Zu Tode gefoltert: Unsere jüngere Schwester Gao Rongrong (Teil IV)

(Minghui.org)

Fortsetzung von Teil III (http://de.minghui.org/html/articles/2014/11/15/111516.html)

Vor zehn Jahren elektrisierten Wärter Gao Rongrong sieben Stunden lang mit elektrischen Schlagstöcken im Gesicht. Als sie schließlich damit aufhörten, hatten sich Blut und Haare mit ihrer verbrannten Haut verklebt und Gesicht und Hals waren mit Brandblasen übersät. Diese Serie greift den Horror von Frau Gaos Fall aus der Sicht ihrer Familie auf.

Frau Gao war fünf Monate lang in einer schwer bewachten Krankenhausabteilung eingesperrt, bevor sie von einer Gruppe Falun Gong-Praktizierender befreit werden konnte, nur um sechs Monate später erneut gefangen genommen zu werden. Aufgrund der ständigen Folter starb sie am 16. Juni 2005 im Alter von 37 Jahren.

Frau Gao Rongrong wurde im traurigsten Sinne ein weltbekanntes Beispiel dafür, wie die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) Falun Gong verfolgt, eine Selbstkultivierungspraktik, die auf den Prinzipien Wahrhaftigkeit-Barmherzigkeit-Nachsicht basiert. Ihr einziges „Verbrechen“ war ihr fester Glaube an Falun Gong.

Neun Jahre sind seit ihrem Tod vergangen und die Verfolgung von Falun Gong hat sich nicht verringert. Ihre beiden älteren Schwestern, die nun außerhalb Chinas leben, teilen den Schmerz der Familie mit der Öffentlichkeit, in der Hoffnung, dass noch mehr Menschen die Brutalität der Kommunistischen Partei Chinas erkennen und sich gegen diese sinnlose Verfolgung stellen.

In dieser vierteiligen Artikelserie beschreiben die Gao-Schwestern die Ereignisse zwischen dem 14. Mai 2004, dem Tag, an dem sie erfuhren, dass ihre jüngere Schwester gefoltert wird, und dem 16. Juli 2005, dem Todestag von Gao Rongrong.

Teil IV: Petition für unsere zu Unrecht inhaftierte Schwester Rongrong führt zu Belästigungen unserer Familie und schließlich zu ihrem Tod

Staatsanwaltschaft arbeitet mit dem Arbeitslager zusammen

Ein Informant sagte uns, dass eine örtliche Staatsanwaltschaft zuständig für das Arbeitslager war, in dem Rongrong festgehalten wurde. Wenn wir eine Beschwerde einreichen wollten, sollten wir sie dort einreichen.

Die Staatsanwaltschaft zu finden, war nicht einfach – in der Tat schien es uns, als wollte sie nicht gefunden werden. Wir schafften es dennoch, unsere Beschwerde einzureichen und bekamen einen Termin mit den dortigen Beamten.

Der Termin verlief jedoch ergebnislos.

Die Beamten waren mehr daran interessiert, wie wir einfachen Bürger es geschafft haben, direkt dort vorzusprechen. Sie fragten uns zum Beispiel, mit wem wir gesprochen hätten und wer uns über sie informiert hätte. Keiner von ihnen zeigte Mitgefühl oder interessierte sich für die Not unserer Schwester. Es war reine Zeitverschwendung und es wäre leichter für uns gewesen, wenn sie unsere Petition einfach so ignoriert hätten.

Wir wussten, dass einige dieser Beamten in dem Arbeitslager arbeiteten, und hatten Widerstand erwartet. Zu unserer Überraschung kehrte sich die Situation um und sie begannen uns zu verhören. Sie drohten uns und wollten unbedingt wissen, ob wir auch Falun Gong-Praktizierende seien.

Weiwei antwortete gerade heraus: „Ja, wir sind Falun Gong-Praktizierende. Wir glauben an die Prinzipien von Wahrhaftigkeit-Barmherzigkeit-Nachsicht. Ist das eine schlechte Sache?“

Der Beamte, der uns verhörte, senkte den Kopf und sagte nichts.

Als wir von dort weggingen, waren wir traurig, weil wir für Rongrong nichts erreicht hatten. Wir fragten uns auch, warum der Beamte so reagiert hatte. Waren es irgendwelche persönlichen Vorteile, oder war er nur wie zahllose Andere, die von den Lügen der KPCh betrogen wurden?

Staatsanwaltschaft der Provinz weigert sich, „Falun Gong Fälle“ anzunehmen

Da die örtliche Staatsanwaltschaft unsere Bitte ignorierte, wollten wir unsere Beschwerde bei der übergeordneten Staatsanwaltschaft vorbringen – der Staatsanwaltschaft der Provinz Liaoning. Als wir dort vorsprachen, wurden wir gleich an der Anmeldung mit der Begründung zurückgewiesen, dass sie „keine Fälle bezüglich Falun Gong“ annehmen dürften. Das überraschte uns nicht.“

Wir weigerten uns standhaft zu gehen und sagten, dass wir solange bleiben würden, bis ein netter Mitarbeiter für uns das Aufsichtsbüro der Staatsanwaltschaft informieren würde. Anschließend kam ein Beamter zu uns, der unsere Geschichte geduldig anhörte und uns erklärte, dass er „Falun Gong Fälle“ zwar nicht direkt annehmen dürfe, uns aber helfen werde, einen Weg zu finden, um dieses Hindernis zu umgehen.

Mit seiner Hilfe schafften wir es schließlich, den Fall von Rongrong bei der Staatsanwaltschaft der Provinz Liaoning für die weitere Bearbeitung zu registrieren. Später wurde die Sache an die Staatsanwaltschaft der Stadt Shenyang zurückverwiesen.

Die örtliche Staatsanwaltschaft leitet den Fall auf Provinzebene weiter

Zum Glück hatte der Beamte, mit dem wir bei der Staatsanwaltschaft von Shenyang sprachen, Verständnis für unser Anliegen. Er sagte uns, dass eine Untersuchung der Verletzungen unserer Schwester kein Problem sei. Gleichzeitig wies er uns darauf hin, dass dieser Fall größere Aufmerksamkeit erhalten würde, wenn die Untersuchungen nicht von der örtlichen Staatsanwaltschaft durchgeführt würden, denn dann würde er nur auf Stadtebene bleiben.

Er schlug vor, dass wir den Antrag anstatt bei der Staatsanwaltschaft Shenyang an die Staatsanwaltschaft der Provinz Liaoning stellen sollten, damit die dort tätigen Gutachter die Untersuchung durchführen. Der Fall wäre dann schon von Anfang an auf Provinzebene, wo er die Aufmerksamkeit bekäme, die er verdiene.

Beamter auf Provinzebene versucht den Fall zurückzuhalten

Wir durften die Staatsanwaltschaft der Provinz Liaoning nur einmal betreten – und zwar, als Qin Chunzhi, Leiter der Aufsichtsabteilung der Staatsanwaltschaft, uns in sein Büro rief.

Herr Qin machte auf uns den Eindruck eines schroffen Mannes und bei dem Gespräch in seinem Büro hielt er den größtmöglichen Abstand zu uns.

Mit dem Bild des verbrannten Gesichts von Rongrong in der Hand winkend, ermahnte er uns: „Schreiben Sie nichts von dem, was ich sage auf, verstanden? Überlassen sie Gao Rongrongs Fall mir und wenden Sie sich in dieser Sache an niemand anderen. Ich habe bereits Fälle für den stellvertretenden Bürgermeister behandelt. Sie brauchen dafür niemand anderen.“

Zu diesem Zeitpunkt verstanden wir nicht genau, was er meinte. Wir dachten, dass er zumindest irgendeine Untersuchung in Rongrongs Fall einleiten würde – für so einen mächtigen Mann wie ihn eine einfache Sache.

Zwischenzeitlich wurde Rongrong vom Zwangsarbeitslager Longshan in das allgemeine Militärkrankenhaus, danach in das Polizeikrankenhaus und später in das erste Krankenhaus der China Medical University verlegt.

Während dieser Zeit stand sie unter Überwachung des Zwangsarbeitslagers. Alles wurde formal aufgezeichnet, daher wäre eine öffentliche Untersuchung nicht schwierig gewesen.

Nach einer Zeit der Untätigkeit erkannten wir, dass Qin Chinzhi uns nur ruhig stellen wollte, damit der Fall unserer Schwester nicht bei anderen Stellen bekannt werde. Seine Vorgesetzten aus dem Komitee für Politik und Recht und dem Büro 610 hatten es so ihm befohlen. Wer war er, dass er ihnen nicht gehorchen brauchte?

Gerichtsgutachter: „Ihr seid Nazis!“

Am 1. Juli 2004 kamen vier Beamte von der Staatsanwaltschaft der Stadt Shenyang und dem Büro des Staatsanwalts der Stadt Shenyang ins Krankenhaus zu Rongrong, um ihren Fall zu untersuchen. Sie machten viele Notizen und Fotos von Rongrong.

In der Gruppe befanden sich junge Leute. Sie waren von Rongrongs Zustand schockiert und hatten großes Mitgefühl mit ihr. Eine junge Dame musste die Haare von Rongrong für ein Foto anheben, aber sie klebten an den Blasen, die sich durch die Elektroschocks an ihren Ohren und ihrem Nacken gebildet hatten.

Die junge Dame berührte sehr vorsichtig ihre Haare und sagte: „Es tut mir wirklich leid – ich hoffe, dass es nicht sehr weh getan hat! Ich muss nur ein deutliches Foto von Ihrem Nacken für die Akte machen. Nur eines.“

Nachdem sie fertig war, nahm sie ihre eigene Haarspange und steckte damit Rongrongs Haare hoch.

Ein junger Mann hielt einen Scheinwerfer, er bemühte sich sehr, ganz nahe an Rongrong heranzukommen, um die Verletzungen gut auszuleuchten, ohne dabei ihre verletzten Beine und Füße zu berühren.

Am 8. Juli 2004 lud die Staatsanwaltschaft Shenyang einige Ärzte der Staatsanwaltschaft der Provinz Liaoning ein, um die Verletzungen von Rongrong zu begutachten und Beweise zu sammeln. Sobald die Ärzte das Zimmer betraten und die weißen Punkte auf ihren Knöcheln und Händen sahen, wurden sie wütend.

Als sie dann Rongrongs verbranntes Gesicht und Nacken sahen, war es vorbei mit ihrer Beherrschung. Das war verständlich – denn man konnte kaum noch ihre Gesichtszüge erkennen. Ihre Haut schälte sich in mehreren Schichten gleichzeitig ab. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt etwas sehen konnte, ihre Augen waren nur noch kleine schmale Schlitze.

Einer der leitenden Ärzte rannte aufgebracht aus dem Zimmer und stellte den diensthabenden Polizisten auf dem Flur zur Rede.

Er rief: „Ihr seid Nazis! Folter ist ein schmutziges, heruntergekommenes Relikt aus der Kulturrevolution und nichts in unserer heutigen Gesellschaft! Wie können Sie nur so etwas machen? Und überhaupt, was könnte sie getan haben, um das zu verdienen?“

Die an der Untersuchung beteiligten Personen waren alle über die kaltblütigen, rücksichtslosen Misshandlungen entsetzt, die unserer Schwester zugefügt worden waren. Alt und Jung, Fachkundige und Unerfahrene waren wütend und aufgebracht über diese Grausamkeiten.

Nicht ein einziger glaubte, dass irgendjemand so eine grausame und ungewöhnliche Bestrafung verdient haben könnte, schon gar nicht ein guter Mensch, dessen einziges „Verbrechen“ es war, den Prinzipien von Wahrhaftigkeit-Barmherzigkeit-Nachsicht zu folgen.

Die Ärzte informierten uns: „Sobald die Untersuchungsergebnisse über die Verletzungen vorliegen, soll Rongrong nach Hause entlassen werden. Wir können sie auf keinen Fall bei diesen Verbrechern lassen, sie braucht Ruhe, um sich von diesen schweren Verletzungen zu erholen. Die Täter werden vor Gericht gestellt – eine Person so zu verletzen, dass sie entstellt ist, ist ein schweres Verbrechen, wie Vergewaltigung und kann mit dem Tod bestraft werden.“

Belästigungen während und nach der Untersuchung

Von dem Tag an, als uns die schweren Verletzungen von Rongrong bekannt wurden, wurden wir unter das wachsame Auge des Komitees für Politik und Recht und des Büros 610 gestellt. Es gab Momente, in denen es für uns sehr gefährlich war.

Es war sinnlos, bei den Regierungs- und Rechtsbehörden nach Gerechtigkeit zu suchen, denn sie hatten den Befehl, keine „Falun Gong Fälle“ anzunehmen und die Zensur der Medien verhinderte, dass sie uns unterstützen konnten.

Um uns daran zu hindern, die Untersuchungsergebnisse über Rongrongs Verletzungen zu veröffentlichen, patrouillierten die Mitarbeiter des Büros 610 und des Komitees für Politik und Recht am 1. und 2. Juli 2004 im Krankenhaus. Sie belästigten sie und hielten andere Leute davon ab, sie zu besuchen. Merkwürdigerweise passierte dies zu dem Zeitpunkt der Untersuchung durch die Staatsanwaltschaft.

Der Wärter aus dem Zwangsarbeitslager Longshan, der zur Überwachung von Rongrong eingeteilt war, zeichnete die häufigen Belästigungen gegen sie am 1. und 2. Juli 2004 auf.

Im Zuge der Untersuchung wurden wir von den Mitarbeitern Wang Hui und Liu Ge befragt. Aber sie wollten nur wissen, wie wir an die Fotos von Rongrong gekommen waren und wer sie gemacht habe.

In einer Nacht, damals hatte die Polizistin Wang Chunmei Dienst in diesem Raum, verschwanden die Röntgenaufnahmen von Rongrong auf mysteriöse Weise. Wir fanden sie schließlich in den Aktenschränken der Polizei versteckt, um vernichtet zu werden.

Sie sprachen mit Rongrong. Als sie ihnen erzählte, dass fünf andere Praktizierende im Lager Longshan auch mit Elektroschocks gefoltert wurden, ignorierten sie ihre Aussage.

Liu Ge kam mit Lu Jingchen vom Komitee für Politik und Recht und Wei Jun vom Büro 610 am nächsten Morgen wieder. Sie sagten zu Rongrong, dass „die Leiter der Stadt ihrem Fall besondere Aufmerksamkeit schenkten.“

Sie kamen am Nachmittag mit einem anderen Leiter vom Komitee, Herrn Li, zurück. Während er mit Rongrong sprach, versuchte Herr Li die Verkrustungen von ihrem Gesicht zu kratzen. Wir hielten ihn auf, und sie verließen eilig das Krankenhaus.

Liu Ge und Wang Hui kamen am Abend zum vierten Mal ins Krankenhaus und verlangten unsere persönlichen Daten. Wir weigerten uns, sie ihnen mitzuteilen und sie regten sich sehr darüber auf.

Während dieser Zeit kamen immer wieder eigenartige Leute ins Zimmer, die Rong Rongs Bett überwachten. Als wir sie fragten, wer sie seien, verschwanden sie ohne etwas zu sagen.

Von diesem Zeitpunkt an stand jeder Aspekt ihres Lebens unter ständiger Beobachtung. Wärter vom Zwangsarbeitslager Longshan hielten sich rund um die Uhr in ihrem Zimmer auf, während andere auf den Gängen des Krankenhauses patrouillierten. Sie sprachen sarkastisch mit Rongrong und machten sich über ihre Verletzungen lustig.

Jeder Besucher des Krankenhauses musste sich ausweisen. Außerdem wurde die Wohnung unserer Schwester überwacht.

Die Wärter und Polizeibeamten, die vermutlich keine Lust mehr auf die Patrouillen hatten, fragten den Arzt öfter: „Wann wird sie sterben?“

Als wir eines Nachts das Zimmer verlassen hatten, schüttelte die Polizistin Wang Chunmei unsere sehr geschwächte Schwester und schrie sie an. Von da an stand für uns fest, dass wir eine Überwachung unserer Schwester gewährleisten sollten.

Außerdem verlangte Wang von ihrem Kollegen Su Zhizhong, dass er die Verkrustungen von Rongrongs Gesicht entfernen solle – wenn wir auch nur ein bisschen später gekommen wären, hätte er es vermutlich getan.

Wir wiesen Wang darauf hin, dass wir sie anzeigen würden, wenn sie noch einmal irgendetwas unternehmen würde.

Um die Situation noch zu verschärfen, setzten Liu Bo vom Justizministerium und Li Fengshi, der leitende Wärter des Zwangsarbeitslagers Longshan, das Management des Krankenhauses unter Druck, keine medizinischen Informationen über Rongrong herauszugeben.

Rongrongs Rettung

Viele Praktizierende vor Ort sorgten sich um Rongrong und versuchten sie im Krankenhaus zu besuchen, um so still ihre Unterstützung auszudrücken.

Eine weibliche Praktizierende, die während der Abwesenheit eines Wärters ins Zimmer geschlichen kam, um Rongrong zu sehen, wollte sie nicht mehr alleine lassen, als sie sah, wie schlimm sie zugerichtet worden war.

Als der Wärter Su Zhizhong zurückkam und die Praktizierende sah, schlug er auf sie ein und beschimpfte sie. Anschließend brachte er sie ins Sicherheitsbüro des Krankenhauses. Wir wissen nicht, was mit ihr danach geschah.

Am 5. Oktober 2004 schafften es einige örtliche Praktizierende, Rongrong aus dem Krankenhaus zu befreien, in dem sie fast fünf Monate gefangen gehalten worden war.

Das Büro 610 reagierte entsprechend. Auf der Suche nach Rongrong drehten sie fast jeden Stein um. Unsere ganze Familie, sowie unsere Arbeitsumgebung spionierten sie aus, unzählige Menschen belästigten sie.

Vor der Wohnung unserer Eltern in Shenyang wurde ein Wohnmobil abgestellt, und die Spitzel blieben dort Tag und Nacht, um unsere Eltern zu überwachen. Die Nachbarn erzählten uns später, dass sie sogar jeden Tag die Post durchsucht hätten und einige sogar vor der Tür unserer Eltern Wache gehalten hätten.

Wegen unserer Sicherheit kehrten wir nie mehr nach Shenyang zurück.

Um zu verhindern, dass Rongrong ins Ausland flüchten konnte, befahlen die höchsten Funktionäre der kommunistischen Partei Jiang Zemin, Luo Gan und Zhou Yongkang – die Hauptverantwortlichen für die gesamte Verfolgung – den Behörden von Shenyang die Bildung einer Spezialeinheit für die Suche nach Rongrong.

Ein lokaler Nachrichtensender brachte diese Mitteilung: „Eine junge Frau mit Namen Gao Rongrong wurde entführt und das Justizministerium sucht im Namen ihrer Eltern nach ihr. Wenn jemand sie gesehen hat, melden Sie es bitte der Polizei. Ihre Eltern stellen für jede Information eine Belohnung in Aussicht.“

Auch die Polizeistationen, Bahnhöfe, Abteilungen für öffentlichen Verkehr und Nachbarschaftskomitees in nahegelegenen Städten und Landkreisen erhielten eine Benachrichtigung des Justizministeriums von Shenyang mit der Aufforderung, nach Rongrong Ausschau zu halten.

Letzte Verhaftung und Tod

Rongrong und die Praktizierenden, die ihr halfen, konnten sich verstecken, jedoch nicht lange. Sie wurden am 6. März 2005 gefunden und verhaftet.

Unsere Eltern erfuhren, dass sie in das berüchtigte Zwangsarbeitslager Masanjia gebracht worden war. Sie erzählten uns jedoch nichts, da sie nicht wollten, dass wir in diese Sache verwickelt würden. Dies war das vorletzte Mal, dass wir etwas von ihr hörten.

Am 16. Juni 2005 starb unsere Schwester Gao Rongrong an den Folgen der Verfolgung.

Wir wissen nicht, was ihr in den letzten drei Monaten widerfahren ist, außer, dass sie in Isolationshaft festgehalten wurde. Unsere Eltern waren viele Male am Arbeitslager, doch sie durften Rongrong niemals sehen.

Su Jing, der Leiter des Arbeitslagers, erzählte ihnen sogar, dass es Rongrong gut gehe. Als unsere Mutter darauf bestand, es mit ihren eigenen Augen zu sehen, befahl Su Jing der örtlichen Polizei, sie zu verhaften.

Wir hörten außerdem, dass Luo Gan, der frühere Leiter des Büro 610, den örtlichen Behörden befohlen hatte, den Fall diskret zu behandeln und alle Informationen über die Verfolgung, die Rongrong erlitten hatte, zu zensieren.

Zhou Yongkang, früherer Minister für öffentliche Sicherheit, kam sogar persönlich nach Shenyang, um die Verhaftung und weitere Verfolgung von Rongrong und ihren Rettern zu koordinieren.

Nach dem Tode von Rongrong übergab die Staatsanwaltschaft alle Unterlagen an das Komitee für Politik und Recht. Das Büro 610 nahm auch ihr Profil von ihrem Arbeitsplatz mit, der Akademie der Künste Luxun. Die Identität von Rongrong wurde effektiv beseitigt.

Wir durften unsere tote Schwester nicht sehen; die Behörden hatten ihren Leichnam sofort entsorgt.

Nachwort

Es war für uns nicht leicht diesen Artikel zu schreiben – bis heute lassen die Erinnerungen an diese Ereignisse den fortwährenden Schrecken, den Schmerz und den Druck wieder aufleben, den wir damals durchgemacht hatten.

Rongrong war tapfer. Sie nutzte ihren eigenen Körper, um der Welt die brutale, hässliche Wahrheit hinter dem kommunistischen Regime in China zu zeigen.

Vielleicht werden die Straftäter niemals verstehen, warum Rongrong so standhaft in ihrem Glauben war. Denn nur sehr wenige Dinge können einen Menschen bewegen, wenn er einmal seinen wahren Glauben gefunden hat.