Lernen, Nachsicht zu kultivieren

(Minghui.org) Als im Jahr 1999 die Verfolgung von Falun Gong begann, sah ich beim Fa-Lernen ein großes Schriftzeichen für „Wahrhaftigkeit” vor meinen Augen. Ich blätterte eine Seite im Buch um und sah noch ein Schriftzeichen - „Barmherzigkeit“. Ich lernte weiter und sah immer wieder „Wahrhaftigkeit” und „Barmherzigkeit”. Dies ging einige Tage lang so. Doch ich war verwirrt und fragte mich, warum ich das Schriftzeichen für „Nachsicht” nicht sehen konnte. Ich überlegte, dass ich die Nachsicht nicht gut genug kultiviert hatte. Zurückschauend erkenne ich, dass alle Dinge, die ich erlebt habe, von der Kultivierung der Nachsicht zu handeln schienen.

Nachsicht in der Familie

Als ich nach innen schaute, konnte ich nichts Falsches daran finden, gegenüber der Verfolgung intolerant zu sein. Wie könnten wir zulassen, dass unschuldige Praktizierende geschlagen werden? Der Meister sagt:

„Wenn du einen Mord oder eine Brandstiftung siehst und nicht eingreifst, dann ist das ein Problem der Xinxing, wie könnte sich sonst ein guter Mensch zeigen? Wenn du dich nicht um Mord oder Brandstiftung kümmerst, um was kümmerst du dich dann?“ (Li Hongzhi, Zhuan Falun, Lektion 9, Menschen mit großer Grundbefähigung, S. 337)

Die Tatsache, dass der Meister (Gründer von Falun Gong) verleumdet wurde, machte mich sehr traurig. Ich konnte die Feindseligkeit anderer gegenüber dem Meister nicht tolerieren und dazu schweigen. Einmal sagte ich zu meiner Familie: „Ihr könnt etwas gegen mich sagen, aber ihr könnt nichts Schlechtes über meinen Meister sagen. Ich werde das einfach nicht hinnehmen!” Oft stritt ich mit anderen über Falun Gong. Manchmal stritt ich mich sogar mit meiner Familie und hielt den Groll jahrelang aufrecht. Ich brauchte lange Zeit, um meine Familienbeziehungen wieder in Ordnung zu bringen.

Mein betagter Vater ist ein Intellektueller. Nachdem er die „Neun Kommentare über die Kommunistische Partei“ gelesen hatte, stimmte er zu, dass der Inhalt der Wahrheit entsprach. Er erkannte die bösartige Natur der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) und trat aus der Partei aus. Jedoch befürchtete er, dass Änderungen im politischen System Chaos verursachen würde. Er wusste, dass Falun Dafa gut ist und dass Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht gut sind. Aber die Existenz von Buddhas und Gottheiten bestritt er starrsinnig. Im Alter verschlechterte sich sein Hör- und Denkvermögen und es wurde schwieriger, mit ihm zu kommunizieren.

Meine Mutter, eine Falun Dafa-Praktizierende, hatte im vergangenen Jahr Gesundheitsprobleme. Mein Vater brachte sie in verschiedene Krankenhäuser zur Untersuchung und bestand darauf, dass sie im Krankenhaus blieb. Meine Mutter wollte das nicht, doch sie wollte nicht mit meinem Vater streiten. Ich war zwiegespalten, weil ich mir einerseits Sorgen darum machte, ob meine Mutter diese Prüfung gut bestehen würde, und ob andererseits mein Vater Falun Dafa missverstehen würde. Ich versuchte es mit verschiedenen Methoden, um das Vorhaben meines Vaters hinauszuzögern. Ich hoffte, dass sich meine Mutter rasch erholen würde. Jedes Mal, wenn ich sie besuchen ging, sprach ich mit meiner Mutter und zwang ihr mein Verständnis auf. Ohne es zu wissen, hatten sowohl meine Mutter als auch ich den starken Eigensinn des Strebens.

Mein Vater drängte meine Mutter weiterhin, im Krankenhaus zu bleiben, und schließlich kam es zwischen ihm und mir zu einem Streit. Er sagte: „Lehnst du ärztliche Hilfe ab, weil du die Übungen praktizierst? Du blockierst alles. Du bist der Schlüssel. Deiner Mutter geht es besser, wenn du hier bist, und sie fühlt sich krank, wenn du gegangen bist. Wenn du dich um deine Mutter sorgst, solltest du einziehen, um ihr zu helfen. Geh nicht einfach, nachdem du ein paar Worte gesagt hast.“ Obwohl ich sehr viel zu tun hatte, sagte ich: „In Ordnung, morgen bleibe ich hier.“ Mein Vater sagte: „Nicht nur einen Tag; bleibe einige Wochen, einen Monat, oder noch länger.“

Mit Groll und Ärger im Herzen ging ich nach Hause. Ich konnte nicht zur Ruhe kommen und keinen klaren Gedanken fassen. Ich stand vor dem Bild des Meisters und sah den Meister an. Plötzlich sah ich, dass Tränen aus den Augen des Meisters kamen. Ich war erschüttert und sagte rasch: „Meister, ich habe einen Fehler gemacht. Ich weiß, dass ich etwas falsch gemacht habe.“ Ich setzte mich hin und weinte, denn ich wusste, dass es meine Schuld war. Nachdem ich mich beruhigt hatte, lernte ich das Fa. Jedes Wort berührte mein Herz. Ich schaute nach innen und dachte aus der Perspektive der Kultivierung über die ganze Angelegenheit nach. Ich ließ meine Sorgen und Gefühle los und sendete aufrichtige Gedanken aus. Die Sorge meines Vaters war verständlich. Ich erkannte, dass meine Mutter als eine Praktizierende eine unabhängige Entscheidung treffen und ihren eigenen, vom Meister arrangierten Weg gehen musste.

Am darauffolgenden Tag sagte ich zu meinem Vater: „Ich verstehe deine Besorgnis vollkommen. Als Falun Dafa-Praktizierende erfahren wir durch Kultivierung die Gründe hinter der Krankheit. Deshalb tauschen Mutter und ich uns über unser Verständnis darüber aus, wie sie diese Situation handhaben sollte. Doch letztendlich ist es Mutter, die eine Entscheidung für sich selbst zu treffen hat. Ganz gleich, für was sie sich entscheidet, ich werde sie unterstützen. Ich werde mich bemühen, dabei zu helfen, für sie zu sorgen. Mach dir keine Sorgen.“

Mein Vater sah mich an und fand keine Worte. Er schien streiten zu wollen, konnte aber kein Ziel finden. Er sagte zu meiner Mutter: „Ich weiß nicht, was ich tun soll. Du musst es mir sagen.“ An jenem Abend sagten mein Vater und auch meine Mutter, dass ich nicht zu bleiben bräuchte, weil ich zu viele andere Dinge hätte, um die ich mich kümmern müsste. Das Gesundheitsproblem meiner Mutter wurde schließlich barmherzig gelöst, nachdem wir unser Verständnis darüber ausgetauscht hatten.

Nachsicht gegenüber Mitpraktizierenden entwickeln

Die Praktizierende A und ich lernten oft gemeinsam das Fa und tauschten uns über unser Verständnis aus. Als die Verfolgung anfing, ermutigten und unterstützten wir einander in schwierigen Zeiten. Wir verfolgten die Minghui-Website und lasen die berührenden Geschichten von Praktizierenden, die den Menschen dabei halfen, Falun Dafa und die Verfolgung zu verstehen. Wir stellten Informationsmaterial her und verteilten es. Manchmal gerieten wir in gefährliche Situationen, doch unter dem Schutz des Meisters geschah uns nichts.

Jahrelang tauschten sie und ich uns über das Fa aus und gingen durch dick und dünn. Nachdem wir jedoch gemeinsam nach Peking gegangen waren, um für Falun Dafa zu appellieren, wurden wir beide einer Gehirnwäsche unterzogen. Wir machten es nicht gut und kamen vom Weg ab.

Glücklicherweise half uns unser barmherziger Meister wieder zurück auf den Weg der Kultivierung. Allerdings hatten wir Konflikte. Durch unsere Eigensinne entfremdeten wir uns voneinander. Von anderen erfuhr ich, dass sie mich beschuldigte; ihre Worte wurden unter den Mitpraktizierenden verbreitet und hatten einen negativen Einfluss. Ich konnte es kaum ertragen. Obwohl ich wusste, dass ich vieles an mir verbessern musste, dachte ich an die Fehler der anderen und konnte das Gefühl nicht ablegen, ungerecht behandelt zu werden.

Überwältigt von dem Gefühl, von meinem Kultivierungsweg abgekommen zu sein, sah ich zum Himmel empor und rief den Meister um Hilfe an. Mir fiel das Fa des Meisters ein:

„Nachsicht ist der Schlüssel für die Erhöhung der Xinxing. Wut, sich ungerecht behandelt fühlen und Nachsicht üben unter Tränen gehört zur Nachsicht eines gewöhnlichen Menschen, der an Bedenken festhält. Überhaupt keine Wut entstehen lassen und sich nicht ungerecht behandelt fühlen, das ist die Nachsicht eines Kultivierenden.“ (Li Hongzhi, Was bedeutet Nachsicht, 21.01.1996, in: Essentielles für weitere Fortschritte I)

Plötzlich war mein Kopf voller Bilder von so vielen Praktizierenden, die sich der Bestätigung des Fa widmeten. Alles, was ich sehen konnte, war, wie sich die Praktizierenden trotz Schwierigkeiten opferten, um Lebewesen zu erretten. Was für großartige Kultivierende sie waren! Ich hörte auf zu weinen und erkannte meinen Mangel. Ich erkannte, wie ich es besser machen sollte. Mich störte nicht der Ton anderer, wenn sie mit mir sprachen. Ich erkannte, dass alles für meine Kultivierung und die Beseitigung der Eigensinne geschah. Innerhalb einer Sekunde verkleinerte sich der negative Gedanke, der mich störte, enorm.

Später erfuhr ich, dass es der Praktizierenden A sehr leid tat, was zwischen uns geschehen war. Zu dem Zeitpunkt war ich nicht mehr glücklich oder unglücklich über das, was geschehen war. In den letzten Jahren erkannten die Praktizierenden insgesamt die Wichtigkeit der Selbstkultivierung. Wir sahen uns mehrmals die „Fa-Erklärung an die Australischen Praktizierenden” an. Wir schauten sorgfältig nach innen und spürten, dass der Meister zu uns sprach. Ich sah die Offenheit und Standhaftigkeit der Mitpraktizierenden und meinen Egoismus und Selbstschutz.

Ich hatte Angst davor, beschuldigt und verletzt zu werden. Ich beschwerte mich und konnte die Fehler und Eigensinne anderer nicht tolerieren. Diese Einstellung hinderte mich an der Erhöhung und Kooperation. Ich sah meinen Neid und meine Beschwerden, die tief verborgen waren. Ich entschuldigte mich bei der Praktizierenden A. Wir begruben alten Groll und traten einander und uns selbst aufrichtig gegenüber. Daraus lernte ich Barmherzigkeit und Nachsicht.

Nachsicht gegenüber Kollegen

Ein neuer Mitarbeiter in meiner Arbeitsabteilung, der nicht sehr kompetent war, prahlte gerne. Er wurde zum Aufseher ernannt. Ich hatte keine hohe Meinung von ihm. Manchmal brachte ich sogar mein Missfallen darüber zum Ausdruck, dass er zum Aufseher ernannt worden war.

Wenn er im Urlaub war, wurde ich gebeten, ihn zu vertreten. Ich machte mir viele Gedanken über die Koordination und sorgte dafür, dass alles reibungslos lief. Sobald er aus dem Urlaub zurückkam, brachte er wieder alles durcheinander. Gleichzeitig bekam er die ganze Anerkennung für unsere hart erarbeiteten Leistungen. Ein anderer Kollege sagte zu mir: „Du hast alles gut arrangiert, als er weg war. Alle wussten, was sie zu tun hatten. Seit er zurück ist, funktionieren die Dinge nicht mehr.“ Die Worte gaben mein eigenes Missfallen gegenüber dem Vorgesetzten wieder. Aufgrund meines Kampfgeistes fühlte ich mich oft bitter und erschöpft.

Als eine Falun Dafa-Praktizierende wusste ich, dass der Neid mich störte und dass ich mich erhöhen musste. Andererseits war es schwierig, den Eigensinn nach Ruhm und Gewinn abzulegen. Ich hatte lange Zeit damit zu kämpfen. Ich sagte zu mir, dass ich den Neid beseitigen muss, da er ein Hindernis bei der Kultivierung und der Errettung der Menschen war. Als ich über mein Verhalten nachdachte, bemerkte ich, dass ich mit anderen in einem autoritären und unbarmherzigen Ton sprach. Bei der Arbeit und bei Projekten zur Fa-Bestätigung war ich sehr selbstbewusst. Ich war starrsinnig und zwang anderen oft meine Entscheidung auf, ohne es zu bemerken. Dieses Verhalten war die Verkörperung meines Neides.

Ich fühlte mich minderwertig. Viele meiner Eigensinne wurden durch mein anscheinend sanftes und zurückhaltendes Auftreten verdeckt. Diese Eigensinne wurden nun, da ich mutiger wurde, enthüllt. Ich erkannte, dass das Minderwertigkeits- und das Überlegenheitsgefühl zwei Seiten desselben Eigensinns waren. Ich sendete aufrichtige Gedanken aus, um den Eigensinn zu beseitigen, und berichtigte mich selbst. Ich kann sagen, dass ich mich veränderte.

Durch das Fa-Lernen, Nach-innen-Schauen und ständige Selbstkorrektur lernte ich, verständnisvoller, barmherziger und toleranter zu sein.