Verlust ist der Weg nach oben
Vorgetragen auf der deutschen Fa-Konferenz 2016
(Minghui.org) Obwohl ich dieses Jahr nicht an der Konferenz zum Erfahrungsaustausch teilnehmen kann, möchte ich meinen Mitpraktizierenden dennoch von meinen Erfahrungen berichten, um einen Beitrag zur ganzheitlichen und gemeinsamen Erhöhung zu leisten.
Man muss die Mängel finden wollen, um sich erhöhen zu können
Ich habe erkannt, dass wir oft in eine Art Selbstschutz verfallen, weil der Egoismus dicht über unser wahres Ich gestülpt wurde. Man möchte sich selbst nichts Schlechtes eingestehen, und wenn, dann auch nur Dinge, die man rechtfertigen kann. Wenn der besagte Konflikt aufgetreten ist, schaut man an der Oberfläche, ob man etwas gegebenenfalls nicht richtig gemacht hat. Auch ich habe zu Beginn meiner Kultivierung so gehandelt. Wenn ich nichts Offensichtliches finden konnte, dachte ich, dass das nichts mit mir zu tun habe. Jedoch habe ich durch beständiges Lernen des Fa erkannt, dass jede Sache, die in meiner Umgebung geschieht, direkt etwas mit mir zu tun hat.
Ein Beispiel soll diesen Prozess verdeutlichen. Eines Tages half mein Mann einem Mitpraktizierenden beim Umzug. Es war das zweite Wochenende in Folge und er sagte, es würde nicht lange dauern. Ich selbst hatte mehrere Nächte nicht richtig schlafen können, weil mich meine kleinen Kinder auf Trapp hielten. Tagsüber war ich neben der Erledigung der drei Dinge damit beschäftigt, die Kinder zu hüten, die Wohnung sauber zu halten, Wäsche zu waschen, einkaufen zu gehen und Bürotätigkeiten zu erledigen.
Als ich nach ca. 4 Stunden meinen Mann anrief und mich erkundigte, wann er zurückkomme, sagte er, dass es doch noch dauern würde, weil er dem Mitpraktizierenden noch helfen wolle, die Kartons in der Wohnung zu verstauen. Als das Telefonat beendet war, stieg Wut und Ärger in mir hoch. Ich ärgerte mich darüber, dass mein Mann nicht nach Hause kam, um mich etwas zu entlasten. Dem Mitpraktizierenden warf ich vor, diese Räumarbeiten doch allein machen zu können, da er derzeit arbeitslos war.
Ein Vorwurf nach dem anderen kam mir in den Kopf. Es war derart schlimm, dass ich zu weinen begann. Ich fragte mich, warum dieser Zustand bei mir aufgetaucht war, und schaute nach innen. Oberflächlich gesehen hatte ich nichts Falsches getan. Im Gegenteil: Ich kümmerte mich doch um alles und war Tag und Nacht für meine Familie da. Bei weiterem Suchen nach Fehlern in meiner Denk- und Handlungsweise fand ich den Eigensinn des Egoismus. Ich wollte nicht alles allein machen müssen und dachte nur an mein Wohlergehen. Weil ich erschöpft war, sehnte ich mich nach Unterstützung, um selbst entspannen zu können.
Zudem erkannte ich, dass ich eine herrische Art an mir hatte und alles bestimmen wollte. Ich erkannte, dass ich meinen Mann oft herumkommandiere und eigensinnig festlege, wie die Dinge erledigt werden sollen. Dieser Eigensinn wurde durch die auftretende Situation gestört und führte dazu, dass er sich an der Oberfläche zeigte. Um mich aus dieser dichten Masse von egoistischen Gefühlen zu befreien, hielt ich mir vor Augen, dass ich mich einmal in die Position der anderen versetzen sollte.
Mein Mann half einem Mitpraktizierenden, der um Hilfe gebeten hatte – was sollte daran schlecht sein? Zudem musste er dabei schwer tragen und viel laufen. Auch dachte er bestimmt daran, dass ich erschöpft zuhause saß und auf ihn wartete oder dass ich sauer auf ihn war, weil mich meine herrische Art schon vorher öfter kontrolliert hatte. Der Mitpraktizierende wiederum hatte auch viel Mühe. Er hatte gerade noch eine Wohnung finden können, kannte in der Stadt kaum Leute, die ihm helfen konnten und hatte zudem eine schwangere Frau. Wie also konnte ich derart schlecht in Gedanken handeln?
Als ich immer wieder und wieder an die Situation der anderen dachte, wurde mein Ärger immer kleiner und kleiner. Zum Schluss war er ganz verschwunden und ich spürte eine tiefe Dankbarkeit. Mein Herz war leicht und das Lächeln auf meinem Gesicht wollte einfach nicht mehr gehen.
Hätte ich nicht sehnlich nach dem Grund meines Gemütszustandes suchen wollen, hätte ich niemals diese Eigensinne erkannt, die über lange Zeit Schwierigkeiten mit sich gebracht haben.
Ich habe erkannt, dass ich mir darüber im Klaren sein muss, dass es meine Aufgabe und mein Ziel ist, alles Schlechte in meinen Gedanken und Handlungen zu finden, um sie zu beseitigen. Das heißt, dass ich auf jeden Fall Schlechtes an mir habe und es nur finden muss. Ich brauche meine schlechten Taten nicht zu verheimlichen oder zu verstecken. Eigentlich gilt für mich als Kultivierenden auch hier ein umgedrehter Grundsatz, nämlich, dass es gerade gut ist, wenn man die schlechten Dinge in seinen Gedanken und Handlungen finden kann. Wenn ich also nichts Schlechtes bei mir finde, ist das dann nicht ein durchaus schlechter Zustand?
Verlieren, um zu gewinnen
Im Zuge des oben beschriebenen Vorfalls habe ich erleben können, wie sich die schlechten Substanzen in meinem Raumfeld aufgelöst haben. Der Schritt, in meiner Wut und meinem Ärger an die anderen zu denken, war wirklich nicht leicht gewesen. Ich wusste, dass wenn ich jetzt zuerst an die anderen denke, meine Belange nicht mehr zählen würden und ich mich nicht mehr beschweren könnte. Es mag wirklich lächerlich klingen, aber ich musste mich bewusst dazu entschließen, meine Vorteile bzw. meine Interessen loszulassen. In meinem Kopf fand ein regelrechter Kampf statt; es war ein Hin und Her zwischen Vorwürfen und Beschuldigungen und dem Wunsch, zuerst an das Wohl der anderen zu denken. Zum Schluss konnte ich es wirklich schaffen, diese schlechten Substanzen zu beseitigen.
Zu Beginn des Vorfalls schien es mir sehr schwer, meine Gefühle und meine „Notlage“ loszulassen. Die herrische Seite an mir wollte diesen Vorfall bewahren, um meinem Mann später ein schlechtes Gewissen zu bereiten und die allgemeine Lage befehlerisch zu kontrollieren. Erst als ich es geschafft hatte, durch das beständige Bewahren der Prinzipien von Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht meine Interessen loszulassen, konnte ich mich aus dem Netz der Gefühle und Eigensinne befreien und nach oben steigen.
Am darauffolgenden Tag durfte ich auf dem Übungsplatz spüren, wie der Meister Guanding bei mir machte und mir dabei half, meinen Körper weiter und weiter zu reinigen. Auch konnte ich bei der Meditationsübung den Zustand spüren, wie der Meister im Zhuan Falun beschreibt, dass man sich nicht mehr daran erinnern kann, wo seine Beine sind. Diesen Zustand hatte ich nur zu Beginn meiner Kultivierung. Dies lässt mich wissen, dass der einzige Weg zur wirklichen Erhöhung der Weg des Verlustes ist.
Wenn wir beim Nach-innen-Schauen also nichts finden, dann müssen wir uns die Frage stellen, ob wir überhaupt etwas finden wollen. Wenn wir wirklich die schlechten Dinge an uns aufspüren und beseitigen wollen, wenn wir diesen Wunsch wirklich haben, dann werden wir alles finden, was es zu beseitigen gilt.
Ich hoffe, ich konnte zur Erhöhung der Gesamtheit beitragen und wünsche mir, dass alle Dafa-Jünger, einschließlich mir, künftig wirklich alle ihre Eigensinne aufspüren und beseitigen können.
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Rubrik: Fa-Konferenzen