Die Ethik des Gehorsams

(Minghui.de) Im Februar 1992, zwei Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer, wurde der ehemalige ostdeutsche Grenzwachmann Ingo Heinrich verurteilt, weil er einen jungen Mann namens Chris Gueffroy getötet hatte, als dieser versuchte, nach West-Berlin in die Freiheit zu fliehen. Chris Gueffroy wurde vor dem Fall der Berliner Mauer getötet, die Gerichtsverhandlung fand jedoch erst nach dem Fall der Mauer statt.

Trotz der Argumentation des Verteidigers, sein Mandant Ingo Heinrich habe lediglich den Befehl „Schießen, um zu töten“ befolgt und sei daher unschuldig, verurteilte der Richter Ingo Heinrich wegen Totschlag zu 3 1/2 Jahren Gefängnis ohne Bewährung.

Wie die Sozialpsychologie Gehorsam erklärt

Wenn eine Forderung in Form einer Anordnung erfolgt, empfinden die Menschen den Druck, der Forderung nachzukommen. Die Anordnung erfolgt vielleicht aufgrund von Festlegungen in der Gesellschaft oder durch eine Autoritätsperson. Gehorsam wird als Phänomen eines Individuums definiert, das seine Ansichten und Handlungsweisen ändert, um eine externe Forderung zu erfüllen. Jeder hat solche Erfahrungen mit Gehorsam gemacht, wie beispielsweise den Eltern oder dem Lehrer zu gehorchen, Arbeitsvorgaben oder Verkehrsregeln zu befolgen und so weiter.

Gelehrte beschäftigen sich mit der Frage, ob man gehorchen soll oder nicht, wenn die Anordnung gegen die Moral verstößt oder der Menschheit gegenüber brutal ist.

Stanley Milgram, ein Sozialpsychologe von der Yale-Universität, führte ein innovatives und kontroverses Experiment durch, um dieser Frage auf den Grund zu gehen.

40 Männern verschiedenen Alters in unterschiedlichen Berufen wurde gesagt, dass sie an einem Experiment teilnehmen würden, bei dem die Einwirkung von Bestrafung auf das Lernen erforscht werde. Es wurde gelost, wer die Lehrer und wer die Studenten sein sollten. Zwei Personen bildeten ein Team. Der „Lehrer“ sollte Fragen stellen und der „Student“ sollte diese beantworten. Im Falle einer falschen Antwort sollte der „Lehrer“ eine Taste drücken, um den „Studenten“ mit einem Elektroschock zu bestrafen.

Die „Lehrer“ saßen vor einem großen Bedienfeld mit 30 Tasten. Jede Taste entsprach einer anderen Spannung von 15 bis 450 Volt. Die „Studenten“ saßen in einem anderen Zimmer. Sie waren mit Schockplatten an ihren Armen an Stühlen gefesselt. „Studenten“ und „Lehrer“ konnten miteinander kommunizieren, einander jedoch nicht sehen.

Während des Experimentes gaben die „Lehrer“ den „Studenten“ mehrfach Elektroschocks mit einer Spannungssteigerung von 15 V für jede falsche Antwort. Als sie mit den Elektroschocks begannen, jammerten die Studenten. Als sie die Voltzahl erhöhten, schrien, fluchten und bettelten die „Studenten“. Dann schlugen sie gegen die Tische, traten gegen die Wände und fielen schließlich in Ohnmacht. Während der Experimente wurden alle „Lehrer“ gedrängt, damit fortzufahren, die Studenten mit Elektroschocks zu bestrafen. Man sagte ihnen, dass die gesamte Verantwortung und Haftung beim Leiter des Experimentes liegen würde und nicht bei den „Lehrern“.

Immer, wenn ein „Lehrer“ den Wunsch äußerte, das Experiment zu beenden, bekam er eine Reihe verbaler Anordnungen vom Leiter des Experiments:

Bitte weitermachen!

Das Experiment erfordert, dass Sie weitermachen.

Es ist absolut notwendig, dass Sie weitermachen.

Sie haben keine andere Wahl, Sie müssen weitermachen.

Wenn der „Lehrer“ nach diesen vier aufeinanderfolgenden Anweisungen das Experiment immer noch beenden wollte, wurde es gestoppt. Ansonsten wurde es erst gestoppt, nachdem der „Lehrer“ 3-mal in Folge die maximale Spannung von 450 V verabreicht hatte.

65 % aller „Lehrer“ befolgten die Anweisungen des Leiters des Experimentes. Obwohl sie die Schreie und das Flehen der „Studenten“ hörten, erhöhten sie die Spannung bis zum Maximum auf 450 Volt.

In Wirklichkeit erhielten die „Studenten“ keine Elektroschocks. Sie waren „eingeweiht“ und arbeiteten mit dem Leiter des Experiments zusammen, um das Verhalten der „Lehrer“ zu studieren. Die Laute wie Stöhnen, Rufe, Schreien, Schlagen und Treten waren aufgezeichnete Sound-Effekte. Die „Lehrer“ wussten nichts davon und glaubten, dass die „Studenten“ tatsächlich Elektroschocks bekamen.

Die „Lehrer“ waren anschließend psychisch sehr mitgenommen und hatten lange Zeit Schuldgefühle, weil sie Fremden Elektroschocks verabreicht hatten. Obwohl Professor Milgram viele Erklärungen hinsichtlich seines Experimentes anbot, gab es viele Kritiken.

Dies lehrt uns, dass man bei Vergehen, unabhängig ob sie aus Gehorsam oder aus eigener Initiative begangen werden, zu einem späteren Zeitpunkt dafür Vergeltung erfährt. Dies gilt selbst für „virtuelle“ Experimente.

Einblicke auf Fälle aus dem wirklichen Leben

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in den Nürnberger Prozessen entschieden, dass unmoralische Handlungen nicht zu verzeihen seien, nur weil sie auf Befehle von Oben ausgeführt wurden.

Die Krankenschwestern in den Nazi-Krankenhäusern behaupteten, dass sie einfach nur Befehle ausgeführt hätten; dennoch wurden sie verurteilt zum Tod durch den Strang.

Während der über 10-jährigen Verfolgung von Falun Gong in China wussten viele Polizisten, dass es falsch war, den Falun Gong-Praktizierenden diese Grausamkeiten zuzufügen, aber sie „befolgten Befehle“. Sie führten gegen ihr Gewissen bösartige Handlungen aus und können der Gerechtigkeit nicht einfach entkommen, weil sie nur „Befehle befolgten“. Sie werden alle, ohne Ausnahme, früher oder später Vergeltung erfahren.

Im Fall Heinrich sagte Richter Theodor Seidel: „Nicht alles, was gesetzlich ist, ist richtig.“ „Am Ende des 20. Jahrhunderts… hat niemand das Recht, sein Gewissen zu ignorieren, wenn es im Namen der Machtstruktur zum Töten von Menschen kommt“, sagte Seidel. (1)

Wenn es einen Konflikt zwischen dem Gesetz und dem Gewissen gibt, sollte Ihr Gewissen das höhere Prinzip sein. Ein Polizist ist zuerst ein Mensch, dann ein Polizist. Den Befehl „Schießen, um zu töten“ auszuführen, das Opfer dann mit der Kugel zu verfehlen, ist eine gütige und aufrichtige Tat.

Das amerikanische Militär fordert bedingungslosen Gehorsam von seinen Soldaten. Doch an der West Point Militärakademie werden Lektionen in Moral gegeben, um den Kadetten moralische Instinkte für den Einsatz im Kampf zu vermitteln. (2)

Der blinde Gehorsam von Ingo Heinrich führte ihn ins Gefängnis. Der blinde Gehorsam von Liu Chuanxin, dem Leiter des Büros für öffentliche Sicherheit, führte ihn zum Selbstmord. Der blinde Gehorsam der Nazi-Krankenschwestern führte sie zum Tod durch den Strang.

Historische Fälle beweisen, dass diejenigen, die gegen ihr Gewissen blindlings Befehlen gehorchen, zur Verantwortung gezogen werden. Den Befehlen der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) hinsichtlich der Verfolgung von Falun Gong zu gehorchen, ist ein Verbrechen. Wir hoffen für ihre eigene bessere Zukunft, dass sie an einer höheren Moral festhalten können, wenn sie unmoralische und rechtswidrige Befehle erhalten.

1. Wie am 21. Januar 1992 in der Chicago Tribune berichtet: http://articles.chicagotribune.com/1992-01-21 /news/9201060750_1_chris-gueffroy-Richter-theodor-seidel-ingo-heinrich

2. „Lektionen in Moral in West Point“ in den BBC-Nachrichten am 18. September 2010: http://news.bbc.Mit.uk/2/hi/programmes/from_our_own_correspondent /9006784.stm