„Schließung“ der Zwangsarbeitslager entbindet nicht von der Verantwortung (Fotos)

(Minghui.org) Chinesische Beamte gaben öffentlich ihre Entscheidung bekannt, am 7. Januar 2013 das berüchtigte Zwangsarbeitslagersystem abzuschaffen, so ein Bericht von Amnesty International vom Dezember. Das System der „Umerziehung durch Arbeit“, wie es von den Behörden genannt wird, besteht seit fast sechs Jahrzehnten. Der Name ist irreführend, einfach und klar ausgedrückt, sind es Zwangsarbeitslager, in denen Folter und Gehirnwäsche genauso zum Alltag gehören wie die massiven Überstunden und die gefährlichen Arbeitsbedingungen.

Das Zwangsarbeitslagersystem ist als „geschlossen“ deklariert worden, doch die Verletzungen und Qualen, welche das System Millionen zugefügt hat, insbesondere bei Falun Gong Praktizierenden, verursachen unabsehbare Langzeitfolgen.

Die Rechenschaftspflicht für die Verbrechen, die in den Zwangsarbeitslagern begangen worden waren, wird mit der „Schließung“ nicht verschwinden. Ob nun neue Arten von Misshandlungen über die Opfer kommen werden, ist eine noch zu beantwortende Frage.

Während die Gefängniswärter und die Beamten des Lagers verantwortlich für ihre Verbrechen sind, sind auch jene, die die Befehle gaben und die Verfolgungspolitik einführten, ebenfalls rechenschaftspflichtig, wenn nicht noch mehr für die begangenen Gräueltaten.

Todesfälle bei Praktizierenden aufgrund von Folter in Arbeitslagern

In einem kürzlich veröffentlichten Bericht von Minghui starben bis Dezember 2013 mindestens 3.653 Praktizierende während sie inhaftiert waren. Davon waren 714 Praktizierende vor ihrem Tod in unterschiedlichen Arbeitslagern inhaftiert. Bei mindestens 127 Zwangsarbeitslagern wurde festgestellt, dass sie in die Ermordung der Praktizierenden involviert sind. Hier eine Tabelle mit den Top 10 bezüglich der Anzahl bekannter verschuldeter Todesfälle an Praktizierenden durch die Arbeitslager:

Anzahl der Todesfälle -  Name des Arbeitslagers - Stadt - Provinz

  • 37 Chaoyanggou Arbeitslager Changchun Jilin
  • 34 Masanjia Arbeitslager Shenyang Liaoning
  • 32 Changlinzi Arbeitslager Harbin Heliogjiang
  • 28 Wangcun Arbeitslager Zibo Shandong
  • 25 Heizuizi Arbeitslager Changchun Jilin
  • 23 Yinmahe Arbeitslager Jiutai Jilin
  • 21 Gaoyang Arbeitslager Baoding Hebei
  • 19 Baimalong Arbeitslager Zhuzhou Hunan
  • 18 Dalian Arbeitslager Dalian Liaoning
  • 17 Nanmusi Arbeitslager Zizhong Sichuan

Die zehn tödlichsten Arbeitslager (bezüglich der Anzahl bekannter verschuldeter Todesfälle bei Falun Gong Praktizierenden)

Von der Gewalt in vielen Arbeitslagern wurde bisher nicht berichtet. Einerseits ist das teils auf die Informationsblockade und die Drohungen durch die Beamten zurückzuführen, anderseits weil die Opfer sich an den Horror nicht wieder erinnern können oder wollen. Aber von den Fällen, die über verschiedene Quellen bekannt geworden sind, kann ein flüchtiger Blick auf das Grauen der schwerwiegenden Folter erhascht werden.

Frau Gao Rongrong war Buchhalterin im Institut der Schönen Künste Luxun der Stadt Shenyang in der Provinz Liaoning und war im Jahr 2003 aufgrund ihres Glaubens an Falun Gong verhaftet und in das Longshan Arbeitslager gebracht worden. Wärter schockten sie im April 2004 während 6 aufeinanderfolgenden Stunden mit Elektroschockstäben im Gesicht. Blasen, Blut und Eiter bedeckte ihr Gesicht. Frau Gaos Gesicht wurde entstellt. Sie war erst 36 Jahre alt.

Frau Gao Rongrong war Buchhalterin im Institut der Schönen Künste Luxun der Stadt Shenyang, Provinz Liaoning.

 

 7. Mai 2004: Frau Gaos Gesicht ist von Brandwunden übersät, die von Elektroschockstäben verursacht wurden. Das Bild wurde 10 Tage nach der Folter aufgenommen.

Frau Gao hatte seit August 2004 Blut im Urin und Schwierigkeiten etwas zu essen. Sie befand sich am Rande des Todes. Das Büro für Justiz in Shenyang, die vorstehende Instanz über das Longshan Arbeitslager, verweigerte eine Freilassung, trotz der wiederholten Warnungen des Arztes über Frau Gaos körperliche Verfassung.

Falun Gong Praktizierende konnten sie erfolgreich im Oktober 2004 befreien. Doch die Polizei und die lokalen Beamten fanden sie schon bald darauf wieder und brachten sie im März 2005 in das Masanjia Arbeitslager. Das Masanjia Arbeitslager sandte sie am 6. Juni 2005 in ein Krankenhaus.

Frau Gao verstarb am 16. Juni 2005 im Alter von 37 Jahren. Gemäß dem Krankenhaus war sie bereits bei der Ankunft in einem kritischen Zustand.

Die Verletzungen bleiben

Herr Gao Ke, ein Grundschullehrer in Harbin, Provinz Heilongjiang wurde dreizehn Mal wegen des Praktizierens von Falun Gong verhaftet. Davon war er fünf Mal in Arbeitslager inhaftiert. Nachdem er von der Schließung der Arbeitslager hörte, sagte er: „Auch wenn die Lager nicht mehr funktionieren, die körperlichen und psychischen Schäden, die sie mir antaten, bestehen weiterhin.“

Herr Gao Ke, ein Grundschullehrer in Harbin, Provinz Heilongjiang

Unabhängige Berichte haben ebenfalls die Existenz von Folter und deren Schweregrad in Arbeitslagern bestätigt. Im April 3013 veröffentlichte das Lens Magazin in China einen 14-seitigen Bericht über das Masanjia Arbeitslager. Der 20.000 Worte umfassende Bericht basierte auf Interviews, die mit circa 20 früheren Inhaftierten geführt worden waren. Sie erlitten Zwangsarbeit wie auch zahlreiche Foltermethoden, wie zum Beispiel die Tigerbank, das Totenbett und Einzelhaft.

Foltermethoden in geheimen Gefängnissen: Tigerbank, heftiges Schlagen, Totenbett (auch ´Streckbett` oder ´fünf Pferde spalten den Körper` genannt), Elektroschocks, an Handschellen aufhängen, Zwangsernährung, Eisenstuhl, Injektionen mit unbekannten Drogen.

„Schließung“ der Arbeitslager hat nicht dieselbe Bedeutung wie das „Ende der Verfolgung“

Arbeitslager arbeiten nicht eigenständig. Sie werden vom Justizsystem überwacht und folgen den Befehlen des Büro 610, so wie auch denen des Komitees für Politik und Recht. Die Schließung der Arbeitslager kann erst dann als ein Fortschritt bezeichnet werden, wenn die Straftäter zur Rechenschaft gezogen wurden und die Arbeitslager nicht durch andere Arten von Folter oder Misshandlung ersetzt werden. Unglücklicherweise gibt es kaum Hinweise für Schritte in diese Richtung.

Amnesty International veröffentlichte einen neuen Report über das Arbeitslagersystem am 17. Dezember. Der Report trägt den Titel: „Abschaffung der Arbeitslager ist reine Kosmetik“ und Amnesty International sagt weiter: „Die Politik, auf denen sie (die Arbeitslager) beruhten, hat sich derweil nicht geändert: eine Politik, die darauf abzielt, Menschen für ihre politischen Aktivitäten oder religiösen Überzeugungen zu bestrafen. Menschenrechtsverletzungen und Folter gehen weiter, nur auf eine etwas andere Art.“

Das Arbeitslagersystem wurzelt in einem Netzwerkboden, der aus Menschenrechtsverletzungen besteht. Solange dieser Boden bestehen bleibt, kann die Beendigung des Systems zu leicht von anderen Arten von Misshandlungen abgelöst werden, welche die Chinesen weiterhin daran hindern wird, echte Glaubensfreiheit zu erhalten, so wie im Fall von Falun Gong.

Geschichte des Systems der Arbeitslager

Das Arbeitslagersystem in China begann im Jahr 1957. Eine Folgeerscheinung der Gulags in der damaligen Sowjet Union. Um verschiedene Meinungen vor allem jene der Intellektuellen und Gelehrten mit unabhängigen Gedanken unterdrücken zu können, forderte der chinesische kommunistische Diktator Mao sie zuerst auf, ihre Meinung offen auszusprechen. Als das Komplott nach und nach offenkundig wurde, wurden 550.000 Menschen als „Intellektuelle“ klassifiziert und auf Farmen und andere ähnliche Orte in ländliche Gebiete geschickt. Was folgte war Zwangsarbeit und Gehirnwäsche.

Ein großer Prozentsatz dieser Opfer litt bis zu einem Jahrzehnt unter dieser politischen Kampagne, bis zum Ende der Kulturrevolution. Eingeschüchtert durch diesen Überfall und anderer politischen Kampagnen verloren viele Menschen ihr unabhängiges Denken und wurden dem tyrannischen System gegenüber unterwürfig.

Obschon offiziell von „Umerziehung durch Arbeit“ gesprochen wird, ist der Name irreführend. Die Hauptaufgabe ist Gehirnwäsche und das Hauptmittel die Zwangsarbeit. So ist Zwangsarbeitslager der passendere Ausdruck, um die Lager zu beschreiben. Eine Referenz zum Gulag (Zwangsarbeits-) System in der Sowjet Union kann in dem dreibändigen Buch "Der Archipel Gulag", das auf Augenzeugenberichten und auf Untersuchungen aus erster Hand basiert, gefunden werden.

Als das System in der Sowjet Union zusammen mit dem Fall des Kommunismus abgeschafft wurde, blieb es in China erhalten. Trotz der langen Haftzeiten, normalerweise in Jahren vergeben, benötigt es kein Gerichtsverfahren oder Justizverfahren, wie bei den Gefängnissen, um dort eingesperrt zu werden. Strafen in Arbeitslagern wurde oft von Beamten eingesetzt, um willkürlich Personen zu bestrafen und alle jene einzuschüchtern, die einen ähnlichen Weg zu gehen in Erwägung zogen.

Als kommunistische Beamte im Juli 1999 entschieden, Falun Gong zu verbieten, fanden sie schnell, dass das Arbeitslagersystem neben den Gefängnissen und Gehirnwäsche-Einrichtungen ideal war, um Falun Gong Praktizierende für lange Zeit wegzusperren.

Der Report von 2008 von der Kommission der Vereinigten Nationen für Internationale Religionsfreiheit (United States Commission on International Religious Freedom) besagt, dass über die Hälfte der Insassen in den Arbeitslagern Falun Gong Praktizierende waren.

Gegen Ende 2012 gab es mindestens 351 Arbeitslager in China, laut den Informationen, die vom Ministerium für Justiz in China veröffentlicht wurden.

Arbeitslager wurden oft ausgeweitet oder hinzugefügt, um je nach dem Bedarf noch mehr Inhaftierte aufnehmen zu können. Zum Beispiel wurden, nachdem die Verfolgung begonnen hatte, Praktizierende von verschiedenen Arbeitslager alle zu dem „Ersten Arbeitslager von Guangxi“ in der Stadt Nanning geschickt. Als sich die Anzahl der inhaftierten Praktizierenden erhöhte, wurde ein separates Arbeitslager, das „Guangxi Frauenarbeitslager“, am 1. Januar 2001 in Betrieb genommen, welches nur weibliche Praktizierende aufnahm. Dieses neue Lager wurde dann in eine besser ausgestatte Einrichtung verlegt, die es den Wärtern erlaubte, die weiblichen Falun Gong-Praktizierenden im Geheimeren zu foltern.

Der Report von Amnesty International vom Dezember 2013 identifizierte viele Arbeitslager, die einfach ihr Namensschild änderten, als sie, wie es hieß,  „geschlossen“ wurden. In vielen Fällen werden sie nun „Drogen Rehabilitierungszentrum“ genannt und dienen weiterhin als Orte für willkürliche Haft und Folter.

Chinesische Behörden benutzen auch immer häufiger die sogenannten „Black Jails“ illegale Gefängnisse, Drogen Rehabilitierungszentren und „Rechtliche Bildungszentren“. So haben nun diese die Stelle der „Umerziehung durch Arbeit“ eingenommen.

Das Zwangsarbeitslagersystem hat nie in einem Vakuum gearbeitet. Es war immer nur eines von vielen Werkzeugen bei der Verfolgung von Falun Gong. Dass die Verantwortlichen und Täter, die die Verbrechen in den Arbeitslagern begangen haben, zur Verantwortung gezogen werden, löst sich mit der erklärten „Schließung“ nicht einfach auf. Eine „Schließung“ kann die Verbrechen in diesen Arbeitslagern nicht auflösen.