Erinnerungen an den 20. Juli 1999
(Minghui.de) Am Morgen des 20. Juli 1999 hörte ich auf dem Übungsplatz, dass einige Mitpraktizierende illegal verhaftet und ihre Wohnungen durchwühlt worden waren. Kurz vor Mittag, als unsere Appelle bei der Provinzregierung auf taube Ohren gestoßen waren, gingen viele Praktizierende nach Peking. Einige von uns, die zur Mittagszeit bereits Bahntickets für Peking gekauft hatten, wurden von der Polizei im Bahnhof in unserer Heimatstadt aufgehalten. Am Nachmittag wurden alle Bahntickets nach Peking gesperrt. Daraufhin kauften wir Bahntickets nach Huairou, einem Vorort von Peking, und planten, an der Haltestelle von Peking auszusteigen. Wir kamen gegen Mitternacht dort an. Vor dem Bahnhof wurden wir von einer Person ausgetrickst, die von der Polizei angestellt worden war, und zu einem Ort gebracht, an dem man uns festhielt. Viele Praktizierende, die früher eingetroffen waren, waren bereits dort. Ich schlief die ganze Nacht nicht und erklärte den Polizisten fortwährend die Tatsachen. Als ich darum bat, zum Appellationsbüro gebracht zu werden, wurde mir gesagt: „Wir bringen dich morgen früh zu dem Ort, wo du appellieren kannst.”
Am nächsten Morgen kamen gegen 8:30 Uhr einige Busse an, in die wir einsteigen mussten. Wir erkannten, dass wir getäuscht worden waren, als wir sahen, dass der Bus die Stadt verließ. Es stellte sich heraus, dass viele nicht zu einem Appellationsbüro gebracht werden sollten, sondern dorthin zurück, wo wir hergekommen waren. Wir wurden in ein Sportstadium gebracht, fotografiert, und es wurden unsere Namen und Adressen aufgezeichnet. Dann brachte man uns zu einem Schulgelände an der Grenze zwischen Peking und der Provinz Hebei, wo bereits Busse darauf warteten, uns zu unseren Heimatstädten zurückzubringen. Ich traf auf eine Praktizierende, die ich bereits kannte. Sie war bei einem Appellationsbüro gewesen und war dort geschlagen und an den Haaren gezogen worden. Man hatte ihr noch Handschellen angelegt und ich konnte immer noch die rote entzündete Haut an ihren Handgelenken sehen. Nachdem wir kurz über die Situation gesprochen hatten, erkannten wir, dass wir jetzt nicht nach Hause gehen konnten, da wir unser Ziel, nämlich bei den Funktionären in Peking zu appellieren, noch nicht erreicht hatten. Die Praktizierenden saßen ordentlich in kleinen Gruppen auf dem Spielplatz des Schulgeländes. Einige von ihnen meditierten und andere zitierten die Vorträge des Meisters im Stillen. Es war Mittag und es war sehr heiß und es gab keinerlei Schatten. Wir fühlten uns, als säßen wir an einem glühenden Ofen, doch schwächte dies nicht unsere Entschlossenheit.
Die Busse warteten lange auf uns, doch bewegte sich kein Praktizierender. Als die Polizei sah, dass niemand bereit war zu gehen, brachten sie deutsche Schäferhunde herbei, die uns anbellten. Die Kinder bekamen Angst und begannen zu weinen. Plötzlich stand eine weibliche Praktizierende auf und leitete uns an, aus "Hong Yin" [Gedichtband von Li Hongzhi] zu rezitieren. Die Gedichte des Meisters hallten über den Spielplatz. Unsere Stimmen waren wie Donner, der den Himmel erschütterte. Ich kann mich immer noch sehr detailliert an diese heilige und großartige Szene erinnern. Es war wirklich eine Schlacht zwischen dem Guten und dem Bösen.
Die Aktionen, die Dafa-Jünger unternahmen, um das Fa zu schützen, schockierten die Autoritäten. Die Polizei drehte den einzigen Wasserhahn am Spielplatz ab. Das kleinste Kind unter den Praktizierenden war nur zwei oder drei Monate alt und der älteste Praktizierende, von dem ich wusste, war fast 70. Wir sandten einen Repräsentanten, der mit der Polizei verhandeln sollte. Die Polizei brachte daraufhin einen Händler herbei, der uns Mineralwasser zu einem sehr hohen Preis von drei Yuan pro Flasche verkaufte. Unter der brennenden Sonne waren alle unsere Kleider mit Schweiß durchtränkt, dennoch verließ niemand den Ort. Die Praktizierenden fuhren damit fort, die Vorträge und Gedichte des Meisters zu rezitieren. Am Nachmittag trafen zwischen 16:00 und 17:00 Uhr einige Regierungsbeamte sowie ein Team der Antiterrorgruppe der Polizei ein, die mit Maschinengewehren bewaffnet waren. Die Antiterrorgruppe umschloss den Spielplatz. Nach einer langen Weile, während der nichts geschah, begannen Verhandlungen zwischen den Praktizierenden und den Regierungsbeamten und wir stiegen nach und nach in den Bus. Gegen Abend kamen wir in der Provinzhauptstadt an. Nachdem erneut unsere Namen, Adressen und unser Arbeitsplatz notiert worden waren, durften wir nach Hause gehen.
Am nächsten Tag, es war der 22. Juli, ging ich wie gewöhnlich gegen 3:30 Uhr morgens zum Übungsplatz. Es fanden sich nur wenige Praktizierende ein. Nach der Meditation praktizierte ich die stehenden Übungen zusammen mit Praktizierenden aus einer nahe gelegenen Übungsstätte. Während wir praktizierten, spürte ich in meinem Körper eine starke Energie, was ungewöhnlich für mich war. Ich fühlte, dass der Meister bei mir war. Ich war davon so bewegt, dass mir die Tränen die Wangen herunterrollten. Dieses Gefühl hielt die ganze Übungszeit über an. Später, als ich den Vortrag des Meisters „Rundreise durch Nordamerika” las, sah ich diese Passage:
„Am 20. Juli 1999 habe ich alle Lernenden, die bis dahin angefangen hatten, alle auf ihre Positionen geschoben, auf eure höchsten Positionen geschoben.” (Li Hongzhi, Fa-Erklärung auf einer Rundreise in Nordamerika vom März 2002)
Plötzlich erkannte ich, warum ich mich so gefühlt hatte.
Am Nachmittag des 22. Juli stieg ich erneut in einen Zug nach Peking, um dort zu appellieren. Im Zug befanden sich eine Menge Polizisten und viele Praktizierende wurden auf halber Strecke angehalten und zurückgeschickt. Ich hatte nur den einen Gedanken, dass uns niemand aufhalten kann. Mein Sohn und ich handhabten die Störungen durch die Polizei mit Weisheit und kamen schließlich in Peking an. Am Abend trafen wir auf andere Praktizierende. Zehn von uns übernachteten in einem kleinen Raum in einem Vorort von Peking. Der Raum war schon seit langer Zeit nicht mehr benutzt worden und dementsprechend schmutzig und unordentlich. Es gab darin nur ein einziges Bett ohne Matratze. Um nicht die Aufmerksamkeit der Polizei auf uns zu ziehen, machten wir das Licht nicht an. Wir wechselten uns beim Zähneputzen ab, da wir nur ein kleines Badezimmer hatten. Da wir nur über ein Bett verfügten, ließen die Praktizierenden die ältesten Praktizierenden und meinen Sohn (der jüngste) auf dem Bett schlafen, während der Rest von uns auf dem Boden schlief. Der Raum war so klein, dass ein junger Praktizierender sogar unter dem Bett schlafen musste.
Bis heute sind nun elf Jahre vergangen. Von den zehn Praktizierenden, die an jenem Tag nach Peking gegangen waren, um zu appellieren, ist jeder seinen eigenen Weg gegangen. Ding Yan wurde in Guangzhou verhaftet und zu Tode gefoltert. Obwohl sie uns so früh verlassen hat, ermutigten ihre Erfahrungsberichte viele andere Praktizierende, hervorzutreten und das Fa zu bestätigen. Sechs von uns wurden verfolgt und in unterschiedlichem Ausmaß gefoltert, zu langen Haftstrafen verurteilt, wurden von den Hochschul-Prüfungen ausgeschlossen, zu Arbeitslager verurteilt und in Gehirnwäschezentren geschickt. Doch wie auch immer, unser starker Glaube an den Meister und in das Fa ließ nicht nach und jeder von uns handelte als ein Teil von Dafa. Die restlichen drei gaben ihre Kultivierung während der Verfolgung auf. Ich hoffe, dass sie bald zu Dafa zurückkehren können und nicht am Ende vernichtet werden.
Nach elf Jahren hält die Verfolgung immer noch an. Ich kann mich immer noch an die Szenen von 1999 erinnern. Wir werden unsere Bemühungen nicht vermindern, uns gegen die Verfolgung zu stellen und die bösartige Natur der Kommunistischen Partei Chinas aufzudecken, bis diese Verfolgung beendet ist. In Wahrheit hätte die Verfolgung von Falun Gong überhaupt nicht erst geschehen dürfen. Sie muss sofort aufhören!
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