Zeugin: Der Vorfall 1999 in Tianjin deutet auf vorsätzliche Verfolgung von Falun Gong hin

(Minghui.de) Linda Liang aus Melbourne in Australien erlebte persönlich den friedlichen Appell am 25. April 1999. Es folgt ihr Bericht über jenen Tag.

Polizisten in der Stadt Tianjin drängen die Falun Gong-Praktizierenden, nach Peking zu fahren

Am 11. April 1999 veröffentlichte He Zuoxiu einen Artikel in einem offiziellen Magazin der Pädagogischen Hochschule der allgemeinen Universität Tianjin mit dem Titel „Ich bin nicht dafür, dass junge Menschen Qi Gong praktizieren“. Er ist der Schwager von Luo Gan, einem hochrangigen Funktionär, der sich aktiv an der Verfolgung von Falun Gong beteiligte. In diesem Artikel zitierte He einen Fall, der auf betrügerische Weise Falun Gong verunglimpfte. Bereits 1998 war dieser Fall im Fernsehsender Beijing erwähnt worden und hatte sich dann als falsch erwiesen.

In den Richtlinien zur Handhabung von Publikationen heißt es ganz klar, wenn Fehlinformationen in Zeitungen oder Journalen veröffentlicht werden und diese den Rechten einer Person oder juristischen Person schaden, hat die betreffende Partei das Recht, eine öffentliche Entschuldigung zu fordern oder eine Anklage einzureichen. Ab dem 18. April fingen die Praktizierenden an, in die Pädagogische Hochschule Tianjin zu gehen, um zu erklären, was Falun Gong eigentlich ist. Sie hofften, dass dadurch die Redaktion eine Korrektur bringen würde.

Linda ging von ihrer Hochschule, der Universität für Wissenschaft und Technik Tianjin, aus zur Pädagogischen Hochschule Tianjin.

Die Pädagogische Hochschule war voller Praktizierender, es waren Alte und Junge, Männer und Frauen da, die entweder still dastanden oder Bücher lasen.

„Ich erinnere mich, dass es an jenem Tag sehr warm war. Einige Praktizierende waren seit dem 18. April dort und standen seit vier Tagen dort. Die Pädagogische Hochschule war friedlich und ruhig.”

Als das Redaktionsbüro über Falun Gong in Kenntnis gesetzt wurde und gerade eine Richtigstellung veröffentlichen wollte, setzte das Büro für öffentliche Sicherheit Tianjin am 23. und 24. April Bereitschaftspolizei ein, um die Praktizierenden zu verprügeln und zu entfernen. 45 Praktizierende wurden festgenommen. Linda erinnert sich: „Am 23. um 17:00 Uhr verkündeten Polizisten des Büros für öffentliche Sicherheit Heping, dass die Versammlung rechtswidrig sei. Um 20:00 Uhr kamen ungefähr 300 Polizisten an. Zwei Praktizierende ganz vorne wurden weggezerrt und verprügelt. Einige Praktizierende wurden in Polizeiautos geladen.“

Einige Praktizierende forderten von der Polizei, dass die Festgenommenen freigelassen werden, doch die Stadtregierung Tianjin erklärte, dass sie ohne Zustimmung der Pekinger Behörde für öffentliche Sicherheit dies nicht tun könne. Das Appellationsbüro der Regierung in Tianjin sagte auch zu den Praktizierenden, dass die Verhaftung von der Zentralregierung angeordnet worden sei und die Praktizierenden zum staatlichen Appellationsbüro gehen müssten, um ihre Meinung kundzutun.

Am 25. April 1999 gingen ungefähr 10.000 Praktizierende zum Appellationsbüro in Peking. Dieses Ereignis wurde später von den Sprachrohren der Kommunistischen Partei Chinas als „Falun Gongs Angriff auf die Zentralregierung“ bezeichnet und als Ausrede benutzt, um die landesweite Verfolgung von Falun Gong am 20. Juli 1999 anzufangen.

Nach dem 25. April sagte der Parteisekretär in Lindas Fakultät zu ihr, dass sie aus der Partei entfernt werde und einen „Ideologiebericht“ schreiben müsse, wenn sie weiterhin Falun Gong praktiziere. Bevor der Sekretär ging, sagte er noch zu Linda: „Ich glaube, dass Sie, ganz egal, was sein wird, in zwei Monaten mit dem Praktizieren aufgehört haben.“ Erst als die Verfolgung am 20. Juli anfing, verstand sie, was er gemeint hatte.

In den neun Jahren nach 1999 verbrachte sie nicht viel Zeit zusammen mit ihrem Mann, der auch ein Falun Gong-Praktizierender ist. Sie zogen in drei verschiedene Städte und verloren viermal ihre Arbeit. Sie erlebten den Tod von fünf Praktizierenden, nachdem diese wegen ihres Glaubens gefoltert wurden. Viele Praktizierende wurden so lange verprügelt, bis sie körperlich behindert waren und noch viel mehr wurden eingesperrt. Die gesamte Familie von Lindas Schwager praktizierte Falun Gong. Acht Personen aus dieser Familie waren im Gefängnis, so dass ein alter Mann und zwei Kinder zu Hause allein zurückblieben.

„2004 wurde mein Schwager in der Inneren Mongolei in ein Gefängnis gesperrt. Er wurde ganz schlimm gequält, bis seine Augen so dehydriert waren, dass sie fast herausfielen. Das Gefängnis musste ihn entlassen.“ Linda besuchte danach ihren Schwager. Er lebte in einer Hütte, die völlig leer war.

Im Juli 2008 zogen Linda und ihre Familie nach Melbourne und beendeten so ihr obdachloses Leben in China. Sie fingen wieder an zu praktizieren und haben nun die Freiheit zu glauben, was sie möchten, so wie das in den meisten Ländern auf der Welt der Fall ist.