10. Jahrestag: Westliche Praktizierende appellierten auf dem Platz des Himmlischen Friedens (Foto)
(Minghui.de) Eine halbe Welt von zu Hause weg schaue ich in den Spiegel, um festzustellen, ob die Beobachtungskamera sichtbar ist. Ich bin in Peking, China, und habe mir eine Lochkamera in den Schulterriemen meines Rucksacks eingenäht. Als ich auf meine eigenen Augen im Spiegel treffe, sticht ein Angstblitz durch mein Herz. Als Spion in Festlandchina gefasst zu werden, ist keine kleine Anschuldigung. Sie verhängen für viel geringere Verbrechen die Todesstrafe.
Nach einem flotten, aber schlottrigen fünf-Meilen-Marsch zum Platz des Himmlischen Friedens stehe ich bestürzt vor seiner Größe. Es ist wirklich schwer, sich vorzustellen, dass er mit Panzern und Studenten gefüllt ist. Der Tag ist heiter und frostig. Der schwache, kalte Nordwind schlägt mir ins Gesicht, als ich den Hauptfahnenmast erblicke. Ich komme am festgesetzten Treffpunkt an, stehe alleine da und frage mich, ob sie es schaffen werden.
Bevor es mir so richtig bewusst ist, versammeln sich mehr als 30 Leute aus über zehn Ländern mit ihren Nationalfahnen, um zu einer Beendigung der Verfolgung von Falun Gong aufzurufen. Auf ein Stichwort setzen sich die meisten in die Meditationshaltung, während einige ein über drei Meter langes goldenes Transparent mit drei riesigen chinesischen Schriftzeichen für „Wahrhaftigkeit – Barmherzigkeit – Nachsicht“ ausrollen. Die Passanten sind schockiert. Ich stehe unbewegt da und nehme dieses Ereignis mit meiner versteckten Videokamera auf. In weniger als 30 Sekunden kreischen aus allen Richtungen Polizeifahrzeuge.
In den darauffolgenden Monaten reisten mehr Ausländer aus der ganzen Welt nach China, um zu versuchen, die Chinesen wegen der ungerechten Verfolgung und Diffamierung von Falun Gong in ihrem Land wachzurütteln.
Das war vor zehn Jahren.
Ein Appell an das Gewissen
Diese Aktion machte Schlagzeilen auf der ganzen Welt und bewirkte zum Teil das, was wir damit erreichen wollten. Die Menschen, die nie zuvor von der Verfolgung von Falun Gong gehört hatten, wussten nun Bescheid. Und diese Bewusstheit war der erste Schritt dazu, dass noch mehr Menschen das chinesische Regime aufforderten, damit aufzuhören.
Doch unsere Herzen waren bereit dazu, dass Dinge in China geändert werden. Unser Aufruf zielte darauf, dass die Menschen in China, die von der Medienblockade erdrückt wurden, aufwachen konnten, um die Realität des Bösen zu erkennen, das in ihrem eigenen zensierten Hinterhof geschah, um nicht blind der rechtswidrigen Verfolgung nachzulaufen.
In den letzten zehn Jahren haben wir tiefer verstanden, wie schwierig das, was wir forderten, war.
China hat eine alte, reichhaltige Kultur, die das Volk mit einem tiefen und unerschütterlichen Stolz erfüllt. Sie wurde auf der Lehre von Ehre, Loyalität, Güte, Verantwortung und vor allem auf dem Streben nach Wahrheit aufgebaut. Jede Dynastie verstand die Wichtigkeit von Spiritualität und obwohl jeder Dynastiewechsel turbulent vonstatten ging, lebten die Chinesen nach dem Wechsel hunderte von Jahren in relativer Harmonie.
Die Herrschaftszeit der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) war jedoch anders als jede andere Zeit in der Geschichte Chinas.
Seitdem die KPCh 1949 die Herrschaft in China übernommen hat, befeindet sie ihre eigenen Bürger, indem sie unzählige Kampagnen gegen sie unternimmt und die Bürger gegeneinander aufhetzt, um den Blick von der Korruption des eigenen Regimes abzulenken. Ungefähr 80 Millionen Menschen sind infolgedessen eines unnatürlichen Todes gestorben.
Die Partei schuf eine Krise nach der anderen: die in den 1950er Jahren vom Regime geschaffene Massenhungersnot während des sogenannten „Großen Sprungs nach vorn“, die schreckenerregende Kulturrevolution, die Mitte der 70er Jahre endete und jegliche Spiritualität angriff und zerstörte, die das Volk eventuell beeinflussen hätte können, das Massaker vom Platz des Himmlischen Friedens 1989, die derzeit ablaufende Verfolgung von Falun Gong usw. Als Folge davon gibt es in jeder Familie in China zumindest einen Verwandten, der von der KPCh verfolgt wurde. Doch teilweise wegen dieses endlosen Terrors folgen viele Chinesen blindlings der KPCh und ihrer Propaganda.
Das moralische Dilemma Chinas
Das China der KPCh wurde zu einem Ort, wo die Menschen gezwungen sind, ohne Glaubensfreiheit zu leben, wo die Menschen Angst haben, dass sie verhaftet und gefoltert werden, wenn sie ein falsches Wort in der Öffentlichkeit sagen, wo das Denken an andere, der Einsatz für ein Prinzip und das integre Handeln durch Angst, Neid, Egoismus und Gleichgültigkeit ersetzt wurden.
Die Chinesen sind täglich Zeugen von ungerechter Verhaftung, Misshandlung, Diskriminierung und Entmenschlichung von Gruppen aus ganz China: die Angriffe auf die Uiguren und Tibeter, die brutalen Maßregelungen von Hauskirche-Christen und papsttreuen Christen, das Zum-Schweigen-Bringen und die Inhaftierung von Menschenrechtsanwälten, die Ungerechtigkeit gegenüber denjenigen, deren Wohnungen zur Bereicherung von örtlichen Beamten niedergerissen wurden, die Drohungen gegenüber Eltern, die wegen des Tods ihrer Kinder in einstürzenden Schulen während des Erdbebens von Sichuan protestierten – die Liste ist endlos.
In den letzten 12 Jahren war die chinesische Gesellschaft Zeuge der Verhaftung, Folter und des Tötens von Falun Gong-Praktizierenden. Zehntausende von eingesperrten Praktizierenden wurden von staatseigenen Krankenhäusern umgebracht, um den multi-Billionen-Dollar schweren Organtransplantationstourismus des Regimes anzuheizen.
Die Folgen der Schläge auf die Moralstruktur der Gesellschaft werden täglich stärker sichtbar.
Ich schaute mir auf YouTube ein zwei Jahre altes Kleinkind in China an, das aus dem Geschäft seiner Eltern auf die Straße ging und dort zweimal von einem Laster angefahren wurde und dann sterbend auf der Straße lag. 18 Menschen gingen daran vorbei, ohne stehenzubleiben oder zu helfen. Die chinesischen Hersteller verkaufen um des Geldes willen vergiftete Milch, vergiftete Baby-Nahrung, verdünnte oder unreine Medikamente und verseuchte Trockenbauwände an die Konsumenten.
Blick in die Zukunft
Jeden Sonntagmorgen gehen meine Mutter und ich zusammen in einen Park in der Nähe, um dort die Falun Gong-Übungen zu praktizieren. Manchmal öffne ich bei der Sitzmeditation meine Augen und schaue sie an, wie sie mit ihrem 70 Jahre alten Körper in einer perfekten Haltung sitzt, ihre Augen sanft mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht geschlossen. Sie sieht so friedlich aus. Ich erinnere mich an die Tage, als Familienstreitereien und heftige Temperamentsausbrücke durch unser nicht so glückliches Heim zogen. Es war für mich wie Magie, als diese scheinbar einfache spirituelle Disziplin in weniger als einem Jahr Ruhe in unser Familienleben brachte.
Der friedliche Blick auf dem Gesicht meiner Mutter steht im krassen Gegensatz zu dem Blick des Schocks auf den Gesichtern der Chinesen auf dem Platz des Himmlischen Friedens an dem damaligen Tag.
Sie hatten vergessen, dass Falun Gong wegen seiner Vorteile, die es den Chinesen brachte, anfangs von der KPCh ausgezeichnet und gelobt wurde. Es wurde sogar vom Büro für öffentliche Sicherheit gelobt, dass es „die verbrechensbekämpfenden Tugenden zurück nach China“ gebracht habe. Es dauerte nicht lange, bis die Popularität von Falun Gong dem korrupten Staat als Bedrohung erschien und Angst vor der Bevollmächtigung des Volkes hervorbrachte.
Erst 2006 erhielt die Welt schließlich eine klare Antwort darauf, warum die KPCh ihre brutale Maßregelung von Falun Gong fortsetzt, als nämlich der hochrangige chinesische Diplomat Chen Yonglin in Australien seinen Posten und den Staat verließ und politisches Asyl beantragte: „Die Kommunistische Partei Chinas hat sich immer auf Gewalt, Lügen und die Durchsetzung des Atheismus gestützt, um ihre Macht aufrecht zu erhalten. Sie konnte die friedlichen Bemühungen der Falun Gong-Praktizierenden zum Schutz ihres Glaubens nicht verstehen. Nun meint sie, dass sie die Menschen nicht wissen lassen darf, was Falun Gong in China angetan wurde.“
Heutzutage schätzen Millionen auf der ganzen Welt die Lehre von Falun Gong und die Ausrichtung auf Moral, die es in ihr Leben brachte. Es ist etwas, was China verzweifelt benötigt.
Nach zehn Jahren gesellten sich zu unseren Appellen zahlreiche Aktionen von Praktizierenden und Bürgern, die zur selben Schlussfolgerung kamen.
Millionen von Praktizierenden in China betreiben weiterhin in ihrem Zuhause Produktionsbetriebe, wo sie Flyer und Flugblätter herstellen, die sie an ihre Mitbürger verteilen. Außerhalb von China schufen Falun Gong-Praktizierende Firewalls mit aktuellem Technikstand, die die Internetblockade des chinesischen Regimes durchbrechen. Mit diesem neuen Informationsfluss haben über 100 Millionen Chinesen innerhalb und außerhalb Chinas ihre Mitgliedschaft in der KPCh und deren Unterorganisationen aufgekündigt.
Tausende von Regierungsbeamten aus Ländern auf der ganzen Welt zeigten sich solidarisch mit Falun Gong. Millionen von Menschen weltweit unterschrieben Petitionen und schrieben Briefe, in denen zur Beendigung der rechtswidrigen Verfolgung aufgerufen und aufgefordert wird, die Verantwortlichen in China vor Gericht zu stellen.
Obwohl es zehn Jahre her ist, habe ich immer noch ein Gefühl, als ob es gestern war. Mein Herz hämmerte in meiner Brust, als ich auf einer Rikscha durch Peking zurück zu meinem Hotel raste, während der Platz des Himmlischen Friedens hinter mir verblasste. Meine einzige Frage: Hatten wir Erfolg oder waren wir gescheitert?
Zehn Jahre später fühle ich mich sehr geehrt, dass ich Teil einer Bewegung war und bin, die weiterhin angesichts der Tyrannei zum Schutz von anderen heraustritt.
In der Geschichte haben das Gute und das Böse immer wieder in beängstigenden und inspirierenden Geschichten auf Zeit gespielt. Der Schlussstrich wurde öfter, als man zählen kann, im Sand gezogen. Heute tragen wir tief in unserem Herzen den Wunsch, dass sich immer mehr Menschen auf die richtige Seite stellen werden.
Joel Chipkar ist Immobilienmakler und Menschenrechtsverteidiger und lebt in Toronto, Kanada. Das Video, das er aufnahm, können Sie sich unter nachfolgendem Link ansehen: http://www.clearwisdom.net/emh/articles/2001/11/26/16209.html
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