Vergehens] bezichtigen wollte, dann brauchten sie nur zusammenzuwirken und zu berichten, dass dieser Mensch Falun Gong von mir gelernt hätte, dann wäre er in ein Gefängnis der Provinz Xinjiang verlegt worden, um dort noch schlimmer verfolgt zu werden.

Die Methoden, die die Aufseher benutzten, wechselten zwischen Drohungen und Verlockungen. Die Aufseher drohten mir, dass wenn ich mich nicht umerziehen ließe, so würde ich entweder sterben oder in ein Gehirnwäschezentrum oder in ein Zwangsarbeitslager geschickt werden. Wenn ich nicht umerzogen würde, dann würden sie täglich Verhöre abhalten, mir ein Schild um den Hals hängen mit der Aufschrift „Mitglied eines Kults”, mich vor jedermann hin knien lassen und mich von jedermann bespucken und einige Worte aussprechen lassen, die den Begründer von Falun Gong verleumdeten. Als Verlockung versprachen sie, dass wenn ich mich umerziehen ließe, dann würden sie meine Haftzeit verkürzen und mir im Gefängnis mehr Freiheit geben.

Die Aufseher griffen mich ständig mit gehässigen Worten an und zwangen mich zum Ansehen von pornografischen Filmen. Mit ihren eigenen Worten gesagt: Sich „wie Fliegen zu benehmen, um den ganzen Tag um mich herum zu bleiben, um mich zu irritieren”. An einem kalten Abend musste ich im Büro der Aufseher sitzen. Nachdem er einen heißen Tee zubereitet hatte, begann der Aufseher im Dienst an diesem Abend, Falun Gong und mich zu kritisieren. Er sprach so laut, dass die anderen Praktizierenden nicht schlafen konnten. Manchmal erschien der patrouillierende Aufseher oder gar der Direktor des Gefängnisses. Dann beschuldigte mich der Aufseher umso gemeiner, damit die anderen sehen konnten, wie hart er arbeitete. Einmal beschimpfte mich ein Aufseher ohne Punkt und Komma 10 Stunden lang, während denen er mich weder trinken noch essen oder zur Toilette gehen ließ. Manchmal kam der „politische Kommissar” des Gefängnisses oder der Leiter des „Büro 610”, Ling Liezhou, um mich zu sehen. Ling Liezhou war sehr böse und betrügerisch.

Manchmal benutzten die Aufseher schmutzige Worte und zwangen mich, mir pornografische Filme anzusehen. Einer von ihnen bedrohte mich einmal: „Wenn du eine Frau wärst, würde ich dir die Kleider herunterreißen und dich an einem Baum aufhängen. Dann würdest du dich bestimmt „umerziehen” lassen.” Sie zwangen mich, mir Videos und Bücher anzusehen, die Falun Gong diffamierten. Ich wehrte mich dagegen. Sie befahlen Strafgefangenen, vor mir zu lesen und zwangen mich, regelmäßig „Berichte über meine Gedanken” zu schreiben.

Einmal betrat ich das Büro der Aufseher, ohne „Bericht” zu rufen. Die Aufseher befahlen anderen Gefangenen, mich rauszuholen und zwangen mich, mich hinzuhocken. Als ich mich weigerte, zwangen sie mich, bis zum Ende des Tages auf dem kahlen Fußoden zu liegen. Eines Tages wurde mir befohlen, mir eine DVD anzusehen, auf welcher Falun Gong schlecht gemacht wurde. Ich weigerte mich. Da zwangen die Aufseher andere Verbrecher, mich dazu zu bringen, mir das Video anzusehen. Bei diesem Kampf wurde meine Stirn verletzt und blutete. Ein anderes Mal kamen Aufseher in den Raum, um eine „Unterredung” zu führen. Sie kritisierten den Lehrer von Falun Gong. Ich sagte laut: „Hört auf, den Meister zu beschimpfen.” Da ergriffen mich zwei Verbrecher an den Armen und hoben mich hoch. Das war sehr, sehr schmerzhaft. Manchmal gossen sie Wasser über mich, um mich zu beleidigen. Es gibt viel zu viele ähnliche Misshandlungen, um sie alle zu beschreiben.

Wegen des Drucks der Aufseher hassten mich die Dienst habenden Kriminellen, die mich überwachen mussten. Sie drohten sogar, mich zu töten, um einige persönliche Vorteile zu erhalten. Wie auch immer, ob gut oder schlecht, wird den Menschen alles, was sie tun, vergolten. Am 1. Januar 2005 verwundeten zwei meiner Überwacher einen anderen Strafgefangenen schwer. Daraufhin wurde ihre Strafzeit verlängert und die Leiter der Gefängnisabteilungen wurden ausgewechselt. Nach diesem Vorfall stand die Abteilung 15 auf der Liste derjenigen, die die Aufgaben schlecht durchgeführt hätten. Aus diesem Grunde wollte der Führer der 15. Abteilung umso mehr, dass ich umerzogen wurde, damit er befördert wurde.

Anfang Dezember 2004 befahlen die Aufseher den Leuten vom „Überwachungsteam”, mich alle 10 Minuten aufzuwecken. Manchmal im kalten Winter nahmen sie mir die Überdecke weg. Wenn ich schlief, drückte einer vom Überwachungsteam meine Kniescheiben mit seinem Ellbogen und verletzte mich ernsthaft. Ab Mitte März 2005 führten die Aufseher Gespräche mit mir, um mich am Schlafen zu hindern. Ich musste im Beobachtungsraum auf einem kleinen Hocker sitzen und wurde gezwungen, mir Programme anzusehen und Bücher zu lesen, die Falun Gong schlecht machten. Gegen 5:40 Uhr durfte ich in meinen Raum zurückkehren, zehn Minuten vor dem Wecktermin. So konnte ich täglich nur einige Minuten schlafen. Wenn ich die Augen schloss, dann weckte mich ein Überwacher. Auf diese Art wurde ich einen ganzen Monat lang gequält. Der Aufseher behauptete: „Egal, welche Mittel wir anwenden im Umgang mit Falun Gong, wir sind immer im Recht” und „Geh nur und klage uns an! Die KPCh beherrscht China!”

Der Praktizierende Zhuang Wenshu war auch in der 15. Abteilung eingesperrt. Er hatte sich das Masterdiplom an der Schule für Wasserwirtschaft und Wasserkraft der Universität Wuhan erworben und war Vorsitzender der Studentenvereinigung und stellvertretender Direktor der Hochschulabgänger-Vereinigung. Nach seinem Abschluss arbeitete er für das Rechnungsprüfungsbüro von Shenzhen. Er wurde zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt, weil er während der Hochtechnik-Messe in Shenzhen 2000 Informationsmaterial über Falun Gong verteilt hatte. Die Aufseher versuchten, Zhuang und mich einzeln zu besiegen. Ich wurde isoliert und er „arbeitete” wie üblich. Oder sie verlegten Zhuang Wenshu in eine andere Abteilung, um mich Glauben zu machen, dass es ihn nicht mehr gäbe.

Ich hatte keine Gelegenheit mehr, mit Zhuang zusammen zu kommen. Die Aufseher dachten, es würde ihr Gehirnwäschezentrum ruinieren, wenn sich zwei Praktizierende treffen könnten, um einander zu ermutigen, darum trennten sie uns vollkommen voneinander. Eines Morgens stand Zhuang in einer Reihe, um auf Arbeit zu warten. Gleichzeitig wurde ich zum Eingang gebracht, nicht weit von seiner Wartereihe entfernt. Zhuang wusste, dass ich da war. Er stand auf und wandte sich mir zu. Dann winkte, lächelte und nickte er mir zu. Auch ich begrüßte ihn. Damals war ich schon sieben Monate isoliert gewesen. Ich litt unter ernsthaftem Schlafmangel. Die Aufseher machten große Anstrengungen, um mir den falschen Eindruck zu vermitteln, „dass nur ich allein auf der Welt an Falun Gong glaubte und sonst keiner”. All das erschien in unseren Augen in jenem kurzen Augenkontakt zwischen Zhuang Wenshu und mir. Das ist die Kraft des Glaubens. Aber nach jenem ganz normalen Verhalten zeigte ein Gefangener Zhuang bei den Aufsehern an, was der Grund dafür war, dass er in einem Maße gefoltert wurde, das über jede Vorstellung hinaus geht.

(Fortsetzung folgt)