Ehemaliger außerordentlicher Professor der Tsinghua Universität berichtet über den Appell vom 25. April 1999 – Teil 2 (Foto)

(Minghui.de)

Teil 1: http://www.minghui.de/artikel/64499.html

Gegen Mittag am 25. April 1999 betrat eine zweite Gruppe Praktizierender Zhongnanhai, um über die Situation zu berichten

Vom Westtor von Zhongnanhai kam die Nachricht, dass sich Regierungsbeamte mit dem Pekinger Falun Gong Forschungsverein treffen wollten, um die Situation am Mittag zu besprechen. Deshalb betraten Vertreter des Vereins und einige Praktizierende aus Peking das Zhongnanhai-Gelände. Sie stellten an die Regierungsbeamten folgende Forderungen:

(1) Die in Tianjin verhafteten Falun Gong-Praktizierenden freilassen;
(2) Den Praktizierenden eine faire und rechtmäßige Kultivierungsumgebung geben;
(3) Die Veröffentlichung der Bücher zu Falun Gong erlauben.

In der Mittagszeit sah Herr Xu, dass manche Praktizierende ihr Mittagessen mitgebracht hatten; manche gingen in nahegelegene Restaurants und Lebensmittelläden, um sich etwas zum Mittag zu kaufen, und alle standen höflich in der Schlange; manche der Praktizierenden aßen und tranken nichts.

Herr Xu dachte, dass, wenn er das Mittagessen auslassen würde, würde er sich die Mühe, das Essen zu kaufen bzw. auf die Toilette zu gehen, sparen. Deshalb beschloss Herr Xu, nichts zu essen und zu trinken.

Zwischen 14:00 und 15:00 Uhr am 25. April 1999 gaben die „zwei Büros” eine Mitteilung heraus

Zwischen 14:00 und 15:00 Uhr verteilten ein paar Leute in Zivil Flyer an die Praktizierenden. Auch Herr Xu bekam einen Flyer. Er beinhaltete eine Mitteilung der „zwei Büros“ (Generalbüro des Zentralkomitees des Regimes und Generalbüro des Staatsrates). Die Mitteilung besagte, dass sich die Regierung nie gegen Menschen gestellt habe, die Qigong praktizieren, und dass jedermann die Freiheit habe, die Kultivierung zu praktizieren; die Praktizierenden wurden aufgefordert, nicht von schlechten Menschen ausgenutzt zu werden. Herr Xu dachte: „Als Praktizierende hoffen wir lediglich, dass die Regierung nicht von jemandem, der Falun Gong feindselig gegenübersteht, aufgehetzt und irregeführt wird. Wir hoffen, dass die Regierung die in Tianjin unrechtmäßig verhafteten Praktizierenden freilässt und die offene Verbreitung von Büchern zu Falun Gong erlaubt. All dies sind vernünftige und legale Forderungen. Warum wird in der Mitteilung erwähnt, von schlechten Menschen benutzt zu werden?“

Viele Praktizierende hatten die Flyer bekommen, doch niemand ging fort, da die in Tianjin verhafteten Praktizierenden noch nicht freigelassen worden waren.

Gegen 21:00 Uhr am 25. April 1999 wurden die Probleme gelöst und alle verließen den Ort

Gegen 21:00 Uhr war es bereits dunkel. Die Praktizierenden, die in Zhongnanhai appellierten, waren den ganzen Tag lang dort gewesen. Jedoch hatten alle geduldig gewartet. Die Polizei kam heraus und sagte: „Euer Problem ist gelöst. Beamte aus Tianjin lassen die Praktizierenden frei.” Die Praktizierenden in Zhongnanhai waren sich jedoch nicht sicher, ob das wahr oder nur eine Methode der Polizei war, um alle zu vertreiben. Deshalb warteten sie noch ab.

Bald kam von den Praktizierenden am Westtor von Zhongnanhai die Nachricht: „Die in Tianjin verhafteten Praktizierenden sind freigelassen worden. Außerdem sind zwei weitere Forderungen besprochen worden.” Dann verließen die Praktizierenden den Ort. Diejenigen, die mit dem Fahrrad gekommen waren, gingen zu ihren Rädern. Diejenigen, die mit dem Bus gekommen waren, gingen zu den Bushaltestellen. 10.000 Praktizierende verließen in weniger als einer Stunde ruhig den Platz. Herr Xu ging als letzter. Als er wegging, bemerkte er, dass all die Mülleimer voll waren. Es lag keinerlei Müll auf dem Boden. Unter der Reflektion der Straßenlampen glänzte der Boden und war sogar noch sauberer, als wenn er gefegt worden wäre. Obwohl über 10.000 Praktizierende einen ganzen Tag lang dort gewesen waren, war die Straße makellos sauber, nachdem sie gegangen waren.

Auf dem Weg zur Busstation hörte Herr Xu, wie vier Polizisten vor ihm über die Praktizierenden sprachen. Einer von ihnen sagte in einem bewundernden Ton: „Schau dir die an, die Falun Gong praktizieren!“

Danach hörte Herr Xu, dass die hochrangigen Beamten des Regimes sagten, dass Falun Gong-Praktizierende hochdiszipliniert und sogar noch besser seien als gut ausgebildete Truppen.

Gegen 23:00 Uhr am 25. April 1999 kehrte Herr Xu wieder sicher nach Hause zurück

Gegen 23:00 Uhr war Herr Xu schließlich wieder zu Hause. Er dachte an die Dinge, die gelöst worden waren, und war darüber sehr froh. Er ging rasch zu Bett, weil er am nächsten Tag Unterricht hatte.

Vor dem 20. Juli 1999, als die Verfolgung anfing

Am Montag, den 26. April 1999 ging Herr Xu wie gewöhnlich zum Unterricht. Er fand, dass der Appell in Zhongnanhai ähnlich war wie die Aufklärung der wahren Umstände in der Vergangenheit gegenüber Fernsehstationen, oder das Schreiben von Informationsbriefen an die verschiedenen Ebenen der Regierung – nur in einer anderen Form. Jedoch, die Entwicklung in den darauf folgenden zwölf Jahren zeigt, dass die Wirkung des friedlichen Appellierens der 10.000 Falun Gong-Praktizierenden am 25. April 1999 in Zhongnanhai weit über die damalige Vorstellungskraft von Herrn Xu hinausging.

Die ausländischen Medien weltweit berichteten als erste über den friedlichen Appell und sprachen von den Falun Gong-Praktizierenden in den höchsten Tönen, ebenso wie der Premier Zhu.

Gleichzeitig jedoch bereitete die KPCh insgeheim die Verfolgung von Falun Gong vor. Im Juni kamen ein paar neue Leute zu dem Übungsplatz von Herrn Xu und sagten, dass sie Praktizierende aus anderen Städten seien und dass sie sich mit den Betreuern des Übungsplatzes über ihre Kultivierungserfahrungen austauschen wollten. Manche sagten, dass sie seit einigen Jahren Falun Gong praktizieren würden, doch bei der zweiten Übung konnten sie nicht bis zum Ende durchhalten. Dies geschah nicht nur an einem Übungsplatz. An den verschiedenen Übungsplätzen in Peking und überall im ganzen Land tauchten viele neue Gesichter auf.

Währenddessen sprachen Ministerialbeamte der Tsinghua Universität mit den Studenten, die Falun Gong praktizierten. Sie sagten den Studenten, dass sie sich aus der Politik heraushalten sollten. Manchmal, wenn Praktizierende zu den Wohnungen anderer Praktizierender gingen, um ihre Kultivierungserfahrungen auszutauschen, folgten ihnen Zivilpolizisten.

Von April bis Juli 1999 erstellte die Tsinghua Universität eine Rangliste mit den Namen von Falun Gong praktizierenden Hochschullehrern gemäß ihrer Einflussstärke und führte dann bei den ersten zehn der Liste eine detaillierte Untersuchung durch. Die Untersuchung umfasste Punkte der moralischen Qualität und des Arbeitserfolgs nach Einschätzung von Kollegen und Studenten. Das Ergebnis zeigte, dass alle zehn Praktizierenden ausgezeichnete Hochschullehrer waren. Herr Xu war einer von ihnen. In der Beurteilung von Herrn Xu hieß es von einem Beamten: „Wenn alle Lehrer so gut wären wie Herr Xu Yin, dann wäre unsere Universität sicherlich die führende.“

Obwohl an der Oberfläche noch alles normal aussah, hatten die Menschen durch die oben genannten Ereignisse das Gefühl, dass ein aufkommender Wind den folgenden Sturm ankündigte.

Nach Beginn der Verfolgung am 20. Juli 1999: Herr Xu wird verfolgt, gefoltert und gezwungen, sein Zuhause zu verlassen

Die Verfolgung von Falun Gong fing im Juli 1999 an und führte dazu, dass viele Akademiker verhaftet, gefoltert und gezwungen wurden, ihr Heim zu verlassen. Herr Xu war einer von ihnen.

Herr Xu war ein angesehener Professor im Tiefbauministerium. Mehrere seiner Artikel wurden in internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht und seine Beiträge zum Fortschritt im Bauwesen gewannen mehrere akademische Auszeichnungen auf nationaler Ebene. Mehrmals erhielt er die Titel „Fortschrittlicher Angestellter” und „Hervorragender junger Lehrer”. Bevor Herr Xu im Jahre 2006 in einem Zwangsarbeitslager inhaftiert wurde, zählte er in der Endsemesterbewertung in drei aufeinander folgenden Jahren zu den besten 5 % der Fakultät. Viele Studenten und Professoren an der Tsinghua Universität hatten vor ihm großen Respekt.

Von März 2006 bis März 2008 wurde Herr Xu zur Zwangsarbeit genötigt. Er befand sich in der Abteilung Nr. 1 des Tuanhe Zwangsarbeitslagers in Peking. Dort kam er für acht Monate in eine Einzelzelle, in der er 18 bis 19 Stunden am Tag mit dem Gesicht zur Wand still auf einem kleinen Hocker sitzen musste. Wenn er sich ein kleines bisschen bewegte, beschimpften ihn die Wärter und schlugen und traten ihn heftig.

Folterabbildung: Bestrafung durch Sitzen auf einem Plastikhocker in einer Position über lange Zeiträume hinweg, wobei der Praktizierende von Häftlingen überwacht wird. Manchmal können die Praktizierenden kaum aufrecht sitzen. Manche bekommen Blutergüsse an ihrem Gesäß. Die Stuhlkante verursacht Blutergüsse und offene Wunden.

Durch das lange Sitzen in einer Position auf einem Plastikhocker bekam Herr Xu Blutergüsse an seinem Gesäß. Er durfte täglich nur für kurze Zeit schlafen. Doch selbst in dieser kurzen Zeit störten ihn die Wärter oft und weckten ihn auf. Dadurch war er körperlich und geistig erschöpft und angeschlagen. Die Wärter wechselten sich dabei ab, ihn einer Gehirnwäsche zu unterziehen. Zur gleichen Zeit beschränkten oder verboten sie seinen Kontakt zu seiner Familie und erlaubten ihm nicht, zu baden oder Lebensmittel zu kaufen. Die Wärter folterten Herrn Xu oft körperlich und geistig und sie zwangen ihn, seine Kleidung auszuziehen, um ihn dadurch zu demütigen.

Die Verfolgung verursachte bei Herrn Xu körperlich und geistig enorm großen Schaden. Bei jedem kleinen Wetterumschwung erkältete er sich und hatte Fieber. Oft litt er unter Brustschmerzen und Herzklopfen und sein ganzer Körper schmerzte. Zudem wurde sein Haar weiß. Aufgrund der Sitzfolter hat er bis heute Lendenschmerzen.

Nachdem Herr Xu im März 2008 entlassen worden war, schikanierte ihn die Polizei auch weiterhin. Im August desselben Jahres flüchtete er mit seiner Familie in die USA.

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Im Rückblick auf den Appell vom 25. April sagt Herr Xu Yin: „Der friedliche Appell der 10.000 Praktizierenden bot dem kommunistischen Regime in der Tat eine Gelegenheit. Wenn das Regime einen anderen Weg gewählt hätte, würden die Dinge in China ganz anders aussehen. Wenn sich immer mehr Menschen dem Guten zuwenden würden, wie viele Vorteile würden sie der Gesellschaft bringen!”

Herr Xu ist nach wie vor überzeugt, dass seine Teilnahme an dem Appell an jenem Tag richtig war. So wie er es bisher tat, wird er sich auch weiterhin gegen die Verfolgung von Falun Gong einsetzen